Vence, Col de Vence und 7 Dörfer

63 km, 1100 Höhenmeter, moderat aber durchaus anspruchsvoll und wunderschöne Panoramen.

Heute nehme ich mein Reiserad, beim Aufpumpen stelle ich fest, das aus der Felge Wasser quillt. Wird sich hoffentlich wieder verziehen. Der Himmel ist strahlend blau. Auf der Terrasse ist es wunderschön warm und so bin ich erstmal unschlüssig wie warm ich mich anziehen soll. Ich entscheide mich für die Dreiviertel Radhose umd eine Jacke. Die dünnen Handschuhe ziehe ich besser auch an.

Nach wenigen Kilometern biegt die Straße zum Col de Vence ab. Es geht von knapp 400 Meter über knapp 10 km auf knapp 1000 Meter hoch. Die Steigung ist moderat und es ist kaum Verkehr. Die Jacke stopfe ich irgendwie in die Trikottasche, denn der Aufstieg bringt mich schnell zum Schwitzen. Die Franzosen legen großen Wert auf Fahrradfreundlichkeit. Zu jedem Kilometer wird über Reststrecke und verbleibende Höhenmeter bis zum Pass informiert. Außerdem wird den Autofahrern mit ebenso häufig angezeigten Informationstafeln eingeschärft 1,5 Meter Abstand zu halten. Die meisten halten sich erfreulicher Weise dran, außerdem ist sehr wenig Verkehr.

Oben angekommen stürzt ein Franzose auf seinem Carbonrad im Stehen, kommt nicht mehr aus den Pedalen. Ich will ihm helfen und vergesse dabei das Gipfelfoto. Im Osten sind die verschneiten Berge zu sehen, im Süden das Meer und der Fels von St. Jeannet.

Nach dem Pass fällt die Straße kurz ab, passiert auf einer Höhe verschiedene einsame Täler bis das Dorf Coursegoules in Sicht kommt. Farblich hebt es sich kaum vom Felsen ab, an dem es dran hängt. Zum Dorf hin hebt sich sich die Straße auf über 1000 Meter. Am Brunnen, mit der freundlichen Kreidetafel, das Wasser frisch und trinkbar sei, fülle ich die Flaschen wieder auf. Handwerker sitzen draußen zum Mittagstisch und ich fahre weiter zu Dorf 2, Bezaudon des Alpes. Es liegt etwas ab von der Hauptstraße und ich klettere den Kilometer nach oben und werde mit einem schönen Ausblick auf das Dorf und ein sensationelles Panorama auf verschneite Berge belohnt.

Es folgen weitere Dörfer. Bouyon (3), da esse ich am Brunnen einen Riegel, Le Broc (4), Carros (5) mit großem Besucheransturm, die Polizei steht mit drei Mann am mittelalterlichen Übergang und stellt sicher, dass nur Fußgänger rüber dürfen, Gattieres (6), auch wieder malerisch auf einem Hügel gelegen. Das Panorama der Dörfer wehrhaft auf Hügeln angesiedelt vor verschneiten Bergen ist einzigartig.

Zuletzt geht es bei St. Jeannet (7) noch einmal steil 2 km nach oben. so knacke ich insgesamt mit 63km die 1100 Höhenmeter Marke. Diesmal sehe ich den Felsen, den ich zuvor aus allen Perspektiven von der Seite und von gesehen haben direkt über seinem namensgebendem Dorf. Der Platz für die heilige Barbara bietet wieder den faszinierenden Ausblick und der Brunnen wird offensichtlich mit kleinen Steinen und Zettelchen als Wunschbrunnen genutzt. In der kleinen Bar „chez Lisa“ bewirtet von einem ziemlich alten, wettergegerbten Althippie gönne ich mir einen Milchkaffee bevor es wieder runter und ein paar Kilometer bis zu unserem Domizil auf der Straße nach Vence zurück geht.

Die letzten Höhenmeter hole ich mir dann noch indem ich einen Durchgang von der sehr befahrenen Straße zwischen St. Jeannet und Vence zur alten Straße suche. Die Verbindung gibt es, aber sie endet auch für Fahrräder in einer Sackgasse, bzw. Trampelpfad mit Tragepassage. Besonderer Gag, ein 7,5 Tonner aus Polen versucht in der Sackgasse zu wenden, keine Chance. Die Stichstraße ist gerade breit genug für seinen Laster und da muss er jetzt 500 Meter bei ca. 14% Neigung rückwärts hoch. Fahrer Pole, kein französisch, ein bisschen englisch. Ich versuche noch bei den Nachbargrundstücken zu klingeln ob einer von den Villen vielleicht sein Tor aufmachen kann – ohne Erfolg, keiner da. Auf der Hälfte gibt es eine halb offene Einfahrt. Bis zu der rückwärts hoch und dann wenden. Deutlich schweißtreibender als das mit dem Rad zu fahren. Also besser 2x aufs Navi schauen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert