Von Kairo nach Assuan

Eine Freundin aus Heidelberg hatte wiederum von einer Freundin davon gehört, dass die Nilkreuzfahrten ein ganz tolles Erlebnis wären. Kurzum wurden wir überzeugt, da einfach mitzugehen und so war ziemlich spontan eine Reise mit umfassender Betreuung gebucht. 

Von Frankfurt sind wir mit Egypt Air nach Kairo geflogen und es gab auch ein ordentliches Abendessen (ohne Bier). Im Grand Nile Tower direkt am Nil waren wir für die erste Nacht untergebracht. Einiges an arabischem Publikum war auch da. Den Abend ließen wir mit einer Büchse alkoholfreiem Malzbier ausklingen. Das Frühstück war hervorragend und schon um 7.45 Uhr wurden wir zu einem sehr intensiven Ausflugstag abgeholt. Erstes Ziel: die Pyramiden von Gizeh mit der riesigen 143 Meter hohen Cheops Pyramide. Der Führer Ali sprach super deutsch und erklärte begeisternd, aber durchaus in einer Dosis, die wir noch verarbeiten konnten. Der kurze Kamelritt zum Aussichtspunkt über das gesamte Pyramiden-Ensemble war eigentlich zum Festpreis (12,5€) geplant, was die Kamel- oder Kutschenführer nicht daran hindert, noch einmal einen deutlichen Nachschlag zu fordern. Da sie ihre Lizenz verlieren, wenn rauskommt, dass sie gegen die Regeln verstoßen, wurden wir auf dem Rückweg immer wieder mit „I trust you“ ermahnt ja nichts zu verraten.

Die sogenannten Geierstraßen, die auch von den Ägyptern so genannt werden, schmälern das Vergnügen, die grandiosen Bauwerke zu betrachten, nur ein bisschen. Der Aufdringlichkeit kann man sich leicht durch stoisches Lächeln und immer wieder „nein danke“ sagend leicht erwehren, ohne böse werden zu müssen.

Rund um die Pyramiden verteilen sich die vielen Menschen sehr gut. Im Bereich der Sphinx drängt es sich etwas mehr. Die mittlerweile zum Standard gewordene Attitüde fast aller Touristinnen sich in extravaganter Pose vor dem Kunstwerk in Szene zu setzen, muss man nicht mögen und zwischendrin findet sich immer wieder Gelegenheit für einen eigenen Schnappschuss. Um die Mittagszeit erreichen wir die 35 Grad und Sonnencreme, Hut und Sonnenbrille sollten dabei sein.

Die Sphinx, deren Nase bekannterweise fehlt, ist im dafür vorgesehenen Besichtigungsbereich von vielen in verschiedenen Posen umlagert. Wieder im Bus fällt uns eine ägyptische Besonderheit auf. Unzählige Häuser sind nicht fertig gebaut und dennoch bewohnt. Ali erklärt uns, dass das weniger mit der Inflation zu tun hat, die aktuell immerhin bei 37% liegt, sondern mit der Grundsteuer. Erst wenn ein Haus fertig gebaut ist und ein Dach hat, wird die relativ hohe Steuer fällig. Deshalb finden sich in Kairo und ganz Ägypten abertausende Häuser ohne fertiges Dach. Der aktuelle Finanzminister will das ändern, aber Änderungen in Ägypten seien schwer.

Auf dem Weg zum Nationalmuseum stoppen wir noch bei einer Beduinenfamilie, bei denen bereits Mohamed Ali (der Boxer) oder Mario Adorf (der Schauspieler) zu Gast waren. Hier gibt es freie Getränke und eine kostenlose Verkaufsveranstaltung für Duft-Rohessenzen, die die Familie selbst herstellt und die die Grundlagen für alle Markendüfte darstellen. Der Beduinen-Chef kann hervorragend deutsch, kennt alle Parfums und ihre Ingredienzien, hat elf Kinder, von denen bereits drei ihm geschäftig assistieren. Wir lassen uns davon überzeugen zuzuschlagen und haben dabei die ägyptische Pflicht des Handelns um den Preis, sträflich vernachlässigt.

Im Anschluss machen wir noch einen Stopp bei einem großen Open-Air Restaurant mit Buffet und ägyptischer Live-Musik. Ali gibt den Tipp nur durchgegartes zu nehmen und den gutaussehenden Salat stehen zu lassen.

Dann endlich erreichen wir das Nationalmuseum, wieder in der Innenstadt. Auch hier kann man sich Tage aufhalten und Ali führt uns an seine prägnanten Lieblingsstellen, antizyklisch um den Menschenmassen zu umgehen, was aber nur zum Teil gelingt. Gleich im Eingangsbereich ist der schwarze Basaltstein zu sehen, der 1799 gefunden wurde und einen Text in drei Schriften zeigt. Der Stein mit Hieroglyphen, demotischer Schrift, griechisch war der Schlüssel für die Entschlüsselung der Hieroglyphen im Jahr 1802. Hier ist nur eine Nachbildung, das Original befindet sich im Britischen Museum in London.

Ziemlich erschöpft erreichen wir gegen 16h das Hotel, wo wir um 18h Richtung Flughafen abgeholt werden. Der Flug geht erst 22:35. So müssen wir lesend, schreibend, trinkend die Zeit abwarten. Das in Ägypten gebraute Bier „Stella“ ist durchaus trinkbar und der halbe Liter aus der Dose kostet 200 LE (Pounds Egyptian), das sind knapp 6€. 

Kurz vor Mitternacht landen wir in Assuan.  Während uns in Kairo der freundliche Führer gleich erwartet hatte, ist hier für uns erst einmal niemand da. Draußen warten aber Wagen und Fahrer auf uns. Leider ist das Zimmer auf dem Schiff noch belegt und so werden wir in einem Hotel (Obelisk) direkt am Nil zwischen geparkt. In Terrassen sind die Bungalows in das abfallende Ufer eingebaut. Unseres ist die letzte Linie. Das Bad liegt quasi unter der Straße. 

Auf der Terrasse mit Nilblick trinken wir das letzte mitgebrachte Bier, das bei der Handgepäckkontrolle hier niemanden interessiert hat.

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