Von Óbidos nach Coimbra

Nachdem ich nach dem Frühstücken noch den Beitrag von gestern geschrieben habe, sind wir in unser Auto, was diesmal direkt vor der Tür geparkt war, wieder Richtung Norden gefahren. Die Orte Fatima und Tomar haben wir auf unserer Fahrt nach Süden ausgelassen. Eigentlich war die Idee den Wagen in Lissabon abzugeben, aber für One Way werden zusätzliche 150€ fällig. Wir beschließen, das Auto wieder in Coimbra abzugeben und auf dem Weg liegen die beiden Orte.

Fatima ist in verschiedener Hinsicht faszinierend. Nachdem drei Hirtenkinder eine Marienerscheinung hatten, ist hier in den letzten gut 100 Jahren eine monumentale Industrie entstanden, die alle Größenordnungen sprengt. Eine der größten Kirchen mit Fassungsvermögen für 9.000 Menschen, auf dem Platz zwischen den Kirchen Platz für 250.000 Menschen, am Tag der Eröffnung der neuen Kirche 500.000 Menschen.

Die Gräber der Hirtenkinder sind in der Basilika (der etwas älteren Kirche) und bei der Erscheinungskapelle (der ersten Kirche) ist die Stelle der „ursprünglichen“ Erscheinung mit einer Marienfigur im geschützten Glaskasten markiert. Ein Pfad für Büßer, der auf den Knien (meist mit Knieschützern) begangen wird, eine Verbrennungsanlage für Wachs und Kerzen, die um die Ecke preiswert in allen Größen gekauft werden können.

Etwas außerhalb finden sich dann weitere Souvenirläden; dabei sticht ein ganz besonderer Kreuzgang hervor, in dem sicher an die 100 Kleinstgeschäfte sind, die alle das Gleiche haben. Heiligenfiguren, Marienfiguren, Wachskerzen und besonders interessant Wachskörperteile, Beine, Arme, Köpfe, die man wohl im Feuer opfern kann. Da es leider keinen Rücken gab und ich der Sache ohnehin etwas skeptisch gegenüberstand, habe ich für heute auf Opfergaben verzichtet.

Von Fatima geht es weiter nach Tomar. Auch die Sehenswürdigkeiten dort sind monumental. Das Templer-Kastell und das angebaute Christuskonvent sind ein riesiges Areal. Ein als Templerritter Verkleideter weist uns den Weg in die Ruine der Templerburg. Die wesentliche Information, dass der Eingang zum Christuskonvent auf die Nord-Seite verlegt ist (also einmal außen rum), erschließt sich uns sukzessive nach Studium nicht ganz eindeutiger Wegweiser.

Nachdem die Templer vernichtet wurden, gab es in Portugal mit dem Christusorden einen Neuanfang. Das Konvent und Kloster sprengt in Größe und Prächtigkeit alles bisher Gesehene. Es gibt nicht nur einen oder zwei Kreuzgänge, sondern ein ganzes Labyrinth davon. Insgesamt sind es acht, aber weiß nie so ganz genau, wo man sich nun wieder befindet.

Das bislang selten wahrgenommene Wort Manuelinik begegnet uns hier überall. Das Fenster mit den steinernen Verzierungen in diesem Stil der Spätgotik ist dafür herausragendes Beispiel. Die irrsinnig langen Gänge in T-Form sind das Dormitorium der Mönche. Die zentrale Kirche ist rund und die Säulen sind mit unzähligen Verzierungen und ikonischen Figuren aufgebaut.

Im Rundgang sind viele Bilder mit neutestamentlichen Geschichten. Auf Schildern ist zweisprachig (portugiesisch, englisch) gut erklärt, was zu finden ist. Wenn man alles liest und alles anschaut, dann kann man hier viel Zeit verbringen. Wir brauchen zwei Stunden und bekommen in der Klostercafeteria Kaffee und einen kleinen Snack und sind die einzigen Gäste.

211 km sind heute auf der Uhr und es ist nicht so ganz erkennbar, wieviel davon in Fatima und Tomar tatsächlich zu Fuß bewältigt worden sind. Ein paar Kilometer kommen schon zusammen. Während es gestern schon warm wurde, war es heute heiß mit entsprechender Intensität der Sonne.