Von Kairo nach Assuan

Eine Freundin aus Heidelberg hatte wiederum von einer Freundin davon gehört, dass die Nilkreuzfahrten ein ganz tolles Erlebnis wären. Kurzum wurden wir überzeugt, da einfach mitzugehen und so war ziemlich spontan eine Reise mit umfassender Betreuung gebucht. 

Von Frankfurt sind wir mit Egypt Air nach Kairo geflogen und es gab auch ein ordentliches Abendessen (ohne Bier). Im Grand Nile Tower direkt am Nil waren wir für die erste Nacht untergebracht. Einiges an arabischem Publikum war auch da. Den Abend ließen wir mit einer Büchse alkoholfreiem Malzbier ausklingen. Das Frühstück war hervorragend und schon um 7.45 Uhr wurden wir zu einem sehr intensiven Ausflugstag abgeholt. Erstes Ziel: die Pyramiden von Gizeh mit der riesigen 143 Meter hohen Cheops Pyramide. Der Führer Ali sprach super deutsch und erklärte begeisternd, aber durchaus in einer Dosis, die wir noch verarbeiten konnten. Der kurze Kamelritt zum Aussichtspunkt über das gesamte Pyramiden-Ensemble war eigentlich zum Festpreis (12,5€) geplant, was die Kamel- oder Kutschenführer nicht daran hindert, noch einmal einen deutlichen Nachschlag zu fordern. Da sie ihre Lizenz verlieren, wenn rauskommt, dass sie gegen die Regeln verstoßen, wurden wir auf dem Rückweg immer wieder mit „I trust you“ ermahnt ja nichts zu verraten.

Die sogenannten Geierstraßen, die auch von den Ägyptern so genannt werden, schmälern das Vergnügen, die grandiosen Bauwerke zu betrachten, nur ein bisschen. Der Aufdringlichkeit kann man sich leicht durch stoisches Lächeln und immer wieder „nein danke“ sagend leicht erwehren, ohne böse werden zu müssen.

Rund um die Pyramiden verteilen sich die vielen Menschen sehr gut. Im Bereich der Sphinx drängt es sich etwas mehr. Die mittlerweile zum Standard gewordene Attitüde fast aller Touristinnen sich in extravaganter Pose vor dem Kunstwerk in Szene zu setzen, muss man nicht mögen und zwischendrin findet sich immer wieder Gelegenheit für einen eigenen Schnappschuss. Um die Mittagszeit erreichen wir die 35 Grad und Sonnencreme, Hut und Sonnenbrille sollten dabei sein.

Die Sphinx, deren Nase bekannterweise fehlt, ist im dafür vorgesehenen Besichtigungsbereich von vielen in verschiedenen Posen umlagert. Wieder im Bus fällt uns eine ägyptische Besonderheit auf. Unzählige Häuser sind nicht fertig gebaut und dennoch bewohnt. Ali erklärt uns, dass das weniger mit der Inflation zu tun hat, die aktuell immerhin bei 37% liegt, sondern mit der Grundsteuer. Erst wenn ein Haus fertig gebaut ist und ein Dach hat, wird die relativ hohe Steuer fällig. Deshalb finden sich in Kairo und ganz Ägypten abertausende Häuser ohne fertiges Dach. Der aktuelle Finanzminister will das ändern, aber Änderungen in Ägypten seien schwer.

Auf dem Weg zum Nationalmuseum stoppen wir noch bei einer Beduinenfamilie, bei denen bereits Mohamed Ali (der Boxer) oder Mario Adorf (der Schauspieler) zu Gast waren. Hier gibt es freie Getränke und eine kostenlose Verkaufsveranstaltung für Duft-Rohessenzen, die die Familie selbst herstellt und die die Grundlagen für alle Markendüfte darstellen. Der Beduinen-Chef kann hervorragend deutsch, kennt alle Parfums und ihre Ingredienzien, hat elf Kinder, von denen bereits drei ihm geschäftig assistieren. Wir lassen uns davon überzeugen zuzuschlagen und haben dabei die ägyptische Pflicht des Handelns um den Preis, sträflich vernachlässigt.

Im Anschluss machen wir noch einen Stopp bei einem großen Open-Air Restaurant mit Buffet und ägyptischer Live-Musik. Ali gibt den Tipp nur durchgegartes zu nehmen und den gutaussehenden Salat stehen zu lassen.

Dann endlich erreichen wir das Nationalmuseum, wieder in der Innenstadt. Auch hier kann man sich Tage aufhalten und Ali führt uns an seine prägnanten Lieblingsstellen, antizyklisch um den Menschenmassen zu umgehen, was aber nur zum Teil gelingt. Gleich im Eingangsbereich ist der schwarze Basaltstein zu sehen, der 1799 gefunden wurde und einen Text in drei Schriften zeigt. Der Stein mit Hieroglyphen, demotischer Schrift, griechisch war der Schlüssel für die Entschlüsselung der Hieroglyphen im Jahr 1802. Hier ist nur eine Nachbildung, das Original befindet sich im Britischen Museum in London.

Ziemlich erschöpft erreichen wir gegen 16h das Hotel, wo wir um 18h Richtung Flughafen abgeholt werden. Der Flug geht erst 22:35. So müssen wir lesend, schreibend, trinkend die Zeit abwarten. Das in Ägypten gebraute Bier „Stella“ ist durchaus trinkbar und der halbe Liter aus der Dose kostet 200 LE (Pounds Egyptian), das sind knapp 6€. 

Kurz vor Mitternacht landen wir in Assuan.  Während uns in Kairo der freundliche Führer gleich erwartet hatte, ist hier für uns erst einmal niemand da. Draußen warten aber Wagen und Fahrer auf uns. Leider ist das Zimmer auf dem Schiff noch belegt und so werden wir in einem Hotel (Obelisk) direkt am Nil zwischen geparkt. In Terrassen sind die Bungalows in das abfallende Ufer eingebaut. Unseres ist die letzte Linie. Das Bad liegt quasi unter der Straße. 

Auf der Terrasse mit Nilblick trinken wir das letzte mitgebrachte Bier, das bei der Handgepäckkontrolle hier niemanden interessiert hat.

Von Bad Friedrichshall nach Heidelberg

Auch heute hält das heiße, wolkenfreie Wetter an und ich mache mich auf, um eine andere Ecke des Odenwaldes zu erkunden. An der Bahnlinie entlang des Neckars wird derzeit über einige Monate gebaut und es gibt nur Ersatzbusse auf der Strecke. Aber es gibt eine Regionalbahn nach Heilbronn, die das Neckartal über Sinsheim umfährt. Der Plan ist, diese Bahn bis Bad Friedrichshall zu nehmen und dann noch in die S-Bahn nach Mosbach umzusteigen. 10 Minuten Umsteigezeit sollten auch mit dem Rad reichen. Wie kaum anders zu erwarten, kommt es anders. Die S-Bahn ist schon 10 Minuten weg und ich muss umdisponieren in dem ich direkt von Bad Friedrichshall losfahre.

Komoot führt direkt über die Hügel und zunächst über einsame geteerte kleine Wege, auf denen ich zunächst die Jagst erreiche, die über eine Brücke mit Treppen und Tragepassage zu queren ist. Während Komoot sonst ständig kleinste Pfade und Umgehungen sucht, wird es auf der Strecke von Gundelsheim nach Neckarzimmern nicht fündig, sondern führt über die stark frequentierte B27. Bei Neckarzimmern erfolgt deren Umgehung unerwartet über einen kleinen steilen Weg in die Weinberge.

Beim Guckstein sitzen zwei Sanitäter in der Mittagspause und genießen die Aussicht auf das Neckartal. Durch die Weinberge schlängelt sich der Weg dann an Mosbach vorbei und über einen Hügel direkt nach Neckargerach. Dort ist dann fast wieder Neckarniveau erreicht und der steile Anstieg in Richtung Katzenbuckel (höchste Erhebung im Odenwald) beginnt. Hinter Wald-Katzenbach erreicht man eine Höhe von 530 Meter. Der Katzenbuckel ist mit 626 Metern etwas höher, da kommt man aber nicht mit dem Rennrad hoch. Auf der sehr steilen Abfahrt nach Gaimühle begegne ich einem kleinen Autostau. Der erste in der Schlange traut sich wohl nur sehr langsam den steilen Berg hoch. Über Gaimühle erreicht man in Beerfelden über einen moderaten Anstieg wieder 415 Meter Höhe. 

Beerfelden, Hauptort der Gemeinde Oberzent, zeichnet sich, im Gegensatz zu Lindenfels (zwei Tagen zuvor), weitgehend durch desolate gastronomische Infrastruktur aus. Fast alles ist geschlossen. Oben bei der Martinskirche gibt es „Cafés“ mit in erster Linie Spielautomaten. Für Kaffee und Kuchen muss ich zurück zum Rewe rollen. Ein Club lokaler Rentnerinnen, haben das kleine Café im Rewe als Versammlungsort gewählt, sind aber gerade im Aufbruch begriffen. So find ich doch noch schnell einen freien Platz. Von Beerfelden führt Komoot wieder direkt steil (unnötigerweise, denn die eigentliche Straße ist sehr gut zu fahren) runter nach Falkengesäß. Über Finkenbach und Raubach kommt man vom Finkenbachtal ins Ulfenbachtal und nach dem nächsten querliegenden Bergrücken in Heiligkreuzsteinach ins Steinachtal. Der Radweg folgt der Steinach bis nach Neckarsteinach und von dort rollt das Rad nur noch entlang des Neckars auf dem manchmal vorhandenen Radstreifen nach Heidelberg. Die Sonne kommt schon tiefstehend mit goldenem Glanz aus dem Westen, so dass Schloss und Brücke besonders malerisch angestrahlt sind. 

Auf 114 km sammelten sich diesmal über 1800 Höhenmeter.

Von Bensheim nach Heidelberg

Von Bensheim nach Heidelberg geht es eigentlich entlang der Bergstraße ohne größere Steigungen. Ich wollte aber was Neues im Odenwald kennenlernen. Mit meinem neu erworbenen Ticket setze ich mich in die Regionalbahn nach Frankfurt, die mit geringer Verspätung knapp eine Stunde braucht.

Komoot führt über teilweise winzige Hohlwege mit teilweise extremer Steigung (oft über 15%) ins Hambachertal. Der Weg führt durch Ober-Hambach, vorbei an der in Verruf geratenen Odenwaldschule, jetzt Wohnpark, durch ein weiterhin sehr steiles Waldstück bis hoch zum Schannenbacher Moor. Es riecht nach frisch gemähtem Heu. Die Dörfer Schannenbach und Seidenbuch entlang des Nibelungensteigs sind idyllisch aber einsam.

Die Komoot Optimierungsalgorithmen locken mich immer wieder von der eigentlich perfekten Ortstraße auf schlaglochübersähte Nebenstraßen. So bekomme ich in Seidenbuch die Schutzengelkapelle zu sehen (nur von außen, da geschlossen). Das letzte Stück vor Lindenfels, bezeichnenderweise ein Dörfchen namens Winkel, ist dann auch wieder eine unnötige Abkürzung mit deutlich über 20% eingebaut.

Die Kulisse der Burgruine von Lindenfels vor den Odenwaldhügeln ist äußerst malerisch. In Lindenfels gibt es dann auch erfreulicher Weise, Cafés und eine schöne Bäckerei in der Altstadt, die mich zu einer Pause animiert. Der Weg vom Burghügel runter in Richtung Fürth ist äußerst speziell, nach Schranke mit Fahrverbot kommt ein sehr steiles Gefälle bis zur eigentlichen Autostraße nach Fürth.

Ab da, über Rimbach und Zotzenbach und dann noch einmal ein kleiner Stich runter nach Weiher, kommt wieder bekanntes Gebiet. Unter dem Eisenbahn-Viadukt beim Steinbruch von Mackenheim führt die kleine Nebenstraße bis Ober-Absteinbach und über verschiedene kleine Anstiege bis Wilhelmsfeld und zuletzt über den Köpfel-Kanzlerblick zurück.

Auf einer Strecke von 71 km, haben sich 1500 Höhenmeter angesammelt.

Von Neustadt nach Kaiserslautern

Der Sommer ist mit hohen Temperaturen zurück. Einmal im Jahr wenigstens zieht es mich in die Pfalz, zu den Hügeln auf der andern Seite der Rheinebene. Der Plan mit der S-Bahn nach Neustadt an der Weinstube zu fahren ist Auslöser mir nun doch ein Ticket-Abo zuzulegen.

Komoot führt in Neustadt erstmalig einen steilen Stich hoch, um dann eine Etage höher über Hambach, am Hambacher Schloss vorbei, bis nach Maikammer zu leiten.

In Maikammer beginnt der Anstieg zum Kalmit, mit 672 Meter der höchste Gipfel im Pfälzerwald. Der Anstieg ist gut zu bewältigen obwohl zwischendrin ein paar Passagen mit deutlich über 10% Steigung zu absolvieren sind. Die letzten Meter vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt beim Turm und Montag geschlossener Kneipe sind dann nicht mehr asphaltiert, lassen sich aber vorsichtig mit dem Rennrad befahren.

Die steile lange Abfahrt, genannt die Totenkopfstraße muss ich mir nur mit wenigen anderen teilen. Ein paar Motorräder sind doch unterwegs, für die ist am Wochenende Fahrverbot. Recht weit unten überholt mich auf einer Geraden ein Kleinlaster, kurz nachdem ein Eichhörnchen ganz kurz vor meinen Rädern den Rückweg angetreten hat und der Laster ziemlich dicht hinter mir hing. Das kann schnell schief gehen, wenn ich stark gebremst hätte oder Schlimmeres.

Auf der Landesstraße L499 in Richtung Elmstein ist dann auch mehr los, es gibt zwar keinen Radstreifen aber es ist genügend Platz. Beim alten Turm in Appenthal halte ich kurz an, finde aber hier und auf der ganzen Strecke bis Kaiserlautern keine Möglichkeit mir ein paar Kalorien zurück zu holen. Alles zu, verweist, Ruhetag, geschlossen halt. Nach Elmstein geht es über die ganz kleine, idyllische L504 ohne Verkehr wieder bis auf gut 400 Meter hoch. Nur ein kleines Rudel Motorräder kommt mir entgegen. Ein Fuchs läuft auf die Straße und flüchtet wieder als er mich bemerkt.

In Waldleinigen ist ärgerlicher Weise die Straße gesperrt. Zwar richten sie die Baustelle gerade erst ein aber trotzdem kein Durchkommen. Der Umweg führt hoch und über die Bundesstraße. Diese ist auch nicht sehr befahren und nach Kaiserslautern geht es dann eigentlich nur noch bergab. Im Hauptbahnhof von Kaiserslautern ist noch Zeit sich im Yormas mit Proviant für die S-Bahn-Fahrt nach Heidelberg zu versorgen.

Mit 58 km und 980 Höhenmetern eher ein moderater Ausflug aber landschaftlich und gerade am Werktag sehr zu empfehlen.

Von Tübingen nach Nußdorf

In der Bäckerei Padeffke gegenüber bekomme ich bereits um 7h für 6 Euro ein perfektes Frühstück mit immerhin drei Brötchen bzw. Weckle wie die Bäckerin sagt. So bin ich schon kurz vor 8h los und komme über perfekte Radwege aus der Stadt.

Der erste, völlig einsame Anstieg beginnt hinter Mössingen und ist sehr steil, teilweise 15%. Kurz darauf sieht man die Hohenzollernburg bei Hechingen. Unten entlädt sich dann die dunkle Wolke, die mich schon einige Zeit begleitet hat. Ich stelle mich unter und es dauert nur 5 Minuten, aber die Straße ist nass. Der nächste Anstieg geht auf 900 Meter hoch. Während es bislang ausschließlich Radwege und sehr einsame Sträßchen waren, geht es nun zwar moderat hoch aber über eine recht befahrene breite Straße. Rundum Sigmaringen geht es teils über Radwege aber zunehmend auch über breite Straßen.

Kurz vor Sigmaringen entdecke ich den Wegweiser und bin offensichtlich kurz vor Stetten a.k.M und kann der Versuchung widerstehen, mir diese alte Wirkungsstelle anzusehen. Das Schloss in Sigmaringen sehe ich nur von Weitem. In Laiz, direkt an der Donaubrücke mache ich eine Pause und vergesse dabei meine Wasservorräte aufzufüllen. Erstaunlicher Weise gelingt es mir nicht das auf der Strecke nachzuholen. Keine Tankstelle, kein Laden, kein Friedhof. Erst kurz nach Herdwangen wo es richtig steil den Hang runter geht frage ich einen Gemeindemitarbeiter ob das Wasser, dass da mit hohem Druck aus der Löschwasserentnahmestelle kommt, Trinkwasser sei. Theoretisch schon meint er und so ist meine Trinkflasche in einer Sekunde gefüllt.

Unmittelbar an der Stadtgrenze zu Überlingen erleidet mein Hinterrad einen “Schlangenbiss”. Also nochmal Schlauch wechseln und Nachschub beim Wehrle kaufen. Somit komme ich erst gegen 15h ins Ostbad, wo die andern schon sind und komme leicht erhitzt ins Wasser. Die erste Idee vom Bodensee bekommt man kurz nach Herdwangen und dann Überlingen Münster sieht durch die Museumspassage besonders malerisch aus. Das Wetter hat sich immer gen Süden immer positiver entwickelt. Am See hat man nicht das Gefühl auf der Alb durch dunkle Wolken gefahren zu sein.

Die Donau ist bei Sigmaringen noch nicht sehr beeindruckend, dagegen ist der Sonnenuntergang am Überlinger See immer wieder eine große Schau für viele Leute am Nussdorfer Bootssteg.

Das Türkis des Sees bei Meersburg oben vom Schloss aus bei windigem Wetter fotografiert, ist trotzdem ohne Konkurrenz.

Heute waren es 110km und 1400 Höhenmeter für die ich wieder zu lange gebraucht habe.

Von Heidelberg nach Tübingen

Nun sind schon wieder ein paar Tage vergangen seit wir unsere Bretagne/ Loire Tour beendet haben. Zwischenzeitlich bin ich einmal über den Königsstuhl geradelt und habe begonnen meine neue berufliche Web Seite einzurichten. Am Samstag hatte ich Geburtstag und habe Bücher, Weine, eine Jazz-Ballett Aufführung, eine Radhose und einen Garmin Edge 1040 geschenkt bekommen.

Ihr ahnt es schon, der muss natürlich eingeweiht werden. Außerdem ist die junge Generation in Nussdorf am Bodensee und somit gibt es zwei valide Gründe das Rad rauszuholen und los zu fahren. Ein weiteres Novum sind die beiden kleinen Restrap Taschen für Lenker und am Sattel, die gerade soviel Platz geben, dass ich damit auch ein paar Mal übernachten kann und die ich an mein Rennrad hängen kann. Die Hoffnung, dass ich mit ganz wenig Gewicht und mit dem Rennrad wahnsinnig schnell bin, schwindet leider von Kilometer zu Kilometer. 

Über Komoot habe ich Heidelberg-Kirchheim nach Nussdorf eingegeben und nun fahre ich den direkten Weg. Ich bin erstaunt wie Komoot sich verbessert. Bis Pforzheim nur schöne Radwege. Ab und zu dann mal eine Kreisstraße aber im großen und ganzen sehr angenehme Strecken. Bis Pforzheim sind es tatsächlich nur Radwege und ich überquere schadenfroh den Stau auf der A8.

Fachwerk gibt es auch in Tiefenbronn und Weil der Stadt. Kurz nach Pforzheim hängt eine dunkle Wolke vor mir und es donnert. Im Biergarten mache ich eine erste Pause und danach sind die Straßen nass. Ich folge sozusagen dem Regen nach. Das geht gut bis Gärtringen, da treffe ich auf die Wolke aber nur sehr kurz. Die Wolke biegt nach Osten ab, ich muss nach Süden. Im Würmtal gibt es einen ganz neuen Radweg mit perfektem Belag und verschiedenen Skulpturen am Weg.

In Herrenberg

Die Altstadt von Herrenberg ist für Autos gesperrt und auch hier sind die Fachwerkhäuser zahlreich. In einer Bäckerei am Weg gönne ich mir dann noch was isotonisches und Cappuccino und Marmorkuchen und hole mir ein paar Lebensgeister zurück.

In Tübingen

Nach Herrenberg führt der Radweg immer weiter nach Tübingen und als der Garmin nach Rottenburg weiter will, es da aber nur ganz wenige Hotels gibt, entscheide ich mich die 10km nach Tübingen weiter zu fahren und bekomme ein preiswertes sehr kleines Appartement, nah am Neckar und der Altstadt. Einchecken inklusive Schlüsselkartenkodierung ist vollständig digital. Per Aufzug geht es in den dritten Stock und für mein Rad ist genügend Platz.

In Tübingen

So komme ich in den Genuss die wunderschöne Altstadt mit Kirche, Schloss, vielen lebendigen Bars und Restaurants und die unglaubliche Neckarfront mal ganz gemütlich durchwandern zu können. Auf der Spitze des Berges zwischen den Stadtteilen ist das Schloss Hochtübingen mit tollen Innen- und Aussichten. Diesen Berg habe ich übrigens in einem langen Rad- und Fußgänger Tunnel zuvor unterquert. Das mit den Photovoltaik Anlagen scheint hier noch nicht so zu klappen.

Die Strecke heute war 129 km lang mit 1450 Höhenmetern.

Von Saumur nach Tours

Um 6:30 wache ich auf,  ob des stärker einsetzenden Straßenverkehrs von Autos, die auf nasser Straße fahren. Das Rive Gauche könnte deutlich mehr unternehmen, um die Zimmer von innen und außen vor Lärm zu schützen. Das Frühstück ist ganz gut. Es gibt Käse, Joghurt, Obst und Eier.

Im Supermarkt decken wir uns mit Wasser ein und fahren voller Optimismus ohne Regenjacken los. Der hält nur kurz: bevor wir Saumur verlassen haben, sind wir wieder in voller Regenmontur eingekleidet. Bald ist wieder Schluss und wieder ausziehen. Kurz nachdem wir den 0. Längengrad überqueren, kommen wir durch verschiedene Dörfer, die in die Kalksteinfelsen eingehauen sind.

Insbesondere in Turquant sind gut erhaltene Höhlenwohnungen zu sehen, die direkt in die Kalksteinhänge integriert wurden. Es gibt Gewerke wie Juweliere, Bildhauer, sonstige Kunst zu sehen.

Ab hier geht’s trocken auf guten Radwegen und Nebenstraßen mit ein bisschen Rückenwind sehr zügig mit im Schnitt über 20km/h weiter. In Bréhémont machen wir in einer netten Bar und einer Épicerie Pause. Noch keine 12h und schon über 40 km. Als wir wieder los wollen, ist der westliche Himmel schwarz und der Regen holt uns ein. Eine Stunde mit strömendem Regen und dann ist wieder Schluss. Ab der Mündung der Chere geht es an diesem Fluss weiter. Es kommen ein paar hundert Meter auf praktisch unbefahrbarem Kopfsteinpflaster. Währenddessen hört der Regen auf und wir erreichen unser Hotel pünktlich um 15h und können das Zimmer direkt beziehen.

Wir haben noch ein bisschen Zeit um noch einmal durch ein paar andere Ecken von Tours zu spazieren, bis wir abgeholt werden. Dabei kommen wir am Rathaus und dem Turm der ehemaligen Basilika für den heiligen Martin aus Tours vorbei.

Zum Abschluss holen wir unser Auto wieder und werden sehr sehr reichlich und sehr sehr gut bewirtet. Bevor wir ins Hotel gehen, gibt es noch ein Abschlussgetränk in einer der vielen Bars in der Altstadt.

Die letzte Etappe war 76 km lang und mit 170 Höhenmetern fast flach. Der Wind blies weiterhin sehr günstig für uns, aber die Regenjacken sind wieder zum Einsatz gekommen. Ich denke, ich werde mich mal nach passenden Schutzblechen umschauen.

Von Angers nach Saumur

Im Chambres Mathilde war Frühstück inklusive und entsprechend des Stils seines Hauses gibt es das auf edlem Porzellan und mit Silberbesteck inklusive silberner Messerbänkchen. Mit Marmelade und gesalzener Butter muss man zufrieden sein, aber wir haben noch ein paar Käsereste dabei.

Während wir uns fertig machen, verheißt der Himmel nichts Gutes. Und schon bald regnet es. Ich ziehe meine Regenjacke an, aber als wir aus dem Haus kommen, ist wieder Schluß. So bleibt es dann auch. Einmal kamen noch ein paar Tropfen und oft war die Straße nass.

Die ersten 20 km sind wir weit von der Loire entfernt und fahren in fantasievollem Zick Zack raus aus der Stadt und als erstes durch ein zum Erholungsgebiet umgewidmetes Schieferabbaugebiet des berühmten Schiefers von Angers.

Der Radweg führt über ein Kanalsystem, welches über eine kleine Selbstbedienungsfähre überquert werden soll. Das geht leider schief. Trotz äußerster Anstrengung lässt sich die Fähre nicht an unser Ufer ziehen. Auf dem letzten Meter blockiert was und auf der Gegenseite ist erkennbar, dass sich die Kette verhakt hat. Das erfordert ein paar Kilometer Umweg.

In Saint-Mathurin erreichen wir wieder die Loire und machen eine Pause mit Blick auf die Brücke. Auf der andern Seite in Saint-Rémy ist dann eine alte besichtigbare Kirche mit Priorei. Der Weg führt teilweise recht weit weg vom Fluss, was zur Folge hat, dass es hügelig wird, mit Auswirkungen auf die Höhenmeterstatistik. Sonst ist da wieder einsame Landwirtschaft. Die Sonnenblumen, die noch vor drei Wochen erwartungsvoll in die Sonne blickten, lassen reif die Köpfe hängen und warten auf die Ernte.

In Saumur angekommen, müssen wir uns ein bisschen mit dem Rad die Zeit vertreiben. Die Rezeption im “Rive Gauche” ist leider erst ab 16h besetzt. Die Zeit verbringen wir mit Croque Monsieur, in der uns lieb gewonnenen Fast Food Boulangerie “La Mie Caline” und ein bisschen rumrollen durch die Altstadt.

Im Hotel können wir unsere Räder im geschlossenen Restaurant parken. Wir steuern zielstrebig das Schloss an, um da mit 2×8,50€ die Zeit nutzen zu können. Es gibt eine Tolkien Ausstellung (50. Todesjahr), viel Porzellan und ein Pferdemuseum. Steigbügel, Trensen, Zaumzeug, Sättel, … alles ganz interessant, aber eben doch nicht so interessant, dass man sich jedes Detail anschauen möchte.

Auf dem Weg durchqueren wir die Altstadt mit vielen Plätzen und Bars. Das beste am 50 Meter höher liegenden Schloss sind die Panoramen auf den Fluss. Flussaufwärts ist Sonne und abwärts drängen schon wieder Wolken nach.

Nachdem wir zuletzt noch die Brücke überqueren, ergeben sich dann allerdings die besten Bilder auf Schloss, Fluss, Brücken.

Heute sind wir mit Umweg dann 56 km unterwegs gewesen, mit immerhin 280 Höhenmetern. Der Wind war heute deutlich stärker und glücklicherweise meistens wieder von hinten.

Von Ancenis nach Angers

Nach dem Frühsport für Rücken und Schulter begann der Tag heute mit einem sehr guten Frühstück in angenehmer Umgebung im sonst geschlossenen Restaurant. Das wird mangels Personal nur noch für Hochzeiten genutzt. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, müssen wir unsere Räder aus der nahegelegenen Garage holen. Kaum biegen wir auf die Straße ein, beginnt es zu tröpfeln. Ich ziehe meine Regenjacke an, aber nach wenigen Minuten ist es trocken und wird schnell zu warm. Diese Übung haben wir heute noch 2-3 Mal wiederholt. Aber bis auf kurze Sprühschauer hat das Wetter trotz dicker Wolkendecke ganz gut gehalten.

Auf der Mischung aus Radwegen mit feinem Kies, manchmal ein paar Steinen, zwischendrin kurze heftige Kopfsteinpflasterpassagen, aber insgesamt sehr guten und sehr gut ausgezeichneten Wegen, kommen wir nach Le Fresne sur Loire mit einem kleinen Schloss. An der Brücke machen wir auf einen Milchkaffee Pause in einem kleinen Cafe mit guter Jazzmusik. Wir wechseln die Loire-Seite und kommen durch Montjean-sur-Loire. Da gibt es einen Campingplatz und es ist eine ganze Menge los. Interessant sind verschiedene Statuen, die aus massivem gebogenem Metall hergestellt sind, was aber erst von relativ nah erkannt werden kann. Über die Île de Chalonnes fahren wir weiter, bis wir wieder auf die linke Seite rüber kommen.

In Savennières machen wir noch einmal in einem kleinen Bistro mit großem Garten Pause, bekommen leckeres Rillettes-Poisson und wieder ganz gute Musik, diesmal aus der Box, die der Wirt, der den Garten alleine bewirtschaftet, ausgelegt hat. Bei Bouchemaine verlassen wir, ohne es zu bemerken, die Loire und folgen der Maine. Vorher kommen wir noch an einer Landmarke, dem „La Pierre Bécherelle“ vorbei. Er wurde wohl etwas abgebaut, da man Material für die Eisenbahn gebraucht hat, aber ist immer noch beeindruckend hoch.

Der Radweg an der Maine ist eingefasst in eine dichte Baumallee und dazwischen ist dann immerhin noch Platz für einen ordentlichen gepflasterten Streifen. Irgendwann kommt auch links Wasser, alles voller Schwäne. An einer Aussichtsterasse öffnet sich der Blick zum „Lac de Maine“, auch hier alles voller Schwäne und auf dem See Surfer und Segelboote. Das letzte Stück fahren wir durch den „Parc de Balzac“, wo sich dann ein sensationeller Blick auf das Schloss von Angers öffnet.

Nachdem wir uns in unserem Gästehaus „Les Chambres de Mathilde“ eingerichtet haben, brechen wir zum Spaziergang in die Stadt auf. Das erste Ziel ist die Kathedrale, die wir durch eine ganz angenehme Fußgängerzone erreichen. Leider wird ziemlich viel restauriert. Das Portal ist nicht zu sehen und das Rosettenglasfenster aus dem 13. Jahrhundert auch nicht.

Das was zu sehen ist, ist allerdings hinreichend imposant und lässt sich auch wesentlich länger besichtigen. Wir gehen kurz die Treppe zur Loire runter und suchen dann das Schloss.

Dort angekommen stellen wir fest, dass es nur noch eine Stunde auf hat und trotzdem noch 9,50€ pro Person kostet. Machen wir halt und es lohnt sich. Es gibt schon einiges zu sehen.

Einerseits der Blick auf die und von der Stadtmauer und darüberhinaus ist natürlich die besondere Attraktion der „Apokalypse Wandteppich“, das längste je gewebte Stück Stoff, welches die Visionen der Apokalypse des Johannes in gewebten Bildern abbildet.

Später schlendern wir durch die Fußgängerzone vorbei an vielen belebten Bars. Diesmal wird es wieder ein italienisches Restaurant in der Innenstadt.

Mittlerweile ist es richtig warm geworden. Der Himmel ist blau. Heute sind wir 63 km bei flachen 175 Höhenmetern geradelt und froh, dass es nur ein ganz klein bisschen geregnet hat.

Von Nantes nach Ancenis

In unserem kleinen Appartement „L‘Atelier Graslin“ frühstücken wir zunächst. Das Appartement im Erdgeschoss wurde auf ziemlich phantasievolle Weise renoviert, was zwar funktional und von der Einrichtung super passt, auch für unsere Räder gab es eine Ecke, aber die Waschbecken, Dusche und Toilette waren winzig.

Als erstes besuchen wir einen Radladen mit lauter edlen Rädern und einer Bar, bei dem wir gestern ein paar Schutzbleche entdeckt hatten, die vielleicht bei mir passen würden. Das Fahren bei Regen im Matsch ist ohne Schutzbleche doch eine ziemliche Sauerei. Er hat zwar welche, aber die passen nur für noch schmalere Räder bis 28mm Breite und ich fahre ja aktuell 32mm. Der freundliche Mann im Radladen hat mir noch ganz viel erklärt, aber leider habe ich nur wenig verstanden. Also geht es dann doch ohne weiter auf den relativ kurzen Weg nach Ancenis. Aus Nantes führen uns richtig große und gut asphaltierte, toll in den Verkehrsfluss integrierte Radwege aus der Stadt hinaus.

Ein letzter Blick auf die letzte Brücke von Nantes mit Radweg. Die tollen Radwege gehen noch lange so weiter. Irgendwann habe ich gerätselt, warum der Tourenvorschlag von Google so unterschiedlich gegenüber dem von Komoot war und vermute, dass die „Single-Trails“ vor Oudon durch die uns Komoot auf der linken Loire Seite (aus der Perspektive unserer Fahrtrichtung) führt, nicht bei Google-Maps im Plan sind. In Oudon machen wir eine kurze Pause und schauen uns das Schloss von außen an.

Eigentlich wäre die Strecke völlig flach, aber wir bauen ein paar Schwierigkeiten ein. Vom Komoot-Weg abweichend wechseln wir die Loire Seite und steuern den Panoramapunkt in Orée d’Anjou an und müssen ca. 50 Meter aufwärts klettern. Schon auf der Brücke bietet sich ein super Blick auf den Fluss. Oben angekommen werden wir mit diesem großartigen Panorama belohnt.

Wir bleiben auf der andern Loire Seite und fahren für die letzten 10 km auf kleinen Sträßchen, obwohl uns mein Mobiltelefon, diesmal von Google-Maps kommandiert, immer wieder auf grobe Schotterpisten führen will. Dabei sind die Straßen kaum befahren.

Trotzdem wir uns viel Zeit gelassen haben, sind wir bereits um 15h am Hotel und können auch gleich vorzeitig unser Zimmer beziehen. Diesmal ein schönes modernes Doppelzimmer mit einer eingebauten Küchenzeile. Unsere Räder finden in einem abgeschlossenen Käfig in der Tiefgarage Platz. Die ganze Fahrt über konnten unsere Regenklamotten in den Packtaschen bleiben. Kurz nachdem wir nun zu einem ersten Rundgang starten, beginnt es leicht zu tröpfeln. Nachdem wir ein paar Sachen geholt haben und wieder im Zimmer sind, regnet es richtig. Das Schloss passieren wir durch den Schlossgarten, es ist jetzt nicht gerade eine Wucht, eher runter gekommen, soll aber schöne Ausstellungen beherbergen.

Später kehren wir beim „La Table du Pêcheur“ ein und bekommen hervorragende Muscheln und Fisch. Danach ist die Sonne wieder da und wir können noch einmal die überschaubaren Sehenswürdigkeiten abgehen. Insbesondere der Dolmen aus der Jungsteinzeit am Ortsrand zur Hälfte im Teich versunken und die Brücke, über die wir gekommen sind, präsentieren sich im Abendlicht. Das Verteidigungssystem des Schlosses mit zwei massiven Türmen, die tief in den Grund eingemauert sind, gibt dem Schloss noch einmal eine interessante Note.

Ancenis ist sicher keine große Attraktion, aber gerade deshalb auch wieder ein sympathisch unaufgeregtes kleines Städtchen mit guter Infrastruktur und eine gute Zwischenstation.

42 km sind es geworden, die 179 Höhenmetern war nur am Anstieg zum Panoramaaussichtspunkt spürbar. Das Wetter war ideal. Leichte Bewölkung, 22 Grad und ein leichter Wind, der uns wieder meistens freundlich gesonnen war.