Unseren letzten Tag in Lissabon starten wir etwas planlos und beschließen, einige Aussichtspunkte und Attraktionen auf dem nächsten Hügel der Stadt anzusteuern. Beim Bahnhof Rossio entdecken wir wieder die Statue einer Fadosängerin und steigen parallel zu einem kleinen Bähnchen, welches genau für diese Steigung konstruiert ist, zum Miradouro des São Pedro de Alcântara auf. Dort gibt es einen guten Blick auf die vorgestern erklommene Burg. Das Licht wäre nachmittags wahrscheinlich etwas günstiger.
An der Büste des Zeitungsgründers Eduardo Coelho vorbei, mit einem Jungen, der die Zeitung austrägt, kommen wir zum nächsten Garten. Dort sehen wir eine riesige Zeder und ausladende Bäume, deren Lianen nach unten wachsen, dort anwurzeln und die Äste stützen. An jeder Ecke der Parks gibt es kleine Cafés, unter anderem mit einigen Leuten, die dort an ihren Laptops arbeiten. Unser nächstes Ziel ist die Basilika Estrella, eine weitere Barockkirche.
Auf dem Weg kommen wir am Parlament mit Wachsoldaten vorbei. Vis-à-vis hat ein Obdachloser sein Quartier aufgeschlagen, kunstvoll als Schiff getarnt, mit Flagge und mit wenig freundlichen Worten für die Regierung.
Der Eintritt in die Kirche ist frei, aber die Terrasse, quasi das Kirchendach, kostet 4€ und wird über ein kleine Wendeltreppe erreicht. Von dort schaut man direkt auf die Kuppel und Türme der Kirche. Zum Gottesdienstbeginn hören wir auch die Glocken und in der Kuppel kann man wieder tief in die Kirche hinab schauen. Gegenüber der Kirche ist wieder ein schöner Park mit vielen Cafés und einem großen Spielplatz. Auch hier wieder Menschen, die im Café im Park am Laptop arbeiten.
Unser nächstes Ziel ist die „Green Street“, die sich durch bewachsene Häuser auszeichnet, mit kleinen alternativen Gastronomien. Es geht wieder steil runter und auf der andern Seite müssen wir wieder hoch durch kleine Gassen und ab und zu quert die Tram 28 wieder unsern Weg.
Unser nächstes Ziel ist der Miradouro Santa Catarina mit Blick auf Fluss und Brücke und von dort zur letzten Attraktion, dem Elevador de Santa Justa, mit dem man von unten für 5€ hoch fahren kann oder wie wir von oben, ohne Kosten. Die Treppe ganz nach oben ist abgesperrt.
Wir sind 10 km gemütlich mit 250 hügeligen Höhenmetern gelaufen. Um 15h muss ich wieder in der Wohnung sein, denn es steht auch für mich ein bisschen Arbeit an.
Nachdem wir uns versichert hatten, dass die wesentlichen Attraktionen in Sintra auch am Montag geöffnet sind, machen wir uns auf zum sehenswerten Bahnhof Rossio, der von uns etwa 5 Minuten zu Fuß entfernt ist. Während sich die bisherigen Bahnfahrten nach mühseliger Online-Registrierung recht leicht online buchen ließen, wollen wir uns das Ticket nach Sintra diesmal einfach am Automaten holen. Das dachten einige andere auch und so bilden sich die gewohnten Schlangen sowohl vor dem personell besetzten Ticket-Schalter, als auch vor den Automaten. Die vor den Automaten teilt sich dann in zwei Schlangen, die beide ähnlich langsam voran kommen. Zahlreiche Touristen verzweifeln an den eigentlich recht einfachen Buchungsschritten, aufgrund der wenig intuitiven Menüführung.
Eigentlich wollten wir unsere Karte aufladen, das will aber der Automat nicht, also müssen wir für 50 Cent eine neue kaufen. Damit kostet die Reise nach Sintra hin und zurück 5,85€. Die Bahn um 10:41 fährt aufgrund der Warteschlangen ohne uns, aber um 11:01 geht schon die nächste, die wir dann auch so rechtzeitig betreten können, dass wir einen Sitzplatz finden.
Nach 40 Minuten ist Sintra erreicht und die Massen passieren langsam die Ausgangskontrolle. Wir können uns erst einmal orientieren, nachdem wir schon von Ferne den Nationalkönigspalast mit den zwei Kegeln sehen. Wie wir später erfahren, sind es die 33 Meter hohen Abzugskamine der königlichen Küche, in der zu Königszeiten bis zu 28 Köche tätig waren. Eine rosa gewandete englisch sprachige Dame mit eleganten Sandalen erklärt ihrem Begleiter mit Blick auf die Karte „nobody walks there“, aber davon lassen wir uns, mit besserem Schuhwerk ausgestattet, nicht entmutigen.
Im Touristenbüro können wir ohne Schlange Tickets für den Garten des Peña-Palastes und für den Königspalast kaufen. Für den Innenbereich des Peña-Palastes gibt es Zeitfenster und die seien für heute bereits vergeben, aber man sehe auch viel vom Garten aus. Der Weg nach oben am maurischen Kastell vorbei ist steil, aber wirklich empfehlenswert. Er führt durch grüne, blühende, exotische Pflanzen, kleine Türmchen, viel Wasser und sogar Kletterfelsen. Bis zum Palast ist man aber schon eine Stunde unterwegs und es ist eine richtige kleine Bergtour, für die man besser halbwegs stabile Schuhe anhat. Der Ausblick auf das maurische Kastell ist schon beeindruckend, aber den Eintritt dort hinein lassen wir aus. Es ist ein sehr weitläufiges Gelände und wir schauen uns nur ein paar Artefakte auf dem Weg zum Eingang an. Die Ticketschalterschlange, um in den Garten zu kommen, können wir links liegen lassen. Der Palast ist natürlich ein Wucht. In unterschiedlichen Stilrichtungen und Farben kommt man an unterschiedlichsten Perspektiven vorbei.
Die FotografInnen sind sehr zahlreich und im Eingangstunnel bildet sich die Zeitfensterschlange. Im Führer steht, dass man vom oben gelegenen Café auch einen tollen Ausblick hat. Dort wollen wir einen Kaffee nehmen, lassen davon aber gleich wieder ab, nachdem wir die Schlange sehen und gehen direkt auf die Terrasse, wo wir das Geschehen und Getümmel gut sehen können. Durch eine kleine Passage kommt man fast überall hin. Etwas zögerlich, ob wir hier nicht etwas verbotenes tun, erkunden wir das Gelände. Es ist uns gar nicht klar, was man durch den offiziellen Eintritt noch mehr anschauen könnte. Ein vielleicht nicht ganz offizieller Geheimtipp.
Auf dem Rückweg führt uns Google zunächst den direkten Weg nach unten. Beim Vale dos Lagos biegen wir dann doch ab. Ein Kette von kleinen Seen oder Teichen mit Türmchen und Schwänen und kleinen Wasserkanälen, über die das Wasser von Teich zu Teich läuft. Wir verlassen diesen tollen Garten, in dem man auch noch viel mehr Zeit verbringen kann, durch das untere Tor.
Dort warten Busse und viele Fahrzeuge. Ein paar hundert Meter weiter treffen wir wieder auf die Aufstiegspassage und klettern den Rest hinunter. Ein deutsches Trio (zwei große Jungen, eine ältere Frau) ist vor uns. Sie versucht mit glatten Sandalen über Treppen und Felsen mit den andern Schritt zu halten, die sich um ihre Bemühungen, das Tempo zu verlangsamen, nicht recht kümmern. Man kann auch mit Bus oder Taxi hoch und runter fahren und steht dann aber zunächst in den Bus-Warteschlangen und dann im Stau den Berg hoch und wieder runter.
In einer kleinen Gasse in der Altstadt finden wir tatsächlich in einem kleinen Winkel eine kleine Pasteiria. Hier lernen wir, dass es ganz unterschiedliche Queijadas gibt. Vorm Königspalast ist die Schlange kurz. Wir kommen von Raum zu Raum mit guten Erklärungstafeln. Vor uns eine portugiesische Reisegruppe mit Führer, dann eine englische und eine deutsche gibt es auch noch. Wir versuchen zwischen den Reisegruppen zu bleiben, was auch ab etwa dem dritten Raum gelingt. Es gibt viele interessante Räume und Ausblicke auch auf das Maurische Kastell, der eindrucksvollste Raum ist die Großküche mit den beiden Kaminkegeln.
Um 17h bekommen wir die Bahn zurück und finden diesmal gleich einen guten Platz. Hinter uns eine laut telefonierende Skandinavierin mit dem modernen Modus alle per Lautsprecher an beiden Teilen des Gesprächs teilhaben zu lassen. Ihre Begleitung hat dafür die Stöpsel im Ohr, liest und schafft es dennoch zur Belästigung beizutragen, in dem sie ihre schwarzen staubigen Stiefel auf den gegenüberliegenden Sitz legt.
In Sintra waren wir gute 11 km unterwegs und haben immerhin über 400 Höhenmeter bewältigt, die noch durch einen Spaziergang vom Bahnhof Rossio, der mit schönen Kachelillustrationen verziert ist, über eine Treppe mit Blick auf die Burg zur Kirche São Roque verlängert wird. Auf dem Heimweg finden wir wieder einen Bordalo II und den ältesten Buchladen der Welt (im Guiness Buch der Rekorde).
Unser Appartement erweist sich die erste Nacht als ruhig und komfortabel. Es ist hervorragend renoviert, mit ordentlichen Fenstern, die den Lärm der Straße im fünften Stock sehr gut abfangen. Wir folgen zu Fuß teilweise dem Verlauf des historischen Straßenbähnchen mit der Nummer 28. Das ist der Touristentipp, denn sie fährt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und ist deshalb immer vollgestopft.
Die große Kathedrale ist den Eintritt von 5€ wert. Toller Ausblick vom Balkon, ein gigantisches Fenster, eine Zusatzausstellung mit Schatz und verschiedene Legenden, wie bspw. der heilige Antonius bei der Abwehr des Teufels durch Zeichnung eines Kreuzes beiträgt. Die Schlange ist kurz, wenngleich die Stadt von Menschenmassen durchströmt wird.
Der Verkehr kommt in den kurvenreichen kleinen Straßen oft zum erliegen. Dann stehen auch Straßenbahnen, Tuk tuks etc. Die Fahrweise derjenigen, die sich hier im Auto bewegen, wenn sich was bewegt, ist entsprechend aggressiv.
An den Aussichtspunkten treffen sich dann alle für die obligatorischen Bilder mit oder ohne Selfiestick.
Der Aussichtspunkt bei der Statue des heiligen Vinzenz bietet freien Blick auf das neu gebaute Kreuzfahrtterminal.
Durch das Portal zum Castelo de S. Jorge Strömen die Menschen, aber die Schlange ist in wenigen Minuten abgearbeitet und auf dem Gelände und in dem großartigen Garten verteilen sich die Massen ganz gut. Der Garten ist von vielen Pfauen bevölkert, die die Scheu weitgehend verloren haben. In der Burg kann man die Verteidigungsmauern entlang wandern und hat in alle Richtungen Ausblick auf Stadt, Fluss, Brücke. Am Miradouro Graça ist dann wieder eine Kirche und es gibt Aussicht auf Kastell und Brücke.
Wir lassen uns für Milchkaffee (Galão) und sehr leckerem kleinem Käsekuchen (Queijada) am Miradouro de Graça nieder. Neben uns drei laute rauchende, biertrinkende Deutsche, die sich über die Dimensionen ihrer Pickups unterhalten. Das hässliche Bild des Tourismus lässt sich in vielerlei Hinsicht beobachten. Das ist ein eigenes Kapitel.
Ebenso ein eigenes Kapitel ist die Vielzahl der runter gekommenen oder völlig verfallenen Häuser. Viele Fassaden der weniger attraktiven Gebäude sind mit kleinen oder großen Fassadengemälden verschönert.
Wenngleich Portugal eine der am stärksten wachsenden Ökonomien der EU ist, so ist trotzdem oder vielleicht auch deshalb der Wohnraum knapp. Die sozialistische Regierung hat verschiedene obskure Maßnahmen ins Leben gerufen um das zu ändern, ohne Erfolg. Die neue Regierung versucht es gerade wieder rückgängig zu machen.
Natürlich wird auf die Wohnungsvermieter geschimpft, die ihre Häuser gerne schön herrichten um sie dann teuer an Touristen zu vermieten, statt die Häuser verfallen zu lassen und billig an andere zu vermieten.
Abends mache ich mich noch einmal auf zum Sonnenuntergang an der Tejopromenade und treffe dort wieder auf Tausende, die das auch tun und sich mit Plastikbechern und Bier- und Weinflaschen versorgt haben, um nicht in den dennoch überfüllten Cafés und Bars Cocktails oder ähnliches kaufen zu müssen. Sandkünstler kreieren zwischendrin Figuren.
Insgesamt bin ich so ca. 12 km durch die Stadt gewandert und obwohl es hügelig hoch und runter geht, haben sich nur 190 Höhenmeter gesammelt.
Für eine Nacht bleiben wir im Hotel Oslo beim Bahnhof, was wir schon zuvor in Erwägung gezogen hatten. Die Zimmer sind sehr beengt, aber das Frühstück ist sehr gut. Da unser Zug erst um 11:35 fährt, nutzen wir den Vormittag, um die alte Kathedrale auch noch einmal von innen zu betrachten und sehen den Kreuzgang diesmal von unten. Die Kathedrale selbst enthält viele Gemälde und neben einem Goldaltar auch eine Kapelle mit kunstvollen Steinstatuen, 10 Jüngern, Evangelisten, Jungfrau und ihr Sohn. Auch die heilig gesprochene Königin Isabel hat als Patronin hier ein Gemälde bekommen und der Chef-Inquisitor hat auch viele Gutes für diese Kirche getan.
Auf dem Weg hoch zur Kathedrale ist ein Denkmal für eine Fado-Sängerin aufgestellt und auf dem Weg zurück entdecken wir, dass Schleich jetzt auch alle Propanten aus Harry-Potter-Filmen als Spielfiguren anbietet.
Zunächst geht die Regionalbahn nach Coimbra B und mit 6 Minuten Verspätung mit dem IC in 2 Stunden bis Lissabon Santa Apolonia. Dort sind es noch 2 Stationen mit der Metro und weitere 5 MInuten zu Fuß. Kurz nach 14:30 beziehen wir das diesmal sehr schöne großzügige Appartement, neu renoviert, lärmisoliert mit Aussicht und Balkon.
Bei einem ersten Rundgang über knapp 5 km kommen wir zunächst an den zentralen Praco do Comércio, sehen in der Ferne Brücke und Jesus-Statue. Wir finden die umgebauten Markthallen und die Barockkirche Sao Paolo mit einem interessanten perspektivischen Freskengemälde über die ganze Decke.
Die Suche nach einem Supermarkt erweist sich als schwierig. Zuletzt finden wir einen kleinen in unserer Nähe. Oft sind es eigentlich Souvenirshops mit Getränke- und Früchteangebot.
Auf der Suche finden wir den Lift zur Aussichtsplattform und auf dem Praça Dom Pedro IV suggerieren die Pflastersteine Wellen. Die vollbesetzte Straßenbahn 28 fährt im Stau mit. Da sie durch die ganze Stadt fährt, ist sie bei Touristen sehr begehrt.
Es ist heute sehr heiß und die Kleidung sommerlich. Das Appartement ist schon richtig warm geworden und mit sanft einsetzendem Abendwind können wir ein bisschen mit Luft kühlen. Das Essensangebot in unserer Umgebung ist riesig. Geht man durch die meist breiten Einkaufs-/Prachtstraßen, wird man vor jedem Restaurant angesprochen. Wir folgen einer Empfehlung um die nächste Ecke mit ganz großartigem Garnelenrisotto.
Nachdem ich nach dem Frühstücken noch den Beitrag von gestern geschrieben habe, sind wir in unser Auto, was diesmal direkt vor der Tür geparkt war, wieder Richtung Norden gefahren. Die Orte Fatima und Tomar haben wir auf unserer Fahrt nach Süden ausgelassen. Eigentlich war die Idee den Wagen in Lissabon abzugeben, aber für One Way werden zusätzliche 150€ fällig. Wir beschließen, das Auto wieder in Coimbra abzugeben und auf dem Weg liegen die beiden Orte.
Fatima ist in verschiedener Hinsicht faszinierend. Nachdem drei Hirtenkinder eine Marienerscheinung hatten, ist hier in den letzten gut 100 Jahren eine monumentale Industrie entstanden, die alle Größenordnungen sprengt. Eine der größten Kirchen mit Fassungsvermögen für 9.000 Menschen, auf dem Platz zwischen den Kirchen Platz für 250.000 Menschen, am Tag der Eröffnung der neuen Kirche 500.000 Menschen.
Die Gräber der Hirtenkinder sind in der Basilika (der etwas älteren Kirche) und bei der Erscheinungskapelle (der ersten Kirche) ist die Stelle der „ursprünglichen“ Erscheinung mit einer Marienfigur im geschützten Glaskasten markiert. Ein Pfad für Büßer, der auf den Knien (meist mit Knieschützern) begangen wird, eine Verbrennungsanlage für Wachs und Kerzen, die um die Ecke preiswert in allen Größen gekauft werden können.
Etwas außerhalb finden sich dann weitere Souvenirläden; dabei sticht ein ganz besonderer Kreuzgang hervor, in dem sicher an die 100 Kleinstgeschäfte sind, die alle das Gleiche haben. Heiligenfiguren, Marienfiguren, Wachskerzen und besonders interessant Wachskörperteile, Beine, Arme, Köpfe, die man wohl im Feuer opfern kann. Da es leider keinen Rücken gab und ich der Sache ohnehin etwas skeptisch gegenüberstand, habe ich für heute auf Opfergaben verzichtet.
Von Fatima geht es weiter nach Tomar. Auch die Sehenswürdigkeiten dort sind monumental. Das Templer-Kastell und das angebaute Christuskonvent sind ein riesiges Areal. Ein als Templerritter Verkleideter weist uns den Weg in die Ruine der Templerburg. Die wesentliche Information, dass der Eingang zum Christuskonvent auf die Nord-Seite verlegt ist (also einmal außen rum), erschließt sich uns sukzessive nach Studium nicht ganz eindeutiger Wegweiser.
Nachdem die Templer vernichtet wurden, gab es in Portugal mit dem Christusorden einen Neuanfang. Das Konvent und Kloster sprengt in Größe und Prächtigkeit alles bisher Gesehene. Es gibt nicht nur einen oder zwei Kreuzgänge, sondern ein ganzes Labyrinth davon. Insgesamt sind es acht, aber weiß nie so ganz genau, wo man sich nun wieder befindet.
Das bislang selten wahrgenommene Wort Manuelinik begegnet uns hier überall. Das Fenster mit den steinernen Verzierungen in diesem Stil der Spätgotikist dafür herausragendes Beispiel. Die irrsinnig langen Gänge in T-Form sind das Dormitorium der Mönche. Die zentrale Kirche ist rund und die Säulen sind mit unzähligen Verzierungen und ikonischen Figuren aufgebaut.
Im Rundgang sind viele Bilder mit neutestamentlichen Geschichten. Auf Schildern ist zweisprachig (portugiesisch, englisch) gut erklärt, was zu finden ist. Wenn man alles liest und alles anschaut, dann kann man hier viel Zeit verbringen. Wir brauchen zwei Stunden und bekommen in der Klostercafeteria Kaffee und einen kleinen Snack und sind die einzigen Gäste.
211 km sind heute auf der Uhr und es ist nicht so ganz erkennbar, wieviel davon in Fatima und Tomar tatsächlich zu Fuß bewältigt worden sind. Ein paar Kilometer kommen schon zusammen. Während es gestern schon warm wurde, war es heute heiß mit entsprechender Intensität der Sonne.
Heute scheint die Sonne und obwohl wir schon den ein oder anderen Amerikaner mit kurzer Hose und im T-Shirt gesehen haben, ist heute für uns der erste Tag an dem die Jacke zunächst im Rucksack verbleiben darf. Unser Hotel liegt praktisch neben dem Stadttor, durch das wir nach Obidos hinein kommen. Innen ist das Portal prachtvoll gekachelt und bietet einen guten Resonanzkörper für musikalische Darbietungen.
Während, als wir gestern Abend schon einmal durch das Örtchen liefen, kaum ein Mensch auf der Straße war, wuseln heute sehr viele andere Touristen durch die engen Gassen und die Souvenirläden. Außerhalb des Ortes gibt es riesige Parkplätze und Plätze für Reisebusse, so dass es in erster Linie Tagestouristen sind, die den Ort bevölkern.
Wir flüchten als erstes auf die Stadtmauer und bekommen dadurch einen tollen Blick auf den Ort, das Umland und die Mauer selbst. Auf ihr spazieren wir bis zum anderen Ende mit dem Burghügel. Dabei müssen wir feststellen, dass der Gang oft nur nach rechts mit hohen Zinnen begrenzt ist und links meist eine Begrenzung fehlt. Da geht es denn steil runter und wenn einem andere entgegenkommen, dann kann es einem ein bisschen mulmig werden. Eine entgegenkommende Familie klebt an der Wand und die offensichtlich höhenangstgeplagte Mutter sieht ziemlich bleich aus. Wir meistern die Passage aber ohne Probleme und kommen durch die Altstadtgassen nun von der andern Seite.
Kirchen gibt es hier zwar, aber für uns nur von außen, außer einer, die zu einem Buchgeschäft umgewidmet wurde.
Außer des pittoresken Stadtbildes gibt es soviel hier nicht zu tun und nachdem ich im Hotel noch ein bisschen was gearbeitet habe, fahren wir mit dem Auto nach Peniche.
Da soll es Surfer und ein sehenswertes Fort geben. Das Fort ist geschlossen, es wird renoviert und von außen sieht man ein bisschen was. Interessant ist die Mole mit diesen riesigen Betonblöcken, die die Mole und den Hafenbereich vor den Wellen schützen soll. Der Beton reicht hier für viele Häuser und wenn man sich vorstellt, dass das nicht nur an diesem Ort das Mittel der Wahl als Schutz vor den Elementen ist, dann dürfte das eine sehr große Betonmenge sein.
Die Innenstadt hat eine kleine Fußgängerzone. In einer ganz in rosa gehaltenen Pasteleria gibt es den Nachmittagskaffee mit Süßteil. Eine Besonderheit hat der Ort zu bieten: das Klöppeln (portugiesisch: renda bilros, englisch: bobbin lace). Sogar ein Denkmal haben sie hierfür errichtet und praktisch jede Frau hat das bereits als 4 jähriges Mädchen gelernt und war damit neben der Fischerei ein ganz wichtiger Wirtschaftsfaktor des Ortes. Im dafür extra eingerichteten kleinen und kostenlosen Klöppelmuseum können wir uns darüber informieren.
Auf der anderen Seite des auf einer Halbinsel gelegenen Ortes gibt es mehrere Surfschulen. Hier ist eine geschützte Bucht, in der Wellen stetig aber moderater sind. Ein Surfer ist im Wasser, ein zweites Paar ist unterwegs und scheint erhebliche Schwierigkeiten damit zu haben, überhaupt raus zu kommen. Einen erfolgreichen Wellenritt bekommen wir deshalb nicht zu sehen.
Während des Abendessens beim Italiener kommen wir mit einem kanadischen Paar ins Gespräch, die sich mit uns darüber freuen, dass wir den Ort abends für uns haben und die mit den nächsten Stationen Nazaré und Coimbra in die Gegenrichtung unterwegs sind.
Nachdem unser Wagen nun zwei Tage in der hauseigenen Garage still stand, sind wir Richtung Óbidos aufgebrochen. Unser erstes Ziel ist Alcobaça, was mit seiner monumentalen Klosteranlage einen Besuch wert ist. Eingebunden in die Gründungsgeschichte des portugiesischen Staates, der von Alfonso I ausgerufen wurde, musste er zunächst vom König von Kastilien und dann vom Papst anerkannt werden.
Die Stiftung des Klosters mit 500 qkm Land diente als „Geschenk“ für den Zisterzienser Orden um ein gutes Wort beim ersten Zisterzienser Papst einzulegen. Das Kloster ist in einem hervoragenden Zustand und die einzelnen Räume sind gut beschrieben. Die Küche wurde, nachdem man den Mönchen einmal in der Woche Fleisch zugestanden hatte, mit dem Rauchfang so ausgerichtet, dass man einen ganzen Ochsen am Spieß braten konnte.
Direkt vom riesigen Schlafsaal der Mönche, 999 hatten hier Platz, kommt man auf der einen Seite auf einen Balkon über dem Garten und auf der anderen Seite zum prächtigen Kreuzgang. Der gotische Speisesaal ist eher schmucklos und die Regel für die Mönche war dann auch schweigend mit Blick zur Wand zu essen. Geredet wurde beim Schweigegelübde ohnehin nur, wenn besondere Entscheidungen anstanden, davor gab es einen eigenen Raum.
Im Königssaal gibt es dann eine Galerie von Königen, in Kacheln wird die Gründungsgeschichte von Portugal erzählt und eine Allegorie von drei Figuren (Papst, Alfonso I, Bernard von Claivaux – der wichtige Zisterzienser) beim symbolträchtigen Akt der Anerkennung.
Die Mönche konnten direkt vom Schlafsaal in die Kirche hinunter. Heute ist da nur eine Scheibe und wir müssen außen rum, um in die Kathedrale zu kommen. Das riesige gotische Gewölbe war aber nur für das Kloster gedacht, Öffentlichkeit (d.h. Männer, Frauen durften nicht rein) konnten bei selten Gelegenheiten bis zu einer bestimmten Stelle vorrücken. Hier findet auch die Liebesgeschichte von Pedro und Ines ihr Ende, deren Gräber Fuß an Fuß, Ost-West ausgerichtet sind. Die Gräber sind äußerst prächtig und symbolträchtig ausgestattet. Beispielsweise wird Ines Grab von ihren, von Pedro hingerichteten, „Mördern“ getragen.
Alcobaça hat sonst noch ein kleines Castello. Verschiedene Häuser sind wieder mit Wandbemalungen verziert, interessant auch, wie sie es geschafft haben die Brücke zu bemalen. Wir genießen Kaffee und Kuchen und fahren weiter nach Caldas da Rainha.
Diese warmen Quellen der Königen (so der Ortsname) zeichnet sich außerdem durch ganz besondere Keramikverzierungen aus und Häuser im Jugendstil aus. Weder die Häuser, die das eigentliche Thermalbad im grandiosen Park ausmachen, noch vielen der kunstvoll gestalteten Stadthäuser sind in erbärmlichen Zustand. Das malerische Ensemble am See ist völlig verfallen und auch einige Häuser in der Stadt teilen das Schicksal.
Der Park ist sehr bevölkert und man findet einige sehr exotische Pflanzen.
Von Caldas sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Obidos. Unsere Spaziergänge summieren sich auf ca. sieben flache Kilometer. Die Autofahrt von Nazaré über Alcobaça, Caldas bis Óbidos war etwa 46 km lang.
Der heutige Ruhetag beginnt um 6 Uhr in der Früh mit einem starken Regenguss. Das Haus ist wie gesagt nicht sehr erfreulich. Die Lage perfekt im oberen Teil des Ortes, die Einrichtung ist auch ok aber die Wände scheinen aus Rohren zu bestehen. Ständig rauscht irgend etwas und damit ist die eigentlich ruhige und zentrale Lage wieder neutralisiert. Heute mache ich mich nach ein bisschen Computerarbeit alleine auf den Weg. Eine steile Treppe führt nach unten und dort angekommen bläst der Wind so stark, dass einem die Sandkörner ins Gesicht fliegen.
Bis zur Hafeneinfahrt mit rotem und grünem Leuchtturm und beeindruckenden Wellen entlang des Ufers treibt mich der Wind von hinten, was ich aber erst wieder auf dem Rückweg wahrnehme, als mir der Wind entgegen kommt. Im unteren Teil von Nazaré ist etwas mehr los, mehr touristische Infrastruktur. Ich finde auch ein kleines Café wo ich einen Milchkaffee bekomme und ein bisschen am Computer arbeiten kann. Die Sicht auf das Kap und den Strand und die historischen Fischerboote, die alle einzeln erklärt sind, ist phänomenal.
Ein Thermometer zeigt 20 Grad aber der starke Wind reduziert das Wärmegefühl erheblich. Auf dem steilen Treppenpfad geht es wieder 100 Meter hoch ins Oberdorf. Abends bekommen wir im Tia Caia zu äußerst akzeptablen Konditionen ein äußerst gutes Abendessen, Steak, Salat und dabei eine Flasche Reserva Wein.
Mein kleiner Spaziergang war ca. 6,5 km lang aber es kamen immerhin 200 steile Höhenmeter dazu.
Mit unserem Mietwagen brechen wir von Coimbra aus um dem Mondego bis zur Mündung zu folgen. Dort, in Figueira da , fließt der Fluss unter einer monumentalen Brücke in den Atlantik. Die Mole neben dem riesigen Strand wird von großen Wellen umspült. Immer wieder schafft es ein Brecher über riesigen Betonhindernisse auf die Mole. Alle Badeflaggen sind auf rot, aber in einer kleinen, etwas geschützteren Bucht, neben der Mündung, wagen sich ein paar Kinder ins wahrscheinlich ziemlich kalte Wasser. Wir haben zumindest alle unsere Jacken an.
Der Ort ist darüberhinaus für Salzgewinnung bekannt und über einen sehr holprigen Feldweg finden wir den Weg zum leider geschlossenen Salzmuseum. Dort können wir, weitgehend uninformiert, einige Salzgewinnungsbecken sehen. Auf der Küstenstraße geht es durch eher eintönige Dünenlandschaft langsam voran. Gegenüber gestern hat es aufgeklart, der Wind wird aber immer stärker.
Bei São Pedro de Moel staut sich der Verkehr. Anlass sind die wilden Klippen mit Wellen, Strand und Brandung. Auf einem der vielen Parkplätze legen wir dann auch einen Stopp für ein paar Fotos ein.
Bei Nazaré ist der Himmel schon wieder ziemlich bewölkt. Nach etwas komplizierter Navigation konnten wir unser Appartement in einem eher seelenlosen Haus mitten in der Altstadt im oberen Teil beziehen. Genügend Zeit um noch einen Spaziergang bis zur Hauptsehenswürdigkeit des Ortes zu machen, dem Fort mit Leuchtturm draußen am Kap. Dort gibt es faszinierende Panoramen aber die ganz großen Wellen sind schon wieder weg. Unsere Wellen hier gehen aber schon so auf 2-3 Meter. Keine Bedingungen bei denen man gerne ins Wasser steigt.
Abends ist der Ort ziemlich ausgestorben und einige Restaurants haben geschlossen. Wir haben Hunger und bekommen im Mili mit Wurzeln in Bangladesh unser bislang preiswertestes Essen in Portugal, ein Curry mit Reis und Gemüse. Weil wir gut 10% Trinkgeld geben bekommen wir als Dank noch jeder ein kleines Bier mit auf den Weg.
Der Weg von Coimbra nach Nazaré war über teilweise rechte bescheidene Strässchen ohne Maut ca. 130 km lang. Ungefähr 5 km sind wir gegangen.
Um auch in die, durch öffentlichen Nahverkehr weniger gut erschlossene Gebiete zu kommen, haben wir uns heute ein Auto gemietet, was wir in ein paar Tagen wieder in Lissabon abgeben sollen. Leider ist es heute wieder ziemlich bewölkt und es regnet immer wieder ein paar Tropfen. Der Autovermieter stellt bereits erste braune Tropfen auf dem Auto fest und meinte, eben wäre es noch sauber gewesen. Das ist der Sahara Staub und der ist hier wirklich rot. Sofort sichtbar auf Jacke, Rucksack und eben unserem Hyundai Kuai. Nach kurzer Zeit ist unser neuer Wagen völlig verdreckt.
Zunächst steuern wir die Kleinstadt Penacova an, mit großartigem Blick über das Tal des Mondego, der später durch Coimbra fliesst. Google steuert uns über eine größere Nationalstraße und deshalb sind wir schnell da.
Das Kloster „Mosteiro de Lorvão“ über winzige Sträßchen zu finden ist dann schon etwas schwieriger. Im 19. Jahrhundert enteignet, bewohnt bis die letzte Nonne gestorben war und jetzt wieder mit EU Geldern sukzessive renoviert ist es wieder in einem guten Zustand aber es wird immer weiter restauriert.
Auf dem Hügel bei einem kleinen Dörfchen gibt es ausgediente Windmühlen zu sehen (Moinhos de Gavinhos). Ein Generator erzeugt Strom, für was ist unklar, denn da oben ist nur eine kleines Freizeitgelände. In der Ferne drehen sich die modernen Varianten der Windräder.
Über super steile kleine Wege kommen wir wieder zur N235, die ebenfalls über viele Kurven nach Luso führt. Da kommt das Wasser her, was man überall in Plastikflaschen findet, es gibt ein, mit EU Geld restauriertes Thermalbad, aber sonst ist der Ort nicht sehr interessant. Wir suchen den Mata Nacional do Bussaco. Google leitet uns über eine winzige Anwohnerstraße, die deutlich über 30% Steigung hat und lässt uns dann entlang zwei Serpentinen auf der Fahrstraße laufen, bis wir einen Eingang des Parks finden.
Der Park hat einen alten faszinierenden Baumbestand, uns begrüßen einige Korkeichen. Für Fußgänger ist der Eintritt frei und wir folgen einer Komoot Wanderung, die an allen Quellen, Treppen, Kreuzwegstationen und natürlich der größten Attraktion, dem Bussaco Palast, vorbei führt. Der Palast wird seit Abschaffung der Monarchie als Hotel genutzt. Vom letzten König Karl I wurde er für seine Gattin errichtet. Etwa 10 Kilometer lang durchqueren wir das Gelände und finden den Rückweg dann diesmal direkt zu unserem Parkplatz. Das Wetter hält und das steile Gelände ist ein tolles Wandergelände.
Es ist nun schon später Nachmittag aber wir entschließen uns dennoch bis hoch zum Stausee des Mondego zu fahren und von der riesigen Betonmauer dann abwärts zunächst der N2 entlang des Mondego zu folgen. Die N2 ist eine der „Nationalstraßen, die durch das ganze Land führen. Wir könnten ihr bis nach Faro folgen. Wir bleiben aber beim Fluss und wir folgen dann der kurvigen N110 mit vielen Blicken über das enge Flusstal bis nach Coimbra.
Nach etwas Recherche finden wir heute wieder ein ursprüngliches portugiesisches Restaurant mit einfacher Einrichtung einer langen gedeckten Tafel für offensichtlich eine etwas größere Gesellschaft. Und einen freien Tisch für zwei, an den wir sofort gesetzt werden. Englisch wird hier eher nicht gesprochen und wir bekommen mal wieder von feinstem Fisch und guten Wein.
Insgesamt waren wir ca. 140 km unterwegs und davon gut 10 km zu Fuß.