Von Brest zum Cap-Sizun

Die Etappe heute war ziemlich lang angelegt. Als erstes sind wir von unserem ganz hervorragenden Appartement im Zentrum kurz vor 9h aufgebrochen, um rechtzeitig zum Beladen unserer Brestoa Überfahrt nach La Fret am Hafen zu sein. Den Platz und den Weg hatten wir uns gestern schon angeschaut und so ging das alles glatt. Es wollten einige Fahrräder übersetzen und der Platz für Räder war eng, für Passagiere war noch massenweise Platz. Ich hatte das schon vor Wochen online gebucht. Die Überfahrt geht pünktlich um 9:30 los und dauert genau eine halbe Stunde. In La Fret warten schon einige mehr und viele Fahrräder, um nach Brest rüber zu kommen.

Um 10h sind wir also auf der Halbinsel Crozon, die wir nun in Richtung Osten entlang fahren. Gleich zu Anfang sind einige Steigungen zu überwinden, um in der Mitte der Halbinsel eine Zeit lang die Höhe halten zu können. Zunächst gibt es wieder einen schönen Radweg, der nur manchmal Schotter und manchmal ganz neu geteert ist. Idyllisch weiden wieder weiße Rinder, diesen hier hat man die Hörner gelassen. Nun werden die Panoramen über spektakulärer und die Strecke wird immer wieder welliger. Es sind immer nur sehr wenige Höhenmeter zu bewältigen, aber ständig geht es steil runter und dann kurz danach wieder ebenso steil hoch. Hier mal eins der Warnschilder über 10%, später gab es auch mal eins über 20%

Am Strand von Pentrez, am östlichsten Punkt der Tour, machen wir unser erstes Päuschen, in Douarnenez nochmal eins. Den Ort sieht man schon malerisch von der anderen Seite der Bucht, aber bis wir dann drin sind und über die Brücke sind noch einige Steigungen zu erklimmen.

Ab da wird es wieder einsam und wir freuen uns in Beuzec-Cap-Sizun eine geöffnete Épicerie zu finden, in der wir dann noch einmal pausieren. Außerdem gibt es ein besonderes Kirchenensemble, was ich dann doch wieder fotografiert habe, denn die vielen Kirchen auf dem Weg sehen zwar alle interessant, aber doch sehr ähnlich aus.

Nach 76 km, auf denen zahlreiche schöne Strände und Ausblicke lagen, erreichen wir unser Ziel, ein „Chambre d‘hote – La Maison blanche“ in Cléden-Cap-Sizun. Wir beziehen unser geräumiges Zimmer, in dem es aber an Ablage- und Sitzgelegenheiten fehlt. Diesmal verzichten wir auf die Dusche und machen uns mit leichtem Gepäck noch einmal mit den Rädern auf, um noch weitere knapp 8 bkm bis zum Pointe-du-Raz zu fahren und dort die zerklüfteten Küstenlinien zu sehen. Obwohl es schon bald 19h ist, sind noch einige Leute unterwegs, die in den groß angelegten Parkplätzen 8€ Parkgebühren bezahlen und dann noch ca. 2 Kilometer vor laufen müssen. Wir können mit den Rädern bis fast an die Spitze fahren.

Danach fahren wir direkt in den Radklamotten zur von unserem Gastgeber empfohlenen Créperie du Cap in Plogoff, in der wir reichlich leckere Galette zu essen und Cidre zu trinken bekommen. Allerdings müssen wir draußen auf der Terrasse Platz nehmen, da drinnen wieder alles reserviert ist. Gut, dass wir die Jacken mitgenommen haben. Über eine letzte steile Abfahrt und die anschließende Steigung erreichen wir unser Domizil nach insgesamt weiteren 16 km. Jetzt die Dusche und danach ein Gläschen Rotwein.

Damit waren wir heute insgesamt 104 km unterwegs, 12 km davon auf dem Schiff, 76 km mit Gepäck und 16 km mit leichtem Gepäck. Insgesamt sind wir dabei 1182 Höhenmeter geklettert.

Von Saint-Pol-de-Léon nach Brest

Der Tag beginnt mit einem formidablen Frühstück. Es ist für französische Verhältnisse äußerst opulent. Käse, Schinken, Ei, Müsli, Kuchen, Nutella alles dabei nicht nur Butter und Marmelade, außerdem verschiedene Säfte und Obst. Aus dem Fenster sehen wir blauen Himmel und nur ein sanftes Lüftchen bewegt die Palme vor unserem Fenster. Auch wenn unser Zimmer recht klein war, so ist das Hotel de France auf jeden Fall eine Empfehlung.

Wir verlassen Saint-Pol-de-Léon und werden wieder über kleine Straßen geleitet, kommen an Stränden und Kirchen vorbei. Die Wege sind häufig wirklich super, wenn es über kleine weiße Nebenstraßen mit der französischen Kategorie C geht. Manchmal sind auch die gelben D Straßen sehr angenehm. Die orangenen sollte man meiden. Problematisch an der Wegführung der offiziellen Radwege sind die vielen Kies- oder Schotterwege, die nur sehr langsam befahrbar sind und mit meinen 32er Grand Prix 4 seasons Continental Reifen geht das gerade, aber breiter wäre besser.

Diesmal kommen wir durch ein paar Orte, wo auch ein bisschen was los ist. In Plouescat gibt es mal wieder eine Kirche mit dem typischen durchbrochenen Turm, außerdem ein als touristische Besonderheit gekennzeichnetes Dach. Bald danach werfen wir einen letzten Blick auf den Ärmelkanal.

In Lesneven machen wir eine Pause. Es ist Markt und der ist seitens der Besucher fest in deutscher Hand. Nach einem Rundgang landen wir wieder in dem Café, in das wir zu Anfang wollten, holen uns Schokoladencroissant in der Bäckerei nebenan und können mein Telefon aufladen, was nach den ersten 35 km bei 25% Akkukapazität angekommen ist.

In Gouesnou gibt es noch einmal eine besondere Kirche zu betrachten. Unerfreuerlicher Weise wurde sie im zweiten Weltkrieg militärisch als Beobachtungsposten genutzt und es waren verschiedene Gedenksteine und Tafeln von Opfern zu sehen, die hier umgekommen sind. Auch Saint-Pol-del-Léon war Schauplatz eines schrecklichen Massakers an der Zivilbevölkerung. Auf den Wegen sieht man immer wieder Gedenkmonumente für US Streitkräfte oder Gräber von Commonwealth Opfern.

Brest erreichen wir nachmittags, ohne dass es auch nur einmal geregnet hätte. Wir beziehen ein tolles Appartement direkt in der Innenstadt. Sauber, geräumig, alles da, Räder sind im Hinterhof verwahrt. Auf unserem Spaziergang durch die Innenstadt, Fußgängerzone, Brücken und Fort schauen wir auch beim Hafen vorbei, wo wir morgen übersetzen müssen. Die Mauer des Chateau sind riesig und der Hafen von oben stellt sich wie ein riesiges Wimmelbild dar.

Das Einzugsgebiet beginnt bereits 10 km vorher, aber der Weg ins Zentrum führt über gut geführte Radwege. Alle Sehenswürdigkeiten können wir in der kurzen Zeit nicht würdigen, schon gar keine der verschiedenen Museen. Die Sonne hat auch abends noch ordentlich Kraft, als wir auf der Terrasse der gemütlichen Bar „La Gueulle du Bois“ sitzen und wieder preiswert einen Teller Wurst/Käse mit Baguette bekommen.

Insgesamt waren es 70 km mit immerhin 650 Höhenmetern, kein Regen, ein paar Wolken und nur selten und moderater Gegenwind. Auch die Temperaturen sind mit um die 20 Grad moderat.

Von Tréguier nach Saint-Pol-de-Léon

Ganz Europa stöhnt unter der Hitze; nein, nicht ganz Europa, es gibt ein Gebiet unbeugsamer Gallier, wo es weiterhin kühl ist und beharrlich regnet. Wir sind allerdings darüber auch nicht so richtig glücklich.

Nachdem es nachts so richtig stark geregnet hat, haben wir beschlossen, früh los zu gehen, denn laut Prognose ist es vormittags in Ordnung, dann wird es schlimmer und nachmittags wieder besser. Außerdem habe ich zwei Reservierungen für Fahrräder im Zug auf der Strecke Lannion – Morlaix gebucht. Die Schechtwetterzeit hoffe ich somit im Zug überbrücken zu können.

Das Hotel Rest à Flot ist eine ziemliche Bruchbude mit schlechten Zimmern und Sonntag zu, also kein Frühstück. Oben am Marktplatz gibt es Boulangerie und Cafés.

Bis nach Lannion sind es 22 km und der Himmel sieht bedrohlich aus. Es kommen immer wieder ein paar Tropfen, so dass wir die Regenjacken anziehen. Auf der Strecke ist eine kleine Kapelle, vor der sich ein Radfahrer ausruht. Zwischendrin sind ein paar Radwegpassagen eher für Mountainbike geeignet. Am Ortseingang stellen wir uns kurz unter einen Baum und richtig los geht es aber in dem Moment, in dem wir unsere Räder abschließen, um in einer Bar / Brasserie Schutz zu suchen. Kurz vor 10:45 ist es nach 21,7 km. Während wir uns bei Milchkaffee und Cola aufwärmen, ist draußen Regensturm.

Um 12h hat sich die Lage beruhigt und wir spazieren durch die Altstadt mit Flohmarkt und Fachwerkhäusern. Riesige Plastikfolien werden gerade wieder bei den Ständen abgedeckt. Unser Zug steht schon im Sackbahnhof am Gleis und wir können einsteigen und unsere Räder an den Haken hängen.

40 Minuten später steigen wir in Morlaix wieder aus und machen uns auf die zweite Etappe, wieder mit 22 km. Wir kommen an dem Gebiet der Penze vorbei. Das sieht wie eine Kraterlandschaft aus, wenn das Wasser bei Ebbe fehlt. Unterwegs begegnet uns eine große Gruppe älterer Radler, alle ohne elektrische Unterstützung. In Deutschland ein seltenes Bild.

Eine Zeit lang fahren wir dann auf einer wenig frequentierten gelben D Straße, die wir dann aber dem offiziellen Radweg folgend leider verlassen und bei immer wieder aufkommenden Regenschauern durch ziemlichen Matsch müssen. Darunter leidet unser Erscheinungsbild ein bisschen, bis wir im diesmal sehr schönen „Hotel de France“ ankommen.

Saint-Pol-de-Léon ist die Hauptstadt der Artischocken und heute ist Artischockenfest mit Umzügen und Prozessionen und vielen Heiligenbannern in den verschiedenen Kirchen. Wie in allen bisherigen Orten gibt es natürlich auch hier wieder eine imposante Kathedrale.

Das Meer ist etwa 1,5 km entfernt und wir laufen runter und wieder zurück. Unten ist nicht viel los, ein großer Standplatz für Wohnmobile und maritimes Restaurant, dafür ist es aber noch zu früh.

Danach spazieren wir noch einmal durch die schöne Altstadt und reservieren in einem etwas nobleren Restaurant „Dans la Grand Rue“ einen Tisch für zwei. Das haben wir nun gelernt, dass das in den Orten mit geringerem „gute Restaurants“ / Touristen – Verhältnis, schlau ist. Es hat sich gelohnt und anschließend gibt es noch bretonisches Bier in der Bar Café Central und wir können sehr müde ins Bett fallen.

Nachdem wir uns mit der Bahn gut 40 km erspart haben, waren wir 44 km mit dem Rad unterwegs und haben 500 Höhenmeter überwunden.

Von Saint Brieuc nach Tréguier

Unser kurzfristig gebuchtes kleines Appartement erweist sich als sehr gemütlich und wir schlafen sehr gut. Mit den paar Sachen vom Carrefour und der Bosch Kaffeemaschine bereiten wir ein kleines Frühstück. Mein Rad und die Taschen müssen wieder vom vierten Stock ins Erdgeschoss und dann brechen wir auch schon kurz nach 10h auf. Es rollt gut einen ersten kleinen Hang hinunter, um dann gleich wieder steil hoch zu müssen. Dann will Komoot auch noch abbiegen und da kapituliere ich und schiebe. Mehr als 15% müssen in der Frühe nicht sein. Oben angekommen geht es über das übliche Gewirr aus Nebenstraßen und Radwegen langsam aus der Stadt hinaus.

Die Wolken haben wir immer im Blick, bis irgendwann wieder dicke Tropfen uns davon überzeugen, wenigstens die Regenjacken anzuziehen. Es ist relativ schnell wieder vorbei und nachdem die Jacken trocken sind, konnten wir wieder tauschen. Einmal gab es einen richtig schlimmen Regenschauer, wir konnten unter ein paar Bäumen trockenen Unterschlupf finden und nach wenigen Minuten war es wieder vorbei. Der Regen war heute also nicht die große Herausforderung, denn das war neben den vielen kleinen Steigungen der Wind oder besser Sturm. Auf ebener Strecke schneller als 15 km/h voran zu kommen, war ziemlich aussichtslos. So ging es nur sehr langsam voran.

Die Strecke selbst führt ab und zu an das Wasser des Ärmelkanals herunter, aber oft über schöne Wege und schönes Hinterland ohne besondere Ausblicke. Dazu müssen wir dann ab und zu den Schildern zu einem besonderen Aussichtspunkt folgen, die dann auch immer spektakulär sind, aber entsprechend zusätzliche Stecke von uns abfordern.

So kommen wir an verschiedenen schönen Stränden vorbei. Der Strand Bonaparte mit dem Hinkelstein, der aber von US Air Force Mitarbeitern gesetzt wurde, ist besonders eindrucksvoll. Wir pausieren bei einer kleinen Kapelle in einem urigen kleinen Café (La Roulotte Fish and Chips) mit Épicerie, direkt gegenüber der sehr eindrucksvollen Église Saint Loup. Dort halten wir uns eine Zeit lang auf, um uns, das Telefon und die Powerbank wieder mit Energie zu versorgen.

Auch wenn wir nicht direkten Meeresblick haben ist das alles landschaftlich sehr schön, insbesondere die vielen riesigen Hortensien machen das Straßenbild sehr bunt.

Irgendwann wird die Streckenführung äußerst abenteuerlich, Single-Trails für das normale Fahrrad na ja ok, aber dann kamen auch noch ein paar Treppen mit Tragepassage. Aber unten angekommen, wussten wir warum. Der Ausblick auf die Abtei Beauport war schon was sehr besonderes. Wir teilen uns den „Radweg“ mit einigen Fußgängern.

Es war dann aber größtenteils recht mühsam, die Windböen am schönen und belebten Hafen von Paimpol waren ziemlich extrem und dann geht es eben mit einem Durchschnitt von etwa 12 km/h bis zum Ziel.

Nach fast sieben Stunden erreichen wir Tréguier. Unser Hotel liegt unten am Ufer des Fjords, des oder der Jaudy und auf dem Weg nach oben zur Kathedrale, die auch wieder für ein doch relativ kleines Städtchen ziemlich großartig ist, sind einige der typischen Fachwerkhäuser zu sehen. Manche in hervorragendem Zustand, andere eher desolat. So war das auch schon Saint Brieuc.

Es ist Samstag Abend und die gut bewerteten Restaurants sind leider ausgebucht. Im sehr gut bewerteten „La Table du Marché“ bietet uns die Dame an, gleich zu essen (um 19h), dann haben wir den Tisch bis 20:30. Das klappt und hat sich gelohnt.

Lediglich 72 km sind wir heute geradelt, aber die vielen kleinen und steilen Anstiege haben uns 900 Höhenmeter abverlangt.

Von Dinan nach Saint Brieuc

Nachts hat es geregnet und der Himmel verspricht nichts gutes. Das Frühstück ist freundlicherweise im Preis enthalten, obwohl so eigentlich gar nicht gebucht. Wie gesagt, der Gastgeber ist sehr nett zu uns. Es gibt Marmelade und Butter zu Baguette, Croissant, Pain du chocolat. Zuerst versuchen wir mit Googles Hilfe den Intersport zu finden, der auf der Web-Seite behauptet, auch Garmin zu verkaufen. Und wieder kann ich nur die Warnung aussprechen: glaubt Google nicht beim Rad-Navigieren. Wir fahren durch eine psychologische Klinik, landen an einem undurchdringlichen Tor, fahren über einen Feldweg, um dann wenige hundert Meter vom Hotel auf der Autostraße zu landen. Einige Höhenmeter, Körner und etwas Gelassenheit werden damit schon früh verbraucht. Intersport erweist sich ebenso als wenig gut sortiert.

Fortan muss das Telefon per Komoot führen. Das macht es eigentlich gut, aber der Akku ist hierbei die Schwachstelle. Wir kommen wieder über schöne Nebenstrecken, allerdings ist das, was gestern Gegenwind war, heute Sturm, der uns leider nur extrem selten von hinten schiebt. In den Böen sollte man den Lenker gut festhalten. Wir haben uns für die Inland-Route entschieden und darauf verzichtet, die ein oder andere Sehenswürdigkeit an der Küste zu sehen. Das Wetter war uns einfach zu unsicher.

Wir kommen an einem historischen Freilicht-Bauernhof vorbei, sehen die Kathedrale von Lamballe auf dem Hügel. In Pédéliac machen wir Pause, tanken Strom fürs Telefon und gehen, nachdem die Australierinnen mit 1:0 gegen die Französinnen bei der Fussball WM in Führung gehen. Und auf den letzten 15 Kilometern, nachdem wir hin und her diskutiert haben, ob es nun stärker regnen wird oder nicht, geht es dann mit starkem Dauerregen los, so dass unser Equipment wieder einem harten Praxistest unterzogen wird.

Das vorgebuchte Ibis Budget Hotel, 8 km vor Saint Brieuc, können wir stornieren und suchen uns ein Domizil im Stadtinnern (Appartement mit 32 qm im vierten Stock). Leider gibt es keine Möglichkeit, die Räder gut unterzubringen, so trage ich meins nach oben und Angelas steht in einer Ecke vorm Keller, der diesen unbenutzbar macht.

Saint Brieuc hat viele schöne Ecken und viele hässliche, es beginnt immer wieder zu regnen, bis es dann irgendwann stabil bleibt und wir ein bisschen Live-Musik hören können. Wir finden einen Carrefour, um ein paar Sachen für ein Frühstück zu holen. Es ist eins von ganz wenigen geöffneten Geschäften und wir erfahren, dass Alkoholverkauf per Erlass am 14. Juli verboten ist. Weil ich mehrfach frage, was denn die Hintergründe dafür sind, erbarmt sich der Chef sehr freundlich und eine Flasche Rosé, die sofort in meinem Rucksack verschwindet, geht über den Ladentisch. Es gibt tolle Fachwerkhäuser und eine rhythmische Band mit Gitarre und Piano singt eigene gute französische Lieder. Aus unserm Fenster haben wir einen schönen Blick über die Dächer von Saint Brieuc.

Heute waren es wieder fast 70 km, die Höhenmeter summieren sich allerdings auf 750 Meter und die eigentliche Herausforderung waren extrem starker Wind und starker Regen.

Von Mont-Saint-Michel nach Dinan

In unserem „Privatzimmer“ bei einer älteren Dame in ihrem Privathaus haben wir ein gutes Frühstück bekommen und weil wir uns gestern in der Epicerie noch mit Baguette, Käse, Salami versorgt hatten, können wir mit diesem Vorrat die übliche Marmelade und Butter ergänzen. Das Haus liegt in Roz-sur-Couesnon, 14 km vom Le-Mont-Saint-Michel entfernt.

Das Wetter sieht ein bisschen wechselhaft aus. Auf den bekannten Radwegen durch schöne Baumalleen kommen wir bald ans Ufer, was wir allerdings wieder verlassen müssen, da wir die Halbinsel von Cancale nicht umrunden wollen. Das dauert zu lange und so kommen wir auf direktem Wege nach Saint Malo.

Der Wind bläst uns ganz ordentlich entgegen und angesichts den Überbleibseln einer stattlichen Allee alter Windmühlen ist davon auszugehen, dass das hier oft so ist. Auch die Strandsegler kommen gut voran, aber uns ist eher nicht danach, das auszuprobieren.

St. Malo erreichen wir dann gemeinsam mit einer Regenwolke, aus der erste Tropfen sprühen, während wir am Strand in Richtung Zentrum rollen. Wir ziehen die Jacken an. Das Zentrum ist sehr voll. Etwas abseits finden wir eine Crêperie und können uns mit Galette stärken. Die Stadtmauer lässt sich teilweise auch mit dem Fahrrad erklimmen und wir schauen uns die riesigen Mauern und das außen liegende Fort von oben an. Nachdem wir durch die volle Fußgängerzone rollen und mal wieder einen Harry Potter Laden entdecken, finden wir den Verkaufsschalter für Fährtickets nach Dinard. Nachdem wir gut 15 Minuten gewartet haben, kommen wir bei sehr bewegter See auf die andere Seite.

Während wir übersetzen, beginnt es zu regnen und die anderen Passagiere kommen hinten in unseren Unterstand. Auf der andern Seite hilft uns das Fährpersonal, die Fahrräder wieder an Land zu heben und es regnet. Wir entscheiden uns dafür, die komplette Regenmontur anzulegen und es lohnt sich. Der Regen ist zwar nicht so schlimm, aber Komoot führt uns wieder über schöne Sand/Kies Radwege, die trocken ganz toll zu fahren sind, aber wenn es nass ist, dann ist das eine riesige Sauerei.

Nach weiteren gut 20 km kommen wir dann endlich in Dinan an und es geht recht stramm den Berg hoch. Nachdem uns Google Maps völlig idiotisch über die stark frequentierte Fußgängerzone leitet, werden wir extrem freundlich von unserem Gastgeber im Hotel Duchesse Anne empfangen. Die Räder dürfen im Büro übernachten. Das Zimmer ist sehr einfach, aber es gibt zwei Steckdosen und leider lässt sich mein Garmin Edge 830 gar nicht mehr über eines unser Ladegeräte aufladen. Das ist ein herber Verlust, denn bislang verlassen wir uns auf diesen Navigator sehr.

Die Altstadt, das historische Zentrum ist spektakulär. Es ist keltisches Harfenwochenende. Somit findet sich an jeder Ecke eine Darbietung mit einer oder mehrerer Harfen. Nach unserem ersten Stadtrundgang und meinem vergeblichen Versuch, mich im 3 Km entfernten Decathlon wieder mit Garmin einzudecken, gibt es im Hotel auch ein sehr gutes Abendessen.

Danach ziehen wir wieder los und auf einer Straße geht es runter und immer weiter runter. Wir kommen am Hafen von Dinan am Ufer der Rance an, theoretisch kann man da auch wieder bis ans Meer kommen. Wir wundern uns über die vielen Leute und recherchieren, dass heute Feuerwerk ist, um den Nationalfeiertag zu begrüßen. Es gibt eine Bar mit Bierverkauf außen und wir machen es uns neben der Brücke gemütlich. Das ganze Areal füllt sich bis es bei Dunkelheit gege 23:15 dann mit der Knallerei losgeht. Schlossbeleuchtung in Heidelberg ist auf jeden Fall auch nicht schlechter, aber das Ambiente ist toll.

Danach müssen wir in einer großen Prozession wieder den langen und steilen Weg nach oben steigen und sind dann erst nach Mitternacht wieder im Hotel.

Wir waren 69,5 km unterwegs und haben 490 Höhenmeter bewältigt und gegen ein bisschen Wind und ein bisschen Regen gekämpft.

Von Fougères zum Le Mont-Saint-Michel

In unserem „Chambre d‘hôte“ gab es heute zunächst ein familiäres Frühstück gemeinsam mit anderen Gästen am großen Esstisch in der Küche. Von allem gab es reichlich. Zwei Franzosen waren unterwegs auf einer Wanderung zum Mont-Saint-Michel, haben dafür aber fünf Tage eingeplant. Unsere Wirtin zitiert ausführlich Victor Hugo, der sich wohl auf einer Reise über den schönen Ort ausgelassen hat. Da muss ich aber trotz fleißiger Französisch-Übungen passen, verstehe leider nichts.

Die Straßen sind vom nächtlichen Regen noch teilweise nass und angesichts kühler 17 Grad entscheiden wir uns heute erstmals dafür, die langärmligen Jacken anzuziehen. Als erstes gibt es noch einmal eine schöne Aussicht auf das Schloss und leider hat Komoot einen Weg gefunden, bei dem wir gleich zu Anfang steil nach oben müssen, aber wir kommen so auf ganz verkehrsarmen Straßen aus der Stadt hinaus, bis wir auf dem Radweg „Voie verte / Grüne Route“ kommen. Der führt uns später trotz lautem Protest vom Garmin auf feinem Kies an allen gelben und orangenen Straßen vorbei, die Komoot eigentlich eingeplant hatte. Weiter geht es auf winzigen „weißen“ Wegen durch einsame Landschaften. Wir kommen nur durch wenige Ortschaften, ab und zu sieht man mal einen steinernen Kirchturm in der Ferne oder kommt an einem „Hinkelstein“ vorbei.

Das ändert sich je näher wir unserem Ziel kommen. Bereits in Pontorson ist einiges los und der Radweg wird immer belebter. Der Mont-Saint-Michel ist von weitem sichtbar und je näher er rückt, umso mehr pilgern die Wege entlang. Viele werden mit Bussen gebracht, die Autos müssen weit entfernt stehen bleiben. Stattdessen gibt es große Shuttle-Busse, die alle 3-4 Minuten völlig überfüllt die letzten 3 Kilometer überwinden. Diejenigen, die nicht auf die überfüllten Busse warten wollen, bevölkern die Wege, auch die Radwege und so müssen wir irgendwann auf die Straße ausweichen.

Mit dem Fahrrad dürfen wir auch über die Brücke bis hin zur Außenmauer. Ab da ist allerdings Schluss mit dem Rad. Hinter den Mauern auf den Treppen, in den unzähligen Souvernier-Shops, den verschiedenen Essensangeboten, sind so unfassbar viele Menschen unterwegs, dass man fast überhaupt nicht voran kommt.

Nachdem ich mir das Treiben kurz angeschaut habe, bis zum Friedhof mit einer malerischen Möwe auf einem Grabmal habe ich es ganz gut geschafft. Auf dem Rückweg bin ich leider falsch in den ultimativen Stau abgebogen.

Die großen Seemöwen haben ihre Scheu vor Menschen völlig verloren und so gibt es immer wieder abenteuerliche Szenen, wenn einer der Vögel ein Stück Brot erbeutet und von allen anderen gejagt wird.

Auf dem Rückweg gönnen wir uns noch in einem der riesigen Läden einen Milchkaffee aus dem Pappbecher und suchen unser Zimmer in einem Privathaus Mammoucafecoulette nahe des Dörfchens Roz-sur-Couesnon.

Aus dem Fenster unseres kleinen Appartements gibt es einen schönen Blick auf die Ebene und den Mont-Saint-Michel, der musste zuvor durch einige steile Höhenmeter erkauft werden. Das Dörfchen ist ziemlich abgelegen und wir fahren mit den Rädern knapp zwei Kilometer zur „Épicerie“, bekommen dort ein Bier zu trinken und ein Baguette (das letzte) mit Käse und Wurst, denn auf Restaurant müssen wir heute verzichten. Zu oder zu weit weg.

Wir waren heute 64 km mit 395 Höhenmetern unterwegs. Die Höhenmeter haben sich auf Anfang und Ende konzentriert, da dann aber recht heftig.

Von Laval nach Fougères

Heute haben wir ziemlich tief geschlafen. Wir sind gegen 9h mit den Rädern auf die Suche nach einem Frühstücks-Café gestartet und wurden auch schon bald fündig. Erst um 10:30 haben wir dann das Appartement verlassen und sind auf dem Mayenne-Radweg einige Kilometer gefahren, bis wir über ein Wohngebiet in Richtung D30 gelenkt wurden.

Das war über ca. 20 km keine besonders angenehme Strecke, viel Verkehr auf einer recht engen zweispurigen Straße. Danach ging es wieder auf den bekannten einspurigen einsamen Straßen weiter. Diesmal allerdings mit einigen Steigungen und einigem Gegenwind. Der Himmel war durchweg bedeckt, aber es hat nicht geregnet und die Temperatur war moderat. Die Landschaft ist wieder so weit, viel Platz für die Tiere und die Landwirtschaft, keine Windräder (gestern haben wir ein paar gesehen) und in jedem Dorf eine große Kirche. Wir begegnen einem Reisenden, der sich ein Fahrrad mit Haus und Hundeanhänger gebaut hat und mit hoher Trittfrequenz aber sehr sehr langsam sein Gefährt bewegt.

Ungefähr 10 km vor Fougères werden wir auf einen Radweg mit Sand und Split gelenkt, der auf einer alten Eisenbahntrasse verläuft. Ein paar Schranken und verfallene Bahnhöfe sind zu sehen. so kommen wir direkt in den recht großen Ort.

In Fougères habe ich unzählige Bilder gemacht. Wir sind in unserem Chambre d‘hote mitten im Zentrum gelandet. Allerdings liegt das auf der Bergkuppe und so war noch eine kleine Kletterpartie notwendig. Die Wirtin war sehr freundlich. Wir sind im Turm eines alten Stadthauses untergebracht und unserer Fahrräder werden unten im Turm versteckt.

In der Stadt ist ein längerer Spaziergang markiert, der uns zunächst zur Kirche des heiligen Leonhard führt. Das ist eine gotische Kirche mit fantastischen Glasfenstern aus dem 11 Jahrhundert. Davor ist ein großer öffentlicher Park mit einem ganz tollen Panorama, insbesondere auch auf die alten Befestigungsanlagen. Schließlich geht es wieder über eine weitere gotische Kirche und die Befestigungsanlagen, das Chateau wieder zurück hoch in den oberen Teil. Das besondere an dieser Stadt ist die Anordnung mit der Festung im Tal und der Stadt auf der Kuppe und der Burg / Château mit unglaublich dicken Mauern.

Die Atmosphäre ist entspannt, es sind zwar einige Touristen da, aber es verläuft sich und im zentralen Platz im oberen Teil der Stadt bieten einige Cafés und Bars eine lebhafte Umgebung.

Zum Abendessen folgen wir der Empfehlung unserer Wirtin und die Empfehlung ist tatsächlich sehr gut. Das Lokal ist sehr gut besucht und wir hatten Glück, dass wir zu früh rein kamen und so für später reservieren konnten.

Wir haben uns heute 54 km mit dem Fahrrad bewegt und dabei 510 Höhenmeter überwunden.

Von La Flèche nach Laval

Heute sind wir kurz nach 9 Uhr aufgebrochen. Da wir für diese Nacht ein Appartement im Zentrum gebucht hatten, gab es kein Frühstück und wir mussten auf die Suche gehen. Das war gar nicht so einfach, denn in Frankreich ist der Montag offensichtlich sehr beliebt, um das Wochenende zu verlängern. Fast alle Bäckereien und Bars hatten geschlossen. Wir wurden dann doch fündig, konnten in einer kleinen Bar ein Baguette mit Butter und einen Milchkaffee ergattern.

Diesmal sind wir direkt nach La Flèche auf der Hauptverkehrsstraße gelandet und haben dann versucht, diese Erfahrung zu vermeiden, was dann trotz energischer Proteste des Garmin, der die Komoot Tour abfahren wollte, auch gut gelang. Wir sind auf eigene Faust über die schönsten einspurigen Strässchen gefahren und waren wieder perplex, wie dünn die Gegend besiedelt ist und wieviel Platz für Landwirtschaft und Viehzucht ist. Wenige Kühe oder Pferde teilen sich jeweils eine große Weide und die Felder wogen bis an den Horizont.

Es gibt nur wenige Dörfer, die wenigsten haben irgendeine Infrastruktur, aber es gibt eigentlich immer eine ziemlich beachtliche Kirche zu sehen, die irgendwie von außen wie schmucklose Steinhaufen wirken, aber doch immer sehr individuelle Formen aufweisen.

Nach 28 km erreichen wir Sablé sur Sarthe und mit der Sarthe den nächsten Loire Zufluss, bzw. fließt die Sarthe mit der Mayenne zur Maine zusammen und dann geht es erst in die Loire. Auf jeden Fall ist in Sablé sur Sarthe eine kleine Bar offen. Es gibt immerhin einen Kaffee, aber einen Lebensmittelladen finden wir dort auch nicht. Von Sablé sur Sarthe geht es dann über weitere 50 km durch Landschaft, leicht hügelig manchmal ein bisschen steiler, aber immer nur kurz und manchmal bläst uns auch der Wind ziemlich entgegen.

Nach knapp 70 km erreichen wir dann den Mayenne Radweg. Auf feinem Split fahren wir die letzten 12 km bis nach Laval. Auf diesem Radweg begegnen uns ein paar Radler, nachdem wir kurz zuvor nur einer einzigen großen Seniorentruppe auf Rennrädern begegnet sind.

Die Mayenne wird von Hügeln und Schlössern umrahmt, alle ca. 3-4 km kommt eine Schleuse. Einem der gemieteten großen Hausboote schauen wir beim Schleusen zu.

In Laval beziehen wir unser Appartement, nachdem wir die Checkin-Puzzles gelöst hatten und machen uns in das historische Zentrum auf mit krummen faszinierenden Fachwerkhäusern, einer alten Brücke, einem alten und einem neuen Schloss und einer viele denkmalgeschützte Werke enthaltende „Dreieinigkeit“ Kathedrale, sowie einem imposanten Stadttor.

Leider haben am Montag auch hier ganz viele Lokale zu, so dass wir in einem halbwegs gut bewerteten Italiener landen, bei dem es dann eine ganz ordentliche Pizza gibt. Im Appartement macht leider das WLAN schlapp und damit sparen wir uns das Fernsehen. Mehr Zeit für den Blog.

81 km sind wir gefahren und haben dabei 520 Höhenmeter überwunden.

Von Tours nach La Flèche

Für diesen Sommer haben wir uns eine Radtour in der Bretagne vorgenommen.  Der Plan ist in Tours zu starten, nach Norden bis Mont St. Michel, entlang der Küste bis Brest, nach Süden bis Nantes und entlang der Loire wieder bis Tours.

Mit dem Auto sind wir angereist und haben in Palaiseau bei lieben Verwandten übernachtet. In Tours konnten wir unser Auto in einer kleinen Garage bei Freunden sicher unterstellen. Es gab Pizza und Kuchen und Kaffee und Cidre und es hat eine ganze Zeit gedauert bis wir das Auto in der Garage hatten und wir dann los gekommen sind.  Mit den Rädern sind wir in unser erstes Domizil direkt im Zentrum geradelt.

Es ist sehr heiß, auf der Fahrt regnet es ganz kurz und Tours ist voller Leben mit ganz vielen Leuten. Wir schauen uns die Kathedrale an und haben gleich ein schlechtes Gewissen, denn mit all den Beschreibungen zu den Artefakten und Fenstern kann man da auch einen Tag verbringen.

Die Altstadt ist toll und voller Touristen und es gibt unendlich viele nette Bistros, Restaurants, Bars. Da wir schon so viel gegessen haben, wollen wir eigentlich nur eine Kleinigkeit. Stattdessen kam eine leckere übergroße Käse/Wurst Platte. Anschließend im Pub mit Self Service bekamen wir dann noch Bier mit Aussicht auf die lebhafte Szene.

In der Frühe werden wir mit Donner und dunklem Himmel geweckt. Es regnet 10 Minuten und wir bekommen vom sehr freundlichen Hotelier im Hotel Berthelot ein gutes Frühstück und kurz nach 9h holen wir unsere Räder aus der sicheren Garage.

Großteils führt der Weg über kleine und ganz kleine Nebenstraßen oder Radwege nur in der Mitte müssen wir ca. 15 km auf eine stark befahrene Straße mit Radstreifen. Kaum sind wir aus Tours raus stellen wir fest, wie dünn besiedelt das Gebiet ist und die kleinen Sträßchen führen an riesigen geernteten Getreidefeldern und ebenso riesigen Sonnenblumenfeldern vorbei.

In Le Lude erhaschen wir einen Blick auf das Schloss von außen und folgen dem Fluss “Le Loir” bis nach La Flèche. La Flèche liegt sehr malerisch an diesem Fluss (nicht zu verwechseln mit “La Loire” in Tours).

Heute ist autofrei in der Innenstadt und es wird das 30. Jubiläum “Les Affranchis, le festival du spectacle de la rue” gefeiert. Überall Musik und Theater und Stände mit Essen und Getränken.

Insgesamt waren wir heute 79 km unterwegs und die Höhenmeter hielten sich mit 383 im Rahmen und auch der Gegenwind war nicht so schlimm.