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Rund um Coimbra

Um auch in die, durch öffentlichen Nahverkehr weniger gut erschlossene Gebiete zu kommen, haben wir uns heute ein Auto gemietet, was wir in ein paar Tagen wieder in Lissabon abgeben sollen. Leider ist es heute wieder ziemlich bewölkt und es regnet immer wieder ein paar Tropfen. Der Autovermieter stellt bereits erste braune Tropfen auf dem Auto fest und meinte, eben wäre es noch sauber gewesen. Das ist der Sahara Staub und der ist hier wirklich rot. Sofort sichtbar auf Jacke, Rucksack und eben unserem Hyundai Kuai. Nach kurzer Zeit ist unser neuer Wagen völlig verdreckt.

Zunächst steuern wir die Kleinstadt Penacova an, mit großartigem Blick über das Tal des Mondego, der später durch Coimbra fliesst. Google steuert uns über eine größere Nationalstraße und deshalb sind wir schnell da.

Das Kloster „Mosteiro de Lorvão“ über winzige Sträßchen zu finden ist dann schon etwas schwieriger. Im 19. Jahrhundert enteignet, bewohnt bis die letzte Nonne gestorben war und jetzt wieder mit EU Geldern sukzessive renoviert ist es wieder in einem guten Zustand aber es wird immer weiter restauriert.

Auf dem Hügel bei einem kleinen Dörfchen gibt es ausgediente Windmühlen zu sehen (Moinhos de Gavinhos). Ein Generator erzeugt Strom, für was ist unklar, denn da oben ist nur eine kleines Freizeitgelände. In der Ferne drehen sich die modernen Varianten der Windräder.

Über super steile kleine Wege kommen wir wieder zur N235, die ebenfalls über viele Kurven nach Luso führt. Da kommt das Wasser her, was man überall in Plastikflaschen findet, es gibt ein, mit EU Geld restauriertes Thermalbad, aber sonst ist der Ort nicht sehr interessant. Wir suchen den Mata Nacional do Bussaco. Google leitet uns über eine winzige Anwohnerstraße, die deutlich über 30% Steigung hat und lässt uns dann entlang zwei Serpentinen auf der Fahrstraße laufen, bis wir einen Eingang des Parks finden.

Der Park hat einen alten faszinierenden Baumbestand, uns begrüßen einige Korkeichen. Für Fußgänger ist der Eintritt frei und wir folgen einer Komoot Wanderung, die an allen Quellen, Treppen, Kreuzwegstationen und natürlich der größten Attraktion, dem Bussaco Palast, vorbei führt. Der Palast wird seit Abschaffung der Monarchie als Hotel genutzt. Vom letzten König Karl I wurde er für seine Gattin errichtet. Etwa 10 Kilometer lang durchqueren wir das Gelände und finden den Rückweg dann diesmal direkt zu unserem Parkplatz. Das Wetter hält und das steile Gelände ist ein tolles Wandergelände.

Es ist nun schon später Nachmittag aber wir entschließen uns dennoch bis hoch zum Stausee des Mondego zu fahren und von der riesigen Betonmauer dann abwärts zunächst der N2 entlang des Mondego zu folgen. Die N2 ist eine der „Nationalstraßen, die durch das ganze Land führen. Wir könnten ihr bis nach Faro folgen. Wir bleiben aber beim Fluss und wir folgen dann der kurvigen N110 mit vielen Blicken über das enge Flusstal bis nach Coimbra.

Nach etwas Recherche finden wir heute wieder ein ursprüngliches portugiesisches Restaurant mit einfacher Einrichtung einer langen gedeckten Tafel für offensichtlich eine etwas größere Gesellschaft. Und einen freien Tisch für zwei, an den wir sofort gesetzt werden. Englisch wird hier eher nicht gesprochen und wir bekommen mal wieder von feinstem Fisch und guten Wein.

Insgesamt waren wir ca. 140 km unterwegs und davon gut 10 km zu Fuß.

In Coimbra

Die Universität stellt verschiedene Räume für Besichtigungen zur Verfügung und verschiedene Programme, für sie zu bezahlen. Mit 13,40€ ohne Führung wählen wir das günstigste Modul, in dem ein kleines Museum mit studentischen Artefakten, das Chemielabor, die Barockbibliothek, die Kapelle und der Königspalast enthalten sind.

Auf dem Weg zum Universitätshügel entdecken wir eine ziemlich bewachsene kleine Kirche, die uns gestern nicht aufgefallen war, ein elektrisch fahrendes Tuk Tuk, riesige Meringebälle, die hier eine Spezialität zu sein scheinen und schließlich hat auch Bardalo II wieder eine Wand direkt neben dem Chemielabor verziert.

In der Ausstellung gibt es Informationen zur Universität, aber auch zu portugiesischen Entdeckungen, insbesondere Aktivitäten der Jesuiten in Südamerika und Fernost sind sehr ausführlich gewürdigt. Außerdem werden in einem großen Raum viele Messinstrumente und deren Entwicklung über die Zeit präsentiert. Uns drängt die Zeit allerdings ein bisschen, denn wir müssen Punkt 12h vor der Bibliothek stehen. Durch das Tor und über den Universitätsplatz sind es ein paar Minuten zu laufen.

Bei der Barock-Bibliothek mit 60.000 Bänden aus vielen Jahrhunderten ist alles exakt geregelt. In dem eigentlichen Prachtsaal mit Gemälden, Vertäfelungen und Verzierungen im dritten Stock sind Aufnahmen verboten und wir halten uns auch dran. Interessant neben der Inhalte ist, was alles getan wird, um die Bücher vor Schädlingen zu schützen. Beispielsweise halten sie eine Fledermauskolonie, um Schädlinge zu jagen. Dafür müssen die Tische nachts mit Leder bedeckt werden, um sie vor Fledermausexkrementen zu schützen.

In der mit Kacheln ausgefliesten Kapelle in der Universität ist fotografieren wieder erlaubt. Es ist ein riesige Orgel eingebaut, die da eigentlich nicht rein gehört. Auf dem Platz ist ein Gruppe Studentinnen und ein Student in schwarzen Umhängen und mit Krawatte und Kostüm/Anzug korrekt gekleidet und sie werden für professionelle Fotos drapiert.

Nach einem Kaffee in der kleinen Mensa steuern wir den riesigen botanischen Garten an, in dem man sich Stunden aufhalten kann. Neben Orangen und Zitronen gibt es die verschiedensten Varianten von riesigen Banjanbäumen und einen ganz großen Bambusbereich. Unten angekommen sehen wir eine Museums-Tram und den aktuellen elektrifizierten Kleinbus, der gerade so durch die engen Straßen passt.

Durch die monumentale Baustelle entlang des Ufers kommen wir zum Mondego Fluss und können diese über die Fußgängerbrücke queren. Der Weg führt durch verschiedene Parkanlagen, die mit vielen kleinen Kindern bevölkert sind.

Von der Brücke bietet sich ein Blick über die Hügel Coimbras. Unser Ziel ist ein weiterer Garten mit verschiedenen Brunnen und dem wenig spektakulären Treffpunkt von Dom Pedro und Ines, dem Paar was nicht nur romantische Legende ist. Leider ergeben die historischen Fakten und die tragischen Verwicklungen keine sehr schöne Geschichte. Schließlich lässt Alfonso I, der Vater von Dom Pedro, Ines ermorden. Das führt zu einigen kriegerischen Auseinandersetzungen und der Rache an den Mördern nach Thronbesteigung durch Dom Pedro. Stoff für viele Legenden, Literatur, Oper, Theater.

Es gibt viele kleine Wege und Blicke auf die andere Seite des Flusses und einen Golfplatz, der da mit eingebaut wurde. Es ist zwar nichts los in der Bar im Golfplatz, aber die Dame scheint mit dem Andrang einer ganzen Familie, die alle Eis aus der Tiefkühltruhe wollen, völlig überfordert zu sein. Wir machen uns auf den Rückweg und dann ist auch schon bald Zeit für das Abendessen. Diesmal suchen wir einen recht hoch bewerteten Italiener „Il Tartufo“ auf. Wir werden freundlich empfangen, aber gegenüber der Erfahrung von gestern fällt das doch erheblich ab.

Unser Zimmer in der Altstadt erweist sich heute als nicht so schön. Vor der Santa Cruz Kirche treffen sich die Studenten nachts zu einer recht lärmhaften Veranstaltung. Deshalb schlafen wir trotz unserer ausgedehnten Spaziergänge mit über 11km und 245 Höhenmeter nicht ganz so gut.

Von Porto nach Coimbra

Heute haben wir unsere Zelte in Porto abgebrochen oder sind besser aus dem Appartement ausgecheckt und mit dem Zug nach Coimbra gefahren. Die Buchung auf dem Portal der portugiesischen Bahn war, nachdem ich unzählige Details bei der Registrierung angeben musste, dann relativ einfach. Im Preis von 14,60€ ist der Sitzplatz inklusive. Von São Bento geht es pünktlich in 4 Minuten mit der kleinen Bahn bis zum großen Bahnhof Campanha, wo viele Touristen auf dem Gleis warten, um den gleichen Zug Richtung Lissabon zu besteigen. Die Fahrt bis Coimbra dauert von hier mit dem IC ca. 1 Stunde und 15 Minuten.

Unser Wagon ist dennoch keineswegs überfüllt und jeder findet seinen Platz, wenngleich ein Reisegrüppchen dafür eine ganze Zeit lang braucht. Den Douro kann man dann zwischen verschiedenen Tunneln noch einmal aus dem Fenster sehen.

Vor Aveiro bekommen wir auch einmal die Dünen und die hohen Wellen des Atlantik zu sehen, bis wir durch Hügellandschaft den Bahnhof Coimbra-B außerhalb erreichen. Von dort sind es wieder 4 Minuten Fahrt mit einem kleinen Zug bis Coimbra in die Stadt. Dieser Zug wartet bereits an einem andern Gleis und wir erreichen ihn zügig gehend, denn unser IC war 10 Minuten verspätet. Also das gibt es auch hier.

In weiteren 5 Minuten erreichen wir unser Zimmer im Charme 19 und können bereits kurz nach 12h einchecken. Unser Zimmer im Altstadthaus ist groß und einwandfrei renoviert, inklusive eines großen modernen Bades. Die vier Fenster gehen auf die kleine Altstadtstrasse. Das ist ok, aber genau gegenüber renoviert einer bei offenem Fenster und kann das nicht, ohne die ganze Zeit sehr laute portugiesische Musik zu hören.

Wir flüchten schnell wieder und starten zu einem Rundgang durch die Altstadt, die auch wieder mit Kirchen übersät ist. Wir wohnen direkt bei Santa Cruz, ein Platz weiter findet sich São Tiago, dann den Hügel ein Stück hoch die alte Kathedrale Sé Vehla und auf dem Universitätshügel dann in moderner weißer Fassade die neue Kathedrale Sé Nova und direkt daneben im Ensembles die Capela do Tesoureiro. Die Attraktion ist hier die erste und zeitweise einzige Universität Portugals. Knapp 30.000 Studenten sind hier eingeschrieben und das prägt das Stadtbild recht deutlich.

Besonders schön ist der große helle Platz „Paço das Escoloas“ mit Blick auf den Fluss auf der einen Seite und dem Königspalast auf der anderen. Rechter Hand ist hier die juristische Fakultät. Etwas tiefer gelegen in den Altstadtgässchen finden wir auch das Eingangstor zur Fakultät für Psychologie. Oben auf dem Hügel sind Naturwissenschaften und Medizin angesiedelt.

Es gibt sehr viele Baustellen in der Stadt und unterhalb des Krans, der auf der Rückseite des Königspalastes angebracht ist, haben wir eine schöne Aussicht auf die Kathedrale und den Kreuzgang des angeschlossenen Klosters. Wir laufen dann noch weiter durch einige der vielen engen und steilen Sträßchen der Altstadt, kommen an den Markthallen vorbei in deren Nähe dann die gelben Türme im Garten „Jardim de Manga“ zu sehen ist.

Den Abend lassen wir in der Taberna d‘Almedina ausklingen. Perfekter Octopus mit Spinat und Weißweinempfehlung. Von Porto nach Coimbra waren es 116 km mit der Bahn. Bei unserem kleinen Spaziergang durch Coimbra haben wir 8 km angesammelt und auch wenn es sich sehr steil und hügelig angefühlt hat, waren es nur 130 gemessene Höhenmeter.

In Porto – Kathedrale, Douro, Portwein

An unserem dritten Tag in Porto ist das Wetter durchweg angenehm. Es ist zwar windig und nicht sehr warm, aber nach ganz kurzem Regenschauer in der Früh stabil trocken. Gestern dagegen hat es bis spät in den Nachmittag ohne Unterbrechung geregnet, so dass wir das Appartement gar nicht verlassen haben. Am Nachmittag ließ es dann nach und wir konnten noch ein bisschen raus. Durch noch unbekannte Stadtteile sind wir bis zur Kirche von Lapa gelaufen. Auch das ist wieder eine sehr üppig ausgestattete Barockkirche. Der dahinter liegende älteste Friedhof von Portugal war dagegen schon abgeschlossen.

Gestern und heute ist uns aufgefallen, dass in vielen öffentlichen Bereichen einiges Geld ausgegeben wird, um schöne Parkanlagen oder aufwändige Fußgängerzonen zu schaffen. Dagegen ist aber ein großer Anteil der Häuser in einem desolaten, manchmal völlig verfallenen Zustand. Die durchquerten Stadtteile sind eigentlich alle sehr sauber und die Müllabfuhr arbeitet auch an den Feiertagen auf Hochtouren.

Heute machen wir uns also wieder auf den Weg in ein noch nicht erkundetes Stadtgebiet hinter dem Bahnhof São Bento, um von dort noch einmal auf die Kathedrale „Sé do Porto“ zu stoßen, die wir nun für 3€ auch von innen sehen wollen.

Auf dem Weg dahin entdecken wir die Fassade der außen spektakulär mit Kacheln verkleideten „Igreja Paroquial de Santo Ildefonso“, die auch innen wieder mit viel barockem Gold verziert ist. Auch hier wird mit einem 1€ moderater Eintritt verlangt und es gibt in einem Anbau noch ein bisschen was in einem kleinen Museum zu sehen.

Auf dem Weg zur Kathedrale kommen wir noch am Museum vorbei, welches die sonst eher hässliche Außenfassade mit einigen Portraits verkleidet hat, die innen besichtigt werden können. An der Nordfassade empfangen uns wieder der Mann mit dem Saxophon und auf der groß angelegten Terrasse vor der Kathedrale ein anderer mit einem ganzen Streichorchester in der Box. Die Schlange der Wartenden ist kurz.

Während viele der barocken Kirchen der Stadt erst im 18. Jahrhundert gebaut worden sind, stammt die ursprünglich romanische Kathedrale schon aus dem 12. Jahrhundert. Allerdings musste sie einige stilistische Überarbeitungen über sich ergehen lassen. Besonders hervorzuheben ist der gotische Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert, rundum mit Azulejos Bildern ausgestattet. Besonders große Kachelgemälde sind im oberen Stockwerk. Von dort schaut man in den unteren Bereich des Kreuzgangs und auf die Türme. Ein Turm kann auch über hohe Stufen auf breiter Treppe erklommen werden, so dass sich wieder ein Rundblick über Fluss und die Hügel der Stadt öffnet. In der Kathedrale gibt es wieder den barock überbordenden Altarbereich.

Angesichts der vielen Dinge, die es zu sehen gibt, ist es immer wieder erstaunlich und befremdlich, wie ein Großteil, vor allem der jungen Besucherinnen, ausschließlich ein Interesse daran haben, sich vor den Attraktionen in Pose zu begeben, um sich möglichst gefällig selbst darzustellen und das Dahinter keines Blickes würdigen.

Als nächste touristische Aktivität steht eine Rundfahrt auf dem Fluss Douro an. Die kann man mehrtägig als Kreuzfahrt, ganztägig mit inkludierter Weinprobe oder als Standardprogramm für die meisten und auch uns als „6-Brücken-Tour“ für eine knappe Stunde buchen.

Die Motive auf die Ufer des Flusses sind großartig, aber im mittleren Bereich natürlich sehr ähnlich zu denen, die wir schon von den beiden Ufern aus hatten. Wir kommen allerdings nur unter fünf Brücken, die letzte mit der Autobahn sehen wir nur, nachdem wir nun unter der alten (stillgelegte) Eisenbahnbrücke Ponte Maria Pai und der modernen neuen Eisenbahnbrücke Ponte de São João durchgefahren sind. Diese erste Eisenbahnbrücke dieser Art wurde dann tatsächlich von der „Eiffel-Gesellschaft“ realisiert und 1877 feierlich eröffnet vom Königspaar und der Königin als Namenspatronin. Auf der anderen Seite geht es unter einer weiteren Autobrücke bis kurz vor die Mündung, so dass sich der Atlantik kurz erahnen lässt.

Auf dem Rückweg halten wir auf der Gaja-Seite, da eine riesige amerikanische Reisegruppe dort aussteigen will, so dass wir diesen unerwarteten Halt ebenfalls nutzen und uns so den Spaziergang über die Brücke ersparen. Die Bootstour war ok aber für 18€ pro Person, zu wenig Außensitzen, keinem Service an Bord dann nicht übertrieben preiswert.

Diesmal gibt es in der Markthalle eine Käseplatte und wir steuern den nächsten Geheimtipp an: der Portweinkeller der Firma Augustos. Jährlich produzieren sie nur 30.000 Flaschen und verkaufen ausschließlich hier in diesem Keller oder liefern per Versand. Es wird nicht exportiert und man findet die Marke auch nicht in Läden.

In der Gasse, die dahin führt, kommen wir an einem weiteren „Urban-Art“ Kunstwerk aus alten Reifen vorbei, welches die Hauswand verschönert. Ob es, wie das Häschen eine Straße weiter, von Artur Bordalo (Bordalo II) stammt, wissen wir nicht. Auf dem Rückweg wird hierfür allerdings ein Viermann-Feuerwehreinsatz erforderlich. Der Mann auf der Leiter muss die ganzen Reifen um den gestrigen Regen erleichtern, so dass sich eine schwarze schmierige Masse auf den Platz unten ergießt.

Bei Augustos bekommen wir eine interessante kurze Führung zur Besonderheit der Portwein Produktion und dürfen dann verschiedene Sorten probieren. Da sie auch nach Deutschland liefern, müssen wir keine schweren Flaschen mit uns schleppen.

Den Abend lassen wir nach italienischem Essen gegenüber unseres Appartements mit Live-Musik in der Nähe ausklingen.

In Porto

Am Ostersonntag sind wir bei angenehmen Frühlingstemperaturen von Baden-Baden nach Porto aufgebrochen. Nach recht ruppigem Flug mit Ryanair Comfort sind wir pünktlich in Porto gelandet und haben nach Gepäckabgabe die komfortable und pünktliche Metro Verbindung in die Innenstadt nach Trinidade gefunden. Von dort ist es dann nur noch ein kurzer Spaziergang bis zu unserem kleinen iLoft direkt in der Innenstadt. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch ein bisschen die Umgebung an. Das Wetter ist wenig frühlingshaft, ziemlich starker Wind. Mit den Schichten: Unterhemd, Hemd, dünne Daunenjacke, Softshell und Regenjacke ist es mir nicht zu warm. Sogar über meine Wollmütze, die ich im letzten Moment von der Garderobe gegriffen habe, bin ich dankbar. Bei nächtlicher Beleuchtung sehen wir eines der Wahrzeichen von Porto, den Tum der Barockkirche Igreja dos Clérigos, mit 75 Metern ein guter Aussichtspunkt.

Mit Beendigung der Fastenzeit gab es heute auch wieder äußerst genießbaren portugiesischen Wein zu trinken und ich schlafe sehr gut, ohne die starken Regengüsse nachts zu hören. Am nächsten Tag gehen wir bei zunächst regnerischem Wetter auf Tour, nachdem wir uns beim Supermarkt um die Ecke für das Frühstück eingedeckt haben.

Unser erstes Ziel sind die nahegelegenen renovierten Markthallen (Bolhão), die überdacht und trocken eine gute erste Anlaufstation sind. Erfreuerlicherweise sind es immer nur sehr kurze heftige Schauer, so dass wir ganz gut durch die Stadt und die Fußgängerzone kommen. Auf dem Weg passieren wir das barocke Rathaus mit dem Porto-Schriftzug, das wir am Nachmittag mit schönerem Sonnenlicht noch einmal sehen. Auf der zentralen Achse vom Rathaus runter ist eine riesige Baustelle. An der Baustelle von den vielen Touristen unbeachtet, finden wir die erste berühmte Barockkirche (Igreja de Santo António dos Congregados) mit vergoldeten Altaren und imposanter Azulejo-Verkachelung der Fassade (die sieht man aber kaum, wenn man davor steht, sondern nur von der anderen Seite der Baustelle). Die Kirche liegt unmittelbar neben dem Bahnhof São Bento, der die Innenstadt mit dem außenliegenden Bahnhof verbindet und dessen Eingangshalle ebenfalls mit monumentalen Azulejos ausgestattet ist, die verschiedene geschichtliche oder einfach nur landschaftliche Motive zeigen.

Ein Stück entlang der Fußgängerzone (R. da Flores), die gut mit Touristen frequentiert ist, biegen wir ab und steigen über kleine enge Gässchen, die dennoch auch vom hiesigem Autoverkehr intensiv genutzt werden, hinauf zur Kathedrale mit großer Terrasse und reichlich verzierter Pranger-Säule.

Der Kathedralenhügel wird einmal umrundet, um dann auf die Ponte Luis I zu kommen, die zweistöckig, oben von der Metro und unten von Autos benutzt werden kann und am Rand viele Fußgänger, die jeweils in beide Richtungen den Fluss überqueren. Nah am Rand ist es nichts für Leute mit Höhenangst. Das durchbrochene Stahlgeländer bietet dafür fantastischen Ausblick über den Fluss, das Douro Tal und die beiden Orte.

Auf der gegenüberliegenden Seite erwischt uns wieder ein kurzer Regenschauer und wir liebäugeln einen Moment damit, mit der Seilbahn abzufahren. 7 Euro für einfache Fahrt pro Person kostet das kurze Stück und dafür sind wir zu geizig. Schon hat es wieder aufgehört zu regnen und nach kurzem steilem Abstieg schlendern wir entlang des Ufers mit beworbenen Restaurants und ganz vielen Portwein Degustationen. In einer Markthalle finden wir Empanada (gefüllte Teigtaschen) als Snack.

Nachdem wir die Markthalle wieder verlassen, ist der Himmel endlich blau mit kleinen Wolken. Alle Bilder von Brücke, Fluss und der Silhoutte von Porto muss ich folglich noch einmal machen. In einer Seitenstraße finden wir eine weitere Barockkirche die Igreja Paroquial de Santa Marinha mit außen einem Kachelmotiv. Auf dem Weg dahin, wie auch schon entlang der Promenade: “Kunst mit Müll”. Ein monumentales Häschen aus Abfall an der Ecke eines ansonsten baufälligen Gebäudes.

Auf der unteren Etage der Fachwerk-Bogen-Brücke, die 1886 fertig gestellt wurde, queren wir wieder den Douro. Ursrpünglich wurde die Brücke auch vom Büro des Eiffelturm Namensgebers angeboten, dann aber nachher (Trennung des Partners im Zwist) von einem belgischen Unternehmen erstellt. Man sieht auf der Porto-Seite noch die Brückenköpfe der alten Brücke.

Das hiesige Ufer (Cais da Ribeira) ist noch deutlich voller mit unzähligen Touristen, die nun auch bei den ersten wärmeren Sonnenstrahlen in den Außenbereichen der Cafés sitzen können. Der Blick auf die Stahlbrücke, auch Unesco Welterbe, dominiert das Panorama.

Am Praça da Ribeira, verziert durch einen Brunnen mit moderner Kunst in Form eines riesigen Würfels mit Taube, verlassen wir das Ufer und steigen langsam den Hügel hinauf. Im kleinen Café “Castro – Atelier de Pastéis de Nata” mit Schaubacken von kleinen Puddingtörtchen ergattern wir einen der wenigen Tische. Wir bekommen außerdem “dois café com leite” was die Dame hinter der Theke schon beim zweiten Mal versteht. Hier verstehen sie in der Gastronomie allerdings alle sehr gut englisch.

Nach kurzer Pause und nachladen der Elektronik finden wir weitere Gässchen in der Altstadt mit Blick auf den Torre dos Clérigos, die Kathedrale oder das sonniger angestrahlte Rathaus. Wir kommen auch durch grüne Parks, zum Beispiel den Jardim da Cordoaria mit seltsam gewachsenen Platanenbäumen, unten extrem dick, oben dann normal verjüngt. Ein weiteres Phänomen hier ist die Touristenschlange vor der Buchhandlung Livraria Lello, durch Harry Porter Verfilmung berühmt geworden.

Von dort kommen wir wieder auf einen großen offenen Platz mit einem grünen Brunnen, dem Fonte dos Leos und Blick auf die nächste Barckkirche Igreja do Carmo mit riesiger Kachel-Fassadenverkleidung und tollen barocken Steinverzierungen. Die Innentour mit der Möglichkeit auch oben rum zu laufen ist dann aber gleich wieder 8 Euro teuer.

Interessant sind neben den vielen schönen Fassadenverkleidungen mit Azulejo Kacheln viele Wandbemalungen. Teilweise sind die auch monumental, wie eine Katze an der Ecke einer kleinen Strasse ab von der zentralen Fußgängerzone der Rua das Flores. Das Erscheinungsbild besteht insgesamt aber keinesfalls aus ausschließlich schönen Häusern. Dazwischen gibt es sehr viel baufällige, völlig verwahrloste Häuser. Es gibt auch einiges zu kaufen, renoviert oder eben nicht. Ein besonders schöner Park ist der Parque das Virtudes, der sich natürlich in das Seitental einschmiegt und mit kleinen labyrinthischen Wegen, ganz vielen Wasserbecken und mit Granitkunst, die Holzstrukturen nachahmt, verziert.

Ein weiteres Phänomen sind die vielen unterschiedlichen Gefährte, mit denen man sich kutschieren lassen kann. Oldtimer-Touristen-Droschken und Tuk-Tuk (moderner als die thailändischen Versionen), Panoramabusse, Ausflugsboote oder öffentlicher Nahverkehr mit toller Metro, Bussen und historischen Straßenbahnen.

Eine kleine Auswahl ist hier zu sehen. Neben dem Verkehr und Fahrzeugen in allen Variationen von Straßengegebenheiten sind auch die Möwen allgegenwärtig, wie diese beiden, die es sich auf einem Auto bequem gemacht haben. Diese ziemlich großen Vögel haben den Respekt vor Menschen fast völlig verloren und kommen oft recht beängstigend nahe.

Als letzten Programmpunkt auf dieser Wanderung leisten wir uns den Aufstieg auf den Turm der Igreja e Torre dos Clérigos. 75 Meter hoch über immer schmaler werdende Treppchen kommen wir auf ein gut besuchtes Aussichtsportal unterhalb der Glocke. Hier bieten an barocker Balustrade großartige Rundumblicke auf alles, was wir heute durchwandert haben.

Auf dem Rückweg passieren wir das freundlich angestrahlte Rathaus, der Porto Schriftzug ist immer noch bevölkert, obwohl schon im Schatten.

Direkt daneben kommen wir am Brasão Aliados vorbei. Um 19h ist es für uns Zeit für Abendessen. Zunächst bekommen wir einen Minitisch in einer Ecke direkt neben der Eingangstür zugewiesen, “der einzige freie Tisch”. Nach einmal Probe sitzen entscheiden wir uns dagegen und nach etwas recherchieren findet die Platzanweiserin dann doch auf der Empore noch einen Tisch für zwei (nur bis 20h). Die Kellner mit gutem englisch sind sehr nett und ich erprobe ein paar neu erlernte portugiesische Sätze. Das Essen in dem bei Google mit 4.6 bewerteten Restaurant wird der Bewertung gerecht und da wir ja nicht so viel Zeit haben, gibt es gutes Bier im Steinbecher. Um 20:15 brechen wir dann langsam wieder auf und nun hat sich eine lange Schlange am Eingang gebildet.

Insgesamt waren wir etwa 15 Kilometer in langsamem Tempo unterwegs. Die Topologie des Ortes führt auch zu einigen Höhenmetern (~350). Von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geht es immer wieder steil runter und wieder hoch.

Makadi Bay

Die verbleibenden zwei Tage, bis wir am 2. November dann wieder zum Flughafen nach Hurghada gebracht werden, verbringen wir nun an der Makadi Bay, ein Ort, der aus verschiedenen Hotels und Clubs besteht und einen Streifen entlang des Roten Meers bildet. Dahinter ist Wüste.

Wir bekommen hier Frühstück, Mittagessen und Abendessen und auch sämtliche Getränke wie Wein und Bier. Beim Abendessen zeigt sich der Kellner großzügig und bietet uns einen Ouzo an und kommt mit Wassergläsern, die ca. 4 Zentimeter gefüllt sind. Das müssen wir stehen lassen, aber es gibt doch einige, die sich der Herausforderung stellen.

Schnorcheln Makadi Bay

Es gibt die Möglichkeit Exkursionen mit dem Boot zu machen, aber wir packen unsere mitgebrachte Schnorchel Ausrüstung aus und schwimmen entlang zweier roter Fahnen zum Korallenriff. Besonders kurz nach dem Frühstück, bevor in der Ebbephase das Wasser den Sand aufwirbelt, ist die Sicht am besten. Wir schwimmen durch bunte Fischschwärme und auch eine große Wasserschildkröte ist zu sehen.

Im Laufe des Vormittags werden es dann mehr und mehr Schnorchler. Besonders übergewichtige Russen, die wohl auch kaum schwimmen können, fallen mir dabei sehr negativ auf. Sie stoßen sich mit ihren Schwimmschuhen am Boden ab, anstatt zu schwimmen, ohne Rücksicht darauf, auf was oder welche Koralle sie dabei treten.

Am zweiten Tag sind wir noch früher draußen und zunächst allein. Später kommt ein zweites Pärchen dazu, bis sie irgendwann panisch in beschriebener Manier Richtung Insel stürzen. Später erzählt sie, dass ein Hai auf sie zu geschwommen sei und sie wird mit dem Boot vom Sicherheitspersonal, das von ihrem Mann alarmiert wurde, von der kleinen Insel abgeholt. Uns ist der Hai nicht begegnet, sondern nur eine Schildkröte, aber das Tauchrevier hier wurde geschlossen.

Es gibt nicht viel zu tun. Wir wandern den Strand entlang. Zwischen jedem Ressort sitzt ein bewaffneter Wachmann, der die Zimmernummer wissen will. Bei „Makadi Center“, das sind ein paar Hütten mit Läden am Strand, gibt es einen langen Steg, von dem man aus direkt an das dortige Riff kann. Nachmittags probieren wir von dort noch einmal unser Glück. Ein Wächter möchte nicht, dass Gäste aus unserem oder anderen Clubs hier ohne zusätzliche Eintrittskarte ins Wasser gehen. Wir entwischen ihm über die andere Treppe.

Abends gibt es im Amphitheater kleine Vorstellungen von Künstlern und Artisten, die wahrscheinlich von Hotelanlage zu Hotelanlage ziehen und jeden Tag das gleiche Programm vorführen. Am ersten Abend ist ein Feuerschlucker zugange, das riecht dann im unteren Zuschauerbereich recht stark nach Benzin und am nächsten Abend steht wieder Bauchtanz auf dem Programm. Wir halten bis zum Ende durch und da wird es tatsächlich gut, aber zwei Drittel des Publikums hatte bis da schon das Theater verlassen. Außerdem gibt es noch eine laute Disko, vorne am Strand. Das störte uns aber nicht beim Einschlafen. Wir schauen uns das kurz aus der Nähe an und Inklusivgetränke gibt es hier keine.

Das beliebte Spiel, morgens an den Strand zu jagen, um sich die Liegenplätze möglichst in der ersten Reihe durch Handtücher zu sichern, gibt es hier auch. Das kümmert uns wenig, da wir das ohnehin nicht nutzen. Das Essen ist gut, aber dennoch wird es mir nach zwei Tagen dann doch ein bisschen langweilig. Viel länger bräuchte ich das nicht, es sei denn, man nutzt das Angebot für Wassersport noch besser aus.

Um 5:30 in der Frühe werden wir dann tags darauf abgeholt. Schon beim Einlass in den Flughafen nach Hurghada müssen wir unsere Flugnummer wissen und unser Fahrer muss sich ausweisen. Die Gepäckkontrollen sind dafür recht lasch. Alle Flüge sind pünktlich und nach kurzem Aufenthalt in Kairo geht es in 4,5 Stunden zurück in den Frankfurter November.

Abends freuen wir uns über die Pizza bei unserem lokalen italienischen Restaurant.

Von Luxor nach Makadi Bay

Bevor wir über 250 km von Luxor nach Makadi Bay mit einem Kleinbus transportiert werden, steht ein strammes Programm an, um die restlichen Sehenswürdigkeiten von Luxor sehen zu können, alle schaffen wir aber nicht bis zum frühen Mittag.

Zunächst sind wir im Tempel von Karnak, den die Sphinxen- oder korrekt Sphingen – alle mit dem Amun-Tempel mit dem Obelisken verbindet. Der Karnak Tempel ist die größte Tempelanlage Ägyptens. Auch dieser Tempel ist für Amun und enthält faszinierende Säulengänge mit teilweise noch gut sichtbaren Farbbemalungen.

Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir den Nil und fahren mit einem kleinen Motorboot ca. 10 Min an das andere Ufer. Dort erwartet uns wieder unser kleiner Bus, denn der musste über eine Brücke und damit einen großen Umweg machen, während wir im Tempel waren und so sparten wir mit der Bootsfahrt ein bisschen Zeit ein.

Das nächste Ziel ist das Tal der Könige. Die Eintrittskarte ist mit 400 LE etwas teurer wie für die anderen Tempel, die 240 und 300 LE kosten. Für uns sind die Karten im Tourenpaket enthalten. Hier berechtigt sie zur Besichtigung von drei Gräbern außer dem von Tutanchamun, dafür braucht man noch eine Karte extra. Da sei aber nicht viel zu sehen und Asis unser Führer empfiehlt uns drei Gräber. Die Außentemperatur liegt bei trockenen 36 Grad. Der Weg steil nach unten in die Grabkammern führt über verschiedene Stationen, die der Pharao zu absolvieren hat, bis er von Horus und Anubis ins Totenreich gebracht wird. Diese sind durch faszinierende und oft sehr gut erhaltene Fresken dargestellt. Der Abstieg bis zum Sarkophag in der Grabkammer, aber vielmehr noch der steile Aufstieg, sind äußerst schweißtreibend.

Die Luftfeuchtigkeit in den Stollen ist extrem hoch, wir teilen uns die Besichtigung mit unzähligen anderen Menschen. Tritt man dann wieder aus dem Gang raus in die trockene Hitze, fühlt es sich erst einmal ganz kalt an, da der Schweiß nun in trockener Luft schnell verdunstet. Das Tal der Könige liegt zu Fuße eines Berges, der die Gestalt einer natürlichen Pyramide hat, was wohl der Grund war, dass man die Gräber hier angelegt hat.

Der Transfer zum Parkplatz erfolgt mit kleinen offenen Elektrobussen, die ersten elektrischen Vehikel, die ich in Ägypten gesehen habe. Besonders eindrucksvoll ist die hohe Anzahl von „Oldtimern“, meistens französischer Herkunft, der Marken Renault, Peugeot und Citroen.

Das nächste Ziel ist der in Terrassen angelegte Tempel von Hatschepsut mit ehedem schönen Gärten, heute staubiger Wüste, auf der anderen Seite des „Pyramidenbergs“. Nach der Legende sei dieser Tempel mit dem Königsgrab der Königin Hatschepsut verbunden, die selbst regiert hat und deshalb im „Tal der Könige“ und nicht im „Tal der Königinnen“ ihr Grab gefunden hat. Der Tunnel ist noch nicht entdeckt. Auf dem Weg zurück halten wir noch zu 5-minütiger Fotopause bei den Memnon-Kolossen. Diesmal sind die Verkäufer besonders aufdringlich und müssen von Führer und hin zu kommender Polizei zurückgedrängt werden.

Gegen 15h werden wir nach dem Mittagessen nun wieder am Schiff abgeholt und fahren nun im Kleinbus Richtung Rotes Meer. Zunächst parallel des Nils entlang eines Bewässerungskanals. Statt E-Autos oder Lasten-E-Räder ist hier das primäre Transportmittel für kleine Lasten eine primitive Karre, die von je einem Esel gezogen wird. Nach einer guten Stunde haben wir ca. 60 km geschafft. Neben der landwirtschaftlichen Szenerie ist die Fahrtechnik unseres Busfahrers und der anderen Verkehrsteilnehmer (Motorräder, Busse, Autos, Eselskarren) bemerkenswert. Abenteuerlich durch lautes Hupen eingeleitete Überholmanöver, um sich dann an der nächsten Straßenschikane, die sich nur im Schritttempo überwinden lässt, wieder zu treffen. Bei Qina erreichen wir dann langsam die Wüste und eine echte 2x zweispurige Autobahn. Nun kommen wir schneller voran. Nur mit kurzer Unterbrechung an einer Art Rasthof mit den überall rum liegenden Hunden, freundlichen Kindern und Wucherpreisen für Getränke und Snacks. Über die etwa 700 Meter hohen Berge in der Wüste, über denen der Mond rot aufgeht, steigen wir für die letzten 30 km zu viert in einen PKW um. Die Wiener Familie muss noch ca. 120 km nach Quseir.

Im Labranda Club weiß man leider von uns nichts. Während wir bislang immer wieder von den ausgezeichneten Deutsch-Kenntnissen der Führer und der Verkäufer überrascht waren, ist es hier an der Rezeption mit Englisch oder Deutsch nicht weit her. Nachdem ich den Chef überzeugen konnte, die in den Unterlagen angegebene Servicenummer des Niltour-Agenten anzurufen, dürfen wir dann zum Abendessen und danach wurden wir irgendwie doch im Buchungssystem des Computers gefunden. Es gibt einen großen Pool und geräumige Zimmer, nur wenige Meter vom Strand entfernt, viel Animation, laute Musik und kostenlose Getränke. Das scheint positiv mit der Anzahl der Adipösen und der Alkoholkonsumenten, die bereits am Vormittag zugreifen, zu korrelieren.

Von Edfu nach Luxor

Am nächsten Morgen werden wir schon sehr früh, um 6h abgeholt. Um 8:30 soll das Boote weiterfahren, denn zwischen Edfu und Luxor ist eine Schleuse, durch die alle durchmüssen und dafür gibt es zugewiesene Zeitslots. Um 6h sitzen wir im Bus, um die kurze Strecke zum Tempel zu fahren. Dutzende von Droschken und ihren ausgemergelten kleinen Zugpferden stehen am Kai, um uns Touristen aufzunehmen. Die Fahrer zeigen sich sehr erbost, dass wir in einem Kleinbus unterwegs sind. Beim Tempel angekommen fahren wir auf einen riesigen Parkplatz, wo schon hunderte von Droschken, große und kleine Busse und zwei endlos erscheinende Menschenschlangen sind. Trotz der Länge sind wir in gut 20 Minuten am Eingang, natürlich nicht ohne durch eine dieser Souvenirladengassen durchzumüssen und uns dabei in stoischer Gelassenheit üben zu können.

Der Edfu Tempel ist wieder dem Falkengott Horus gewidmet, der hier einen der härtesten Kämpfe mit seinem Widersacher Seth zu meistern hatte. Gebaut wurde er in der Ptolomäer Zeit von 237 v.Chr. bis 57 v.Chr. Der Bau hat sich also über 180 Jahre vom Ptolemaios III bis Ptolemaios XII gezogen. Für damalige ägyptische Verhältnisse eher lang. Wir fragen uns wieder, wie diese Bauwerke mit ihren riesigen Quadern und Säulen wohl erbaut worden sind. Unser Führer Asis meint, dass es dafür Belege gibt und vertröstet uns auf Luxor, wo er uns das zeigen will. Wir treffen uns nah des Eingangsbereichs und mit uns strömen die Massen wieder langsam zurück. Alle haben den gleichen Zeitplan und müssen wohl alle gleichzeitig durch die Schleuse. 60 Minuten später dürfte die Anlage weitgehend leer sein. Wir kommen etwas verspätet zurück, denn da alle gleichzeitig aufbrechen, sind die schmalen Gässchen von Edfu ziemlich überlastet. Auf dem Schiff können wir erstmal frühstücken.

Die Zeit bis zum Abend verbringen wir auf dem Schiff. Das größte Ereignis ist natürlich die Schleuse, die stromabwärts immer zwei von den Nilkreuzfahrtschiffen fasst. Und die 14 Meter sind dann auch genau die Breite, die exakt in dieses Schleusenformat passt. Auf dem Nil sind kleine Ruderboote unterwegs, die Stoffe oder Handtücher anbieten. Mit einem Seil schaffen sie es irgendwie sich am 16 km/h schnell fahrenden Boot festzumachen und schreien dann ungefähr eine halbe Stunde, was sie im Angebot haben. Auch direkt vor der Schleuse, wo die ganzen im langen Konvoi dümpeln, bis sie in die Schleuse kommen, rudern einige Ruderboote rund um die Kreuzfahrtschiffe herum. Äußerst mühseliges und sicher nicht sehr profitables Geschäftsmodell.

Luxor erreichen wir bei Dunkelheit und den Amun-Tempel (Amun ist oberster Gott mit Widderkopf) von Luxor besichtigen wir wieder mit Beleuchtung. Vor der Fassade des Tempels mit monumentalen Steinfiguren (Rames II) steht ein Obelisk. Der zweite dieser Art wurde vom Sultan Muhamed Ali an Frankreich verschenkt und steht auf dem Place de la Concorde in Paris. Auf den Tempel zu führt eine 2,5 km lange Allee von Sphinxen, die erst vor wenigen Jahren frei gelegt wurde. Zuvor standen dort Häuser. Einweihung war 2021. Der Tempel wurde zur Zeit des Pharaos Thutmosis III (1486-1425 v.Chr.) gebaut und Ramses II (1303-1212 v.Chr.) fertig gebaut. Der Tempel ist nun schon über 3000 Jahre alt und zählt zu den sehenswertesten Sehenswürdigkeiten.

Zurück auf dem Schiff müssen wir den ägyptischen Bauchtanz wegen Erschöpfung ausfallen lassen. Wir hätten nichts verpasst, wurde uns versichert. Es sind halt kleine Unterhaltungsgruppen, die von Schiff zu Schiff ziehen und dann 30 Minuten Abendprogramm gestalten und dann ganz schnell wieder weg sind. Da bleibt wenig Raum für Ursprüngliches und besondere Qualität.

Von Assuan nach Edfu

Wir liegen nun mit dutzenden anderen Kreuzfahrtschiffen gemeinsam vertäut. Alle Schiffe haben die gleiche Bauweise, ca. 70 Meter lang, ca. 14 Meter breit (mit Schritten abgemessen). Im Unterdeck mit Blick knapp über der Wasserlinie ist das Restaurant. Im Mitteldeck sind Kabinen, Rezeption und der Ein- und -ausstiegsbereich. Darüber befinden sich Kabinen und ein kleiner Shop und darüber weitere Kabinen und eine große Bar. Ganz oben ist ein kleiner Pool mit Liegen und ein paar Schirmen. Die Liegen werden jeden Morgen schnell mit Handtüchern belegt. Mit Zeltplanen überdacht gibt es einen weiteren Barbereich. Heute ist endlich Abfahrt, aber wir müssen noch auf die Gäste warten, die sich für den Ausflug nach Abu Simbel entschieden haben. Das bedeutet sehr früh raus und dann hin und zurück durch 250 km Wüste, um einen kurzen Blick auf dieses bauliche Wunderwerk werfen zu können. Ein kürzlich erschienener Artikel in der Zeitung hat mich nicht motiviert auch bei dieser Massenszenerie dabei zu sein.

Viel Zeit um diesmal zu viert noch einmal durch die Souks zu schlendern und wieder viele Einladungen zu bekommen. Einige stellen sich als Koch unseres Schiffs vor und wollen uns einen ganz besonderen Laden zeigen. Kurz vor Mittagessenszeit kehren wir wieder Richtung Boot zurück. Ich versuche nun mein gestern erworbenes Wissen um die Geheimnisse des Biererwerbs anzuwenden. Nachdem ich einige Matrosen gesehen habe, die jeder 4 große 24er Stella-Paletten auf dem Rücken Richtung Schiffe tragen, hoffe ich heute erfolgreicher zu sein. Der Weg ist bei Helligkeit schnell gefunden und vor der schwarzen Tür steht ein 38 Tonner Lastwagen mit vielen dunklen Gestalten, die dort Kisten abladen. Die Tür in einen dunklen Lagerraum ist diesmal weit offen und nachdem ich vorsichtig um die Ecke linse, werde ich auch sofort hereingerufen. Eine ganze Palette will ich nicht kaufen, aber sechs Dosen sind schnell aus einer Palette gelöst. Mit Taschenrechner ist die Rechnung schnell ausgerechnet, 40 LE pro Dose. Mit schwarzer Plastiktüte komme ich pünktlich zum Mittagessen ans Boot und kann den Inhalt der Tüte noch in den Kühlschrank einräumen. Übrigens kann man nichts kaufen, ohne dafür mit einer Plastiktüte belohnt zu werden.

Um 15h geht es dann mit einer Stunde Verspätung los. Wir fahren nicht allein los. Nach und nach löst sich ein Schiff nach dem andern vom Ufer. Ein kilometerlanger Konvoi steuert den Nil runter dem nächsten Ziel Kom Ombo entgegen.

So ist das Vergnügen auf dem Oberdeck die fruchtbare Acker- und Weidelandschaft an uns vorbei ziehen zu sehen durch die tiefliegenden und deutlich riechbaren und zu Kopf gehenden Abgasschwaden deutlich getrübt. Landstrom ist in diesem Wirtschaftssegment offensichtlich noch kein lösbares Thema. Das heißt sowohl in Bewegung als auch liegend laufen ständig Motoren bzw. Generatoren aller Boote. Bei Dunkelheit erreichen wir dann die nächste großartige Tempelanlage. Diese ist als einmalige Besonderheit als Doppeltempel mit zwei Eingängen konzipiert, der dem Krokodilgott (Sobek) und dem Falkengott (Horus) gewidmet ist. Die Begründungen gehen, je nachdem wo man nachliest, etwas auseinander. Unser Führer ist der Ansicht, dass es um den ständigen Kampf zwischen Gut und Böse geht. Dabei steht Horus für das Gute und so nennt er auch unsere Reisegruppe „Familie Horus“.

Ein weiteres Highlight des Tempels ist der Kalender, in dem das ägyptische Jahr in 3x vier Monaten zu 30 Tagen mit durch unseren Führer für uns entschlüsseltem Zahlensystem. In den verbleibenden 5/6 Tagen des Jahres wird Neujahr gefeiert.

Bei der Einfahrt prangt der großartig beleuchtete Tempel über den nunmehr hunderten Kreuzfahrerschiffen, die bereits den Kai erobert haben. Es gibt Verbindungskanäle zwischen Tempel und Nil. Die Höhe des Wassers in der Anlage diente als Indikator für die Festlegung der Steuern (zu wenig oder zu viel Wasser bedeuten wenig Steuer sonst viel). Außerdem gab es einige Becken für die Krokodile. Im Nachbargebäude ist ein Museum in erster Linie den Krokodilen gewidmet, von denen auch ein paar mumifizierte Exemplare zu sehen sind.

Ein kurzer Marsch zu Fuß führt uns wieder zum Liegeplatz zurück und nachdem wir die anderen Schiffe durchquert haben, setzen wir uns in unserem Boot in die Deckbar. Gegen 23h setzen sich alle Boote nacheinander in Bewegung, um in der Dunkelheit weiter bis Edfu zu fahren. Das Spektakel ist sehr interessant anzuschauen. Der Dieselgeruch, der sich über den Fluss verbreitet, ist weniger angenehm.

In Assuan

Obwohl das Zimmer eher mittelmäßig ist, schlafe ich ziemlich gut. Der Verkehr in Ägypten zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass alles hupt. Motorräder, die auf dem schmalen Streifen rechts vorbei wollen, hupen, damit unser Fahrer nicht auch auf die Idee kommt, ein bisschen nach rechts zu fahren, weil gerade hinten links einer hupt, der zwischen Gegenverkehr und unserm Bus durch möchte.

Nachdem uns unser Führer Asis gestern Abend noch in Empfang genommen hat und zunächst einen fakultativen (zusätzliche Kosten) Ausflug in den Nationalpark (in erster Linie die Staudammkatarakte) vorgeschlagen hatte, den wir aber gleich verworfen hatten, ging es dann in der Frühe doch aufs Schiff und wir haben die schon eingeschworene Gruppe auf dem Schiff auf die „Kitchener-Insel“ mit botanischem Garten auf einer Nil-Feluke mit Trapez-Segel begleitet. Selbst auf dem Boot haben die beiden nubischen Schiffskapitäne eine kleine Verkaufsveranstaltung von afrikanischem Schmuck oder sonstigen Erinnerungsstücken vorbereitet.

Auch auf der Insel werden wir von freundlichen Verkäufern in Empfang genommen, die sehr engagiert die immer gleichen weitgehend nutzlosen Dinge weitgehend erfolglos anbieten. Das volkswirtschaftliche Potential dieser Human-Ressourcen lässt sich sicher effektiver heben. Der Garten ist sehr angenehm und dient auch vielen einheimischen Schulklassen als Ausflugsziel.

Nachmittags werden wir mit einem großen Bus zum kleinen (dem alten) und großen Assuan-Staudamm gebracht, der den Nasser Stausee (so genannt nach dem Präsidenten, der den Bau initiierte) ohne Schleuse vom Nil abtrennt. Hoch-Tief, das deutsche Bauunternehmen, hat ein Angebot mit Schleuse unterbreitet, das war aber zu teuer für den ägyptischen Staat und so wurde der Staudamm mit russischer Hilfe gebaut, billiger aber ohne Schleuse. Muss halt nun alles mit Lastern durch die Gegend gefahren werden. Im Nasser-See gibt es noch Krokodile, im unteren Verlauf des Nils nicht mehr. Wir haben keins gesehen. Der riesige Staudamm wird militärisch scharf bewacht.

Auf dem Rückweg besuchen wir den der Göttin Isis geweihten Tempel von Philae, der in ptolemäischer Zeit gebaut und von Kleopatra fertig gebaut wurde. Eine Säule trägt eine Hieroglyphen-Kartusche mit ihrem Namen. Im Tempel, den wir mit kleinen Booten mit Zweitakter Außenmotor erreichen, erwarten uns neben der großartigen Eingangsfassade mehrere andere Tempelanlagen, die dem Falkengott Horus und seiner Frau Hathor gewidmet sind. In römischer Zeit kam noch was dazu. Der ganze Tempel wurde vor der Stauseefertigstellung Stein für Stein, von einer niedriger gelegenen Insel hierher, über Wasser, verlegt.

Nach Sonnenuntergang über dem See fahren wir wieder durch das tief über dem See liegende Zweitakter-Gemisch. Eine Familie aus Wien mit drei jungen Töchtern ist auch dabei. Mittels freiwilliger Schal-Verschleierung wird der erfolglose Versuch unternommen, dem Geruch des verbrannten Benzins zu entgehen.  

Wieder auf dem Schiff zurück, müssen wir nachts leider die Erfahrung machen, dass uns auf dem Mitteldeck wohl keine ruhige entspannte Nacht erwarten wird. Die Boote am Kai sind in mehreren Reihen aneinander vertäut. Will man an Land, so müssen erstmal zwei oder drei andere Schiffe passiert werden. Vibrierende Maschinen und Lüftungen des eigenen und vor allem des Nachbarschiffs schaffen einen Geräuschpegel, der sich auch mit Ohrstöpseln nur teilweise reduzieren lässt. Nach der zweiten ziemlich schlaflosen Nacht konnten wir dann noch für eine Nacht in das Oberdeck etwas weiter vor umziehen. Dort war es deutlich ruhiger.

Pünktlich zum Abendessen kommen wir wieder ans Schiff. „Stella“ gibt es an Bord auch. Diesmal für nur 160 LE. Das motiviert mich, ein bisschen Land und Leute auf eigene Faust zu erkunden. Dank Google Maps finde ich auch verschiedene Lebensmittelläden, aber sowohl hier als auch in den Souks / Bazar, die ich später durchquere, finde ich alle Arten von alkoholfreien Getränken, aber kein Bier. Beim ersten Lebensmittelhändler mache ich mich kundig, wie das hier mit dem Bierverkauf funktioniert. Der Ladenbesitzer erklärt, dass es dafür Spezialgeschäfte gibt und direkt um die Ecke wäre eins. Direkt um die Ecke ist allerdings alles hinter einer dunklen schwarzen Tür mit fünf Schlössern verrammelt. Ich frage einen andern nach dem Laden und auch er verweist auf die schwarze Tür. Also heute Abend zu.

Durch die Souks mach ich dann noch einen kleinen Streifzug. Während mich vorher in der nicht-touristischen Gegend keiner angesprochen hatte, spritzt, kaum bin ich von weitem ausgemacht, ein Ladenbesitzer von seinem Schemel, möchte wissen, wo ich herkomme, und will gleich mein Freund werden und mir ganz unverbindlich seinen wunderschönen Laden zeigen. Später gehen wir noch einmal zu zweit los. Wir sind fast die einzigen Europäer und hätten so sicher viele Bekanntschaften schließen können. Auf den Nil-Schiffen müssen tausende Touristen sein, aber die bleiben dort. Das Angebot ist vielfältig und richtet sich trotz der touristischen Anmutung auch stark an Einheimische.