In Porto

Am Ostersonntag sind wir bei angenehmen Frühlingstemperaturen von Baden-Baden nach Porto aufgebrochen. Nach recht ruppigem Flug mit Ryanair Comfort sind wir pünktlich in Porto gelandet und haben nach Gepäckabgabe die komfortable und pünktliche Metro Verbindung in die Innenstadt nach Trinidade gefunden. Von dort ist es dann nur noch ein kurzer Spaziergang bis zu unserem kleinen iLoft direkt in der Innenstadt. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch ein bisschen die Umgebung an. Das Wetter ist wenig frühlingshaft, ziemlich starker Wind. Mit den Schichten: Unterhemd, Hemd, dünne Daunenjacke, Softshell und Regenjacke ist es mir nicht zu warm. Sogar über meine Wollmütze, die ich im letzten Moment von der Garderobe gegriffen habe, bin ich dankbar. Bei nächtlicher Beleuchtung sehen wir eines der Wahrzeichen von Porto, den Tum der Barockkirche Igreja dos Clérigos, mit 75 Metern ein guter Aussichtspunkt.

Mit Beendigung der Fastenzeit gab es heute auch wieder äußerst genießbaren portugiesischen Wein zu trinken und ich schlafe sehr gut, ohne die starken Regengüsse nachts zu hören. Am nächsten Tag gehen wir bei zunächst regnerischem Wetter auf Tour, nachdem wir uns beim Supermarkt um die Ecke für das Frühstück eingedeckt haben.

Unser erstes Ziel sind die nahegelegenen renovierten Markthallen (Bolhão), die überdacht und trocken eine gute erste Anlaufstation sind. Erfreuerlicherweise sind es immer nur sehr kurze heftige Schauer, so dass wir ganz gut durch die Stadt und die Fußgängerzone kommen. Auf dem Weg passieren wir das barocke Rathaus mit dem Porto-Schriftzug, das wir am Nachmittag mit schönerem Sonnenlicht noch einmal sehen. Auf der zentralen Achse vom Rathaus runter ist eine riesige Baustelle. An der Baustelle von den vielen Touristen unbeachtet, finden wir die erste berühmte Barockkirche (Igreja de Santo António dos Congregados) mit vergoldeten Altaren und imposanter Azulejo-Verkachelung der Fassade (die sieht man aber kaum, wenn man davor steht, sondern nur von der anderen Seite der Baustelle). Die Kirche liegt unmittelbar neben dem Bahnhof São Bento, der die Innenstadt mit dem außenliegenden Bahnhof verbindet und dessen Eingangshalle ebenfalls mit monumentalen Azulejos ausgestattet ist, die verschiedene geschichtliche oder einfach nur landschaftliche Motive zeigen.

Ein Stück entlang der Fußgängerzone (R. da Flores), die gut mit Touristen frequentiert ist, biegen wir ab und steigen über kleine enge Gässchen, die dennoch auch vom hiesigem Autoverkehr intensiv genutzt werden, hinauf zur Kathedrale mit großer Terrasse und reichlich verzierter Pranger-Säule.

Der Kathedralenhügel wird einmal umrundet, um dann auf die Ponte Luis I zu kommen, die zweistöckig, oben von der Metro und unten von Autos benutzt werden kann und am Rand viele Fußgänger, die jeweils in beide Richtungen den Fluss überqueren. Nah am Rand ist es nichts für Leute mit Höhenangst. Das durchbrochene Stahlgeländer bietet dafür fantastischen Ausblick über den Fluss, das Douro Tal und die beiden Orte.

Auf der gegenüberliegenden Seite erwischt uns wieder ein kurzer Regenschauer und wir liebäugeln einen Moment damit, mit der Seilbahn abzufahren. 7 Euro für einfache Fahrt pro Person kostet das kurze Stück und dafür sind wir zu geizig. Schon hat es wieder aufgehört zu regnen und nach kurzem steilem Abstieg schlendern wir entlang des Ufers mit beworbenen Restaurants und ganz vielen Portwein Degustationen. In einer Markthalle finden wir Empanada (gefüllte Teigtaschen) als Snack.

Nachdem wir die Markthalle wieder verlassen, ist der Himmel endlich blau mit kleinen Wolken. Alle Bilder von Brücke, Fluss und der Silhoutte von Porto muss ich folglich noch einmal machen. In einer Seitenstraße finden wir eine weitere Barockkirche die Igreja Paroquial de Santa Marinha mit außen einem Kachelmotiv. Auf dem Weg dahin, wie auch schon entlang der Promenade: “Kunst mit Müll”. Ein monumentales Häschen aus Abfall an der Ecke eines ansonsten baufälligen Gebäudes.

Auf der unteren Etage der Fachwerk-Bogen-Brücke, die 1886 fertig gestellt wurde, queren wir wieder den Douro. Ursrpünglich wurde die Brücke auch vom Büro des Eiffelturm Namensgebers angeboten, dann aber nachher (Trennung des Partners im Zwist) von einem belgischen Unternehmen erstellt. Man sieht auf der Porto-Seite noch die Brückenköpfe der alten Brücke.

Das hiesige Ufer (Cais da Ribeira) ist noch deutlich voller mit unzähligen Touristen, die nun auch bei den ersten wärmeren Sonnenstrahlen in den Außenbereichen der Cafés sitzen können. Der Blick auf die Stahlbrücke, auch Unesco Welterbe, dominiert das Panorama.

Am Praça da Ribeira, verziert durch einen Brunnen mit moderner Kunst in Form eines riesigen Würfels mit Taube, verlassen wir das Ufer und steigen langsam den Hügel hinauf. Im kleinen Café “Castro – Atelier de Pastéis de Nata” mit Schaubacken von kleinen Puddingtörtchen ergattern wir einen der wenigen Tische. Wir bekommen außerdem “dois café com leite” was die Dame hinter der Theke schon beim zweiten Mal versteht. Hier verstehen sie in der Gastronomie allerdings alle sehr gut englisch.

Nach kurzer Pause und nachladen der Elektronik finden wir weitere Gässchen in der Altstadt mit Blick auf den Torre dos Clérigos, die Kathedrale oder das sonniger angestrahlte Rathaus. Wir kommen auch durch grüne Parks, zum Beispiel den Jardim da Cordoaria mit seltsam gewachsenen Platanenbäumen, unten extrem dick, oben dann normal verjüngt. Ein weiteres Phänomen hier ist die Touristenschlange vor der Buchhandlung Livraria Lello, durch Harry Porter Verfilmung berühmt geworden.

Von dort kommen wir wieder auf einen großen offenen Platz mit einem grünen Brunnen, dem Fonte dos Leos und Blick auf die nächste Barckkirche Igreja do Carmo mit riesiger Kachel-Fassadenverkleidung und tollen barocken Steinverzierungen. Die Innentour mit der Möglichkeit auch oben rum zu laufen ist dann aber gleich wieder 8 Euro teuer.

Interessant sind neben den vielen schönen Fassadenverkleidungen mit Azulejo Kacheln viele Wandbemalungen. Teilweise sind die auch monumental, wie eine Katze an der Ecke einer kleinen Strasse ab von der zentralen Fußgängerzone der Rua das Flores. Das Erscheinungsbild besteht insgesamt aber keinesfalls aus ausschließlich schönen Häusern. Dazwischen gibt es sehr viel baufällige, völlig verwahrloste Häuser. Es gibt auch einiges zu kaufen, renoviert oder eben nicht. Ein besonders schöner Park ist der Parque das Virtudes, der sich natürlich in das Seitental einschmiegt und mit kleinen labyrinthischen Wegen, ganz vielen Wasserbecken und mit Granitkunst, die Holzstrukturen nachahmt, verziert.

Ein weiteres Phänomen sind die vielen unterschiedlichen Gefährte, mit denen man sich kutschieren lassen kann. Oldtimer-Touristen-Droschken und Tuk-Tuk (moderner als die thailändischen Versionen), Panoramabusse, Ausflugsboote oder öffentlicher Nahverkehr mit toller Metro, Bussen und historischen Straßenbahnen.

Eine kleine Auswahl ist hier zu sehen. Neben dem Verkehr und Fahrzeugen in allen Variationen von Straßengegebenheiten sind auch die Möwen allgegenwärtig, wie diese beiden, die es sich auf einem Auto bequem gemacht haben. Diese ziemlich großen Vögel haben den Respekt vor Menschen fast völlig verloren und kommen oft recht beängstigend nahe.

Als letzten Programmpunkt auf dieser Wanderung leisten wir uns den Aufstieg auf den Turm der Igreja e Torre dos Clérigos. 75 Meter hoch über immer schmaler werdende Treppchen kommen wir auf ein gut besuchtes Aussichtsportal unterhalb der Glocke. Hier bieten an barocker Balustrade großartige Rundumblicke auf alles, was wir heute durchwandert haben.

Auf dem Rückweg passieren wir das freundlich angestrahlte Rathaus, der Porto Schriftzug ist immer noch bevölkert, obwohl schon im Schatten.

Direkt daneben kommen wir am Brasão Aliados vorbei. Um 19h ist es für uns Zeit für Abendessen. Zunächst bekommen wir einen Minitisch in einer Ecke direkt neben der Eingangstür zugewiesen, “der einzige freie Tisch”. Nach einmal Probe sitzen entscheiden wir uns dagegen und nach etwas recherchieren findet die Platzanweiserin dann doch auf der Empore noch einen Tisch für zwei (nur bis 20h). Die Kellner mit gutem englisch sind sehr nett und ich erprobe ein paar neu erlernte portugiesische Sätze. Das Essen in dem bei Google mit 4.6 bewerteten Restaurant wird der Bewertung gerecht und da wir ja nicht so viel Zeit haben, gibt es gutes Bier im Steinbecher. Um 20:15 brechen wir dann langsam wieder auf und nun hat sich eine lange Schlange am Eingang gebildet.

Insgesamt waren wir etwa 15 Kilometer in langsamem Tempo unterwegs. Die Topologie des Ortes führt auch zu einigen Höhenmetern (~350). Von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geht es immer wieder steil runter und wieder hoch.