Von Oxnard nach Malibu

Der Tag heute beginnt mit einem ordentlichen Frühstück, welches im Hotel serviert wird. Überraschend, dass sie selbst hier, in einem offensichtlich etwas gehobenen Hotel, nur Wegwerfgeschirr anbieten. Geschmeckt hat es trotzdem. Heute ist der erste einer Reihe sehr heißer Tage. Mein Zimmer liegt gegen Osten und die Wäsche ist extrem trocken. Ziel heute ist der RV Park in Malibu, nicht so weit und das ist auch gut so. Es werden dann trotzdem 67 km und 800 Höhenmeter.

Kaum aus dem Hotel raus bläst der Wind bei sehr starker Hitze. Teilweise kommt er jetzt von Süden, so dass über die ca. 10 Meilen bis zum Highway 1 aus Oxnard starker Gegenwind herrscht. D.h. ich komme nur mit Geschwindigkeiten und Gängen voran, die sonst bei 4-5% Steigung üblich sind.

Das Thermometer klettert teilweise bis auf 41 Grad.

Trotz extremer Trockenheit werden Rasenfelder bewässert (ich habe keine Frucht erkennen können). An einem Freilichtmuseum für verschiedene Raketen mach ich langsam und schau mir an, was die dort am Point Magu alles getestet habe.

Auf der Strecke mache ich dann an der ersten Möglichkeit, einem Lokal direkt an der Straße, eine Pause  um irgend etwas kaltes zu trinken. Dabei werde ich von Scott und Darla angesprochen, ob ich auf Long Distance Tour wäre. Wir kommen ins Gespräch; er erzählte mir, dass er auch viel Rad fährt, dass er auch schon mal von Malibu nach Ohio gefahren ist und als er erfährt, dass ich aus Heidelberg komme, wo er neun Monate studiert hat, ist er so begeistert, dass er mich zu sich einlädt. Er versäumt allerdings nicht mich zu warnen, dass er oben in den Bergen wohnt. Ich fahre dann zunächst zu den ersten Stränden von Malibu, trinke etwas im Einkaufszentrum und mache mich dann zu Scotts Heim auf.

Er hat nicht übertrieben. Es gibt wunderbare Aussichten über die Bucht und den Strand. Es sind ca. 1900 Fuß (580m) Kletterei und beim letzten Tageslicht komme ich an. Er hat die Tür aufgelassen und mir mit ausgedruckten Zetteln, die er bereits unten auf der Straße angebracht hat, den Weg gewiesen. In der Wohnung war dann eine Tasche eisgekühlter Getränke und Snacks für mich aufgestellt. Das ist schon ziemlich freundlich gewesen. Kaum habe ich alles drin kommt er auch schon angefahren und nachdem ich mich duschen konnte hat er mich zum Essen ausgeführt. D.h. er bestand darauf die Rechnung im italienischen Restaurant zu begleichen, so dass mir nur eine kleine Revanche blieb, in dem ich das Bier bezahlte an einem sehr schön zurecht gemachten Ort mit Wasserfall, Biergarten, toskanischem Weingarten, toll gemacht. Am Montag Abend ist natürlich wenig los.

Sein Haus liegt ziemlich auf der Bergspitze und auf der anderen Seite geht es schon wieder runter zur 101. Nach Thousand Oaks haben wir nur ca. 10 Minuten mit dem Auto benötigt.

Von Carpinteria State Beach nach Oxnard

Der Campground in Carpinteria war riesig und am Wochenende zog es dann auch halb Kalifornien ans Meer. Der Hiker Biker Bereich war ziemlich leer. Als ich kanm waren da nur zwei Obdachlose, die da nur schlafen und morgens zum Frühstück ihr Bier trinken. Gestern Abend war ich dann auch noch in einem Pub mit Life Musik, bin dann aber doch recht bald Richtung Zelt abgezogen. Gianna, Kevin, Silvie waren dann auch schon früh dran und bevor ich alles zusammen gepackt hatte, waren die drei dann auch schon unterwegs. Sie wollten zum Leo Carillo State Beach Park und ich eigentlich auch.

Nachdem ich dann aber nach einem schöneren Platz nach dem anderen vorbeikomme beschließe ich spontan (nach nur 47 km und nur 147 Höhenmeter) in Oxnard zu bleiben und habe mir mal ein richtiges Hotel genommen, d.h. sauber, gut ausgestattet. Leider ist der Wäscheservice nur morgens verfügbar und wird nach Stück bezahlt, so dass die Dame mir an der Rezeption empfiehlt in die Laundry zu gehen. Hatte ich aber keine Lust da zwei Stunden rum zu hängen und mache Handwäsche im Bad. Mal sehen ob das auf dem Balkon trocken wird.

Auf dem Weg sehe ich Surfer, Strände, witzige Elektro Fahrräder und die gegenüberliegenden Inseln. Am Sonntag ist irrsinnig viel los. In Ventura gibt es einen riesigen Stau wegen eines Marathons. Auch auf den Radwegen ist langsames Slalomfahren erforderlich. Der Hafen von Oxnard ist der Hammer. Man fährt kilometerlang und der ganze Kanal ist Hafen. Irgendwann geht der Hafen dann in Hausbootsiedlungen über. Im “Lookout”, wo ich ein Steak bekomme gibt es Life – Musik. Rund um mich herum begeisterte ältere Damen, die mit mir ins Gespräch kommen. Untereinander bezeichnen sie mich als den jungen Mann, der von Kanada nach Mexiko mit dem Fahrrad unterwegs ist. Relativ gesehen ist das wahrscheinlich sogar richtig.

Als sich dann eine schwarze Dame zu mir setzt, die offensichtlich eingeladen werden will und mir erzählt wie umwerfend sie aussieht, beschließe ich dann zügig aufzubrechen.

Die Musiker sind super, wenngleich das Publikum fast mit zehn Fingern abzählbar ist.

Von Gaviota State Park nach Carpinteria State Beach

Die ganze Nacht über wütete der Sturm. In meinem Zelt hatte sich eine Schicht Staub oder Sand über alles gebildet. Eine neue Erfahrung, was mit Sand so alles Unangenehmes passieren kann.

Der Schlaf ist unruhig und ich bin sehr früh wach und kann mir den Sonnenaufgang betrachten.

Wir drei stehen dann vor unseren Zelten und unterhalten uns und ich habe die volle Montur an, sogar meine Handschuhe (die dicken).

Marcie spendiert mir Kaffee, und im Gegenzug muss ich ihr meine Powerbank zur Verfügung stellen, da ihr iPhone mittlerweile 0% hat.

Um 10 Uhr komme ich dann los, bin schnell in Santa Barbara, recherchiere wo ich nun wirklich hin will und lande dann am Ende bei der Entscheidung, dass ich auf den Campground 10 Meilen südlich von Santa Barbara gehe, denn es ist Samstag und da sind Hotels extrem teuer. Insgesamt 80 km und 480 Höhenmeter.

In Santa Barbara schaue ich mir die Mission von außen an, pausiere an einem Starbucks in den Außenbezirken und dann noch einmal in der Innenstadt, die irgendwie mexikanische Anmutung hat.

Auf dem Campground treffe ich Gianna und Kevin wieder so wie die dritte (Sylvie), die erfolgreich per Anhalter über die Nacimiento Fergusson Road gekommen sind und über das Hinterland heute wieder ans Meer gekommen sind. Bevor ich nun ein Restaurant besuche, gelingt mir noch ein Bild vom Sonnenuntergang.

Danach gibt es einen hervorragenden Gelbschwanzfisch mit Blumenkohl. Der Wirt hat sich zu mir gesetzt und will sich die Geschichte meiner Reise ausführlich erzählen lassen.

Von Oceano nach Gaviota State Park

Als ich aus dem Hotelzimmer heraus trete beginnt der Tag begann mit der erfreulichen Erkenntnis, dass es über Nacht geregnet hatte. War also doch ganz praktisch ins Hotelzimmer zu gehen. Als erstes bin ich dann in diesen komischen Eisenbahn Diner gegangen um ein Toast Sandwich zu essen.

Es gab einen ordentlichen Berg bis Lompoc zu überwinden und vor allem Landwirtschaft, Landwirtschaft soweit man sehen kann. Insgesamt sind es 107 km und 976 Höhenmeter.

Dann bin ich letztlich in einem Stück bis nach Lompoc gefahren. Ich war mir dann nicht ganz sicher wo ich eigentlich übernachten möchte.

Das hat mich etwas Zeit gekostet zudem ich dann noch nach Verpflegung gesucht habe, nachdem ich rausgefunden habe, dass in Gaviota außer dem Campground eigentlich gar nichts ist. Nachdem ich dann in Lompoc noch rum gekurvt bin und mein Fahrrad bei einem Fahrradhändler ordentlich aufgepumpt habe bin ich dann mit einem wahnsinnigen Rückenwind in Richtung Küste gefahren. Der Wind hat in der Zwischenzeit schon fast den Charakter eines Sturmes angenommen. In dem trockenen sandigen Gelände wird der Sand hoch gewirbelt, so dass es einem in den Augen brennt und man zu husten beginnt. Es geht über einen weiteren Berg von fast tausend Fuß aber der Rückenwind ist so stark, dass ich da mit 15 bis 20 Meilen hoch rase.

Der Campground ist eher von bescheidener Natur zwischen 101 und der Eisenbahnbrücke, die allerdings beeindruckend ist, mehr oder weniger eingeklemmt mit direktem Zugang zur Küste. Hier treffe ich Marcie im Hiker Biker Bereich, mit der ich ins Gespräch komme. Sie erzählt von ihrer Tochter , die den bekannten Trail in Kuaii in Hawaii gemacht hat, der so toll sein soll.

Wenngleich der Tag arm an Bildern ist, so ist er doch reich an Geschichten.

Später, es ist schon vollkommen dunkel, kommt Alex. Alex ist derjenige, den ich schon in Kirk Creek getroffen habe und der mit seinem Fahrrad über die Wanderwege die Erdrutsche umgehen wollte.

Es hatte sich dann so ergeben, dass die drei Kalifornier, die versucht hatten zu trampen, dabei natürlich keinerlei Erfolg hatten. So kam es dass er mit ihnen gemeinsam den Weg über die Wanderwege angetreten ist. Wie ich schon erwähnt hatte, waren die drei ziemlich unbedarft und hatten ihre schwere Lasten in einem Kinderanhänger transportiert. So kam es dann tatsächlich auch zur erwarteten Katastrophe, die vier landeten weit oben auf Forstwegen, ziemlich genau da wo ich auch überlegt hatte in den Wald einzusteigen und mussten mitten in der Nacht irgendwo in der Wildnis campieren. Der Fahrradanhänger ist abgestürzt und musste am nächsten Morgen geborgen werden. Sie mussten durch vollkommen wildes Gelände, was schon für einen normalen Wanderer extrem schwierig zu begehen war. Irgendwann sind ihnen dann zwei Wanderer begegnet, denen Alex die Aufgabe übertragen hat seiner Freundin und seiner Mutter eine Textnachricht zu schicken, dass es ihm gut ginge. Er hatte die Losung ausgegeben, wenn er sich nicht bis dann und dann meldet, dann sollen sie die Ranger rufen. Als sie fast unten waren, sind sie einem freiwilligen Parkwächter begegnet. Der hat ihnen erklärt, dass das was sie hier gemacht haben vollständig illegal war. Aber sie haben Glück gehabt, es hat bis dahin keiner eine Strafe von ihnen verlangt. Sie sind dann kurz vor Dunkelheit wieder unten auf die Küstenstraße gekommen und mussten dann noch bis San Simeon. Gegen seine Anweisungen haben die drei Kalifornier erstmal einen Snack zu sich genommen, so dass sie auf dem Camping im Dunkeln ankamen. Da zwei von ihnen in der Nacht ihre Lampen brennen ließen, da sie Angst vor Tieren hatten und eigentlich gar nicht geschlafen hatten, hatten sie nun auch kein Licht mehr um wieder ihr Zelt aufzubauen.

Er hatte die drei gebeten das Abenteuer möglichst nicht auf YouTube zu veröffentlichen, denn einer von ihnen hat das ganze mit seiner GoPro aufgezeichnet. Er befürchtete, dass sie am Ende noch belangt werden.

Andererseits war er auch voll des Lobes, denn obwohl die drei so unbedarft waren, haben sie doch während der ganzen anstrengenden Tour nicht geklagt und alles tapfer ertragen und er war auch froh, denn alleine wäre er vielleicht noch größere Risiken eingegangen.

Auf jeden Fall meinte er, dass man nicht alles glauben kann was in Internetforen geschrieben wird und ich die richtige Entscheidung getroffen hätte.

Alex erzählt mir all diese Geschichten voller Begeisterung, während er ausgiebig sein Abendessen bis 10 Uhr abends kocht. Ich hatte wenigstens mein Bier, was ich in Lompoc noch mitgenommen habe, um ihm dabei Gesellschaft leisten zu können.

Von Murro Bay nach Oceano

Nachdem ich zunächst studiert hatte bis wohin ich heute kommen kann, beschloss ich es erstmal wieder ruhig anzugehen. Heute scheint es sinnvoll nur ca. 30 Meilen zu fahren, dann ist die nächste Etappe ca. 60 Meilen lang. So sind es heute überschaubare 51 km, mit gut 300 Höhenmeter geworden. Zunächst unterhalte ich mich länger mit Scott aus San Diego, der bis hierher gefahren war und nun mit dem Zug zurück wollte. Er hatte ein merkwürdiges Beach Cruiser Fahrrad mit einem sehr stabilen Anhänger und machte damit am Tag 90 Meilen für die er dann 12 Stunden unterwegs war. Wir vereinbaren, dass ich mich bei ihm melde sobald ich in San Diego bin und er besteht darauf, mir Elektrolyte und Riegel zu geben, die er nicht mehr braucht und hat mir auch noch ein Haferflockenfrühstück aufgebrüht.

Es ist dann doch wieder ziemlich kalt geworden. Gestern war es übrigens bis zu dem Pass mit 1700 Fuß um die 30 Grad warm und kühlte auf der anderen Seite bis zum Meer auf 18 Grad ab. So war ich am Abend wieder mit zwei Jacken unterwegs. Im Moro Bay Inn in unmittelbarer Nähe zum Campground hatte ich Abendessen gefunden und durfte dank der trinkfreudigen Amerikaner-Gruppe auch noch nach offiziellem Schluss um 9 Uhr dort sitzen bleiben.

Der erste Weg führt mich nach Murro Bay zurück um dort den örtlichen Radladen aufzusuchen und mir wieder einen neuen Ersatzschlauch zu besorgen. Im gegenüberliegenden Kaffee Top Dog sitze ich dann eine ganze Zeit bei einem Frühstücksbagel und schaue mir dann den großen Felsen vor der Küste an. Es ist einer von neun entlang der Küste, die auch nine sisters genannt werden. Der Empfehlung aus dem Radladen folgend, geht es wieder über den Campground auf Nebenstraßen bis zur 101 und dann parallel bis Pismo Beach ohne auf Freeway oder Highway zu müssen. Ziel ist der Oceano Campground, der voll ist aber ja mit Hike & Bike Plätzen ausgestattet sei, so steht es in meinem Buch. Dieses erweist sich aber als veraltet, denn alle sagen, sie hätten schon viele Jahre keine mehr. Zu viele Probleme mit homeless people. D.h. ab jetzt gilt es genau aufzupassen welches das nächste Ziel ist. Die Damen im Visitor Center hatten keine Idee und meinten nur, dass an der Küste ja alles sehr teuer wäre und man im Hotel mindestens 170$ bezahlen muss. Ich beschließe die Suche nach Campground aufzugeben und suche über Booking.com und habe auch schon bald ein brauchbares Zimmer für 60$ gefunden, wenige 100 Meter entfernt.

Am Strand treffen sich einige Trucks um dort abends ihr Picnic zu machen. Angeblich sind die Häuser in der ersten Reihe von wandernden Dünen betroffen, so dass über Markierungsstangen die Orientierung aufrechterhalten wird.

Gegenüber vom Hotel gibt es ein mexikanisches Restaurant und das ist gut und gut besucht. Morgen dürfte die Etappe etwas länger werden und es sind auch nochmal zwei 1000 Fuß Berge zu überwinden.

Von San Miguel nach Morro Bay

Nachdem ich gestern noch kurz den Saloon besucht habe und mich über den Gartenschmuck für Haloween gewundert habe, bin ich dann kurz nach 5h wach geworden, denn rund um mich rum mussten die ganzen Arbeiter, die in diesem Motel wohnen und sich ein Zimmer zu viert teilen, los entweder in die Wälder oder auf die Felder. Gegenüber war ein mexikanisches Restaurant, wo es einen Frühstücks Burrito gab.

Mein erstes Ziel war das ca. 10 Meilen entfernte El Paso de Robles wo ich einen Bikeshop ausgemacht hatte. Ich zögerte dort ein bisschen (da sie nicht den Continental Four Seasons da hatten) habe mich aber dann doch für einen neuen Reifen entschieden, den ich als Ersatz mitnehmen wollte und einen neuen Schlauch gekauft. Obwohl der direkte Weg nach Morro Bay über die 41 geht, haben die Kollegen im Bikeshop mir empfohlen auf jeden Fall die 46 zu nehmen, da die viel besser ausgebaut sei und einen großen Randstreifen hat.

So bin ich also dieser Empfehlung gefolgt, obwohl es der längere Weg war. Dadurch sind es wieder 91 km und über 800 Höhenmeter geworden. Auf der 46 geht es dann entlang verschiedener Weingüter und die ganze Gegend sieht dadurch viel kultivierter aus. Es gibt überall Möglichkeiten zur Weinverkostung. Ein paar hundert Meter vor der letzten Weinverkostung, wie sich später herausstellen sollte, ist es dann wieder soweit: der Hinterreifen hält die Luft nicht mehr. Diesmal mache ich tabula rasa, der alte Mantel kommt weg, der neu gekaufte kommt drauf, dann noch der neue Schlauch rein und hoffentlich funktioniert es jetzt wieder. Auf den Schock gehe ich nach der Reparatur erstmal in die Weinverkostung und lasse mir da ein Glas zum Probieren geben.

Ab da geht es dann nur noch Hügel hoch und runter und neben den seltenen Weitblicken über die Hügellandschaft sind das Interessanteste dann schon die Straßenschilder. Bei den Prozentangaben für Steigungen ist es mir ein Rätsel, wie Amerikaner überhaupt einschätzen können wie viel das ist. Wenn auf der einen Seite in Fuß (Höhe) und auf der anderen Seite in Meilen gerechnet wird. So sind beispielsweise 1000 Fuß 0,18 939 Meilen. Wie komme ich da auf Prozent? Da hat das metrische System schon ein paar Vorteile.

Endlich erreiche ich die CA 1 und komme ohne weitere Vorkommnisse bis nach Morro Bay und kann dort bevor es dunkel wird noch mein Zelt aufschlagen.

Von Kirk Creek Campground nach San Miguel

Die Nacimiento-Fergusson Road beginnt abgehend von der CA 1 am Südende der Kirk Creek Brücke, also praktisch genau nach dem Kirk Creek Campground. Ich habe nun soviel abschreckende Geschichten über diese Straße gehört, dass ich tatsächlich in meinem leider doch etwas abschüssig aufgebauten Zelt nicht optimal geschlafen habe und von Militär und Übungen und komischen Sachen geträumt habe. Noch bevor die Sonne richtig aufgeht wache ich auf und betrachte mir das Schauspiel, wie die Wolken angeleuchtet werden. Es war wieder ca. 10 Grad im Zelt aber die Luft ist vollkommen trocken und das Zelt auch. Um kurz vor 8 Uhr habe ich alles gepackt und schenke den Kaliforniern mein überflüssiges Wasser. Am Abend war noch ein Radler gekommen, der nicht über die Nacimiento Straße wollte sondern es durch Trials und direkt durch den Wald versuchen wollte. Ich hatte davon auch gelesen, Vorteil – man kommt in einem Tag durch (wenn), Nachteil – man klettert mit seinem Rad durch Wanderwege. Er hatte Angst vor dem vielen Verkehr, den er erwartete und den Kaliforniern war es zu steil.

Dann bin ich also los (über insgesamt 101 km mit 1153 Höhenmeter) und steil lässt sich bestätigen, es ist streckenweise zwischen 12% und 15% steil. D.h. ich musste mein Reserveritzel bemühen und bis ca. 1500 Fuß war es richtig steil, ab dann wurde es angenehmer, zwischen 5% und 7% und nur manchmal kam ein giftiger Anstieg. Nach 7,5 Meilen habe ich die 2700 Fuß also ca. 850 Meter erreicht. In der Zwischenzeit hatten mich 6 Autos und ein Motorrad überholt und 10 Autos und ein Radler sind mir entgegen gekommen. Der Verkehr war also um die Zeit noch moderat. Auto Nummer 5 wollte einfach nicht vorbei fahren und fuhr dann irgendwann neben mir her und der Fahrer reichte mir eine eisgekühlte Gatorade Flasche aus dem Fenster. Kann man schlecht ablehnen. Er meinte oben auf dem Hügel wäre er auf der Fire Station, da könnte ich auch mein Wasser auffüllen. Wäre also nicht notwendig gewesen neben den 1,5 Liter Wasser nochmal 2,5 in den Packtaschen mitzuschleppen. Schon bald wird es beim Aufstieg so heiß, dass ich nur noch mit Unterhemd und gelber Weste fahre.

Die Straße war also steil und mit den Taschen wirklich eine schwere Aufgabe aber sie war immer so breit, dass bequem zwei Autos aneinander vorbei passen und es gab auch keine schwindelerregenden Abgründe oder Felswände. Kurzum, da habe ich schon schlimmere Straßen erlebt. Aber der Mythos scheint immerhin für wenig Verkehr zu sorgen. Alle, die mir entgegen kamen, haben mit freundlichem Grüßen, Winken und Nicken ihrer Anerkennung Ausdruck verliehen.
An die Spinne, die handtellergroß über die Straße krabbelte, habe ich mich nicht näher ran getraut – um beweisen zu können – dass sie tatsächlich handtellergroß ist. Der Blick von ca. 1000 Fuß zeigt die Straße und den Kirk Creek Campground.
Auf jeden Fall war es ein gutes Gefühl oben anzukommen ohne Hilfsmittel in Anspruch nehmen zu müssen.

Oben war ich kurz versucht es doch über die Forststraßen auszuprobieren und entscheide mich dann den geteerten Straßen zu folgen. Es geht natürlich erst mal wieder runter entlang eines schönen Baches und durch kleine Eichenhaine. Dann wird die Landschaft immer eintöniger wird und verwandelt sich in eine hügelige Steppe mit braunem Gras und ab und zu Eichen. Irgendwann ist es dann nur noch braun und man passiert das Armeegelände Fort Hunter Liggett, welches völlig brach liegt, da es nur Militärzwecken dient. Dann kommt Farmland und dann tatsächlich auch ein bisschen Weinanbau. Die Orte sind fast nicht zu erkennen. Bei Jolon sehe ich kein Haus und bei Lockwood, gibt es, neben ein paar Farmen, dann wirklich einen winzigen Grocery Laden. Immerhin kann man sich nach 34 Meilen halbwegs versorgen. So geht es weiter bis zur 101. Alternativ hätte es die Möglichkeit gegeben auch zu den Seen Lake San Antonio oder Lake Nacimiento zu fahren und da in einem Ressort Unterkunft zu suchen. Aber nach Internet Recherche, Algen im See, Restaurant geschlossen, etc. war ich dann nicht mehr so begeistert und habe mich für den langweiligen Weg über den Freeway entschieden und ein Motel in San Miguel gebucht. In der Hochebene steigt die Temperatur auf fast 35 Grad und erfreulicherweise ziehen Wolken auf und so kühlt es auf 30 Grad ab.

Die Strecke ist mir schon sehr lang geworden, da es einfach stundenlang nur durch braunes Gras ging. Die Autos waren alle sehr rücksichtsvoll und haben einen weiten Bogen gemacht, denn es gab kaum Randstreifen aber dennoch fühlte ich mich dabei nicht sonderlich wohl. Zumal an der Straße nicht nur lebendige Eichhörnchen, Hirschkühe, die einfach nicht weg wollen oder eine handtellergroße Spinne zu sehen waren sondern auch Rehe, Schweine, Wildschweine, Vögel, die in unterschiedlichem Verwesungszustand am Straßenrand liegen.

Gerade in der Ausfahrt von San Miguel fühlt sich mein Hinterrad seltsam an und siehe da, der Reifen hatte kaum noch Luft. Ich versuchte nochmal aufzupumpen aber hoffnungslos. Somit musste ich den Schlauch wechseln. Im Mantel habe ich einen winzigen Dorn entdeckt, der sich durch gebohrt hat und den habe ich versucht beidseitig mit Pinzette (aus dem Waschbeutel) zu entfernen. Hoffentlich ist das gelungen.

San Miguel ist ein spanisch/mexikanisch geprägtes Städtchen mit Saloon, Tacos und Burritos und mein Motel, in dem ich mich ob meiner wenig sauberen Erscheinung nicht schämen muss, hat immerhin WiFi und eine ordentliche Dusche, liegt aber wieder direkt an der 101.

Als ich dann aus dem Hotel zum Restaurant gehe und im Saloon noch ein Bier trinke, kann ich erstmalig abends im kurzen Hemd laufen. Entweder ist das das Inland oder ich komme dann doch langsam Richtung Süden.

Von Big Sur nach Kirk Creek Campground

Heute begann die ganze Truppe um ca. 7:30 geschäftig ihr Frühstück vorzubereiten und ich packte meine Sachen und bin schließlich um 9h losgekommen. Insgesamt waren in Big Sur noch drei Kalifornier, Brandon, Joe und Vince, die mit Alltagsfahrrädern fahren und in einem schweren Kinderanhänger ihre Zelte transportierten. An Gianna und Kevin hat sich eine Weitere angeschlossen. Ich habe nach der Pfeifferbrücke dann erst einmal eine Frühstückspause eingelegt. Die nächste und einzige Möglichkeit auf der Strecke sonst noch was zu bekommen besteht in Lucia. Bis dahin gibt es 22 weitere Meilen nur Panoramen und Küste. Ab und zu sehe ich Delphine und einmal gelingt es mir auch zwei Wale vor die Kamera zu bekommen. Die drei Kalifornier habe ich schnell eingeholt und Gianna und Kevin und die Dritte treffe ich gerade noch in Lucia, wo sie sich langsam auf den Weg machen wollen. Mittlerweile sind wohl alle von der Idee abgekommen über die Erdrutsche klettern zu wollen. Alle, die man hier fragt, raten dringend davon ab. Zum einen sei kaum ein Durchkommen und zum anderen würde die Polizei patrouillieren und saftige Strafen verhängen. Es sieht also doch danach aus, dass wir über die Nacimiento-Fergusson Road müssen. Gianna, Kevin wollen es per Anhalter versuchen und da ich sie bislang nicht wiedergesehen habe, scheint es wohl geklappt zu haben. Die Kalifornier wollen das auch, aber erst am nächsten Tag.

Nach zwar nur 47 km und 770 Höhenmetern für die ich inklusive zwei langer Pausen und vieler Fotostopps 5 ½ Stunden gebraucht habe, lasse ich es langsam angehen. Wenn es dann über das Gebirge gehen muss, dann ist da morgen auch noch für Zeit. Zunächst gönne ich mir in dem winzigen Lucia noch ein zwar teures aber gutes Sandwich, bei traumhafter Aussicht und fülle dann meine Wasservorräte auf bzw. kaufe eine Flasche extra, denn bis zur 101 gibt es angeblich keine Versorgungsmöglichkeiten mehr und auf dem Campground soll es kein Wasser geben.

Ich bin nun an einem der schönsten Campgrounds bisher angekommen. Direkt über der Küste, zwischen Büschen und Hecken und auch im großzügigen Hiker & Biker Bereich ist angenehmer Rasenuntergrund, viel Platz und ganz viel Aussicht auf das Meer und die Küste. Einen Hike & Biker Platz gibt es wie auch in Big Sur für 5$.

Der Camp Host, eine junge Frau, ist sehr nett, kann ein bisschen deutsch, da sie die letzten Jahre am Starnberger See in einem Hotel gearbeitet hat. Ihr deutsch, sagt sie, versteht man leider in Berlin gar nicht, da sie es in Bayern gelernt hat und dann käme noch amerikanische Betonung dazu. Sie zeigt mir einen kleinen Weg, der entlang eines Baches zu einer Bucht mit malerischen Felsen führt und entlang des Bachs und unten an der Küste, gibt es kleine Wasserfälle mit Becken, die sich hervorragend zum waschen und duschen eignen, denn der Campground ist leider ohne Wasser und ohne Elektrizität.

In der kleinen Bucht und an den Wasserfallbecken ist es sehr entspannend. Erst kommt eine deutsche Familie, dann ein deutsches Pärchen und oben auf dem Platz sind dann auch noch einige. Die Frau an der Registrierung freut sich auch über soviel deutsches Publikum.

Nun ist kurz vor 18 Uhr, ich nutze die Zeit mit aufgeladenem Laptop ein paar Zeilen zu schreiben und dann gibt es wohl bald einen Sonnenuntergang, der natürlich fantastisch ist. Kaum ist die Sonne weg wird es auch schon so kalt, so dass man bald zwei Jacken braucht.

Ich lese noch ein bisschen und nehme das überzählige Bier, welches ich in den Packtaschen von Big Sur dabei hatte, in Angriff. Der Sternenhimmel ist so unglaublich klar, da es hier entlang der Küste einfach kein Licht gibt. Autos fahren auch nicht mehr, da ja die Straße kurz danach endet. Auch die anderen sitzen alle nur da und betrachten die Sterne.

Morgen wird dann ein Tag mit ziemlich großer sportlicher Herausforderung oder es nimmt mich auch jemand mit nach oben bis zum Highway 101.

Von Monterey nach Big Sur

Auf der Terrasse eines italienischen Restaurants auf der Fisherman’s Warft hatte ich mich mit einer Suppe begnügt. Die Terrasse sei einer der Spielplätze der US Mini Serie Big Little Lies gewesen. Nach Kaffee und einem Stück Kuchen bin ich dann in die Nachtszene von Monterey eingestiegen. Zunächst in einer Bar mit Eintritt und Sicherheitskontrolle, das heißt mein Rucksack mit allem elektronischen Kram wurde ganz genau unter die Lupe genommen.

Als erstes hab ich Tommy mit Frau kennengelernt. Er pendelt zwischen Honolulu und Monterey und machte aus seiner Leidenschaft für BMW keinerlei Hehl, denn er trug eine Jacke mit entsprechendem Logo. Er hat mir erzählt, wie er sein neues BMW Cabrio 328i in München in Empfang genommen hat um dann damit nach Bremerhaven zu fahren. Ich habe ihm erzählt, dass ich auch schon mehrere BMW hatte und wie und wo man in Deutschland schnell fahren kann und da war er ganz aus dem Häuschen. Er wollte mich einladen und ich sollte auch gleich zum Frühstück mit Champagner kommen aber das habe ich dann doch erstmal ausgeschlagen, da ich mich nun entschieden hatte weiter zu fahren. Später habe ich dann noch Vivian und Jay am Feuer bei Live-Musik kennengelernt, die beide amerikanische Geschichte als Lehrerinnen unterrichten. Um die beiden zu beeindrucken erzählte ich ihnen natürlich gleich, dass ich gerade die Tagebücher der Expedition von Lewis & Clark von Missouri zum Pazifik lese. Im Jahr 2004 wurde der 200. Jahrestag dieser Expedition gefeiert. In Oregon sind mit die beiden Protagonisten ständig begegnet, als Trail oder als Denkmal und ich habe mir dann auf dem Kindle die spannende deutsche Übersetzung der Tagebücher runtergeladen.

Nach einigen Bier, die ich auf diese Weise probieren musste, ging es dann wieder den steilen Weg zum Campground hoch und da saß noch einer am Tisch und hat Reden gehalten. Ich bin dann aber recht bald ins Bett und habe gut geschlafen, wenngleich im Zelt neben mir ein sehr lauter Schnarcher war, so das ich meine Ohrstöpsel wieder zum Einsatz gebracht habe.

Morgens, als ich aus dem Zelt gekrochen kam, begrüßt mich einer mit “Hallo Werner” und ich blicke erst noch gar nicht durch. Als ich dann aus dem Bad zurückkomme erkenne ich, dass Gianna und Kevin auch auf diesem Campground gelandet sind. Sie fahren los, ich etwas später, treffe sie dann auf der Strecke und wir kommen bis Big Sur, einem kleinen Ort, etwas ab von der Küste. Es ist tagsüber heiß geworden und auch die Nacht war lau. Bis auf kleine Restaurants, Grocery Shops ist hier nicht viel und WiFi kostet 6$ für zwei Stunden.

Die Küste ist eine phantastische Panoramastraße mit Buchten, Kliffs, Felsen und historischen Brücken aus den dreissiger Jahren, also aus der Zeit, als sie den Highway 1 zwischen Ozean und hohen Bergen gebaut haben. Am Sonntag finden das natürlich auch viele Touristen mit ihren Autos gut, insbesondere weil am Freitag die Pfeifferbrücke nach einem halben Jahr wieder aufgemacht hat. Über 53 km waren 700 Höhenmeter zu bewältigen. Unser Campground liegt im Pfeiffer Big Sur State Park direkt am Fluss.

Über die neue, gerade wieder fertiggestellte, Pfeifferbrücke müssen wir morgen und dann geht es wieder in einer relativ kurzen Etappe zum nächsten Ziel vor den Erdrutschen. Über die Brücke bin ich jetzt aber auch schon mal gefahren. Auf die 6$ WiFi hatte ich keine Lust auch weil der Service diesmal überhaupt nicht amerikanisch war. Immer wenn ich den Kochkünsten nicht so traue nehme ich Fish und Chips (hier in der Karte übrigens unter Salate). So bin ich über die Brücke den steilen Weg hoch zum nächsten Örtchen geradelt um in einem netten kleinen Restaurant, dem Big Sur Taphouse, mit bescheidenem aber kostenlosem WiFi in sehr viel angenehmer Atmosphäre zu sitzen und das hier aufzuschreiben. Nachher darf ich runterrollen und morgen geht es wieder hoch.

Von Castroville nach Monterey

Heute war die Strecke kurz. 30km ohne nennenswerte Höhenmeter. Nur zum Campground im Veterans Memorial Park auf dem höchsten Hügel ging es steil nach oben. Somit konnte ich um halb zwölf bereits das Zelt aufbauen, duschen und dann mit dem Rad zur Besichtigung von Monterey starten. Die pittoreske Küste ist malerisch und die Touristen in der Cannery Road, in der John Steinbeck allgegenwärtig ist, sind zahlreich. Es gibt Pelikane, Seeotter, Robben, Seelöwen zu sehen und heute am Samstag bei wunderschönem Wetter auch viele Brautpaare, die sich vor der faszinierenden Naturkulisse und in den grün angelegten Parks fotografieren lassen. Erste Eindrücke habe ich hier zusammengestellt. Sind aber noch einige Bilder mehr geworden.

Bin am überlegen ob ich noch einen Tag dran hänge, vielleicht mit Hotel. Allerdings habe ich das Gefühl, die wichtigsten Sachen gesehen zu haben. Es gibt noch ein großes Aquarium vor dem heute eine lange Schlange wartete. Die Hauptsensationen sind schon die Aussichten an der Küste und die Cannery Row.

Alle naselang wird auf die gleichnamige Novelle von John Steinbeck hingewiesen. Es gibt viele historische Hinweise zur Sardinenenfischerei und deren Konservierung und Verpackung.

Durch geschickte Weiterentwicklung und Vermarktung mit Hilfe der Romanvorlage hat es Monterey geschafft ein für viele attraktives Touristenviertel zu entwickeln. Damit wurde nach dem Untergang der Sardinenfischerei eine neue wirtschaftliche Grundlage geschaffen,