Von Metz nach Perl

Nachdem wir gestern noch einige Motive und ein paar lokale Biere gefunden hatten, war die Nacht nicht ganz optimal, da die gegenüberliegende Wohnung im Hof einen starken Generator zur Klimatisierung verwendet. Da musste ich meine Ohrstöpsel zum Einsatz bringen. In der Nacht regnet es und morgens ist der Himmel grau. Das Frühstück ist nicht ganz so exquisit wie gestern in Nancy, aber insgesamt sehr in Ordnung.

Eine der Sehenswürdigkeiten, an denen wir gestern nicht vorbei gekommen sind, ist das „deutsche Tor“. Einmal durch die Altstadt entlang der „Rue allemande“ erreicht man es in wenigen Minuten und es hat heute ausnahmsweise wegen einer Veranstaltung geschlossen. Ein paar Fotos von außen müssen genügen.

Nachdem wir den Moselradweg wieder erreicht haben, gibt es noch einen letzten Blick auf die Kathedrale in milchig grauem Himmel. Wir fahren durch einige industrielle Ansiedlungen, unter anderem ein riesiges Kohle- und Holzlager. Die Wege sind perfekt ausgebaut und asphaltiert und die Wegweiser sind genauso eindeutig und einfach zu finden.

In etwa zwei Stunden haben wir die nächste größere Stadt Thionville oder auf deutsch von Google als Diedenhofen benannt. Wir rollen durch die Innenstadt und lassen uns dann für eine Crêpe / Galette mit einer Karaffe Cidre in einem Hinterhof nieder. Das war gut und entspannend. Der Ausflug hat uns eine Stunde gekostet. Wir machen uns dann wieder auf den Weg. Weiterhin perfekter Ausbau des Weges entlang des Ufers mit viel Buschwerk und wenig Siedlungen, aber im Gegensatz zu gestern doch die ein oder andere Möglichkeit zur Einkehr, die wir ungenutzt lassen.

In Sierck-les-Bains gibt es eine eindrucksvolle Festungsanlage mit Blick auf die Mosel. Diese lassen wir links liegen und dann sind wir schon im Grenzort von Frankreich: Apach mit riesigen Gleisanlagen und marodem Bahnhof, dafür aber einem kleinen Eiffelturm. Grundsätzlich werden die Häuser Richtung Grenze immer grauer und weniger attraktiv. Weder die Bewohner von Apach werden von der Apache Software Foundation wissen, noch die Bewohner von Perl von der gleichnamigen Programmiersprache.

Nachdem wir am Ortsende von Apach nach Deutschland und damit Perl einreisen, biegen wir direkt auf der Brücke nach Schengen in Luxemburg ab. Im auch eher grauen Design des Schlosses von Schengen genießen wir einen Milchkaffee mit stilvoll goldenen Löffeln und schauen uns dann noch die Eigenwerbung zur Reisefreiheit in der EU an.

Interessant ist der „Schlossständer“, den sie hier aufgestellt haben, um das Bedürfnis, sein eigenes markiertes Schloss irgendwo aufzuhängen, zu befriedigen.

Dann geht es auf einem steilen Anstieg durch eine Baustelle zum sehr sympathischen Hotel Perler Hof. Es gibt noch einen schönen Barockgarten und der Saar-Hunsrück-Wanderweg startet genau dort. Sonst ist der Ort überschaubar. Wir haben allerdings 4 Versicherungsvertreter gezählt und einige Luxemburger scheinen die günstigeren Wohnverhältnisse zu nutzen.

Dem letzten Anstieg verdanken wir dann doch noch ein paar ernsthafte Höhenmeter, der Rest der 378 Höhenmeter sind kleine Brücken oder Messfehler. Insgesamt waren wir 73 km unterwegs.

Von Nancy nach Metz

Wie befürchtet ist der Himmel heute ziemlich bedeckt und auch der Fußboden im Innenhof verheißt nichts Gutes. Die Hitzewelle ist zu Ende oder pausiert. Das Frühstück im Hotel ist fantastisch und wir lassen uns Zeit, da die Wetter App Besserung verspricht.

Um 10h sitzen wir auf dem Rad und folgen dem Komoot Moselradweg aus der Stadt hinaus. Es tröpfelt nur ganz leicht und wir durchqueren auf gut asphaltierten Radwegen einige Industrieareale.

Alles läuft gut, bis wir in Custines ohne Böses zu ahnen vertrauensvoll dem Komoot Weg folgen. Es geht steil den Berg hinauf und kaum ist die Kuppe erreicht, endet der Asphalt. Es beginnt ein Schotterweg, der für Mountainbike ok aber für alles andere inakzeptabel ist. Leider kehren wir hier nicht um sondern folgen dem angezeigten Weg weiter und landen in Schotter, Sand und Morast bis wir wieder auf der Straße bzw. dann auch bald auf dem richtigen fein asphaltierten Radweg landen. Das Vertrauen zum Komoot Weg ist erschüttert und wir folgen fortan den offiziellen grünen Schildern auch wenn Komoot mal links oder rechts abbiegen will und der Garmin uns zwischenzeitlich den Weg nach Koblenz auf direktem Weg über Land navigieren möchte. Guter Rat: folgt der offiziellen Ausschilderung, die ist völlig ausreichend.

Der Weg führt nun durch ein unübersichtliches Gewässersystem über Dämme, kleine Brücken entlang verschiedener Kanäle und Schleusen. Immer wieder kommen ein paar Tropfen aber die große Regenmontur kann in den Taschen bleiben. Leider sind die Räder und Taschen aufgrund des Abstechers ziemlich verdreckt. Der Mosel-Radweg ist von Seitenarmen, kleinen Seen, Kanälen umgeben, oft geht es auf schmalen Dämmen durch die verschiedenen Gewässer. Kleine Anglerhütten oder Feriendomizile säumen oft den Weg. Ein paar Kilometer vor Metz bietet sich dann plötzlich der Ausblick auf eine abgebrochene Brücke. Diese erweist sich als Rest eines römischen Viadukts. Über 22 km teilweise unterirdisch, teilweise über etliche Kilometer über die Mosel hinweg, diente dieses beeindruckende Bauwerk der Wasserversorgung.

Gegen 15h erreichen wir Metz und das Hotel de la Cathedrale gegenüber der gelben Kathedrale ist schnell gefunden. Nachdem ich ja dieses Jahr schon einige großartige Kirchen gesehen habe, ist diese Kathedrale wieder ein besonderer Höhepunkt. Ganz besonders sind hier die unzähligen Fenster, 6500 qm Fensterfläche sind es. Laterne Gottes wird die Kirche deshalb genannt. Seltsame Legenden gibt es auch hier. Ein böser, greulicher Drache “Grauli” trieb im 3. Jahrhundert sein Unwesen, bis ihn der heilige Clemens (auch hier wieder erste Bischof der Stadt) durch seine Stola besiegte und an die Kette legen konnte. So zu sehen in einer der unzähligen fantastischen Steinfiguren in den Eingangsportalen.

Die Altstadt ist letztlich eine riesige Fußgängerzone mit internationalen Ketten und auch originellen Geschäften oder Gebäuden wie beispielsweise der blaue Salon du Thé am sehr belebten Platz Saint Jacques. Auch die monumentale protestantische Kirche auf der Moselinsel direkt neben dem großen Oper- und Theater Areal macht sich gut hinter Brücken, Blumen und Bäumen.

Zum Abendessen bescheiden wir uns heute mit Pizza. Die nächtliche Beleuchtung der Kirchen ist äußerst eindrucksvoll, insbesondere die Spiegelung im Fluss. Das Wetter scheint zu halten. Kein Regen mehr in Metz.

Mit einer Distanz von 67 km und 391 Höhenmetern war das alles bei durchwachsenem Wetter mit ein bisschen Nieselregen gut zu bewältigen. Lediglich der Abstecher durch Schotter und Matsch war unnötig.

Nach Nancy

Nach einer extensiven Hitzeperiode mit ganz wenig Regen soll es jetzt ein bisschen kühler werden und wir hoffen, dass wir in der länger geplanten kleinen Mosel-Radtour nicht die länger ersehnte Feuchtigkeit erleben müssen. Mit dem Regionalzug von Heidelberg nach Karlsruhe, von dort im nächsten Regionalzug bis Appenweiher dort im Bahnhof mit null Infrastruktur ein Aufenthalt von 50 Minuten. Gut, dass wir die Räder haben und 5 Minuten in den Ortskern radeln können, um dort einen Milchkaffee zu trinken. Im völlig überfüllten Zug sind es dann noch 20 Minuten bis Straßburg.

Bis Kehl gilt das Baden-Württemberg Ticket. Von Kehl bis Straßburg sind dann noch 9,40 für zwei fällig um zu vermeiden, dass man die gesamte Strecke zum weit teueren regulären Preis fahren muss. Auch in Straßburg haben wir wieder genügend Aufenthalt um durch enge Sträßchen zum Münster zu radeln und und in einer kleinen Bäckerei eine elsässische Bretzel zu genießen. Im Bahnhof kann man Musik machen und die alten Gemäuer sind mit einer riesigen Glasfront umgeben.

Für den TER Zug, der in knapp 1,5 Stunden nach Nancy fährt sind dann noch einmal 34€ pro Person fällig und unser Rad wird nach französischer Manier mit dem Vorderrrad an einem Haken aufgehängt. Unser Hotel de Guise im Zentrum ist schnell gefunden und bezogen. Die Räder haben im Innenhof einen trockenen sicheren Platz.

Das Zimmer ist groß und behindertengerecht im Erdgeschoss und die Entfernung zur ersten Attraktion einer zum Museum umgestalteten Kirche (Église de Cordeliers) ist kaum 100 Meter entfernt und enthält eine riesige Auswahl von Skulpturen und Reliefen.

Am Museum vorbei erreichen wir durch die mit Bars und Restaurants belebten Gassen den Platz Stanislaw mit vergoldeten Toren und sensationellen Brunnen. Unzählige Restaurants und Bars haben ausreichend Gäste, dass sich der Betrieb zu lohnen scheint. Damit ist die Stadt nicht nur mit Sehenswürdigkeiten gespickt sondern auch voller Leben und Aktivität. In einer Bar, die eher von Jugendlichen frequentiert ist, gibt es es gutes lokales Bier und wir suchen ein gut bewertetes Restaurant, die Brasserie Saint-Georges.

Wir freuen uns, dass unsere Erwartungen bestätigt werden. ein ganz ausgezeichnetes Faux Filet mit Gemüse ist auf einem Niveau, wo sich im Heidelberger Umfeld nur wenig adäquates findet. Die Aufmerksamkeit der Restaurant-Mitarbeiter und ihre Freundlichkeit ist auch weit über Durchschnitt. Abgerundet wird das Erlebnis durch eine kleine exklusive Ausstellung von Portrait Gemälden.

Die 1,5 km vom Bahnhof zum Hotel, die kleinen Ausflüge in Appenweiher und Straßburg mit den Rädern zählen nicht wirklich und so gibt es heute auf der Karte nur ca. 4,5 km, die wir Nancy zu Fuß durchschlendert haben.

Von Banyuls-sur-Mer nach Figueres

Mein erster Blick aus dem Fenster fällt auf düstere Wolken über der Bucht. Eigentlich wollte ich noch einen Ort direkt an der Küste der Costa Brava ansteuern aber entweder waren die Bewertungen der verfügbaren Unterkünfte so schlecht oder die Preise haben sich in eine Richtung bewegt wo ich keine Lust mehr drauf hatte. Dann eben der direkte Weg; aber direkt nach Girona heißt dort drei Nächte verbringen, das scheint mir zu lang und so lege ich einen Zwischenstopp in Figueres ein. Einmal waren wir da schon um das Dali-Museum zu sehen. Das kann kann man sich aber auch ein zweites Mal anschauen. Am Abend finde ich überraschend über Airbnb ein sehr gelobtes Appartement direkt in der Altstadt, ein paar Meter zum Museum und das kann ich auch kurzfristig buchen. Beim Checkin lässt der Vermieter sich auf 14h ein.

Ich kann es ganz gemächlich angehen lassen. Frühstücken und ein bisschen lesen. Die Dame, die mir gestern das Handtuch geliehen hat, entpuppt sich beim auschecken als in Deutschland aufgewachsen und kann auch perfekt deutsch. Mein Fahrrad war sicher in der Garage und kurz vor 11h komme ich los. Die Strecke geht nun nicht mehr an die Küste sondern direkt zum berüchtigten Col de Banyuls. Davor suche ich aber noch das Museum Maillol, das in 4 km auch in dieser Richtung liegt. Als erstes kommt ein riesiger Kiesparkplatz mit einem Auto. Dann zwei Schilder: 300 Meter Fußweg auf der Schotterstrecke oder rechts auf einer sehr kleinen Teerstraße. Ich entscheide mich für rechts und fahre durch karge Weinberge und karge Landschaft und dann kommt wieder ein kleiner Parkplatz mit noch einem Auto. Ich sehe den Eingang gar nicht, fahre vorbei und erst beim umkehren sehe ich ein Schild. Da draußen ist das Meisterwerk einer sitzenden Frau zu sehen, wo er in seinem Anwesen begraben wurde. Innen ist man für die 7€ schnell durch. In der Zusatzausstellung mit äußerst verstörenden Bildern von Mykola Tolmachev halte ich mich nicht lange auf.

Auf der Hauptstrecke geht es mit sanften 4% nach oben, was dazu führt, das die durchschnittliche Reststeigung stetig steigt. Nachdem sie bei 10% angelangt ist, wird es steil und teilweise richtig steil bis auf 16% über 1,5 km, bis es dann wieder auf die 10% zurückkehrt. Oben kommt gerade eine Motorradgang an und ein paar Familien haben den trüben Tag für einen Ausflug genutzt. Es gibt hier das Denkmal von de Gaulle errichtet um den Kämpfern für das Gute eine Erinnerung zu schaffen. Bis da oben war es 11 km zuzüglich der 3 zum Museum. Während ich da oben für die Anstrengung mit nur bescheidenen trüben Blicken zum Meer belohnt werde, grummelt es in der Ferne.

Bis zum spanischen Espolla geht es meist bergab. Die Grenze verläuft da auf der Kuppe. Kurze Zwischenanstiege sind dabei. Dort angekommen donnert es aus den dunklen Wolken erheblich. Als die ersten Tropfen kommen schaffe ich es noch unter einen Baum und zieh mir dann doch für die verbleibenden 22 km nach Figueres meine Regenmontur an. Zuerst in Starkregen, der nimmt aber sukzessive ab und in Figueres scheint die Sonne. Fast pünktlich komme ich um 14:05 am Ziel vor dem Appartement an. Mein Rad findet Platz in einem nicht vermieteten Appartement im Erdgeschoss. Meins liegt im zweiten Stock und der Vermieter erklärt mir alles. Super sauber ist das hier, modernste Geräte und Einrichtung. Das Einzige, was die Perfektion stört, ist mein ziemlich schmutziges Erscheinungsbild in den vollgespritzten Regenklamotten.

Punkt 14:57h stehe ich geduscht und umgezogen vor der Kasse und um 15:02 halte ich mein Ticket in der Hand, pünktlich für den 15h Slot. Trotzdem sind eine ganze Menge Leute da und es ist schon eine Fülle von Sachen, die da zu sehen sind, so dass es nur zum Teil auch aufgenommen werden kann. Danach schlendere ich durch die Altstadt.

Dabei komme ich am Erkennungsbild von Figueres, dem Rathaus, einem verzierten Stadthaus und Dalis Geburtshaus vorbei. Es gibt café con leche und Käsekuchen mit Matcha. Dann hole ich mir ein Bier und eine Limo im Supermarkt um im perfekten WLAN dies hier zu schreiben und parallel Schweiz gegen Italien auf spanisch zu folgen bevor ich auf Restaurantsuche gehe.

39,5 km bin ich heute gefahren und Höhenmeter waren es 536.

In Banyuls-sur-Mer

Für heute habe ich mir einen ganzen Tag ohne Radfahren vorgenommen, obwohl es mich schon wieder ein bisschen zum Coll de Banyuls lockt. Der Tag beginnt mit einem exzellenten Frühstücksbuffet. An der Rezeption bekomme ich ein Handtuch für den Strand geliehen und mach mir als erstes ein Bild vom Ort, in dem ich kreuz und quer durch ihn durchlaufe. Als erstes laufe ich am Hafen entlang. Man kann hier Jetskis leihen. Es ist aber niemand da, den man fragen könnte. Außerdem gibt es mehrere Tauchschulen.

Große Maschinen fahren über den Strand um den einen Teil der Promenade zu renovieren und im hinteren Teil des Ortes finde ich einen schönen Olivenbaum.

An der Kirche, die ebenfalls im hinteren Teil des Ortes liegt, laufe ich erst einmal glatt vorbei. Sie ist weniger beeindruckend als ihr Bild gegenüber und die Beschreibung dazu.

Was ich heute hier auch lerne: Banyuls-sur-Mer ist die Endstation des Wanderweges GR10, über den man die Pyrenäen vom Atlantik bis zum Mittelmeer zu Fuß überqueren kann. Heute ist baden im Mittelmeer geplant und während ich mich trocknend auf dem Kiesstrand sitze, kommen drei Wanderer gerade vom GR10. Der Vater des einen ist wohl extra gekommen um sie zu begrüßen, es werden Fotos gemacht und zwei stürzen sich mit Hemd und Hose ins Wasser.

Sonst ist nicht viel los. Einige Kraulschwimmer ziehen langsam ihre Bahnen durch die Bucht und einige sehr weiße Körper werden rot. Das Wasser ist eigentlich angenehm, gute Abkühlung und man kann gut schwimmen. Es ist wieder weit jenseits der 30 Grad.

Weiter habe ich heute gelernt, dass die Skulpturen der nackten Frauenkörper auf der Promenade alle von Aristide Joseph Bonaventure Jean Maillol geschaffen worden sind, der hier 1861 geboren wurde und 1944 hier starb.

Außerdem ist interessant, dass hier Lisa Fittko geb. Ekstein mit ihrem Mann Hans lebte und mit Unterstützung des Bürgermeisters, der ihnen falsche Papiere ausstellte, maßgeblich beitrug um vielen Menschen, die vor Nazis flohen, über die Pyrenäenpässe in der Nähe nach Spanien zur Flucht zu verhelfen.

Bei dieser Erkundung habe ich 6 km spaziert und etw 50 Höhenmeter erklettert, von denen die meisten von den 125 Stufen zum Hotel hoch rühren. Ein paar werden wohl wieder dazu kommen, wenn ich mich heute Abend wieder nach unten zum Abendessen begebe.

Von Prades nach Banyuls-sur-Mer

Nachdem ich mir gestern in der Stadt noch die Beine vertreten habe, ein Pizza gegessen und das Debakel der Portugiesen gegen Georgien in einem Pub beobachtet habe, konnte ich ganz gut schlafen. Heute war Frühstück um 8h angesagt. Gestern hatt die Chefin gefragt ob eher salzig oder süß und was ich trinken möchte. So war sie bestens vorbereitet und hat mir einen Schinken-Käse-Toast und einen Toast mit verschiedenen Käsearten, Tomaten, Oliven, Avocado gemacht. Dazu gab es Pudding, Obstsalat und zwei kleine Croissants, eins mit Schokolade. Das ganze serviert auf einer einzigartigen Terasse. Viel besser geht es nicht. Mit mir gemeinsam frühstückte ein weiterer Deutscher aus Remagen. Er ist drei Wochen unterwegs und will dabei 8000 km schaffen. Er hat eine riesige BMW. Später will er mit seinem Sohn entlang der dalmatinischen Küste nach Albanien und Montenegro.

Ich lasse mir Zeit mit dem loskommen. Ist ja nicht so weit heute.

Zunächst führt über 15 km leider nur wieder die Nationalstraße raus aus Prades, bis ich dann auf kleinere D Straßen mit weniger Verkehr komme. Einen weiteren Pass, den ich hier überqueren durfte, will ich nicht vorenthalten. Je weiter es gen Süden geht, nimmt der Verkehr aber wieder zu. Ab und zu passiert man einen netten Ort und Weingüter. Sonst sind die Aussichten nicht so berückend. In Elme folge ich dann nicht mehr meiner Komoot-Route und biege ohne gute Navigation nach Argelès-sur-Mer ab, wo ich dann das Meer nach gut 60 km und gut drei Stunden erreiche.

Es gibt dort einen schönen großen Sandstrand. Die Hotelauswahl und auch die sehr auseinander gezogene ziemlich große Stadt ist mir nicht so sympathisch und ich schaue ob ich noch ein bisschen weiter komme. Am Hafen setz ich mich in eine Bar, trinke ein kleines alkoholfreies Bier für 5€ und suche nach Unterkünften.

In Banyuls-sur-Mer finde ich ein ganz schönes Hotel, preislich im Rahmen und trotzdem mit allen Annehmlichkeiten. Da will ich noch hin. Als ich Google nach dem Weg frage, meint es 1 Stunde 15 Minuten und viele Steigungen. Das ist halt der Charakter einer Küstenstraße. Zunächst verfolge ich den Weg auf der Corniche mit schönen Örtchen, wie beispielsweise hier Collioure und Buchten. Nach den Schildern, die mich schon den ganzen Weg begleiten, befinde ich mich immer noch auf der „Route de Cols“. Dann muss ich nach etwas Fehlnavigation auf die D914 und in Banyuls-sur-Mer kommt Google völlig durcheinander und will mich über Treppen und durch volle Fußgängerbereiche lenken.

Aber schließlich finde ich das auf dem Hügel gelegene Hotel. Leider noch ein paar Höhenmeter dafür toller Blick aus dem Fenster mit Balkon. Da kann ich mein Radzeug mal ein bisschen sauberer bekommen und es auf dem heißen Balkon trocknen. Ich entscheide mich dafür hier noch eine weitere Nacht dranzuhängen, mal einen echten Ruhetag einlegen und muss deshalb, nachdem ich schon geduscht habe von 444 auf 439 wechseln, denn sonst wäre es morgen komplizierter geworden. Der Blick ist ähnlich aber ein bißchen anders. Man sieht den Pool.

So sind es heute doch ganze 82 km geworden und die Höhenmeter waren mit 538 überschaubar, wobei davon 360 auf die 16 km lange Küstenpassage fallen.

Der Ort ist über eine steile Treppe erreichbar. Ein großer Teil der Promenade ist aktuell Baustelle. Der Strand ist ehrer steinig. Statuen von nackten Figuren schmücken den Rest der Promenade. Es gibt unzählige gut bewertete Restaurants. Ich lande im La Vieille Cave. Es gibt Fisch des Tages und Wein aus dem Rousillon durch den ich heute entlang der “Route du Vin” gefahren bin.

Von Ax-les-Thermes nach Prades

Direkt an meinem kleinen netten Hotel Bellevue geht die Straße vorbei hoch zum Col de Pailhères, die sich später von der Strecke zum Col de Chioula trennt. Am Anfang ist noch etwas Verkehr, der aber, je weiter ich steige, schnell abnimmt. Ein letzter Blick auf Ax-les-Thermes mit der Seilbahn und dann bin ich schon an einem kleinen Stausee. Bis hierhin läuft es super. Es sind immerhin 1250 Höhenmeter an einem Stück zu bewältigen. Der Col de Pailhères ist einiger der wenigen Pyrenäen Pässe, der über 2000 liegt. Bei 1500 Meter kommt mir eine Gang von drei Bike-Packing Frauen entgegen, die sich schon von weitem als deutsch zu erkennen geben. Sie sagen freundlich „Bonjour“ aber ich höre dann bald „eh Alter“ auf was sich auch immer das bezieht. Vier Rennradler sind nun auch schon an mir vorbei gezogen und später kommen noch zwei weitere und Motorradfahrer gibt es kaum.

Umso mehr wundere ich mich darüber die Porsche-Parade an der ersten Station des Skigebiets zu sehen. Das Skigebiet zieht sich hoch bis zum Pass. Zwischendrin wird es nun doch wieder steiler, nachdem es zu Anfang mit 6% sehr angenehm zu fahren war. Bei den engen Serpentinen geht es dann wieder besser. Aber dennoch brauche ich ziemlich genau 3h für die knapp 1300 Höhenmeter. Dort oben ist nichts außer dieser Hütte. Die Hoffnung ein längeres Päuschen einlegen zu können zerschlägt sich.

In sehr steiler Abfahrt auf sehr engen Serpentinen auf ganz schmaler Straße geht es schnell runter bis zur nächsten Skistation. Ab dort wird die Straße breiter. Mein Garmin macht Zicken, weil seine Strecke und seine Messergebnisse nicht harmonieren. Aber es ist nicht so schwer, immer auf der Straße bleiben. Trotzdem versichere ich mich an jeder Kreuzung noch einmal wo lang es geht. Ich habe keine Lust mit 10% irgendwo 1-2 Kilometer runter zufahren, die ich dann wieder hoch muss.

Am tiefsten Punkt bei etwa 800 Meter verlasse ich das Departement Ariege und komme in das Departement Aude. Die Aude ist hier allerdings nicht mehr als ein kleiner Bach, dem ich nun mit moderater Steigung ein paar Kilometer folge. Links zur D17 geht es ab und es wird auf eine Essgelegenheit in der „ferme“ hingewiesen. Die finde ich leider nicht. Vor dem Pass Col du Garavel erreiche ich den Zwischenpass, den Col de Moulis, der sich hier mit 1099 Meter brüstet und weitere 50 Höhenmeter kostet. Hier ist eine Farm mit Schweinen aber es gibt nichts. So erreiche ich den Col de Garavel bei 1256 Meter nach sehr schweißtreibendem Aufstieg von ca. 500 Metern ohne weitere Pause. Es ist sehr heiß geworden, ca. 35 Grad und ich zehre von meinen letzten Riegeln.

Auf der Passhöhe wird ein Restaurant in 5km angezeigt. Leider ist da nichts. In eines der nächsten Dörfer Roquefort-de-Sault fahre ich langsam ein und schon nach wenigen Metern werde ich herzlich mit Bonjour begrüßt und selbstverständlich könne man hier was trinken und auch essen. So gibt es ein halbes Baguette Schinken-Käse Sandwich und zwei kleine alkoholfreie Bier, wieder aufgefüllte Flaschen und eine schattige Pause. Die Dame ist sehr nett und kann in ganz vielen Sprachen ein paar Worte. Wir müssen dann aber schnell ins Französische zurück.

Der Auffahrt zum Col de Jau ist so ein bisschen der Schrecken genommen. Immerhin sind es weitere 650 Höhenmeter bei 6-7%. Es geht auf einsamen Wegen, kaum ein Auto, keine Motorräder, nur in Richtung Passhöhe kommt ein Trupp Engländer auf Rennrädern, die gut trainiert in allerdings durchaus beachtlichen Abständen an mir vorbeiziehen. Der Weg nach oben ist waldig, es gibt einen Menhir zu sehen, den schau ich mir aber nur von von der Straße aus an. Kein Meter extra. Oben haben sich die Engländer gesammelt und ihr Begleitfahrzeug hat leckere Snacks ausgelegt.

Von 1500 Metern geht es nun auf 350 Meter runter über 24 Kilometer. Man passiert den idyllisch gelegenen Ort Mosset und die Schlucht der Casselane. Es haben sich auf dem Weg nach oben einige Gewitterwolken gebildet und es grummelt in der Ferne. Ich bin froh, dass ich kaum treten muss, denn das schmerzt. Beim Ortsschild von Prades kommen die ersten Tropfen. Ich komme aber trocken zum Chambre Hôte. Mein Fahrrad findet in der Motorradgarage Platz. Die Hausherrin hat mir einen Melonendrink gemixt und das Zimmer ist sehr schön. Für mehr als das Foto von der Kirche hat es nicht mehr gereicht, da ich als erstes unbedingt was essen musste und mir die Zeit damit vertrieben habe, das hier zu erstellen.

Bei einer Distanz von 95 km habe ich heute 2546 Höhenmeter absolviert, was eindeutig über dem liegt, was mein Trainingszustand zulässt, vor allem mit den fast 10 kg Gepäck. Jetzt ist aber erstmal Schluss mit Pässen und vorgebuchten Quartieren. Bis Dienstag muss improvisiert werden.

Von Aulus-les-Bains nach Ax-les-Thermes

Gestern hatte ich im einzigen Restaurant „Café Restaurant L’etape“ noch ein sehr ordentliches Abendessen mit gegrilltem Fleisch, Frites und Salat hat köstlich gemundet und in der Einsamkeit sind die Preise unten. Das gilt natürlich nicht für mein Appartementloch in dem ich dann leider gar nicht gut geschlafen habe. Um 8h in der Frühe macht der kleine Lebensmittelladen auf und ich kaufe ein Croissant und Chocolatine. Dann sehe ich, dass das Restaurant schon wieder auf hat und ich frage ob ich auch was frühstücken kann. So bekomme ich zusätzlich noch ein dickes Schinken-Sandwich mit Salat und einen Milchkaffee.

Nachdem der Chef Mittag gestern noch einen äußerst mißmutigen Eindruck machte, scheint er langsam aufzutauen, je öfter ich ihn besuche. Er entpuppt sich als großer Radfahrerfreund und wir betrachten seine Postkartenwand wo auch die kalifornische Westküste reichlich vertreten ist und ich ihm von meiner Fahrradreise dort erzählen kann. Sandwich und Kaffee sollen 8€ kosten, aber er will lieber mein Kleingeld und gibt sich dann auch mit 6€ + x Cent zufrieden. In meinem Appartement hatte sich im Bad durch das offen gelassene vergitterte Fenster ein Vogel in der Dusche eingenistet und ich versuche ihn mit allen Tricks in Richtung Fenster zu bewegen. Irgendwann ist er dann weg.

So wird es heute 9:30 bis ich auf das Rad komme und direkt vom Ort aus beginnt der langsame Anstieg zum Col d‘Agnes. Bis da hoch auf 1580 Meter bin, brauche ich fast zwei Stunden. Es ist wenig los auf der Straße. Kurz vom Gipfel überholt mich eine Rennradlertruppe, die ich dann oben alle wieder sehe wie sie dort mit ihrem Begleitwagen interagieren und jeder braucht ein Gipfelfoto. Diesmal steht das Schild mitten im Matsch und ich mache mal besser die Taschen ab, um es dahin drapieren zu können. Der Pass wird im oberen Teil weniger steil und bietet in jeder Kurve neue fantastische Ausblicke. Für die Tour-de-France wird auch schon vorbereitet und abgesperrt, dass sich da nicht schon Tage vorher die Camper positionieren.

Der nächste Pass, ist kurz und gar nicht steil und man erreicht nach kurzer Abfahrt vom Col d‘Agnes, bei der man von oben kommend schon den kleinen See „Etang de Lers“ sieht. Dort gibt es ein Restaurant aber ich habe vor dem Gipfel noch keine Lust dazu. Auf dem Weg dort begegne ich einer Kindergruppe, die von aufmerksamen Begleiterinnen gehütet werden aber mitten auf der Straße laufen müssen. Der Weg zum Pass Port de Lers führt in einem langen Bogen um eine grüne Hochebene herum auf dem viele Kühe und Pferde frei weiden, wie auch oben auf 1517 Meter eine Kuhherde grast.

In steilen Serpentinen führt der Weg nun zunächst über sehr enge Straßen Richtung Tarascon-sur-Ariège. Ich komme an einigen großen Wasserfällen vorbei und mir kommen unzählige Rennradler entgegen. Langsam wird die Straße breiter und weniger steil und leicht abschüssig sind so die letzten 10 km bis Tarascon zu bewältigen. Hier mache ich ein paar Bilder, das sind fast die gleichen Motive, die ich auch schon 2006 im Visier hatte, als wir mit dem großen Camper hier auf dem Campingplatz Station gemacht haben.

An dem führt jetzt auch mein Weg vorbei. Ich nutze die Gelegenheit etwas zu trinken und mit dem Chef darüber zu reden, dass uns hier vor 18 Jahren ein Playmobil-Männchen verloren gegangen ist, was zu einer kleinen Krise geführt hatte. Er macht mir allerdings wenig Hoffnung, dass wir das noch hier auffinden und spricht mit mir, in fast perfektem Deutsch, über die Strecke und das Wetter. Den Col d‘Aubisque kennt er auch gut, da er lange in Argeles-Gazost gewohnt hatte. Als ich erzählte, dass der Tourmalet geschlossen war, meinte er, die machen einfach überall mal zu, um für die Tour de France vorzubereiten.

Der Weg nach Ax-les-Thermes ist nun eigentlich mit ca. 25 km nicht mehr weit. Dabei sind 300 Höhenmeter zu absolvieren, die kommen natürlich nicht gleichmäßig, sondern summieren sich über kleine fiese Zwischenanstiege, bei denen in der Abfahrt danach wieder einiges verloren geht. Außerdem geht ein großer Teil der Strecke ohne Alternative auf der großen Nationalstraße, die oft aber leider nicht immer ein bisschen Seitenstreifen hat und da wird es einem immer ein bisschen mulmig, wenn ein großer Laster vorbei will. Außerdem sticht die Sonne und es ist sehr heiß. Nach schlechter Nacht, wenig essen während des Tages, auch zu wenig getrunken, merke ich das nun. Mir fallen die letzten Kilometer ziemlich schwer. Endlich erreiche ich dann aber doch mein kleines Hotel Bellevue. Das Rad kommt ganz versteckt in eine sichere Kammer und ich habe heute wieder ein richtiges schönes Zimmer mit einem (allerdings sehr kleinen) Bad.

In Ax-les-Thermes ist Wasser und Therme das große Thema. Außerdem wird ganz viel gebaut. Mit einer Gondel kommt man hier hoch, auch im Winter als Ausgangspunkt für das Skigebiet obwohl nur 700 Meter hoch. In einem Becken mit heißem Thermalwasser baden sich die Leute ihre Füße und als ich beim zweiten Mal vorbei komme, setze ich mich dazu. Der Ort ist ganz ansehnlich und mal wieder eine richtige kleine Stadt, es gibt viele Restaurants und Bars. Da kann man es sich ganz gut gehen lassen.

Die Distanz von 74 km mit 1495 Höhenmetern ist nicht so beeindruckend, dagegen hatte ich trotzdem ordentlich zu kämpfen, bis ich es endlich geschafft hatte.

Von Castillon-en-Couserans nach Aulus-les-Bains

Das Frühstück bei Natasha beginn mit einer festlich vorbereiteten Tafel. Alle Gäste des Hauses essen an einem Tisch. Mit Messerbänkchen, silbernen Serviettenringen alles äußerst vornehm aufbereitet. Mit mir frühstücken um 7:30 noch zwei Franzosen aus Dinan, wo wir letztes Jahr durchgekommen sind. Die Unterhaltung ist etwas holprig aber wir können uns verständigen. Der Tag beginnt mit einem Bilderbuchhimmel. Es ist mit 16 Grad noch etwas kühl aber nach wenigen Kilometern geht es zur ersten Steigung hoch zum Col de la Core. Der Anstieg ist diesmal moderat. Über lange Strecken unter 6%, gegen Ende wird es dann steiler aber kaum über 7%. Man passiert verschiedene Dörfchen und in der Ferne präsentieren sich die hohen Berge mit ein bisschen Schnee.

Auf dem Pass öffnen sich dann neue Panoramen und bis Seix am Fluss „le Salat“ ist es dann nur noch eine lange schnelle Abfahrt. Entlang des Flusses steigt das Gelände leicht an. Es gibt auch einen Kayakverleih aber ich habe keine Boote auf dem doch recht wilden Gewässer gesehen. Dann biege ich ins Ustou Tal ab, das über 7 km leicht ansteigt, bis dann die letzten 4,5 km bis zum Col de Latrape steiler werden. Die Aussichten da hoch sind überschaubar aber das Thermometer steigt auf weit über 30 Grad in der Sonne. Oben bin ich dann doch etwas geschafft.

Jetzt kommt nur noch eine weitere schnelle Abfahrt am Wasserfall und mit Blick auf den Ort Aulus-les-Bains. Ich kann heute auch sofort mein „Appartement“ beziehen. Das ist eine Küche mit Schlafsofa auf niedrigstem Niveau. Dafür wollen sie 60€ und Bettzeug plus Handtuch kosten 10€. Es gibt zwar ein Grandhotel und verschiedene Gites aber ich habe zuvor alles versucht was anderes zu finden. Entweder ausgebucht oder sie nehmen nicht für nur eine Nacht. Bei zwei Nächten hätte ich mehr Optionen gehabt, was ich auch überlegt hatte. Also hatte ich das schon so erwartet, wird für eine Nacht schon gehen.

Der Ort hatte wohl mal eine größere Zeit es gibt Therme und besonderes Wasser aber das scheint nicht besonders frequentiert zu sein. Ich denke, dass Grand Hotel gegenüber dem Thermepark lebt in erster Linie von den Wanderern, die hier dann mehrere Tage verbringen. Es gibt hier zwei Restaurants aber das eine hat nur Donnerstags bis Sonntags auf. So sitze ich im einzigen offenen. Der Wirt ist freundlich und ab 19h gibt es hier auch was zu essen. Der Fluss Le Garbet fließt fotogen durch den Ort und in erster Linie kann man hier eben Wandern oder Radfahren.

Diesmal waren es 54 km und 1512 überwundene Höhenmeter.

Von Cierp-Gaud nach Castillon-en-Couserans

Trotz oder wegen des Rauschens der Pique direkt vor meinem Fenster konnte ich sehr gut schlafen. In einiger Entfernung beim Rathaus feierten Sie ein Fest mit Zelt, DJ-Musik und Bar. Als ich nachts gegen 4:30 mal aufgewacht war, habe ich immer noch leise die Musik gehört. Der Blick aus dem Fenster stimmt mich nicht optimistisch. Dafür ist das Frühstück von Ed ein echtes Highlight und bringt ein bisschen Glanz in die tristen Ausblicke grauer Mauern in grauer Landschaft mit grauen tief hängenden Wolken. Kurz vor 9h geht es bei Niesel los und nach 5 km ist St. Beat wieder erreicht. Die Garonne fließt durch den Ort aber das Erscheinungsbild des Ortes ist trotzdem recht düster.

Auf dem Weg zum Col de Menté sind die Straßen nass aber bis auf 1060 Meter bleibt es trocken. Nur für die letzten 300 Höhenmeter setzt der Nieselregen wieder ein. Kurz vor der Passhöhe überholen mich die ersten Rennradler. Es gibt eine Hütte aber ich bin nicht hungrig.

Auf dem Gipfel gibt es das obligate Pass-Gipfel-Foto, diesmal auch mit mir selbst von einem freundlichen Franzosen gemacht. In steilen Serpentinen geht es dann wieder tief runter bis der 4,5 km kurze aber sehr steile Anstieg zum Col de Portet d‘Aspet erreicht ist. Auch da gibt es ein paar Gehöfte und auf einer Terasse sitzen Freudenstädter und ein paar Franzosen und ich bekomme alkoholfreies Bier, eine Tarte und einen Kaffee bei ganz entspannter Jazz-Musik. Ab jetzt kommen keine nennenswerten Anstiege mehr. Nach anfänglichen vielen Serpentinen zieht sich die Strecke über 30 km bis Castillon. In jedem Ort auf der Abfahrt wird ordentlich Werbung für die Tour de France gemacht, die mir hier am 14. Juli dieses Jahr folgt.

Castillon ist ist ein sehr kleines Örtchen in dem ich bei Natasha ein Zimmer gefunden habe. Eigentlich ist Einlass erst ab 15:30. Ich probiere es trotzdem mal. Natasha öffnet mir nach einiger Zeit und war nicht so sehr begeistert, da ich ihren Mittagsschlaf unterbrochen habe. Nach einiger Zeit war sie dann aber ganz engagiert. Es gibt hier wieder nur ein Restaurant und das wollte heute gar nicht aufmachen. Aber nach verschiedenen Telefonaten von Natasha darf ich heute um 19h kommen. Mal sehen was mich erwartet.

Auf der Distanz von 52 km über zwei Pässe hatte ich nach 30 km etwa knapp 1400 Höhenmeter erreicht. Insgesamt sind es 1458 Höhenmetern geworden.

Nach der Dusche schreibe ich erst einmal meinen Bericht für heute und verlasse meine Unterkunft um den Ort zu erkunden. Ich muss noch einmal zurück und die Jacke wechseln, denn es ist auf einmal ganz warm geworden und die Sonne scheint. Auf einem kleinen Gipfel über dem Ort gibt es eine alte Kapelle inmitten eines wild gewachsenen Park. Entlang eines Kreuzgangs, den die Eidechsen als Revier in Beschlag genommen haben, kommt man hoch und hat einen guten Blick über den Ort und die Berge. Als ich wieder runter komme stoße ich direkt auf die Bar im Ortszentrum, die als einzige geöffnete Gastronomie gut besucht ist. Hier lasse ich mich erst einmal für einen Café au lait nieder und ergänze dies hier.