In Lissabon

Unser Appartement erweist sich die erste Nacht als ruhig und komfortabel. Es ist hervorragend renoviert, mit ordentlichen Fenstern, die den Lärm der Straße im fünften Stock sehr gut abfangen. Wir folgen zu Fuß teilweise dem Verlauf des historischen Straßenbähnchen mit der Nummer 28. Das ist der Touristentipp, denn sie fährt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und ist deshalb immer vollgestopft.

Die große Kathedrale ist den Eintritt von 5€ wert. Toller Ausblick vom Balkon, ein gigantisches Fenster, eine Zusatzausstellung mit Schatz und verschiedene Legenden, wie bspw. der heilige Antonius bei der Abwehr des Teufels durch Zeichnung eines Kreuzes beiträgt. Die Schlange ist kurz, wenngleich die Stadt von Menschenmassen durchströmt wird.

Der Verkehr kommt in den kurvenreichen kleinen Straßen oft zum erliegen. Dann stehen auch Straßenbahnen, Tuk tuks etc. Die Fahrweise derjenigen, die sich hier im Auto bewegen, wenn sich was bewegt, ist entsprechend aggressiv.

An den Aussichtspunkten treffen sich dann alle für die obligatorischen Bilder mit oder ohne Selfiestick.

Der Aussichtspunkt bei der Statue des heiligen Vinzenz bietet freien Blick auf das neu gebaute Kreuzfahrtterminal.

Durch das Portal zum Castelo de S. Jorge Strömen die Menschen, aber die Schlange ist in wenigen Minuten abgearbeitet und auf dem Gelände und in dem großartigen Garten verteilen sich die Massen ganz gut. Der Garten ist von vielen Pfauen bevölkert, die die Scheu weitgehend verloren haben. In der Burg kann man die Verteidigungsmauern entlang wandern und hat in alle Richtungen Ausblick auf Stadt, Fluss, Brücke. Am Miradouro Graça ist dann wieder eine Kirche und es gibt Aussicht auf Kastell und Brücke.

Wir lassen uns für Milchkaffee (Galão) und sehr leckerem kleinem Käsekuchen (Queijada) am Miradouro de Graça nieder. Neben uns drei laute rauchende, biertrinkende Deutsche, die sich über die Dimensionen ihrer Pickups unterhalten. Das hässliche Bild des Tourismus lässt sich in vielerlei Hinsicht beobachten. Das ist ein eigenes Kapitel.

Ebenso ein eigenes Kapitel ist die Vielzahl der runter gekommenen oder völlig verfallenen Häuser. Viele Fassaden der weniger attraktiven Gebäude sind mit kleinen oder großen Fassadengemälden verschönert.

Wenngleich Portugal eine der am stärksten wachsenden Ökonomien der EU ist, so ist trotzdem oder vielleicht auch deshalb der Wohnraum knapp. Die sozialistische Regierung hat verschiedene obskure Maßnahmen ins Leben gerufen um das zu ändern, ohne Erfolg. Die neue Regierung versucht es gerade wieder rückgängig zu machen.

Natürlich wird auf die Wohnungsvermieter geschimpft,  die ihre Häuser gerne schön herrichten um sie dann teuer an Touristen zu vermieten, statt die Häuser verfallen zu lassen und billig an andere zu vermieten.

Abends mache ich mich noch einmal auf zum Sonnenuntergang an der Tejopromenade und treffe dort wieder auf Tausende, die das auch tun und sich mit Plastikbechern und Bier- und Weinflaschen versorgt haben, um nicht in den dennoch überfüllten Cafés und Bars Cocktails oder ähnliches kaufen zu müssen. Sandkünstler kreieren zwischendrin Figuren.

Insgesamt bin ich so ca. 12 km durch die Stadt gewandert und obwohl es hügelig hoch und runter geht, haben sich nur 190 Höhenmeter gesammelt.