In Sintra

Nachdem wir uns versichert hatten, dass die wesentlichen Attraktionen in Sintra auch am Montag geöffnet sind, machen wir uns auf zum sehenswerten Bahnhof Rossio, der von uns etwa 5 Minuten zu Fuß entfernt ist. Während sich die bisherigen Bahnfahrten nach mühseliger Online-Registrierung recht leicht online buchen ließen, wollen wir uns das Ticket nach Sintra diesmal einfach am Automaten holen. Das dachten einige andere auch und so bilden sich die gewohnten Schlangen sowohl vor dem personell besetzten Ticket-Schalter, als auch vor den Automaten. Die vor den Automaten teilt sich dann in zwei Schlangen, die beide ähnlich langsam voran kommen. Zahlreiche Touristen verzweifeln an den eigentlich recht einfachen Buchungsschritten, aufgrund der wenig intuitiven Menüführung.

Eigentlich wollten wir unsere Karte aufladen, das will aber der Automat nicht, also müssen wir für 50 Cent eine neue kaufen. Damit kostet die Reise nach Sintra hin und zurück 5,85€. Die Bahn um 10:41 fährt aufgrund der Warteschlangen ohne uns, aber um 11:01 geht schon die nächste, die wir dann auch so rechtzeitig betreten können, dass wir einen Sitzplatz finden.

Nach 40 Minuten ist Sintra erreicht und die Massen passieren langsam die Ausgangskontrolle. Wir können uns erst einmal orientieren, nachdem wir schon von Ferne den Nationalkönigspalast mit den zwei Kegeln sehen. Wie wir später erfahren, sind es die 33 Meter hohen Abzugskamine der königlichen Küche, in der zu Königszeiten bis zu 28 Köche tätig waren. Eine rosa gewandete englisch sprachige Dame mit eleganten Sandalen erklärt ihrem Begleiter mit Blick auf die Karte „nobody walks there“, aber davon lassen wir uns, mit besserem Schuhwerk ausgestattet, nicht entmutigen.

Im Touristenbüro können wir ohne Schlange Tickets für den Garten des Peña-Palastes und für den Königspalast kaufen. Für den Innenbereich des Peña-Palastes gibt es Zeitfenster und die seien für heute bereits vergeben, aber man sehe auch viel vom Garten aus. Der Weg nach oben am maurischen Kastell vorbei ist steil, aber wirklich empfehlenswert. Er führt durch grüne, blühende, exotische Pflanzen, kleine Türmchen, viel Wasser und sogar Kletterfelsen. Bis zum Palast ist man aber schon eine Stunde unterwegs und es ist eine richtige kleine Bergtour, für die man besser halbwegs stabile Schuhe anhat. Der Ausblick auf das maurische Kastell ist schon beeindruckend, aber den Eintritt dort hinein lassen wir aus. Es ist ein sehr weitläufiges Gelände und wir schauen uns nur ein paar Artefakte auf dem Weg zum Eingang an. Die Ticketschalterschlange, um in den Garten zu kommen, können wir links liegen lassen. Der Palast ist natürlich ein Wucht. In unterschiedlichen Stilrichtungen und Farben kommt man an unterschiedlichsten Perspektiven vorbei.

Die FotografInnen sind sehr zahlreich und im Eingangstunnel bildet sich die Zeitfensterschlange. Im Führer steht, dass man vom oben gelegenen Café auch einen tollen Ausblick hat. Dort wollen wir einen Kaffee nehmen, lassen davon aber gleich wieder ab, nachdem wir die Schlange sehen und gehen direkt auf die Terrasse, wo wir das Geschehen und Getümmel gut sehen können. Durch eine kleine Passage kommt man fast überall hin. Etwas zögerlich, ob wir hier nicht etwas verbotenes tun, erkunden wir das Gelände. Es ist uns gar nicht klar, was man durch den offiziellen Eintritt noch mehr anschauen könnte. Ein vielleicht nicht ganz offizieller Geheimtipp.

Auf dem Rückweg führt uns Google zunächst den direkten Weg nach unten. Beim Vale dos Lagos biegen wir dann doch ab. Ein Kette von kleinen Seen oder Teichen mit Türmchen und Schwänen und kleinen Wasserkanälen, über die das Wasser von Teich zu Teich läuft. Wir verlassen diesen tollen Garten, in dem man auch noch viel mehr Zeit verbringen kann, durch das untere Tor.

Dort warten Busse und viele Fahrzeuge. Ein paar hundert Meter weiter treffen wir wieder auf die Aufstiegspassage und klettern den Rest hinunter. Ein deutsches Trio (zwei große Jungen, eine ältere Frau) ist vor uns. Sie versucht mit glatten Sandalen über Treppen und Felsen mit den andern Schritt zu halten, die sich um ihre Bemühungen, das Tempo zu verlangsamen, nicht recht kümmern. Man kann auch mit Bus oder Taxi hoch und runter fahren und steht dann aber zunächst in den Bus-Warteschlangen und dann im Stau den Berg hoch und wieder runter.

In einer kleinen Gasse in der Altstadt finden wir tatsächlich in einem kleinen Winkel eine kleine Pasteiria. Hier lernen wir, dass es ganz unterschiedliche Queijadas gibt. Vorm Königspalast ist die Schlange kurz. Wir kommen von Raum zu Raum mit guten Erklärungstafeln. Vor uns eine portugiesische Reisegruppe mit Führer, dann eine englische und eine deutsche gibt es auch noch. Wir versuchen zwischen den Reisegruppen zu bleiben, was auch ab etwa dem dritten Raum gelingt. Es gibt viele interessante Räume und Ausblicke auch auf das Maurische Kastell, der eindrucksvollste Raum ist die Großküche mit den beiden Kaminkegeln.

Um 17h bekommen wir die Bahn zurück und finden diesmal gleich einen guten Platz. Hinter uns eine laut telefonierende Skandinavierin mit dem modernen Modus alle per Lautsprecher an beiden Teilen des Gesprächs teilhaben zu lassen. Ihre Begleitung hat dafür die Stöpsel im Ohr, liest und schafft es dennoch zur Belästigung beizutragen, in dem sie ihre schwarzen staubigen Stiefel auf den gegenüberliegenden Sitz legt.

In Sintra waren wir gute 11 km unterwegs und haben immerhin über 400 Höhenmeter bewältigt, die noch durch einen Spaziergang vom Bahnhof Rossio, der mit schönen Kachelillustrationen verziert ist, über eine Treppe mit Blick auf die Burg zur Kirche São Roque verlängert wird. Auf dem Heimweg finden wir wieder einen Bordalo II und den ältesten Buchladen der Welt (im Guiness Buch der Rekorde).