Von Ulm nach Dillingen

Nach einem guten Frühstück im mittelmäßig ausgelasteten Frühstückssaal (obwohl das Hotel Comfor ausgebucht ist) kommen wir vor 10h los und die Radwegführung aus Ulm heraus ist sehr ordentlich. Leider wird es dann nach ca. 10 km undurchsichtig und wir müssen „nachnavigieren“. Bis 17km sind die Wege dennoch gut ausgebaut, alles asphaltiert, aber dann geht es in einen Wald und jetzt folgen weitere 17km auf Split und mit vielen Löchern. Eine staubige Angelegenheit. Kurz vor Günzburg kommen wir wieder direkt an die Donau zurück. An der Mündung der Günz in die Donau sehen wir erstmalig ein Wasserfahrzeug. Zwei einsame Kanuten, die offensichtlich einiges an Gepäck mit sich führen.

Da ich mich schon gewundert hatte, warum überhaupt nichts auf dem Wasser los ist, hab ich bei einem der Vermieter recherchiert. Kanu/Kajak fahren ist erst ab 53cm Pegel (wo auch immer gemessen) erlaubt und aktuell verboten.

In Gundelfingen ist es Zeit für eine kleine Pause, beim historischen Bäcker Mack, der allerdings ganz modern am Rewe hängt. Kurz danach gibt es noch eine kleine römische Tempelruine mit geschichtlichem Hintergrund auf Tafeln erläutert. Auf dem kurzen Weg bis Dillingen passieren wir Lauingen, wo der ganz besondere Schimmelturm das Stadtbild prägt.

Als nächstes kommen wir nach Dillingen, was als schwäbisches Rom bezeichnet wird, weil es da so viele Kirchtürme und Brunnen gibt. Wir schaffen sie nicht alle, aber eine kleine Auswahl gelingt uns doch. Von innen schauen wir uns nur die Basilika St. Peter an, mit ziemlich eindrucksvollem Barockdekor. Eine Besonderheit ist die Ölbergkapelle mit oberschwäbischen Terracotta Figuren aus dem 15. Jahrhundert.

Beim kleinen Italiener, der seine gute Bewertung auch wert ist, umgeben von unzähligen Lehrern, denn die ehemalige Universitätsstadt Dillingen ist ein wichtiges Lehrer-Weiterbildungszentrum, beschließen wir den Abend. Bei blauem Himmel, ein bisschen Gegenwind haben wir die 55 km mit 152 Höhenmetern bis um 14h geschafft. Wir hoffen, dass sich die schlechten Wettervorhersagen nicht ganz bewahrheiten werden, denn aufgrund einer Umplanung müssen wir morgen nicht nur bis Donauwörth, sondern bis Neuburg an der Donau.

Von Obermarchtal nach Ulm

Im Frühstücksraum sind außer uns noch die beiden Gäste, die auch gestern im Gasthof Adler gegessen haben und sich dabei recht laut unterhalten hatten, so dass wir deren Unterhaltung insoweit folgen konnten, dass der eine Stammgast im Schwarzen Peter in der Heidelberger Weststadt ist. In der kleinsten Stadt in Baden-Württemberg Munderkingen begegnen uns die beiden schon wieder. Der schwarze Peter Stammgast hat ein echtes Renn-Touren-Rad, der andere ein einfaches Pedelec. Unsere erste Station ist Ehingen mit dem eindrucksvollen Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist.

Der große Marktplatz mit dem phantasievollen Brunnen ist um 11:30 noch recht wenig belebt und mir ist es auch noch zu früh eine Rast einzulegen. Auch heute begleiten uns wieder Störche und Storchennester, manchmal sind die Nistplätze ein bisschen skuril, wie hier direkt auf dem Weg. Raps wird zur Kulturpflanze Nummer Eins, ein Feld folgt dem nächsten, auch gestern sind wir schon durch endlose Rapsfelder gefahren. Die Stadt Erbach, wo wir uns dann zu einer kleinen Rast entschließen, hat bei unserer Erkundung nicht viel zu bieten, nur Schloss und Kirche liegen auf dem Hügel und den haben wir nur von Ferne als Motiv wahrgenommen.

Der Radweg führt um Ulm herum erst durch ein Industrie- oder Gewerbegebiet und aus jeder Werksausfahrt kommen Autos oder Laster, deren Weg wir kreuzen. Das ist ein bisschen nervig und verlangt Aufmerksamkeit. In Ulm kommen wir dann nach zweimaligem Verfahren bei unserem Hotel Comfor an. Die Räder werden in einem großen Fahrradraum in der Tiefgarage eingeschlossen und unser Zimmer ist sehr geräumig und in sehr gutem Zustand.

In wenigen Minuten erreichen wir durch die Fußgängerzone den Münsterplatz und verbringen einige Zeit in dieser großartigen Kirche. Das gotische Chor-Gestühl mit lebensecht geschnitzten Figuren, den unzähligen Kunstgegenständen wie dem tollen Altarbild und den riesigen Ausmaßen, wie dem höchsten Kirchturm der Welt, ist es schon eine besondere Kirche.

Eine Dame kommt auf mich zu, sie muss Seelsorge in der Kirche leisten und der dafür benötigte Tisch steht an der falschen Stelle und so unterstütze ich sie dabei, den Tisch durch die Kirche zu tragen. Eine weitere Dame erzählt uns Geschichten zur Geschichte, wie beispielsweise, dass die jüngeren Fenster im zweiten Weltkrieg zerstört worden sind und durch neue ersetzt wurden, aber die wirklich alten Fenster wurden zuvor in Sicherheit gebracht und so gibt es sie noch im Original.

Als nächstes schlendern wir zur Donau runter, durch den Metzgerturm mit einer künstlerischen Verzierung aus lauter Seilen in Harfenform, der lebhaften Donauwiese und dem Rathaus mit prächtiger Fassadenmalerei. Auf der Brücke markiert eine Leiste die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Ein Scherzbold hat auf der bayerischen Seite den Aufkleber „Nett hier aber waren sie schon mal in .Baden-Württemberg“ angebracht.

Die 54 km haben wir mit allen Pausen in knapp vier Stunden absolviert, die Beine waren ein bisschen schwerer heute und der Wind war zwar nicht stark, aber meistens kam er von vorne. Wenige kleine Anstiege haben 266 Höhenmeter verursacht. Am blauen Himmel waren heute nur ganz wenige kleine Wölkchen zu sehen.

Von Sigmaringen nach Obermarchtal

Im Pfefferle ist das Frühstück direkt an den Tischen vorbereitet und man muss sich nicht zum Buffet bemühen. Wir werden vom Herbergsvater auch noch über die geschichtlichen Verschönerungen, die wiederum sein Vater eingebaut hatte, informiert und ich habe Gelegenheit im ausliegenden Spiralheft zum Donauweg bis Passau nachzulesen.

Durch die Radwegführung unter Straße und Bahn und über die Donau sind wir gleich wieder am Schloss. Beim Abschiedsfoto werden wir von der Betreuerin der Royal Rangers Pfadfinder, die hier heute 35 jähriges Bestehen feiern, in ein längeres Gespräch über Glaube und Werte verwickelt.

Beim Buck / Gaggli Produktionsstandort in Ennetach / Mengen, mit einer kunstvoll geformten Nudel aus Metall, kann man sich wochentags die Nudelproduktion oder zumindest verschiedene Erzeugnisse anschauen. Heute ist Sonntag und wir fahren gleich weiter.

Dabei werden wir in Mengen direkt nach der Kirche im oberschwäbischen Stil Zeuge einer großen Prozession. Diese wird immer am Sonntag nach dem 18. Mai abgehalten, um für die Rettung vor den Schweden im Jahr 1632 durch Unterstützung von 1000 Salemer und Überlinger Reiter zu danken.

Nach gut zwei Stunden haben wir die ersten 36km in Riedlingen, dem nächsten größeren Ort, hinter uns gebracht. Hier gibt es wieder einen oberschwäbischen Kirchturm mit Zwiefaltener Tor und verschiedenen Fachwerkhäusern, teilweise mit reich verzierten Fassaden. Immerhin einen Kaffee gibt es auf dem Marktplatz im Eiscafé, denn die Konditorei hat noch zu. Auffällig sind die vielen Storchnester und auch die vielen umherfliegenden Störche.

Nach nur weiteren 15 Kilometern erreichen wir schon unser Ziel, das relativ kleine Dorf Obermarchtal, was aber ein recht eindrucksvolles Kloster hat, welches schon aus der Ferne in der Sonne erkennbar ist. Wir sind früh dran und unser Zimmer, heute mit „Self-Check-In“, ist nicht sehr geräumig, aber dafür ist diesmal alles sauber und in gutem Zustand. Es liegt ein paar hundert Meter außerhalb.

Zu Fuß machen wir uns dann in den Ort auf und wandern durch den Klosterpark, das St. Peter und Paul Münster mit eindrucksvoller Barockverzierung, bis runter an die Donau.

Dort erhält man dann die ultimativen Fotomotive des Ortes, Kloster über die neu angelegte Fischtreppe in der neu naturierten Umgebung. Kajak- oder Kanufahrer müssen dieses Hindernis fortan umtragen.

Die heutige Distanz belief sich auf 54 km und es war mit 273 Höhenmetern nur mäßig hügelig. Anspruchsvoller war ein kühler manchmal recht heftiger Wind, der uns leider auch häufig entgegen wehte. Die letzten Etappen konnten wir mit kurzer Hose fahren, aber oben hatten wir die langen Jacken lieber anbehalten.

Von Fridingen nach Sigmaringen

Obwohl wir heute im Hotel Sonne diesmal bereits um kurz nach 8h beim Frühstück waren, denn um 9h wäre Schluss gewesen, haben wir uns dennoch ein bisschen Zeit gelassen, denn es war wirklich kalt. Zwei ältere Herren, die wir bereits gestern im Wendelstein „Da Giovanni“ gesehen hatten, waren bereits vor uns im Frühstücksraum und sind dann mit ihren E-Bikes entsprechend früh und warm angezogen los gezogen. Sie wollten bis Obermarchtal (unser Ziel für morgen). Wir sind es dagegen gemütlich angegangen und um kurz vor 10h war es dann auch nicht mehr ganz so kalt.

Während wir uns gestern über die wunderbar asphaltierte Strecke gefreut hatten, wurde diese Erwartung heute leider deutlich gedämpft. Ein sehr großer Teil der Strecke bestand aus Kies- / Split- / Schotterwegen. Das war eine ziemlich staubige Sache. Erfreulicherweise ist es trotz dunkel drohender Wolken trocken geblieben. Im Wohnort des Ministerpräsidenten Sigmaringen-Laiz sind wir in einer Bäckerei noch ein zweites Mal eingekehrt, da jetzt gerade ein paar Tropfen runter kamen.

Unser erstes Ziel war das Kloster Beuron, was sich uns sonnig präsentierte. Nur die Kirche war für die Besichtigung frei gegeben. Dort habe ich festgestellt, dass ich eine meiner beiden Trinkflaschen offensichtlich nicht gut in den Halter eingesteckt hatte, sie war weg.

Auf dem ganzen Wege wechseln sich die spektakulären Felspanoramen mit idyllischen Flusslandschaften ab. Ab und zu war der Himmel recht düster, aber immer wieder ist er dann doch aufgerissen, so dass es auch sonnige Motive gab.

Den Teufelsfelsen auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses war einer der vielen kleinen und oft steilen Anstiege voran gegangen. Das Felspanorama mit Felsen, die eng an den Fluss heran reichen, hat den Preis, dass man ab und zu einen Hügel überwinden muss, so dass sich doch ein paar steile Höhenmeter summieren.

In Sigmaringen, das wir schon gegen 14h erreichen, können wir unser einfaches Zimmer im Gasthof Pfefferle schon früher beziehen und uns zum Stadtrundgang durch Sigmaringen rüsten. Bei der Anmeldung haben wir einen Prospekt mit einem historischen Rundgang bekommen, dem wir weitgehend folgen und von dem wir hier eine kleine Auswahl der Sehenswürdigkeiten ausgewählt haben.

Das spektakulärste Motiv ist natürlich das Schloss und für die richtige Perspektive mussten wir zu einem kleinen Aussichtspunkt hochsteigen, der in den Prospekten oder den vielen Wegweisern nicht verzeichnet ist. Also ein Geheimtip, aber in Google und OSM ist alles verzeichnet.

Im Anschluss sind wir wieder runter und direkt zur Empfehlung „Brauwerk“ marschiert. Da gab es diesmal das lokale Zoller-Bier und gutes rustikales Essen. Auf dem Spaziergang durch die Stadt sind immerhin 7 km zusammen gekommen. Die Distanz mit dem Rad war heute 46 km mit 399 Höhenmetern, die wir sehr gemütlich und mit vielen Pausen bewältigt haben.

Von Donaueschingen nach Fridingen

Die heutige Etappe bis Fridingen ist überschaubar und wir lassen uns morgens Zeit. Beim Frühstück sind wir die letzten, aber es gibt noch genug für uns. Bei strahlender Sonne und kühlem Wind halten wir erst noch einmal bei der Donauquelle mit etwas anderem Licht, durchqueren den Schlosspark und passieren den Donauursprung, bis wir dann einigermaßen in Fahrt kommen. Am Anfang hat der Fluss tatsächlich eine gewisse Breite aber interessanterweise wird er immer kleiner.

Über leicht hügeliges Gelände mit kleinen Anstiegen geht es über saftig grüne Blumenwiesen und über die ein oder andere historische Holzbrücke. In Möhringen gibt es eine eindrucksvolle Rathauspassage und in Tuttlingen machen wir eine kleine Pause, die Marktbuden in der Fußgängerzone packen gerade zusammen, so dass wir in einer kleinen Bäckerei landen.

Auf dem Weg dahin kommen wir an der Donauversickerung vorbei und tatsächlich ist aktuell von der Donau nichts zu sehen. Sie ist in den Untergrund verschwunden, in Teilen fließt sie in Richtung Aachquelle und von dort in den Bodensee und somit über den Rhein letztlich in die Nordsee und der Rest taucht dann ein paar Kilometer weiter wieder im Donautal auf und diesem Teil folgen wir, allerdings nicht bis ans schwarze Meer.

Unser Hotel Sonne in Fridingen hat Ruhetag. Die Schlüssel liegen zur Selbstabholung bereit, das Zimmer ist geräumig, aber kein Beispiel für schwäbische Reinlichkeit, die man eigentlich hier erwarten würde, wenngleich es angesichts des wilden Grenzverlaufs gar nicht so einfach ist, festzustellen, ob man in Baden oder Württemberg ist. Donaueschingen bis Möhringen ist Baden, Tuttlingen ist Württemberg und dann kommt wieder Baden. Naja Zimmer saugen kann man auch in Baden erwarten.

Die Distanz mit dem Rad war 54 km mit 262 Höhenmetern.

Nachdem wir unsere Sachen im Hotel abgelegt haben, machen wir uns zu den richtigen Sehenswürdigkeiten von Fridingen auf. Die sind nicht im ziemlich langweiligen Ort zu finden, sondern ein paar hundert Höhenmeter oberhalb. Von ca. 650 Meter steigen wir auf knapp 800. Dabei geht es aber ziemlich hoch und runter. Dafür sind die Ausblicke über die Felsen und das Donautal dieses ersten Donaudurchbruchs äußerst spektakulär.

Über mehrere Ausblickpunkte kommen wir über die Sperberhöhle bis zum letzten Aussichtspunkt mit Restaurant, dem Knopfmacherfelsen. Ein Knopfmacher wurde abends im Jahr 1823 von einer Dame (einem Hardt-Fräulein?) zu besagtem Felsen gelockt und ist mitsamt Pferd abgestürzt. Dafür hat man seinen Berufsstand durch Benennung des Felsen geehrt. Von dort sieht man bis zum Kloster Beuron.

In dem auch mit dem Auto erreichbaren Berggasthof Knopfmacherfelsen kehren wir kurz ein. Auf dem Rückweg kürzen wir durch einen Weg durch die Wiese ab und kommen so zufällig durch die Naturbühne Steintäle, die im Jahr 1960 hier in den Fels eingebaut wurde. Der wird nun jedes Jahr im Sommer ein Stück präsentiert. Begonnen hat es mit Wilhelm Tell. Dieses Jahr ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde dran.

Das gastronomische Angebot erweist sich als schwierig. Sonne und Löwen sind geschlossen, Scharfeck sieht sehr unsympathisch aus und so landen wir wieder beim Italiener, dem Wendelstein da Giovanni, der mich wieder mit italienischem Essen versöhnt.

Da es hier sonst nichts gibt, decken wir uns noch beim Rewe ein, der erfreulicherweise bis 22h auf hat. Der Spaziergang über die Felsen waren mit 9 km und 395 Höhenmetern nach der Radtour eine gute Ergänzung und eine unbedingte Empfehlung, sich diese Ausblicke nicht entgehen zu lassen. Meine neuen Barfußschuhe von Merrel haben ihre Feuerprobe bestanden, wenngleich schottrige Wege nicht zu meinem Lieblingsuntergrund werden, wenn ich diese Schuhe trage.

Rundgang in  Donaueschingen

Unsere erste Station ist Donaueschingen, mit Nahverkehr über Karlsruhe recht gut zu erreichen. Wir kommen nachmittags gegen 15:30 mit 15 Minuten Verspätung an. Rechtzeitig, um noch einen ausführlichen Rundgang durch die Stadt zu unternehmen. In der Nähe unseres Hotels Hirschen ist das blaue Rathaus mit dem Musikantenbrunnen. Auf dem Marktplatz gibt es Milchkaffee und Käsekuchen, bevor wir uns den künstlich eingefassten Donauquellbrunnen neben dem Schloss und dem Schlosspark anschauen. Der Boden der Quelle ist übersät von Münzen.

Durch den Schlosspark über und entlang der Brigach kommt man dann zum wirklichen Donauursprung, dem Zusammenfluss von Brigach und Breg. Ein Radler meint, wenn es so weiter geht, dann haben wir hier bald die zweite Donauversickerung. In der Tat scheint insbesondere die Breg ziemlich wenig Wasser zu führen. Ein langer Baumstamm symbolisiert den Zusammenfluss und zeigt verschiedene Orte und Bauwerke, die im weiteren Verlauf der Donau folgen.

Durch den Schlosspark, immer noch im Privatbesitz des Fürstenhauses, das ihn den Untertanen öffentlich zur Verfügung stellt, gibt es verschiedene Denkmäler, einen See mit Insel und Pfauen und viele interessante und zum Teil exotische Bäume.

In der Brigach schwimmt eine Schwanenfamilie mit ziemlich frisch geschlüpften Küken und nachdem die Wolken sich kurzzeitig ziemlich verdunkelten, wird es über dem Brauhaus des allgegenwärtigen Fürstenberg-Biers mit dem Diana-Brunnen wieder heller.

Abendessen gibt es sparsam beim Italiener im Hotel Linde, der die 4.4 Bewertung aus Google nicht wirklich wert erscheint. Auf diese Weise sind heute dann 6 km ohne nennenswerte Höhenmeter zusammen gekommen.

Von Bad Friedrichshall nach Heidelberg

Auch heute hält das heiße, wolkenfreie Wetter an und ich mache mich auf, um eine andere Ecke des Odenwaldes zu erkunden. An der Bahnlinie entlang des Neckars wird derzeit über einige Monate gebaut und es gibt nur Ersatzbusse auf der Strecke. Aber es gibt eine Regionalbahn nach Heilbronn, die das Neckartal über Sinsheim umfährt. Der Plan ist, diese Bahn bis Bad Friedrichshall zu nehmen und dann noch in die S-Bahn nach Mosbach umzusteigen. 10 Minuten Umsteigezeit sollten auch mit dem Rad reichen. Wie kaum anders zu erwarten, kommt es anders. Die S-Bahn ist schon 10 Minuten weg und ich muss umdisponieren in dem ich direkt von Bad Friedrichshall losfahre.

Komoot führt direkt über die Hügel und zunächst über einsame geteerte kleine Wege, auf denen ich zunächst die Jagst erreiche, die über eine Brücke mit Treppen und Tragepassage zu queren ist. Während Komoot sonst ständig kleinste Pfade und Umgehungen sucht, wird es auf der Strecke von Gundelsheim nach Neckarzimmern nicht fündig, sondern führt über die stark frequentierte B27. Bei Neckarzimmern erfolgt deren Umgehung unerwartet über einen kleinen steilen Weg in die Weinberge.

Beim Guckstein sitzen zwei Sanitäter in der Mittagspause und genießen die Aussicht auf das Neckartal. Durch die Weinberge schlängelt sich der Weg dann an Mosbach vorbei und über einen Hügel direkt nach Neckargerach. Dort ist dann fast wieder Neckarniveau erreicht und der steile Anstieg in Richtung Katzenbuckel (höchste Erhebung im Odenwald) beginnt. Hinter Wald-Katzenbach erreicht man eine Höhe von 530 Meter. Der Katzenbuckel ist mit 626 Metern etwas höher, da kommt man aber nicht mit dem Rennrad hoch. Auf der sehr steilen Abfahrt nach Gaimühle begegne ich einem kleinen Autostau. Der erste in der Schlange traut sich wohl nur sehr langsam den steilen Berg hoch. Über Gaimühle erreicht man in Beerfelden über einen moderaten Anstieg wieder 415 Meter Höhe. 

Beerfelden, Hauptort der Gemeinde Oberzent, zeichnet sich, im Gegensatz zu Lindenfels (zwei Tagen zuvor), weitgehend durch desolate gastronomische Infrastruktur aus. Fast alles ist geschlossen. Oben bei der Martinskirche gibt es „Cafés“ mit in erster Linie Spielautomaten. Für Kaffee und Kuchen muss ich zurück zum Rewe rollen. Ein Club lokaler Rentnerinnen, haben das kleine Café im Rewe als Versammlungsort gewählt, sind aber gerade im Aufbruch begriffen. So find ich doch noch schnell einen freien Platz. Von Beerfelden führt Komoot wieder direkt steil (unnötigerweise, denn die eigentliche Straße ist sehr gut zu fahren) runter nach Falkengesäß. Über Finkenbach und Raubach kommt man vom Finkenbachtal ins Ulfenbachtal und nach dem nächsten querliegenden Bergrücken in Heiligkreuzsteinach ins Steinachtal. Der Radweg folgt der Steinach bis nach Neckarsteinach und von dort rollt das Rad nur noch entlang des Neckars auf dem manchmal vorhandenen Radstreifen nach Heidelberg. Die Sonne kommt schon tiefstehend mit goldenem Glanz aus dem Westen, so dass Schloss und Brücke besonders malerisch angestrahlt sind. 

Auf 114 km sammelten sich diesmal über 1800 Höhenmeter.

Von Bensheim nach Heidelberg

Von Bensheim nach Heidelberg geht es eigentlich entlang der Bergstraße ohne größere Steigungen. Ich wollte aber was Neues im Odenwald kennenlernen. Mit meinem neu erworbenen Ticket setze ich mich in die Regionalbahn nach Frankfurt, die mit geringer Verspätung knapp eine Stunde braucht.

Komoot führt über teilweise winzige Hohlwege mit teilweise extremer Steigung (oft über 15%) ins Hambachertal. Der Weg führt durch Ober-Hambach, vorbei an der in Verruf geratenen Odenwaldschule, jetzt Wohnpark, durch ein weiterhin sehr steiles Waldstück bis hoch zum Schannenbacher Moor. Es riecht nach frisch gemähtem Heu. Die Dörfer Schannenbach und Seidenbuch entlang des Nibelungensteigs sind idyllisch aber einsam.

Die Komoot Optimierungsalgorithmen locken mich immer wieder von der eigentlich perfekten Ortstraße auf schlaglochübersähte Nebenstraßen. So bekomme ich in Seidenbuch die Schutzengelkapelle zu sehen (nur von außen, da geschlossen). Das letzte Stück vor Lindenfels, bezeichnenderweise ein Dörfchen namens Winkel, ist dann auch wieder eine unnötige Abkürzung mit deutlich über 20% eingebaut.

Die Kulisse der Burgruine von Lindenfels vor den Odenwaldhügeln ist äußerst malerisch. In Lindenfels gibt es dann auch erfreulicher Weise, Cafés und eine schöne Bäckerei in der Altstadt, die mich zu einer Pause animiert. Der Weg vom Burghügel runter in Richtung Fürth ist äußerst speziell, nach Schranke mit Fahrverbot kommt ein sehr steiles Gefälle bis zur eigentlichen Autostraße nach Fürth.

Ab da, über Rimbach und Zotzenbach und dann noch einmal ein kleiner Stich runter nach Weiher, kommt wieder bekanntes Gebiet. Unter dem Eisenbahn-Viadukt beim Steinbruch von Mackenheim führt die kleine Nebenstraße bis Ober-Absteinbach und über verschiedene kleine Anstiege bis Wilhelmsfeld und zuletzt über den Köpfel-Kanzlerblick zurück.

Auf einer Strecke von 71 km, haben sich 1500 Höhenmeter angesammelt.

Von Tübingen nach Nußdorf

In der Bäckerei Padeffke gegenüber bekomme ich bereits um 7h für 6 Euro ein perfektes Frühstück mit immerhin drei Brötchen bzw. Weckle wie die Bäckerin sagt. So bin ich schon kurz vor 8h los und komme über perfekte Radwege aus der Stadt.

Der erste, völlig einsame Anstieg beginnt hinter Mössingen und ist sehr steil, teilweise 15%. Kurz darauf sieht man die Hohenzollernburg bei Hechingen. Unten entlädt sich dann die dunkle Wolke, die mich schon einige Zeit begleitet hat. Ich stelle mich unter und es dauert nur 5 Minuten, aber die Straße ist nass. Der nächste Anstieg geht auf 900 Meter hoch. Während es bislang ausschließlich Radwege und sehr einsame Sträßchen waren, geht es nun zwar moderat hoch aber über eine recht befahrene breite Straße. Rundum Sigmaringen geht es teils über Radwege aber zunehmend auch über breite Straßen.

Kurz vor Sigmaringen entdecke ich den Wegweiser und bin offensichtlich kurz vor Stetten a.k.M und kann der Versuchung widerstehen, mir diese alte Wirkungsstelle anzusehen. Das Schloss in Sigmaringen sehe ich nur von Weitem. In Laiz, direkt an der Donaubrücke mache ich eine Pause und vergesse dabei meine Wasservorräte aufzufüllen. Erstaunlicher Weise gelingt es mir nicht das auf der Strecke nachzuholen. Keine Tankstelle, kein Laden, kein Friedhof. Erst kurz nach Herdwangen wo es richtig steil den Hang runter geht frage ich einen Gemeindemitarbeiter ob das Wasser, dass da mit hohem Druck aus der Löschwasserentnahmestelle kommt, Trinkwasser sei. Theoretisch schon meint er und so ist meine Trinkflasche in einer Sekunde gefüllt.

Unmittelbar an der Stadtgrenze zu Überlingen erleidet mein Hinterrad einen „Schlangenbiss“. Also nochmal Schlauch wechseln und Nachschub beim Wehrle kaufen. Somit komme ich erst gegen 15h ins Ostbad, wo die andern schon sind und komme leicht erhitzt ins Wasser. Die erste Idee vom Bodensee bekommt man kurz nach Herdwangen und dann Überlingen Münster sieht durch die Museumspassage besonders malerisch aus. Das Wetter hat sich immer gen Süden immer positiver entwickelt. Am See hat man nicht das Gefühl auf der Alb durch dunkle Wolken gefahren zu sein.

Die Donau ist bei Sigmaringen noch nicht sehr beeindruckend, dagegen ist der Sonnenuntergang am Überlinger See immer wieder eine große Schau für viele Leute am Nussdorfer Bootssteg.

Das Türkis des Sees bei Meersburg oben vom Schloss aus bei windigem Wetter fotografiert, ist trotzdem ohne Konkurrenz.

Heute waren es 110km und 1400 Höhenmeter für die ich wieder zu lange gebraucht habe.

Von Heidelberg nach Tübingen

Nun sind schon wieder ein paar Tage vergangen seit wir unsere Bretagne/ Loire Tour beendet haben. Zwischenzeitlich bin ich einmal über den Königsstuhl geradelt und habe begonnen meine neue berufliche Web Seite einzurichten. Am Samstag hatte ich Geburtstag und habe Bücher, Weine, eine Jazz-Ballett Aufführung, eine Radhose und einen Garmin Edge 1040 geschenkt bekommen.

Ihr ahnt es schon, der muss natürlich eingeweiht werden. Außerdem ist die junge Generation in Nussdorf am Bodensee und somit gibt es zwei valide Gründe das Rad rauszuholen und los zu fahren. Ein weiteres Novum sind die beiden kleinen Restrap Taschen für Lenker und am Sattel, die gerade soviel Platz geben, dass ich damit auch ein paar Mal übernachten kann und die ich an mein Rennrad hängen kann. Die Hoffnung, dass ich mit ganz wenig Gewicht und mit dem Rennrad wahnsinnig schnell bin, schwindet leider von Kilometer zu Kilometer. 

Über Komoot habe ich Heidelberg-Kirchheim nach Nussdorf eingegeben und nun fahre ich den direkten Weg. Ich bin erstaunt wie Komoot sich verbessert. Bis Pforzheim nur schöne Radwege. Ab und zu dann mal eine Kreisstraße aber im großen und ganzen sehr angenehme Strecken. Bis Pforzheim sind es tatsächlich nur Radwege und ich überquere schadenfroh den Stau auf der A8.

Fachwerk gibt es auch in Tiefenbronn und Weil der Stadt. Kurz nach Pforzheim hängt eine dunkle Wolke vor mir und es donnert. Im Biergarten mache ich eine erste Pause und danach sind die Straßen nass. Ich folge sozusagen dem Regen nach. Das geht gut bis Gärtringen, da treffe ich auf die Wolke aber nur sehr kurz. Die Wolke biegt nach Osten ab, ich muss nach Süden. Im Würmtal gibt es einen ganz neuen Radweg mit perfektem Belag und verschiedenen Skulpturen am Weg.

In Herrenberg

Die Altstadt von Herrenberg ist für Autos gesperrt und auch hier sind die Fachwerkhäuser zahlreich. In einer Bäckerei am Weg gönne ich mir dann noch was isotonisches und Cappuccino und Marmorkuchen und hole mir ein paar Lebensgeister zurück.

In Tübingen

Nach Herrenberg führt der Radweg immer weiter nach Tübingen und als der Garmin nach Rottenburg weiter will, es da aber nur ganz wenige Hotels gibt, entscheide ich mich die 10km nach Tübingen weiter zu fahren und bekomme ein preiswertes sehr kleines Appartement, nah am Neckar und der Altstadt. Einchecken inklusive Schlüsselkartenkodierung ist vollständig digital. Per Aufzug geht es in den dritten Stock und für mein Rad ist genügend Platz.

In Tübingen

So komme ich in den Genuss die wunderschöne Altstadt mit Kirche, Schloss, vielen lebendigen Bars und Restaurants und die unglaubliche Neckarfront mal ganz gemütlich durchwandern zu können. Auf der Spitze des Berges zwischen den Stadtteilen ist das Schloss Hochtübingen mit tollen Innen- und Aussichten. Diesen Berg habe ich übrigens in einem langen Rad- und Fußgänger Tunnel zuvor unterquert. Das mit den Photovoltaik Anlagen scheint hier noch nicht so zu klappen.

Die Strecke heute war 129 km lang mit 1450 Höhenmetern.