In Belem

Es ist Sonntag und unsere Annahme war, dass es angesichts der vielen Touristen kaum einen Unterschied macht, ob wir heute oder an einem anderen Tag nach Belem fahren. An unserer Unterkunft fährt die Straßenbahn 15e vorbei und unten am Platz Comercio hat sich bereits eine längere Schlange für den Einstieg gebildet. Wir haben unser Metro Kärtchen mit einer Tageskarte aufgeladen.

Das kostet 6,50€ und berechtigt für Metro, Straßenbahn und Busse. Nachdem die Bahn kommt, passt auch ein Großteil der Schlange in die vollgestopfte Bahn. Die ca. 30 Minuten sind entsprechend wenig komfortabel, zumal an den folgenden Haltestellen auch immer noch welche dazu wollen. Wir steigen beim Kloster Mosteiro dos Jerónimos aus, das man von der Promenade aus gut in ganzer Länge sehen kann.

Die vierspurige Uferstraße unterquert man durch einen Tunnel, um an das Denkmal zu kommen, das zu Ehren Heinrich des Seefahrers errichtet wurde. Der war zwar kein Seefahrer, aber er hat die Seefahrt unterstützt und damit zum Erfolg des Zeitalters der „Entdeckungen“ und Inbesitznahmen beigetragen. Darauf scheinen die Portugiesen generell auch recht stolz zu sein, die äußerst dunklen Seiten werden ausgeblendet.

Vom Seefahrer-Denkmal ist es ein gemütlicher Spaziergang von ca. 20 Minuten bis zur nächsten Attraktion, dem Torre de Belem. Der stand als Befestigungsanlage früher mitten im Fluss. Nun ist das Ufer aufgeschüttet. Den Turm im spätgotischen manuelistischen Stil kann man auch von innen besichtigen, aber da steht eine lange Schlange und wir verzichten. Auf dem Rückweg schlendern wir durch den Ort und entdecken dabei einen Waschbären von Bordalo II. Seit dem Hasen in Porto nun schon der Dritte.

Vor dem Kloster steht eine lange Schlange, aber wir werden bevorzugt behandelt und müssen nur ganz kurz warten. Innen ist wieder ein großartiger Kreuzgang auch wieder im manuelistischen Stil zu sehen.

Die Anzahl der Menschen innerhalb wird durch die Schlange außen reguliert und das ist dann innen auch angenehm.

Nach einem kurzen Rundgang entlang der Touristenkneipen und der Geburtsstätte der Pastéis de Nata im Pastéis de Belem, die heute verhältnismäßig wenig besucht ist, stellen wir uns in der nächsten Schlange für die Kirche an. Die Kirche ist mit freiem Eintritt und zieht entsprechend viele Menschen an. Auch hier wieder grandiose manuelistische Pfeilerlandschaften und die Gräber vom Schriftsteller Luis de Camões und Vasco da Gama, Entdecker des Seewegs nach Indien.

Danach machen wir uns in Etappen auf den Rückweg. Erst einmal stellen uns an der Haltestelle in die nächste Schlange und fahren mit dem erstbesten Bus bis etwa zur Brücke. Dort, fast unter der Brücke, gibt es einen ehemaligen Industriebereich. Der wird LX Factory genannt und wurde durch kleine, moderne, innovative Läden, einem Buchladen und Cafés zumindest auf Erdgeschossebene in Beschlag genommen.

Dem Verfall, der in den oberen Etagen noch weiter zu sehen ist, wird so entgegengewirkt. Sonst gibt es einige Wandgemälde, die düstere graue Wände verschönern und an der Wand eines Hostels entdecken wir diesmal eine Biene von Bordalo II.

An der nächsten Haltestelle gibt es keine Schlange, dafür kommt die angekündigte Straßenbahn nicht und auch keine Busse. Während wir fast eine halbe Stunde warten, fliegen im 3 Minutentakt landende Flugzeuge über unsere Köpfe. Diese Gegend ist dem Fluglärm schon deutlich heftiger ausgesetzt. Unser nächstes Ziel hätten wir in den 30 Minuten auch zu Fuß erreicht. Mich hat das Jagdfieber gepackt und ich finde den nächsten Bordalo II, einen Fuchs.

Von dort ersparen wir uns die öffentlichen Verkehrsmittel und laufen die letzten 2 Kilometer zum Appartement an Markt und Pink-Street vorbei und kommen durch den oberen Teil von Baixa.

Insgesamt haben wir 23 km bewältigt, aber etwa die Hälfte davon mit Bahn oder Bus.