Zum Mont Ventoux

In Malaucène, am Fuße des Mont Ventoux gibt es natürlich eine ganz wesentliche Herausforderung: den Mont Ventoux mit dem Fahrrad zu erklimmen. Ich entscheide mich für die Strecke über Bedoin. Zunächst geht es gemächlich von ca. 350 Höhenmeter nach oben bis zum Col de Madelaine auf 460 Meter. Diese Höhenmeter gehen dann aber auch gleich wieder verloren. Bedoin liegt auf 320 Meter. Die Straße von Bedoin steigt langsam durch Weinberge, die 7% fühlen sich streng an, da sich in den Hügeln kaum erkennen lässt, dass es aufwärts geht.

Bald führt der Weg in eine Schlucht und jetzt wird es richtig steil. Ich hatte mich dafür entschieden die langen Klamotten anzuziehen und zur Sicherheit Ärmlinge, Mütze, Handschuhe, Weste noch in die Trikottaschen zu stopfen und verfluche diese Entscheidung jetzt. Es ist so steil und heiß und ich versuche meine Jacke auf ca. 700 Meter um den Lenker zu wickeln, da ja die Trikottaschen schon alle voll sind. Der Berg ist natürlich immer wieder zu sehen und sieht doch noch so weit entfernt aus. Über 1900 Meter zu erreichen klingt nicht so herausfordernd aber es geht von Bedoin ca. 20 km stetig nach oben und das mit erheblichen Steigungen, so dass ich mich über jede Aussicht freue um ein Foto zu schießen und einen Grund für eine kleine Pause zu haben.

Beim Chalet Reynard auf 1400 Metern kommen die Straße von Bedoin und Sault zusammen und es treffen sich alle, die hoch auf den Gipfel wollen. Obwohl ja noch ziemlich früh im Jahr sind doch einige Radler unterwegs, ein paar mit elektronischer Unterstützung sind auch dabei aber ich werde doch von vielen Bergflöhen auf dem Weg zum Chalet überholt. Dort gibt es frisches Wasser und jetzt sind es nur noch 6 Kilometer mit 500 Höhenmetern. Tatsächlich wird es jetzt etwas entspannter, nicht mehr ganz so steil. Immer wieder gibt es diese schönen Wegmarken mit aktueller Höhe und den verbleibenden Kilometern bis zum Gipfel. Eher irritierend ist die Information, dass der Pass geschlossen ist. Beim Chalet frage ich andere Radler, wie sie die Sache einschätzen. Allgemeine Informationslage ist, dass man es mit dem Rad fahren kann, aber der Weg schwierig sein könnte.

Beim Tom Simpson Gedenkmal halte ich nochmal an, in der Zwischenzeit habe ich einen überholt und bin von fünf überholt worden. Mittlerweile habe ich mir Ärmlinge, Weste, Handschuhe angezogen und die Jacke passt nun wieder in die Trikotjacke. Ein eisiger Wind zieht von Westen auf und ich bin schon ganz froh etwas wärmer eingepackt zu sein. Auf dem Gipfel ist es kalt. 10 Grad und starker kalter Wind. Ich ziehe alles an. Der Weg nach unten ist dann auch leider wie angedroht gesperrt. Eine Schranke versperrt den Weg. Ich beobachte zwei Rennradler, die an der Schranke vorbei fahren und machen es ihnen gleich. Nach einem Kilometer kommen sie mir wieder entgegen, der Weg wäre voller Schnee.

Die Straße ist voller Schneereste und Steinschlag aber bei vorsichtiger Fahrweise ganz gut passierbar. Ich bin also weiter mutig und fahre weiter und tatsächlich geht es mit einigen Steinschlägen und Schneefeldern weiter. Einige Radspuren durch den Schnee signalisieren, dass da schon einige andere durch sind. Ich bin so warm eingepackt und das Handy ist in der Jacke gut verpackt, so dass ich da nicht so richtig dran komme aber wenigstens eine Passage muss ich dann doch noch fotografieren. Auch die Abfahrt (21km nur steil bergab) bis nach Malaucène ist eine Herausforderung. Nun bin ich wieder froh alles anzuhaben, 10 Grad, ganz starker Wind mit Böen auf den geraden freien Passagen, Steigungen um die 10-12%. Da oben ein kleines Skigebiet ist, sind die Straßen recht breit ausgebaut. Man kommt also schnell auf Geschwindigkeiten von 60 km/h ohne zu treten. Unten bin ich dann wirklich durchgefroren. Im Supermarkt finde ich ein paar lokale Mont-Ventourx Biere, die entlang der Höhenlinien die Reserven hoffentlich wieder auffüllen helfen und im urigen Le Chevalerie nehmen wir dieses Mal das volle Menü.

Irgendwie klingen 55km und 1800 Höhenmeter gar nicht so imposant aber es war angesichts der Frühjahrsform schon eine ziemliche Herausforderung.

L’Isle sur la Sorgue, Venasque, Gordes

Der heutige Sonntag ist großer Markttag in L’Isle sur la Sorgue. Schon früh ist alles voller Stände und die Stadt füllt sich mit Touristen. Die Kreisverkehre und die Straßen dazwischen rund um die Insel sind ein einziger Stau. Die Menschen drängen sich durch die Gassen und an Abstand ist nicht zu denken. Ein paar wenige tragen eine medizinische Maske. Das mit den ffp2 Masken hat sich nicht wirklich bis nach Frankreich rumgesprochen. Ziemlich absurd wie kleinste Kommunikationsunterschiede dann ziemlich unterschiedliche und dennoch fanatische Verhaltensweisen hervorrufen.

Kurzum ein guter Tag um eine Tour ganz alleine zu machen. Ich versuche noch einmal der Komoot Tout zu folgen und es gelingt wieder nicht aber ich folge den grünen Fahrradwegweisern und die führen mich über winzige geteerte Strässchen wieder bis zur Fontaine und zuvor unterhalb es Aquaducts. Bei der Fontaine der Vaucluse mache ich nur zwei Fotos an der Brücke. Heute am Palmsonntag ist dann doch schon einiges mehr los.

Der Weg nach Venasque ist dann ab Le Beaucet neu. Es geht zunächst eine moderate Steigung hoch bis man oben den Mont Ventoux sieht, passiert eine weitere Schlucht. In Venasque gibt es dann ein tolles Panorama wieder auf den Mont Ventoux bei den riesigen Mauern der Stadt. Es sind noch ein paar andere schnellere Rennradler unterwegs.

Nach ein bisschen hoch und runter geht es durch die Gorges de Nez. Ein paar hundert Höhenmeter durch eine eindrucksvolle Schlucht, bis es dann auf der Höhe nur noch bergab nach Gordes geht. Auch da ist am Sonntag nun einiges mehr an Menschen geboten. Ich folge nach ein paar Navigationsirrationen der Hauptstraße. Nach ca. 4km auf der ziemlich befahrenen D2 führt der Weg dann wieder über einsame Straßen weiter.

Mit allen kleinen Irrungen sind es heute 65 km und 1100 Höhenmeter geworden.

L‘Isle sur la Sorgue, Roussillon, Gordes

Es ist wieder blauer Himmel, die Sonne scheint aber es weht ein extrem starker Wind, so dass wir die Räder heute in der Garage lassen. In L‘Isle sur la Sorgue starten wir mit dem Auto Richtung Roussillon. L’Isle sur la Sorgue ist voller kleiner Kanäle und wird umrundet durch Seitenarme der Sorgue. Es ist einiges los. Es gibt unzählige Restaurants in vielen Kategorien und ein Quai entlang der Sorgue. Ein wirklich schöner Ort, der ursprünglich mal als Anglerdorf entstanden ist. In der Sorgue und den Kanälen befinden sich unzählige Wasserräder.

Roussillon schmückt sich mit einer Plakette der schönsten Dörfer Frankfreichs am Ortseingang. Auf dem großen Platz sind nur noch sehr wenige Parkplätze frei. Der Eintritt in die Ockerlandschaft ist mit 2×3€ auch moderat und lohnt sich. Eine Stunden spazieren wir durch diese faszinierenden gelb roten Landschaften. Über den Ockerformationen ist der Mont Ventoux zu sehen. Da der Wind so stark bläst verfängt sich der Staub in de Klamotten und meine blaue Cordhose ist danach schön gelb eingefärbt. Auch der Ort auf dem Hügel gelegen ist wirklich sehenswert mit kleinen Restaurants, Bars, Ateliers.

Über winzige/schmale Strässchen geht es dann weiter nach Gordes. Auch hier empfängt uns die offizielle “schönste Dörfer Frankreichs” Markierung. Wir kommen von der falschen Seite in den Ort. Google leitet uns auf diesem Weg, so dass wir erst einmal durch den Ort durch müssen und nicht gleich auf den großen Parkplätzen landen, die nur sehr mäßig belegt sind. Dafür muss diesmal ein aufwändiger Mechanismus an einem Apparat in Gang gesetzt werden, bis wir ihm ein Parkticket entlocken können. Der vor uns brauchte genauso ewig. Gut, dass sich aufgrund geringen Andrangs keine Schlange gebildet hat. Das schönste am Ort ist das Panorama, wie sich Gordes auf dem Hügel präsentiert und natürlich die Ausblicke rundrum in den Luberon und Roussillon in der Ferne. In einem schön gelegenen sehr einfach eingerichtetem Cafe gibt es Café au lait mit Ausblick.

Die letzte Etappe führt uns zu einem Freilichtmuseum – Village des Bories – mit Steinhäusern, die als Wohnung, Stall, Ofen etc. genutzt wurden. Die Steine werden gesammelt, dadurch wird landwirtschaftlich nutzbare Fläche geschaffen und die Häuser entstehen aus dicken Trockensteinmauern, die wieder aus geschichteten Steinen gebaut werden. Um 5 Quadratmeter bewohnbare Fläche zu schaffen werden 50 Tonnen Steine benötigt., ist auf einer Tafel zu lesen. Das Dorf wurde 1977 unter Denkmalschutz gestellt. Es ist die größte Ansammlung von Borie genannten provenzalischen Trockenstein-Rundbauten. Wenngleich typisches bauliches Kulturgut der Provence (so der Führer), so sieht man diese Art von Bauten außerhalb der Museumsfläche doch sehr selten.

So hätten die damaligen Bewohner eine Weg gefunden sich angepasst und respektvoll in die Landschaft zu integrieren. Bin mir nicht sicher ob das ihre primäre Absicht war oder ob einfach die Wahlmöglichkeiten nicht so riesig waren. Bis ins 19. Jahrhundert hätte man diese Bauform noch genutzt. Ob auch als Wohnhaus oder nur als Stall? Älteste Funde reichen bis ins 7. Jahrhundert.

A propos Umwelt und Klima. Es mangelt in dieser Gegen sicher nicht an Wind aber wir haben bislang kein einziges Windrad gesehen, weder von der Autobahn aus, noch im Rest der Landschaft. Auch Photovoltaik Anlagen gibt es trotz Sonne satt keine.

Ein wirklich gelungener Ausflug, der mit den Rädern zu aufwändig gewesen wäre, wenn man denn Zeit für die eigentlichen Attraktionen einplanen möchte.

L‘Isle sur la Sorgue, Quelle und Carpentras

In L‘Isle sur la Sorgue verlassen wir unser wunderschönes Appartement, ein provencalisches Haus, ganz für uns mitten in der Stadt und trotzdem völlig ruhig.

Mit den Rädern versuchen wir einer Komoot Runde zu folgen, was uns nicht gelingt. Wir finden dann trotzdem nach ein paar Kilometern die Quelle der Sorgue, Fontaine de Vaucluse. Es ist ein schöner Tag mit blauem Himmel und es ist so warm, dass die Jacken schon bald in die Tasche können. Das spektakuläre grünblaue Wasser der Sorgue zieht schon einige Touristen an, aber die riesigen Kiesparkplätze am Ortsrand sind noch völlig leer. Man kann sich vorstellen, was hier in der Hochsaison los ist.

Über Saumane-de-Vaucluse führt uns ein kleines Strässchen durch den durchgefrästen Fels hoch. Le Baucet liegt mal wieder ziemlich malerisch am Hang. In St. Didier entscheiden wir Richtung Carpentras weiter zu fahren. Das ist eine lebhafte größere Stadt wo es auch eine Patisserie mit Käsekuchen gibt. Außerdem eine Kathedrale an einem Platz mit mehreren Brunnen. Rund um die größere Stand gelingt es uns leider nicht so gut die richtigen Wege zu finden.

Aus Carpentras heraus landen wir schnell wieder auf der großen Verbindungsstraße mit breitem Radstreifen. Am Tor von Pernes les Fontaines suchen wir einen besseren Weg und vergessen die 41 Brunnen zu suchen und navigieren eisern den Berg hoch, landen dann aber auf einem ziemlich üblen Schotterweg mit Schiebepassage. Kurz vorm Canal de Carpetras kommen wir wieder auf geteerte Straßen. Das Viadukt über die Sorgue nahe bei der Quelle führt übrigens keine Bahn sondern auch den Canal de Carpetras.

53 km mit 600 Höhenmeter sind es so geworden.