In Chiang Mai

Den Tag lassen wir gemütlich angehen. Im 1km entfernten Big C Supermarkt, unweit des Night Bazaar, kaufen wir ein paar Sachen ein, um uns unser Frühstück im Appartement machen zu können. Mit Steffen treffen wir uns dann wieder im Space Café und er zeigt uns das Jaidee Hostel/Hotel, was er renoviert hatte und letzten Herbst an einen andern Betreiber weiterverkauft hat. Insbesondere der grüne Innenhof mit 5 kleinen, komfortabel ausgestatteten Bungalows ist schön und idyllisch. Im unmittelbaren Rummel der Altstadt eine kleine grüne Oase. Dann geht es weiter zu einem der unzähligen Tourenanbieter und wir buchen für Freitag eine Tour in den Nationalpark. Schließlich erreichen wir die neuen Räume seines bevorzugten Massageinstituts und obwohl wir eigentlich einen Ausflug machen wollen, lassen wir uns zu einer halbstündigen Rücken-/Nackenmassage hinreißen. Dann gibt es noch ein kleines Mittagessen um die nächste Ecke im Kafe 1985.

Von dort buche ich erstmalig einen Grab Fahrer. Grab ist das asiatische Uber, beziehungsweise hat Uber seine asiatischen Aktivitäten an Grab verkauft. Ich weiß nicht, ob ihnen jemand gesagt hat, dass der Firmenname für ein Transportunternehmen für deutschsprachige etwas bedenklich ist. Es ist schon später Nachmittag als wir aufbrechen. Es geht über 14 Kilometer, erst durch die Staus der Stadt, dann aber eine kurvige Straße hoch zum Wahrzeichen von Chiang Mai, dem Wat Phra That Doi Suthep, der auf über 1000 Meter über der Stadt liegt. Der Fahrer macht dem Unternehmensnamen alle Ehre. Wahrscheinlich versucht er, seine bisherigen Rekorde für diese Strecke jedesmal zu verbessern. Aber wir kommen an, der Preis ist mit 431 Baht fest, das Auto in Ordnung, man muss weder am Anfang noch am Ende diskutieren.

Der gelobten Aussicht wegen hat sich die Fahrt nicht gelohnt, aber das war schon klar, dass das heute sehr diesig ist. Als erstes sehen wir einen Durianbaum. Diese Früchte sind sehr beliebt und auf den Märkten haben wir schon einige gesehen. In unserem Appartement sind gleich zwei Warnschilder angebracht „No Durians – 2000 Baht Fee“. Der Hintergrund ist, dass die stachligen Früchte nach kurzer Zeit einen bestialischen Gestank verursachen, der dann auch nicht mehr aus den Zimmern rauszubekommen ist.

Der Tempel selbst und insbesondere das gesamte schuhfrei zu betretende Innenareal ist bombastisch. Der 32 Meter hohe Chedi, mit unzähligen goldenen Buddhas quadratisch um ihn herum gruppiert. Einige Wandbilder dokumentieren die Entstehungsgeschichte. Eine Buddha-Reliquie aus Ayutthaya verdoppelte sich hier auf wundersame Weise. Es musste ein Platz gefunden werden. Kurzum band man die Reliquien an einem weißen Elefanten fest. Der lief den Berg hoch trompetete und starb. Damit war der Platz für den Tempel und die Reliquie gefunden.

Es sind ganz viele Buddhas mit den unterschiedlichsten Handstellungen (Mudra) zu sehen. Erst dachte ich, es gibt nur sechs, aber es sind mehr. Das ist noch herauszufinden. Besonders sind hier auch wieder die vielen Teakholz-Schnitzereien, bis hin zu riesigen Wandbildern oder einem Portal auf einer Aussichtsplattform mit riesigen aus Teakholz geschnittenen Säulen, die wieder Buddhageschichten erzählen.

Runter geht es dann etwas weniger komfortabel mit einem roten Songthaew. Da stehen einige von bereit. Diese großen Pickups, die auf der überdachten Ladefläche zwei Längsbänke haben, können insgesamt 13 Passagiere befördern. 10 sitzen schon drin, einer noch auf dem Beifahrersitz und damit denken wir, ist es voll. Das sieht der Fahrer nicht so und bittet uns mit einer Handbewegung, die in Deutschland als „bitte weg und verschwinden“ gedeutet würde, herzukommen. Als wir es kapiert haben, werden die bisherigen Insassen nach vorne gedrückt und schon ist Platz für uns beide. Mit 80 Baht pro Person fahren wir günstiger und auch nur ein bisschen weniger komfortabel.

Songthaews bestimmen das Straßenbild

In den steilen Kurven muss man sich gut festhalten und da es nach hinten offen ist, seh ich die doppelte gelbe Mittellinie bedenklich oft zwischen den Rädern des Gefährts. Wir kommen wieder gut im Feierabendstau der Stadt an und mit Google-Maps lässt sich verfolgen, wo wir sind. Erst als er wieder die Gegenrichtung ansteuert, steigen wir aus. Da sind es dann aber doch noch 2 Kilometer zu laufen.

Insgesamt 40 Kilometer, davon ca. 30 im Auto oder Songthaew haben wir heute absolviert. Höhenmeter im Auto immerhin über 700. Ein paar machen wir über die lange Treppe zum Tempel noch selbst. Da gäbe es auch eine kleine Bergbahn.

Abends treffen wir uns zum Abendessen mit Steffen im Moat-House. Ein historisches Lokal mit Live-Musik und Dachterrasse. Auf dem Weg dahin tröpfelt es ein bisschen und nachdem wir unterm Vordach Platz genommen haben, regnet es in Strömen. Von dort stürzen wir uns ins Nachtleben. In der Nähe des Night-Bazaars hat Deng, die wir letzten Sommer in Heidelberg kennengelernt haben, eine Nachtbar mit Pool-Billard und lauter Spielen auf den Tischen. Eigentlich ist es ein „Bar-Areal, mehrere Bartresen und Billardtische. Während wir da sind, beginnt es wieder stark zu regnen. Viele freundliche Gesichter, die einen zum bleiben animieren und weil so ein Besuch ja ein besonderes Ereignis darstellt, wird er auch gebührend gefeiert, so dass wir heute etwas später ins Appartement zurück kommen. Der Weg von der Bar zu unserer Unterkunft ist erfreulicherweise nicht sehr weit und der Regen hat auch wieder aufgehört.

Von Pai nach Chiang Mai

Nach einer Übernachtung in Pai fahren wir wieder zurück und auf dem Weg gibt es noch ein paar Orte, die wir uns anschauen wollen. Dazu müssen wir die 1095 Route erst einmal in ein Nebensträßchen verlassen. Die ersten Häuser zeigen uns, wo die Einheimischen leben, dann wird die Straße schlecht bis sie eigentlich nur noch eng ist und aus Schlaglöchern besteht. Unser erstes Ziel ist der Wasserfall. Seit 7. Februar dieses Jahres ist die Verwaltung auf die glorreiche Idee verfallen, für Eintritt in den Wald und damit Besichtigung auch des Wasserfalls pro Person 400 Baht zu verlangen, knapp 12 Euro. Von der Brücke aus lässt sich das spärliche Gerinsel in der Trockenzeit erahnen und um dafür zu dritt Eintritt zu zahlen sind wir zu geizig.

Weiter geht es zur Bambusbrücke. Über einen Kilometer erstreckt sich die Brücke über aktuell trockene Reisfelder bis zu einem kleinen Tempel, leicht erhöht in einem Wäldchen. Es gibt verschiedene Einkehrmöglichkeiten und Tempel und der Eintritt beläuft sich auf moderate 30 Baht pro Person.

An den schwankenden Bambusuntergrund gewöhnt man sich schnell und teilweise erkunden wir die Brücke bis hin zum Tempel. Auf dem Weg ist besonders eindrücklich, wie die Wasserbüffel mit ihren großen Hörnern und spärlichem Fell grasen und sich im kühlen Schlamm wälzen.

An verschiedenen Aussichtspunkten vorbei geht es wieder auf dem kleinen engen Sträßchen zurück zur 1095. Diesmal begegnen uns deutlich mehr Fahrzeuge, Autos und vor allem Motorroller mit den gleichen Zielen. Die nächste Station ist der Pai Canyon.

Wie üblich ist der besondere Ort an der Straße durch viele Essbuden erkennbar. Dort parken wir, wandern einen kleinen Wald hoch mit Bäumen mit riesigen Blättern, die es hier überall gibt, deren Namen wir aber noch nicht herausfinden konnten. Wenn so ein Blatt runterfällt (die großen sind an die 50 cm lang), dann gibt es schon ein ordentliches Geräusch. Große Überraschung als uns im Eingangsbereich des Canyon gar keine Kontrolle und Tickethäuschen erwartet. Wir können einfach so über die schmalen Grate wandern, teilweise nur einen knappen Meter breit und links und rechts geht es steil nach unten. Teilweise gibt es schmale Kluften durch die wir durchklettern müssen, ein bisschen staubig, aber tolle Ausblicke. Das Bild auf dem ich vermeintlich am Abgrund stehe, ist natürlich der Perspektive geschuldet, das war weniger spektakulär.

Auf dem 130 Kilometer langen Rückweg durch viele schmale Kurven und über verschiedene Pässe, insgesamt sind 2280 Höhenmeter zu überwinden, übe ich das Fahren im Linksverkehr. Unter Vermeidung jeglicher Zentrifugalkräfte in den Kurven kommen wir gut voran. Das Einzige, woran ich mich bis zum Schluss nicht gewöhnt habe, ist die Bedienung des Blinkers auf der rechten Seite. Wenn ich rechts raus will, dann mache ich immer erst einmal den Scheibenwischer an.

In Chiang Mai übernimmt Steffen wieder das Lenkrad, um uns durch den Berufsverkehr zu seinem schönen Haus zu lotsen. Wir kommen auch noch in den Genuss der Besichtigung des Nachbarhauses. Da wohnt ein Ex-SAP-Kollege mit seiner thailändischen Frau, die das Haus dort gebaut haben und er arbeitet freiberuflich in Deutschland von dort aus. Er kam gerade vom deutschen Restaurant „an der Au“. Da gibt es deutsches Essen vom Buffet (all you can eat) und wird (wohl auch deshalb) gerne von Thailändern besucht.

Abends geht es dann noch thailändisch essen (green Curry, medium spicy) und in der Altstadt finden wir Blues Live-Musik, wo wir uns niederlassen. Ich lasse mich hinreißen, zwei Gläser Rotwein zu trinken. Nicht die beste Idee, wie ich heute morgen gemerkt habe. Die Musik ist super und das Publikum applaudiert angemessen und dokumentiert das Ereignis. Für interessierte Passanten wie auch für uns, als schon alle Tische belegt waren, werden einfach ein paar Stühle auf den Bürgersteig gestellt.