In Porto – Kathedrale, Douro, Portwein

An unserem dritten Tag in Porto ist das Wetter durchweg angenehm. Es ist zwar windig und nicht sehr warm, aber nach ganz kurzem Regenschauer in der Früh stabil trocken. Gestern dagegen hat es bis spät in den Nachmittag ohne Unterbrechung geregnet, so dass wir das Appartement gar nicht verlassen haben. Am Nachmittag ließ es dann nach und wir konnten noch ein bisschen raus. Durch noch unbekannte Stadtteile sind wir bis zur Kirche von Lapa gelaufen. Auch das ist wieder eine sehr üppig ausgestattete Barockkirche. Der dahinter liegende älteste Friedhof von Portugal war dagegen schon abgeschlossen.

Gestern und heute ist uns aufgefallen, dass in vielen öffentlichen Bereichen einiges Geld ausgegeben wird, um schöne Parkanlagen oder aufwändige Fußgängerzonen zu schaffen. Dagegen ist aber ein großer Anteil der Häuser in einem desolaten, manchmal völlig verfallenen Zustand. Die durchquerten Stadtteile sind eigentlich alle sehr sauber und die Müllabfuhr arbeitet auch an den Feiertagen auf Hochtouren.

Heute machen wir uns also wieder auf den Weg in ein noch nicht erkundetes Stadtgebiet hinter dem Bahnhof São Bento, um von dort noch einmal auf die Kathedrale „Sé do Porto“ zu stoßen, die wir nun für 3€ auch von innen sehen wollen.

Auf dem Weg dahin entdecken wir die Fassade der außen spektakulär mit Kacheln verkleideten „Igreja Paroquial de Santo Ildefonso“, die auch innen wieder mit viel barockem Gold verziert ist. Auch hier wird mit einem 1€ moderater Eintritt verlangt und es gibt in einem Anbau noch ein bisschen was in einem kleinen Museum zu sehen.

Auf dem Weg zur Kathedrale kommen wir noch am Museum vorbei, welches die sonst eher hässliche Außenfassade mit einigen Portraits verkleidet hat, die innen besichtigt werden können. An der Nordfassade empfangen uns wieder der Mann mit dem Saxophon und auf der groß angelegten Terrasse vor der Kathedrale ein anderer mit einem ganzen Streichorchester in der Box. Die Schlange der Wartenden ist kurz.

Während viele der barocken Kirchen der Stadt erst im 18. Jahrhundert gebaut worden sind, stammt die ursprünglich romanische Kathedrale schon aus dem 12. Jahrhundert. Allerdings musste sie einige stilistische Überarbeitungen über sich ergehen lassen. Besonders hervorzuheben ist der gotische Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert, rundum mit Azulejos Bildern ausgestattet. Besonders große Kachelgemälde sind im oberen Stockwerk. Von dort schaut man in den unteren Bereich des Kreuzgangs und auf die Türme. Ein Turm kann auch über hohe Stufen auf breiter Treppe erklommen werden, so dass sich wieder ein Rundblick über Fluss und die Hügel der Stadt öffnet. In der Kathedrale gibt es wieder den barock überbordenden Altarbereich.

Angesichts der vielen Dinge, die es zu sehen gibt, ist es immer wieder erstaunlich und befremdlich, wie ein Großteil, vor allem der jungen Besucherinnen, ausschließlich ein Interesse daran haben, sich vor den Attraktionen in Pose zu begeben, um sich möglichst gefällig selbst darzustellen und das Dahinter keines Blickes würdigen.

Als nächste touristische Aktivität steht eine Rundfahrt auf dem Fluss Douro an. Die kann man mehrtägig als Kreuzfahrt, ganztägig mit inkludierter Weinprobe oder als Standardprogramm für die meisten und auch uns als „6-Brücken-Tour“ für eine knappe Stunde buchen.

Die Motive auf die Ufer des Flusses sind großartig, aber im mittleren Bereich natürlich sehr ähnlich zu denen, die wir schon von den beiden Ufern aus hatten. Wir kommen allerdings nur unter fünf Brücken, die letzte mit der Autobahn sehen wir nur, nachdem wir nun unter der alten (stillgelegte) Eisenbahnbrücke Ponte Maria Pai und der modernen neuen Eisenbahnbrücke Ponte de São João durchgefahren sind. Diese erste Eisenbahnbrücke dieser Art wurde dann tatsächlich von der „Eiffel-Gesellschaft“ realisiert und 1877 feierlich eröffnet vom Königspaar und der Königin als Namenspatronin. Auf der anderen Seite geht es unter einer weiteren Autobrücke bis kurz vor die Mündung, so dass sich der Atlantik kurz erahnen lässt.

Auf dem Rückweg halten wir auf der Gaja-Seite, da eine riesige amerikanische Reisegruppe dort aussteigen will, so dass wir diesen unerwarteten Halt ebenfalls nutzen und uns so den Spaziergang über die Brücke ersparen. Die Bootstour war ok aber für 18€ pro Person, zu wenig Außensitzen, keinem Service an Bord dann nicht übertrieben preiswert.

Diesmal gibt es in der Markthalle eine Käseplatte und wir steuern den nächsten Geheimtipp an: der Portweinkeller der Firma Augustos. Jährlich produzieren sie nur 30.000 Flaschen und verkaufen ausschließlich hier in diesem Keller oder liefern per Versand. Es wird nicht exportiert und man findet die Marke auch nicht in Läden.

In der Gasse, die dahin führt, kommen wir an einem weiteren „Urban-Art“ Kunstwerk aus alten Reifen vorbei, welches die Hauswand verschönert. Ob es, wie das Häschen eine Straße weiter, von Artur Bordalo (Bordalo II) stammt, wissen wir nicht. Auf dem Rückweg wird hierfür allerdings ein Viermann-Feuerwehreinsatz erforderlich. Der Mann auf der Leiter muss die ganzen Reifen um den gestrigen Regen erleichtern, so dass sich eine schwarze schmierige Masse auf den Platz unten ergießt.

Bei Augustos bekommen wir eine interessante kurze Führung zur Besonderheit der Portwein Produktion und dürfen dann verschiedene Sorten probieren. Da sie auch nach Deutschland liefern, müssen wir keine schweren Flaschen mit uns schleppen.

Den Abend lassen wir nach italienischem Essen gegenüber unseres Appartements mit Live-Musik in der Nähe ausklingen.