Von Chinook nach Nehalem Bay State Park

Heute bin ich sehr spät los. Zunächst habe ich mich mit dem Campingplatz Chef beim Kaffee aufgewärmt. Er war GI und in München und Kaiserslautern stationiert. Sein Kumpel war in Heidelberg und deswegen war er oft dort. Aufwärmen war gut, denn im Zelt hatte es 9 Grad. Trotzdem habe ich bestens geschlafen.

Auf der Strecke gab es zum einige Herausforderungen zu meistern und es gab es so viel zu sehen, dass ich permanent hätte die Kamera in die Hand nehmen können.

Die Herausforderungen:

Die Brücke nach Astoria ist 4 Meilen lang über den Columbia River. Der Columbia River trennt Washington und Orrgon. Direkt unter mir waren Wale zu sehen, aber ich habe mich nicht getraut auf der Brücke anzuhalten, denn der Verkehr war heftig. Bei gefühlt 80 cm Seitenstreifen und 80 cm Brückengeländer und ca. 100 Metern über dem Wasser kommt Adrenalin auf. Im mittleren Teil steigt die Brücke dann noch mit knapp 6% aufwärts. Im zweiten Teil der Brücke hatte ich ein bisschen Glück, durch eine Baustelle hatte ich die Straße bei der Abfahrt für mich alleine.

Die Strasse bis Seaside war eher langweilig aber in Seaside und dann Cannon Beach wird die Küstenlandschaft grandios. Vor Cannon Beach wurde es hügelig und ich habe auf den 82 km wieder knapp 700 Höhenmeter gesammelt. Das hatte den Vorteil, dass der Blick von oben noch viel spektakulärer war. Trotzdem freue ich mich, wenn ich dieses gelbe Straßenschild sehe. Die letzte Herausforderung bestand dann aus Tunnels. Man drückt einen Knopf und dann blinkt es für die Autofahrer als Signal, dass Radfahrer im Tunnel sind und man versucht so schnell wie möglich durchzukommen. Blöderweise ging es bergauf und das treibt den Puls nach oben.

Die Küste hier ist traumhaft.

Am Camping treffe ich erstmalig andere Radler nach Süden. Deutscher, Holländer, mehrere Amerikaner, haben alle ihr Kochzeug dabei und in den Bäumen hängen die Proviantsäcke um es den Waschbären nicht so einfach zu machen.

Ich habe es dagegen vorgezogen in den Ort Manzanita zu fahren, da war richtig was los und es waren nur ca. 2 Meilen, war also mit dem unbepackten Fahrrad schnell zu erreichen. Ein paar Amerikaner haben sich dann irgendwann zu mir an den Tisch gesetzt, da ich zuvor alleine an den größten Tisch platziert wurde. Die machten gerade eine Charity Veranstaltung mit Golf Turnier.

Nun ist der schlechte Wetterbericht mit der relativ langen Regenphase weiterhin stabil. Es gilt also zu planen, wie ich die aussitzen kann.

Von Bay Center nach Chinook

Heute hat sich zum ersten Mal, trotz immer noch schwerer Beine, ein Flow entwickelt. Alles ging angenehm leicht, wenn es mal nicht so leicht ging dann einen Gang zurück, konzentrieren auf dem Seitenstreifen, Split und Glassplitter vermeiden und am nächsten Hügel wieder ein bisschen zurückschalten, ein angenehmes Rollen. Insgesamt 77 km (600 Höhenmeter) und da ist der Fußmarsch zum Leuchtturm schon dabei.

30 Meilen fast ohne Häuser. Am Anfang hat mich ein Hund verfolgt, den ich durch Sprint abschütteln konnte.

Die Fahrt durch die langgezogene riesige Bucht bei Ebbe bietet einem permanent neue großartige Ausblicke auf den ursprünglichen Nationalpark wo eigentlich nichts außer Natur ist und eben die Straße auf der ich unterwegs bin.

Es ist ein bisschen ärgerlich, dass einige es wohl als Ehrverletzung betrachten, bei einem Fahrradfahrer anzuhalten. Es kommt wohl mal vor, dass einer hinter einem bei Engstellen langsam macht, bis der Gegenverkehr vorbei ist. Das sind aber wahrscheinlich nur die Touristen, selbst die dicken Trucks schäuen hier keine Risiken.

Das Ziel heute ist Cape of Disappointment. Ich entschließe mich die Schleife auf der Halbinsel nach rechts zu nehmen und werde nach anstrengendem Aufstieg nach ca. einer Meile von einer Polizeipatrouille gestoppt, die mir erklärt, dass es da oben eine Tragödie mit Todesfall gegeben hätte und deswegen im Moment der Weg versperrt ist. Traurig. Auf gleichem Weg zurück und die Südschleife mit kurzen 10% Anstiegen. Zuletzt ab dem Parkplatz geht es dann nur noch zu Fuss. Ich muss Rad und Packtaschen anschließen. Der Ausblick auf Pazifikküste von Washington und Oregon ist super. Der Leuchtturm naja. Zurück zu Fuss sind Fahrrad und Taschen noch da.

Der State Park am Kap begeistert mich wenig. Nach etwas Recherche und Google Bewertungen entscheide ich mich bis zu Rivers End Camping am Eingang von Chinook zu fahren. Tolle Kritiken aber die Gastgeber verkaufen. Endlich am Ziel steht no vacancy aber ich lass mich nicht beirren. Die alte Dame schickt mich auch tatsächlich nicht weg (obwohl sie keine neuen Gäste mehr will, da sie verkauft haben) und alle sind sehr nett. Ich darf selbst gefangenen und geräuchertem Lachs probieren und alles was man so braucht ist da.

Trotz der Tatsache, dass ich mindestens 10 – 20 Jahre hinter dem nächst Jüngeren bin hat das kaum Auswirkung auf den Schnitt, da es so viele sind. Der kleinste Camper hier hat die Ausmaße eines Reisebusses. Sie lieben mein Fahrrad, sie freuen sich über Deutschland und sitzen vorm Büro alle gemeinsam mit der Chefin erzählen und lachen viel.