Zum Haleakala

Nachdem es die ganze Nacht in Strömen geregnet hatte, rechnete ich nicht damit, dass ich heute auf den Vulkan hochfahren kann. Aber plötzlich änderte sich das Wetter und es sah auf einmal wesentlich freundlicher aus, so dass ich mich dazu entschloss kurzerhand das Rad zu packen und nach einer Tasse Kaffee loszufahren. Kurz nach 8 Uhr war ich beim Grocery und habe noch zwei Riegel gekauft und los ging es. Es hatte knapp 20 Grad aber es wurde immer schöner, die Sonne gewann immer mehr Kraft und irgendwann waren es dann 30 Grad. Es gab tolle Aussichten auf die gegenüberliegenden Buchten, sowie auf den in der Sonne liegenden Haleakala.

Bis zum Abzweig von der 377 auf die 378 zum Haleakala waren es 7 Meilen und dann noch einmal 22 bis zum Gipfel, immer bergauf mit am Anfang 11-12%, später meist zwischen 5 und 8%. Das zehrte, so dass ich auf der Hälfte der Strecke schon ziemlich was gespürt habe. Aber das tolle Panorama hat mich voran getrieben. Bis auf 6000 Fuß schien die Sonne und die Temperatur kletterte auf 30 Grad. Dann kam ich in eine Wolke und dachte, na die wird sicher schnell vorbei sein aber es begann zu nieseln und viel zu spät habe ich dann meine Regenjacke angezogen. Beim Parkeingang spare ich mir die 12$ Eintritt für Bicylce, da ich im Bryce Canyon unter Anrechnung der vorherigen Parkrechnungen den Nationalpark Jahrespass erworben habe.

Im Visior Center, eine Meile später gibt es Wasser und es sieht schon wieder fast freundlich aus, obwohl es leider keinen Ausblicke mehr gibt. Allerdings täuscht der Eindruck und eine weitere Meile später regnet es in Strömen, so dass ich Radhose und Überschuhe an einer denkbar ungünstigen Stelle anziehe und eh schon alles nass ist. Mittlerweile ist die Temperatur auf 16 Grad gesunken. Meine Finger sind schon ziemlich klamm und die blöden dicken wasserdichten Handschuhe erweisen sich als extem unpraktisch, da Innenleben und Hülle bei feuchten, klammen Fingern nicht mitspielen. Man bekommt den Innenteil der Finger einfach nicht dahin wo er hin soll und ich benutze sie fast als Fäustling. Es geht jetzt immer nur im gleichen Tempo bergauf und ich brauche weder schalten noch bremsen da geht das einigermaßen. Der Regen lässt teilweise nach aber die schlechte Sicht und die Wolken bleiben erhalten. Es beginnt aber immer wieder zu regnen. Wasser habe ich genug aber die vier Riegel ohne Frühstück sind doch ein bisschen knapp bemessen. Ab und zu denke ich daran wieder runter zu fahren. Nach sehr langen 1000 Höhenmetern vom ersten bis zum zweiten Visitorcenter lichten sich die Wolken und man bekommt wieder ein bisschen Sonne und wenigstens Blicke auf den Nebel. Die Finger sind mittlerweile so kalt, dass ich versuche sie mit dem Fön in der Toilette zu wärmen. Leider hält die gute Sicht nicht auch noch für die letzten paar Höhenmeter auf 10.000 Fuß bis auf den Gipfel, die ich mich bestenfalls noch hochquäle, da ich eben beim absteigen einen heftigen Krampf im Oberschenkel hatte.

Oben angekommen herrscht pure Nebelsuppe. Man sieht schlicht nichts. Auf dem Gipfel gibt es eine überdachte Hütte und kaum bin ich da, beginnt es in Strömen zu regnen. Ich geh dann nochmal runter zum Rad und hol die Taschen um mich in der trockenen Hütte umkleiden zu können. Die Finger sind nun eiskalt und die blöden wasserfesten Handschuhe kann ich nicht anziehen also müssen die anderen her. Eine alte Chinesin inklusive Großfamilie sind auch da oben und sie singt permanent irgendwelche Regenbeschwörungslieder, was die anderen, die hier Zuflucht suchen, auch ziemlich nervt.

Nachdem ich mich für die Abfahrt bereit gemacht habe, fahre ich dann in strömendem Regen vom Gipfel ab. Mittlerweile ist die Temperatur auf 6 Grad gesunken. Auf den Straßen sind Sturzbäche, durch die ich durch muss und immer wieder werden Steine und Geröll auf die Straße gespült. Richtung unteres Visitor Center beruhigt sich das Wetter. Erfreulicherweise kann ich meine Beine schonen und muss nicht treten und kann mich mit klammen Fingern und nassen Handschuhen aufs Bremsen konzentrieren. In den oberen 22 Meilen muss ich nur über 50 Meter kurz ein bisschen treten, sonst ist die gesamte Abfahrt so steil, dass man nicht treten muss. Auf dem Hinweg sind mir hunderte von Sonnenaufgangstouristen auf einfachen Mieträdern entgegen gerollt, die zuvor inklusive Räder auf den Gipfel gefahren wurden. In Hinblick auf Ausblickserlebnis und Anstrengung definitiv der komfortablere Weg.

Kurzum, irgendwann schaffe ich es nach unten. Die Abfahrt war gerade mal eine Stunde während ich nach oben inklusive Pausen um die 6,5 gebraucht habe und ganz oben dann auch noch über eine halbe Stunde gewartet habe. Durch die lange Abfahrt sind die äußeren Regensachen und das Rad schon ganz gut getrocknet.

Der Hund erkennt mich erst einmal nicht mit Regenkleidung, Mütze, Helm aber ich schaffe es ihn zu beruhigen, breite alles in meinem Zimmerchen aus und hoffe, dass es morgen einigermaßen trocken ist. Dann gehe ich ins Steakhaus und, da es das erste Essen heute ist, gönne mir einen Hamburger mit Pommes.

Diese Tour mit 93 km und 2500 Höhenmetern war ziemlich an der Grenze. Kondition und Rahmenbedingungen waren nicht optimal und der Haleakala (Haus der Sonne) hat seinem Namen für mich heute keine Ehre gemacht.

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