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Paris – Montmartre und Centre Pompidou

Heute bricht unser letzter Tag an und erfreulicherweise ist der Himmel diesmal wirklich blau. Mit der Metrolinie 2 fahren wir 2 Stationen und steigen dann den Berg hoch zur Kirche Sacre Coeur, die wir diesmal auch von innen bewundern. Wir haben Glück, keine Schlange zu sehen, wie mittlerweile fast überall an den Hotspots gibt es eine kurze Gepäckkontrolle mit Blick in den Rucksack. Drinnen ist fast alles verboten, aber ein paar Fotos erlaube ich mir. Gegen Ende unseres Aufenthaltes beginnt die Messe und das sollte man eigentlich nicht fotografieren, aber ein Pulk von ein paar dutzend Leuten drückt sich herein und sieht das nicht sehr verbissen.

Über Montmartre steigen wir gemütlich ab, kommen an der ersten Mühle vorbei und landen dann unten direkt vor der roten Mühle, Moulin Rouge. Auf dem Weg zum Place Pigalle gibt es noch ein paar Sex-Shops oder Table-Dance Bars zu sehen, bei denen allerdings am Vormittag die Rollläden runter gelassen sind. Ein Kebap-Laden wirbt mit Berliner Döner Qualität, da kommen offensichtlich die besten her.

Mit den Metro Linien 12 und 3 und ein paar Minuten zu Fuß erreichen wir dann das Centre Pompidou und können zwischen mehreren Sonderausstellungen (Surrealisten, Comic-Zeichnungen) und der Hauptausstellung wählen.

Bei den Surrealisten ist es sehr voll, eng und unübersichtlich. Dagegen ist die Standardausstellung für moderne und zeitgenössische Kunst wieder was ganz besonderes. Auf den Außengalerien hat man tolle Ausblicke auf die verschiedenen Wahrzeichen der Stadt. Rechts hoch sieht man Sacre Coeur, links den Eifelturm. Zuletzt wandern wir auf der alten Uferstraße an der Seine. Auf der Höhe der Bastille laufen wir dann entlang vieler Flußschiffe und Yachten bis zur Place de la Bastille, von wo wir wieder direkt zum Gare du Nord kommen. Dort können wir noch ein paar Zugtickets kaufen, denn wir sind in Palaiseau verabredet. Die Linie B fährt direkt vom Gare du Nord in etwa einer halben Stunde hin und wir genießen gute französische Küche in mehreren Gängen.

In zwei Etappen mit ein paar Metro Fahrten dazwischen sind wir etwa 10 km unterwegs gewesen und haben keine nennenswerten Höhenmeter absolviert.

Paris – Buttes Chaumont nach Père-Lachaise

In meinem alten Baedeker Reiseführer heißt die Route, der wir heute folgen „Trendviertel mit Historie und Exotik“, die wir allerdings rückwärts gehen. Unser erstes Ziel ist der Parc des Buttes Chaumont, der mit einigen Hügeln und künstlich angelegten Seen und Schluchten idyllisch liegt und einige Ausblicke unter anderem auf das im Dunst liegende Sacre Coeur bietet. Auf dem Weg dahin ist sonntaglicher Flohmarkt mit hunderten Ständen entlang der Straße. Im Park sind die Hauptattraktionen wegen Bauarbeiten gesperrt, es gibt dennoch genug zu sehen. Sonntagvormittags ist der Park fest in der Hand unterschiedlich sportlicher Jogger, die dort ihre Runden drehen.

Anschließend versuchen wir der Strecke zu folgen und drehen eine Runde durch das Viertel Belleville mit schöner Aussicht zum Eifelturm und Invalidendom. Das Museum Edit Piaf wird privat geführt und man muss sich da voranmelden, das machen wir nicht. Dann schlängeln wir uns durch das Viertel Oberkampf wieder bis zur Rue de Pyrenes , vorbei am Place de Maurice Chevalier und der Kirche Notre Dame de la Croix.

Eine gesperrte Bahnlinie mit zwei angesperrten Tunneln rechts und links ist von Obdachlosen in Beschlag genommen, die dort ihre Zelte aufgestellt haben. Die Wandmalerei hat hier erfreulicherweise eine andere Qualität als die meisten andern.

Nachdem wir uns in einer Patisserie noch einmal mit einer Curry Quiche stärken können, ist die nächste Station der große Friedhof Père Lachaise, wo man entlang verwirrender Wege unzählige Gräber von bekannten Persönlichkeiten findet.

So haben wir beispielsweise die Gräber von Oscar Wilde, Honoré de Balzac, Frederic Chopin, direkt daneben Michel Petrucciani und schließlich, von einigen Bauzäunen geschützt, das umlagerte Grab von James Douglas (Jim) Morrison gesehen.

Am südlichen Ausgang des Friedhofs wartet eine Bar auf uns, und nach 16h ist Happy Hour, so dass es ausnahmsweise mal ein Pint IPA zu akzeptablen Konditionen gibt.

Insgesamt eine schöne Tour abseits der Massen. Nach ca. 16 km und 271 Höhenmetern kaufen wir im Intermarche, der wie unzählige Geschäfte und alle Supermärkte Sonntags offen hat, noch ein paar Sachen fürs Frühstück und lassen uns mit der Metro Linie 2 von Alexandre Dumas bis La Chapelle bringen. Abends schließlich finden wir tatsächlich ein preiswertes französisches Restaurant, in dem das Essen auch wieder schmeckt.

Paris – Rive Gauche

Nach zwei Stationen erreichen wir mit der RER B vom Nordbahnhof Saint Michel auf der linken Seine Seite und wandern durch das Quartier Latin. Die erste Station ist die Kirche Saint-Severin mit tollen Glasmalerein. Als wir wieder rauskommen, werden wir von einer jungen Damen angesprochen, ob wir gerne ein Interview mit Kamera machen möchten, aber ich traue mich nicht, mein Französisch öffentlich zu präsentieren. An der Universität Sorbonne vorbei, erreichen wir das Pantheon und sehen das Foucaultsche Pendel und eine monumentale Ausstellung von Exponanten von Anselm Kiefer.

Von dort kommen wir zum Jardin du Luxembourg mit Blumenarrangements, aber insgesamt schon recht herbstlich. Die Kirche Saint Sulpice liegt auf dem Weg und unser Bädeker Führer (vor 2008) wird zunehmend ungenauer. Das Musée Maillol ist auf jeden Fall geschlossen, da man sich dort auf eine neue Ausstellung vorbereitet.

So erreichen wir durch wenig frequentierte Staßen, die mit edlen Boutiquen gesäumt sind, das Museum Rodin. Die Ausstellung dort beginnt mit seiner Manie, den Schriftsteller Honoré de Balzac möglichst umfassend abbilden zu können und seinen monumentalen Studien und Statuen. Der große Garten enthält einge Statuen unter anderm seine berühmtesten Werke „der Denker“ oder „der Kuss“ .

Über die Straße ist dann schon der Invalidendom, den wir uns nur von außen anschauen. Nun ist es schon so spät, dass wir den Heimweg langsam antreten müssen, da wir abends ein Konzert gebucht haben.

Wir steuern wieder die Haussmann Station an und bekommen in Sichtweite der Oper in einem italienischen gut bewerteten Restaurant unglaublich teure Nudeln und ein großes Bier liegt bei 10€. Auf dem Weg dahin kommen wir beim Grand und Petit Palais wieder an größeren Menschenmengen vorbei.

Das Trianon liegt nur 25 Minuten Fußweg von unserer Wohnung und auch dort steht wieder eine längere Schlange, an der wir uns diesmal hinten anstellen müssen. Wir haben zufällig gesehen, dass Nena und Lissa Bloch im Vorprogramm spielen. In so einem Konzert waren wir noch nie, aber warum nicht, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Das war teuer und gut besucht, die zweite Kategorie ist eine reine Stehfläche und wir sind nur bei wenigen altbekannten Liedern von der Musik angetan. Die Meisten von 1091 waren begeistert.

Heute haben wir um die 12 km gewandert mit flachen 102 Höhenmetern und bei diesem Spaziergang sind wir kaum mit größerem Touristenaufkommen kollidiert.

Rundgang durch Paris

Nachdem ich beim Studium alter Bilder festgestellt habe, dass es bereits 16 Jahre her ist, dass wir das letzte Mal in Paris waren, haben wir uns spontan entschlossen, dort ein paar Tage zu verbringen. Mit dem Zug geht es trotz der Unzulänglichkeiten der deutschen Bahn immer noch ganz gut, sobald man in Frankreich, von Straßburg nach Paris durchfährt, geht dann auch alles gut, zur deutschen Verspätung kommt keine neue dazu. Der Gare de l’Est liegt nur 10 Minuten Fußweg zu unserem Appartement entfernt.

Unser Quartier ist eine wunderschöne kleine Wohnung in der Nähe des Gare du Nord. Die Gegend ist lebhaft, viel indisches und afrikanisches Publikum, Geschäfte und Restaurants. Da die Wohnung im Hinterhof liegt, ist es absolut ruhig. Unser Abendspaziergang führt uns über die Gleise ins afrikanische Viertel. Richtung Montmarte gibt es ein italienisches Restaurant nachdem die afrikanischen Restaurants auf dem Weg doch alle nicht so richtig einladend aussahen. Danach sind wir über steile Treppen zur Kirche Sacre Coeur hoch gestiegen. Die Kirche ist angeleuchtet und von Nebelschwaden umgeben. Auch in den Gassen des Montmartre schafft der Nebel eine besondere Atmosphäre.

Am nächsten Morgen ist der Nebel immer noch da und heute sind die Massentouristenstationen geplant. Von Notre Dame über Louvre, Tuilerien, Place de la Concorde, Champs Elysée, Triumphbogen, dann wieder zurück zur Seine und auf der anderen Seite zum Eifelturm.

In der Nähe des Riesenrades in den Tuilerien entdecke ich zwei Bronzestatuen von Aristide Maillol, dessen Figuren ich vor ein paar Wochen schon in Banyul sur Mer bewundert habe. Entlang der Seine sind die bekannten Buchstände und Schallplatten gibt es auch. Der Eifelturm ist vom Place de la Concorde aus nur zur Hälfte zu sehen, aber während wir mit den Menschenmassen gemeinsam entlang des Champs Elysées schlendern, kommt die Sonne langsam heraus, so dass sich der Triumphbogen uns schon bei fast blauem Himmel präsentiert.

Der Eifelturm ist dann für ein paar Fotos erfreulicherweise gut beleuchtet und auf dem Rückweg über den Fluss betrachten wir das Schauspiel, wie sich eine Menschenschlange vor den olympischen Ringen bildet, um sich vor die Ringe mit Eifelturm im Hintergrund in Szene setzen zu können. Schlangen gibt es praktisch an jeder Station. Bei Notre Dame ist eine Bühne aufgebaut, um über die Baustelle hinweg Fotos aufnehmen zu können, denn da ist noch immer kein Einlass. Die Schlange für den Louvre ist mehrere hundert Meter lang, ebenso wie vor dem Triumphbogen und auch dem Eifelturm, den man für 35€ erklimmen kann, wenn man lange genug gewartet hat. Dementsprechend ist auch jeglicher Konsum von Kaffee etc. ein ziemlich teures Vergnügen.

Auf dem Weg zurück laufen wir dann fast bis zur Oper und steigen bei Haussmann in die Linie E ein, so dass sich auf der Uhr 19 km mit 160 Höhenmetern gesammelt haben. Bevor wir in die Bahn steigen, finden wir im Einkaufsviertel noch La Brulerie Caumartin, ein kleines französisches Restaurant, welches für diese Gegend zu moderaten Preisen eine gute Bavette mit Frites serviert.

Zurück nach Heidelberg

Die letzten 32 km mit 350 Höhenmetern waren nicht geplant. Trotz der nicht besonders schönen Lage können wir im B&B Hotel ganz gut ausschlafen und bekommen ein dem Hotelstandard angemessenes Frühstück. Es begann zu regnen und die Tropfen auf dem Fensterbrett waren tatsächlich die größte Geräuschquelle. Kein Problem wir müssen ja nur noch 10 Minuten zum Bahnhof und dann geht es im Zug bis Heidelberg.

Zunächst schauen wir uns den Rhein an, die echte Loreley und die Radfahrer, die mit Packtaschen und gegen Regen gerüstet auf dem Rhein-Radweg unterwegs sind. Die Strecken waren alle etwas seltsam und gegen die Intuition. Entweder bis nach Kaiserslautern und dann in 4 Minuten von Gleis 1 auf Gleis 10 oder nach Frankfurt und dann eine gute halbe Stunde warten. Alle zwei Stunden geht auch Mainz, umsteigen nach Mannheim und dann umsteigen nach Heidelberg. Da die vier Minuten umsteigen in Kaiserslautern unrealistisch sind, liebäugeln wir in der RE17 nach Kaiserslautern bei Bingen damit, nach Mainz umzusteigen, um dort auf den Anschluss nach Mannheim zu warten. Das wäre etwas schneller als in Kaiserslautern mit der nächsten S-Bahn zu fahren. Wir entscheiden uns dann aber doch für die bequemere Variante mit nur einmal umsteigen.

Das war leider eine nicht vorhersehbare Fehlentscheidung. Wenige Minuten später die Durchsage: „in Rockenhausen endet der Zug, ein Baum liegt auf der Strecke. Wir wissen noch nicht wie es weitergeht.“ Nachdem wir mit den Rädern raus sind (einmal durch die Unterführung) die Durchsage: „der Betrieb nach Kaiserslautern geht weiter“. Wieder durch die Unterführung wie auch der gesamte restliche Zug. Für uns heißt das Aufzug runter und Aufzug wieder hoch. Im Zug kommt uns dann der Lokführer entgegen, was wir hier wollen, der Zug würde nicht fahren. Wir dagegen: „die Durchsage hätte gesagt es geht weiter“, er: „ich bin der Lokführer, ein Baum liegt auf der Strecke, der Zug fährt nicht“ … „die Durchsagen würden von der Deutschen Bahn kommen, da hätte er nichts mit zu tun“. Also zum dritten Mal durch die Unterführung, das hat nicht zur Verbesserung unserer Laune beigetragen.

Super Sushi gestern abend und verdreckte Räder heute

Wir ziehen uns um und setzen uns auf das Rad und steuern den Bahnhof Winnweiler an. Wenn der Baum dazwischen liegt, dann geht es von dort vielleicht weiter. Über Komoot und Radwegausschilderung finden wir den Weg, der sich in Kürze zu einem matschigen Schotter-Sand-Waldweg entwickelt. Gleichzeitig ist er mit heftigen Steigungen gespickt. In Winnweiler kommen wir völlig verdreckt an. Auf den beiden Bahnsteigen herrscht Chaos. Ein Zug steht einsam und wartet. Auf dem anderen Gleis steht eine riesige Traube von Menschen, die verschiedene Theorien austauschen, wo der Baum liegt, ob er schon weg ist und wann es weitergeht. Ich schimpfe ein bisschen auf die Unfähigkeit der deutschen Bahn und vor allem das völlige Chaos in deren Kommunikation. Ein Herr, der unweit von uns steht und stoisch sein Handy beobachtet, erbarmt sich und erklärt uns einen Weg über Landstraßen mit Radwegen in Richtung Kaiserslautern. Ein kleines DB-Logo an seiner Jacke outet ihn als Mitarbeiter, vielleicht war er auch ein Fan. Aber die Aussage, dass das hier noch ewig dauert, mit den Rädern seien wir schneller, spricht für die Eingangshypothese.

Der Weg entlang Landstraßen mit Radwegen daneben erweist sich als gut fahrbar. Der Regen hat aufgehört, nur noch Spritzwasser, aber das ist nun egal. Statt kurz vor 12h erreichen wir den Hauptbahnhof in Kaiserslautern um kurz vor 14h. Um ca. 14:17 komme die RE17 aus Koblenz an und siehe da eine ältere Dame, die mit uns im Zug war, steigt aus. Mit der S1 sind es nun noch knapp 1,5 Stunden nach Heidelberg.

Von Cochem nach Koblenz

Im Fata Morgana, eine wiederum von Niederländern betriebene Pension, mussten wir gestern exakt angeben, was wir zum Frühstück essen möchten und haben das dann auch exakt so bekommen. Das war alles einwandfrei. Für Niederländer scheint Cochem ohnehin ein sehr begehrtes Ziel zu sein. Rund um uns herum in den Lokalen und sind einige Texte und Beschilderungen neben deutsch auch niederländisch.

Der Himmel war bedeckt mit sonnigen Lichtblicken und es sollte den ganzen Tag trocken bleiben. Der Wind war teilweise erheblich, aber er kam meistens von hinten. Als wir aufgrund eines kleinen Navigationsfehlers wieder 100 Meter zurück mussten, haben wir den Wind sehr heftig von vorne gespürt.

Der Radweg ist gesäumt mit einigen Burgen und bei der letzten Schleuse vor Koblenz gibt es einen Aussichtspunkt mit nicht sehr beeindruckenden Aussichten, aber interessanten Hintergründen zu und Funktionsweise der Schleuse.

Leider verläuft der linksseitige Radweg lange entlang der Bundesstraße. Einwandfreier Belag und wir fahren um die 25 km/h. Mit nur wenigen Fotopausen erreichen wir schon nach etwa zwei Stunden und 40 km den Ort Winningen. Dazwischen gibt es noch eine riesige Autobahnbrücke, abenteuerlich terrassierte Weinberge und ein „von der Leyen“ Schlösschen über der Bundesstraße.

In Winningen war bis gestern Weinfest. Die meisten der vielen Kneipen müssen sich erholen und haben zu. Wir steuern wieder eine Vollkornbäckerei an und bekommen einen kleinen Snack mit Kaffee. Leider gibt es trotz Sitzgelegenheiten keine Toilette. Von hier sind es nur noch gute 15 km bis zum deutschen Eck.

Die Mosel mündet in den Rhein. Auf der anderen Seite des Rheins ist die Befestigungsanlage Ehrenbreitstein zu sehen, wo man für aktuell 14,90€ hin und zurück mit einer Seilbahn übersetzen kann. Die Sonne kämpft mit düsteren Wolken und dementsprechend ist das ohnehin düstere Kaiser Denkmal auch eher ein düsteres Motiv.

In letzter Minute haben wir das B&B Hotel gebucht. Die meisten inserierten Hotels sind schlecht bewertet oder überteuert. Unser Hotel liegt im Dreieck von Gleisanlagen und vierspurigen Straßen, aber die Fenster sind gut isoliert. Zu Fuß steuern wir wieder die Fußgängerzone an. Es gibt das ein oder andere interessante zu sehen, einige Erker vor alten Fassaden unten allerdings die Fritten-Kette. Es gibt durchaus einige interessante Geschäfte, aber auch sehr viel Leerstand.

Das sehenswerte Wahrzeichen der Stadt ist die mit zwei Zwiebeltürmen renovierte Liebfrauen-Kirche, deren Ursprünge auch auf die Römerzeit zurück geht. Daneben finden wir neben der Jesuitenkirche (die heute evangelisch ist) ein Glockenspiel, welches uns zu Ehren direkt mit dem Spiel beginnt. Auf dem nächsten Platz ist eine interessante Säule installiert, in der über die verschiedenen Etagen die Geschichte der Stadt von den Römern bis heute dargestellt wird.

Nach verschiedenen, eher seelenlosen großen Plätzen finden wir ein Kino und da wollen wir rein. Deshalb müssen wir schnell etwas zu essen finden. Das gelingt in dem großen asiatischen Restaurant Papa Umi, wo schnell mit hervorragendem Service tolles asiatisches Essen serviert wird. Nun beginnt es doch wieder leicht zu regnen.

Die Distanz von 58 km mit 201 Höhenmetern war auch ziemlich schnell absolviert. Der Radweg war zwar wunderbar asphaltiert, aber direkt neben der Straße nicht angenehm zu fahren. Kurz vor Winningen sind wir auf die Strecke hinter der Bahnlinie in die Weinberge gewechselt, wo wenige Höhenmeter mehr zusammen gekommen sind.

Von Traben-Trarbach nach Cochem

Nachdem wir gestern noch bei angenehmen Temperaturen mit Blick auf den tiefsten Punkt der Mosel beim Litziger Lay (alles österreichisch) gesessen haben, begann es nachts zu regnen. Heute war es sehr wolkig, es tröpfelte immer wieder und die Temperaturen lagen zwischen 13 und 18 Grad.

Die Ausblicke auf die Dörfer oder die Staustufen sind dennoch schön. Bei Bullay kreuzen wir die doppelstöckige Brücke (oben Bahn unten der Rest) und verpassen leider den Fotomoment für den Zug, der gerade drüber fährt.

Ein Stück weiter entdecken wir auf der gegenüberliegenden Seite die Klosterruine Stuben und versuchen die supersteilen Weinberge mit dazwischen liegenden Felsarealen ins Bild zu bringen. Aber es bleibt dann doch ziemlich grau.

In Ediger-Eller beschließen wir eine kleine Pause einzulegen, aber der Ort ist noch in Erstarrung aufgrund des gestern beendeten Weinfestes. Wir landen bei Brot & Brood, einer von einem Niederländer betriebenen Bäckerei, in der das Meiste ausverkauft ist. Während wir da sitzen, regnet es auf einmal ziemlich stark und nachdem wir nach dem zweiten bescheidenen Milchkaffee wieder aufgebrochen sind, holen wir bald den Regen ein und kleiden uns in volle Regenmontur.

Nach 15 Minuten ist schon wieder alles vorbei, an der Fähre nach Beilstein kommt das Regenzeug wieder runter und mit Blick auf Beilstein und die Burg Metternich beobachten wir die kleine Fähre bei ihrer Überfahrt, aber bleiben auf der linken Moselseite, bis nach wenigen Kilometern auch schon Cochem, mit Blick auf die Reichsburg, erreicht ist.

In unserer Pension Fata Morgana, die auch wieder von Niederländern betrieben wird, sind leider die Handtücher nicht trocken geworden, was uns wiederum das Trocknen nach der Dusche erschwert. Diesmal nehmen wir die Regenjacken mit und das war gut so, denn wir kommen immer wieder in ordentlichen Niederschlag. Wir gehen über den Marktplatz mit Brunnen, Fachwerkhäusern, Rathaus hoch zur Burg. Da beginnt es recht heftig zu regnen und wir nutzen die Zeit, um im Burgrestaurant ein Bier zu trinken. Nach einer guten halben Stunde wird es heller und wir wagen den Abstieg.

Eine Besonderheit von Cochem besteht darin, dass ich noch nie so eine Dichte von miserabel bewerteten Restaurants gesehen habe. Egal wo wir stehen bleiben, Bewertungen bei Google von unter oder gerade eben über zwei sind die Regel. Letztlich landen wir bei einem ordentlichen Italiener (La Baia direkt an der Brücke) mit knapp über vier und das war auch ok so – nur ein bisschen teuer. Der Himmel klart auf und auf der Brücke gibt es dann auch noch einmal einen abendlichen Blick auf Mosel, Schiffe und Reichsburg.

Die 57 km mit 192 Höhenmetern sind uns nicht schwer gefallen, wenngleich auf den letzten 10 km ein deutlich spürbarer Gegenwind das Tempo gedrosselt hat.

Von Piesport  nach Traben-Trarbach

Heute müssen wir in der Ferienwohnung selbst unser Frühstück organisieren. Damit fällt es etwas spärlicher aus und wir sind bereits um 10h auf dem Rad. Heute ist es nur eine ziemlich kurze Etappe und auf knapp der Hälfte liegt mit Bernkastel-Kues das erste touristische Highlight mit pittoresker Altstadt, riesigem Parplatz und Anleger für viele Flußkreuzfahrtschiffe.

An dem Kiosk mit Strohballen, in den vermeintlich ein armer Radler hinein geraten ist, nehmen wir noch nichts zu uns zu. Die Simultankirche oder Gemeinschaftskirche in Brauneberg, 1/3 abgeteilt für die Evangelischen und 2/3 für die Katholischen (aufgeteilt nach finanziellem Anteil für den Umbau), schauen wir uns kurz an. Es ist heute Tag des offenen Denkmals. Es gibt schon Kuchenverkauf, aber es ist noch zu früh für uns. Die weitere Besonderheit dieser Kirche ist der sehr schiefe Zwiebelkirchturm.

Auf dem Weg nach Traben-Trarbach gibt es dann etliche Dörfer und Einkehrmöglichkeiten. Wir suchen uns ausgerechnet einen Kiosk aus, bei dem es heute nur Obstkuchen gibt, so dass ich mich mit Kaffee zufrieden gebe. Der schöne Ort Kröv, der leider aufgrund des eingestürzten Hotels in die Schlagzeilen geraten ist, liegt auf der andern Moselseite und grüßt nur mit seiner Weinlage. Die riesige Hochmoselbrücke dominiert einige Zeit das Landschaftsbild.

Auf der Trarbacher Seite erreichen wir unser heutiges Ziel. Enten und Nilgänse halten einträchtig Wache, wobei die Nilgänse eindeutig auf der Stecke dominieren. Es ist Flohmarkt unter der Brücke. Unser Hotel ist ca. 1km flussabwärts gelegen. Knapp eine Stunde zu früh können wir bald auf das Zimmer und machen uns dann zu einem Spaziergang auf. Nach ein paar hundert Meter kommen wir an der Stelle vorbei, an der die Mosel mit 16,64 Meter am tiefsten ist. Hier fließt das Wasser grünlich gefärbt. Zunächst führt der Weg an der Mosel zurück wieder über die Brücke nach Trarbach, vorbei am Brückentor, wo wir den Weg hoch zur Burgruine suchen. Der Weg steigt sehr steil durch teilweise noch viel steilere Weinlagen bis zum Kriegerdenkmal, auf dem gestorbene Soldaten aus dem Krieg 1871 geehrt werden sollen.

Auf steilen Treppen geht es hoch bis zur Ruine Grevenburg, die wiederum von Franzosen zur sicheren Festung ausgebaut wurde. Hier oben haben wir nun endlich einen Blick auf die gesamte Moselschleife, die ich allerdings nur mit dem Panoramamodus als Ganzes erfassen kann. Auf der anderen Seite schlängelt sich der Weg dann wieder in vielen Serpentinen durch den Wald zurück zur Brücke.

Über die Brücke zurück nach Traben kommen wir dann am Lorettahaus vorbei, was nach einer Gräfin aus dem 14. Jahrhundert benannt. Sie wurde dafür bekannt, dass sie den sie bedrohenden Kurfürst Balduin an der tiefsten Stelle der Mosel einfangen und entführen ließ. Nach mehreren Monaten lenkte er mit Lösegeld und Zugeständnissen in einem „Sühnevertrag“ ein. So wird das Stadtbild mit diesem und einigen anderen Häusern im Jugendstil oder klassizistischen Stil geprägt, dass sich die Stadt auch „Hauptstadt des Jugendstils“ benennt.

Die überschaubare Distanz 43 km mit 161 Höhenmetern, die sich über einige sehr kurze und steile Zwischenanstiege summieren, ergänzen wir mit weiteren 6 km zu Fuß und 150 Höhenmetern, die diesmal recht schweißtreibend zur Ruine hoch geführt haben.

Abendessen gab es im sehr empfehlenswerten Anker direkt an der Mosel. Interessanter Weise war zwar verkaufsoffener Sonntag, aber ein Großteil der Gaststätten hatte Ruhetag.

Von Trier nach Piesport

Nach einem guten Frühstück packen wir noch bei grauem Himmel unsere Sachen ein. Der Fahrstuhl führt in die Tiefgarage, wo unsere Räder auf einem Doppelparker aneinander geschlossen sind. Direkt neben der Ausfahrt ist tatsächlich ein Märklin-Shop mit einer wunderschön gestalteten Eisenbahnlandschaft, die an gute alte Zeiten erinnert. Wir müssen einfach nur eine Straße Richtung Mosel runter rollen und überqueren diese bei viel Autoverkehr, aber mit tollem Blick auf die wartenden Schiffe und dem roten Sandstein. Der Radweg ist weitgehend perfekt ausgebaut, allerdings gibt es doch einige unerfreuliche Umleitungen, die dann eher irritierend beschildert sind.

Im Gegensatz zu Frankreich ist hier nun die Gastronomiedichte ziemlich hoch. Man könnte eigentlich so ziemlich alle 10 Minuten einkehren. Das machen wir auch zweimal. Ein kleiner Weinausschank ist direkt neben dem römischen Frauenkopf, der bei einem Grab des 3 Jahrhunderts gefunden wurde. Gesellige Radfahrerrunden lassen sich da viel Zeit und wer aus Versehen einen Flammkuchen bestellt, muss ohnehin viel Zeit mitbringen. Das bleibt uns erspart und nach einer kleinen Schorle sind wir schon wieder weg.

Ein paar Kilometer später wird mit eigenem Kuchen, Zwiebelkuchen und Federweißer geworben und als wir das direkt am Radweg gelegene Café erreichen, lassen wir uns auch davon überzeugen. Ab dann geht es einfach zügig entlang des Radwegs, der immer gut von der Straße getrennt ist, auch wenn er ab und zu mal direkt daneben läuft. Heute ist der Himmel endlich mal wieder blau und es bleibt trocken, aber gegen Mittag wird es dann wieder heiß, was ein bisschen an unseren Kräften zehrt.

So erreichen wir Piesport und suchen unser Appartement mitten im Ort. Es ist groß genug für eine ganze Familie, aber der ganze Ort ist voll von Angeboten, die über Booking alle nicht zu finden waren. Zu Fuß laufen wir unten am Fluss entlang, decken uns im Edeka für Frühstück und den Abend ein und suchen dann ein Restaurant. Das erweist sich als gar nicht so einfach, da sie am Telefon dann mit eher bescheidenen mentaler Kraft auf die Herausforderung reagieren können, das ggf. ein Tisch frei werden könnte und der dann für den nächsten Gast zu reservieren wäre. Der spontane direkte Besuch führt dann aber zum Erfolg und so bekamen wir in der Moselloreley gegenüber des gleichnamigen imposanten Felsens einen Tisch und was zu essen und zu trinken. Zuvor sind wir schon den Radweg bis zurück zur Brücke gelaufen. Das Panorama auf die Felsen, die Weinberge, die bis in die letzte Ecke hinein bewirtschaftet werden und die Kirche auf der anderen Seite ist toll.

Wir sind heute 53 km gefahren und haben 223 Höhenmeter erklommen. Ein paar Brücken und ein paar kleine Zwischenanstiege in die Weinberge. Dennoch war die Belastung heute auf Grund der Wärme etwas deutlicher spürbar.

Von Perl nach Trier

Gestern Abend haben wir im nahe gelegenen gut bewerteten Hotel noch gut gegessen und als wie dann im trockenen Zimmer sitzen, beginnt es draußen ziemlich heftig zu regnen. In der Gegend gibt es starke Gewitter. Heute früh ist der Himmel wieder grau und es nieselt. Nachdem wir uns mit Frühstück und Zusammenpacken Zeit lassen, trocknet es langsam ab. Mit knapp 20 Grad ist es deutlich kühler geworden, aber trotz bedecktem Himmel bleibt es den restlichen Tag trocken.

Unser erstes Ziel ist das römische Mosaik in Nennig, für das wir einen kleinen Umweg oder Abstecher in Kauf nehmen. Im 19. Jahrhundert wurde es von einem Bauern entdeckt, recht bald mit einer Schutzhütte umgeben, dann vollständig ausgegraben und mittlerweile mehrfach renoviert. Um die 3 Millionen Steine sind kunstvoll und eindrucksvoll verlegt.

Eine große niederländische Reisegruppe kommt kurz nach uns und wir bekommen deshalb noch einen interessant aufbereiteten Film zur Geschichte und zu den riesigen Ausmaßen der ursprünglichen Römervilla und der Bedeutungen des Mosaiks zu sehen. Letztlich sind es blutrünstige Geschichten rund um Gladiatorenkämpfe mit und ohne Tiere.

Der Radweg führt aus unserer Sicht (flussabwärts) auf der rechten Seite der Mosel entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite schauen wir auf Dörfer und Weinberge in Luxemburg. Invasive Gänse-Arten haben mittlerweile auch schon einen großen Teil des Ökosystems in Besitz genommen und lungern entlang oder auf dem Radweg.

Keltische Symbole und eine kleine Bergbaubahn gibt es bei Wellen zu sehen. Kurz danach überqueren wir kurz die Mosel, um in Luxemburg in der kleinen Stadt Grevenmacher am Brunnen unter zylindrisch geschnittenen Bäumen eine kleine Zwischenmahlzeit zu uns zu nehmen.

Bei Konz erreichen wir nach einer weiteren halben Stunde die Saarmündung. Der Radweg führt dann über die Saarbrücke und nach einer weiteren halben Stunde haben wir Trier erreicht. Dank des Ministeriums für Verkehr und Digitales wird der Radweg ausgebaut, sollte bis Ende Juli gesperrt sein und obwohl auf dem Weg nichts zu sehen ist, ist er immer noch gesperrt. So navigieren wir uns über wenig schön geführte Wege bis zu unserem Hotel am Rand der Innenstadt.

Die Räder finden in der Tiefgarage Platz und wohl auf Grund meines irritierten Blicks erlassen sie uns die eigentlich fälligen 3 Euro Parkgebühr pro Rad. Die Innenstadt von Trier ist einerseits voll mit den üblichen Geschäften, aber auch voller reich verzierter Stadthäuser, von denen man hier bestenfalls eine kleine Auswahl zeigen kann.

Das erste ganz große Highlight ist die Porta Nigra, die ich vom extra eingerichteten Fotopunkt tatsächlich am besten ins Bild bekomme. Im Haus gegenüber wird ein Kind auf der Fassade getragen.

Unser nächstes Ziel ist der Dom, der mit der angeschlossenen Liebfrauenkirche einen riesigen Bereich abdeckt. Der Innenraum ist von einer Vielzahl von verschiedenen Stilarten und Gebäudebestandteilen geprägt, die teilweise bis auf die Konstantinische Zeit zurück reichen. Die Granitsäulen wurden aus dem Odenwald bezogen (einen der Steinbrüche hatten wir kürzlich dort besucht).

Der Garten und der Kreuzgang, die erfreulicherweise ebenso gratis betreten werden können wie die Kirche selbst, sind dann noch viel schöner.

Ein paar Schritte weiter, beim Kaufhaus Marx, erreichen wir dann die Konstantin Basilika, die nun wieder in karger Ausstattung als evangelische Kirche fungiert. Die apokalyptischen Reiter in moderner Form, große farbprächtige Ölgemälde, werden aktuell ausgestellt. Davor war es dem kurfürstlichen Schloss angegliedert, das sich auch prächtig und mit prächtigem Park auf der Rückseite der Basilika präsentiert.

Nachdem wir im französischen Restaurant Krämerei Trier eine gute Galette zu uns nehmen, schlendern wir noch einmal durch die Innenstadt und auch mit teurer Beleuchtung ist die Porta Nigra ein toller Anblick.

Insgesamt betrug die gefahrene Distanz heute 60 km mit 222 Höhenmetern. Dazu kommen noch ein paar Kilometer, die wir zu Fuß durch Trier gelaufen sind. Nach nur kurzem Aufenthalt im Saarland sind wir heute schon in Rheinland-Pfalz angekommen.