Von Murro Bay nach Oceano

Nachdem ich zunächst studiert hatte bis wohin ich heute kommen kann, beschloss ich es erstmal wieder ruhig anzugehen. Heute scheint es sinnvoll nur ca. 30 Meilen zu fahren, dann ist die nächste Etappe ca. 60 Meilen lang. So sind es heute überschaubare 51 km, mit gut 300 Höhenmeter geworden. Zunächst unterhalte ich mich länger mit Scott aus San Diego, der bis hierher gefahren war und nun mit dem Zug zurück wollte. Er hatte ein merkwürdiges Beach Cruiser Fahrrad mit einem sehr stabilen Anhänger und machte damit am Tag 90 Meilen für die er dann 12 Stunden unterwegs war. Wir vereinbaren, dass ich mich bei ihm melde sobald ich in San Diego bin und er besteht darauf, mir Elektrolyte und Riegel zu geben, die er nicht mehr braucht und hat mir auch noch ein Haferflockenfrühstück aufgebrüht.

Es ist dann doch wieder ziemlich kalt geworden. Gestern war es übrigens bis zu dem Pass mit 1700 Fuß um die 30 Grad warm und kühlte auf der anderen Seite bis zum Meer auf 18 Grad ab. So war ich am Abend wieder mit zwei Jacken unterwegs. Im Moro Bay Inn in unmittelbarer Nähe zum Campground hatte ich Abendessen gefunden und durfte dank der trinkfreudigen Amerikaner-Gruppe auch noch nach offiziellem Schluss um 9 Uhr dort sitzen bleiben.

Der erste Weg führt mich nach Murro Bay zurück um dort den örtlichen Radladen aufzusuchen und mir wieder einen neuen Ersatzschlauch zu besorgen. Im gegenüberliegenden Kaffee Top Dog sitze ich dann eine ganze Zeit bei einem Frühstücksbagel und schaue mir dann den großen Felsen vor der Küste an. Es ist einer von neun entlang der Küste, die auch nine sisters genannt werden. Der Empfehlung aus dem Radladen folgend, geht es wieder über den Campground auf Nebenstraßen bis zur 101 und dann parallel bis Pismo Beach ohne auf Freeway oder Highway zu müssen. Ziel ist der Oceano Campground, der voll ist aber ja mit Hike & Bike Plätzen ausgestattet sei, so steht es in meinem Buch. Dieses erweist sich aber als veraltet, denn alle sagen, sie hätten schon viele Jahre keine mehr. Zu viele Probleme mit homeless people. D.h. ab jetzt gilt es genau aufzupassen welches das nächste Ziel ist. Die Damen im Visitor Center hatten keine Idee und meinten nur, dass an der Küste ja alles sehr teuer wäre und man im Hotel mindestens 170$ bezahlen muss. Ich beschließe die Suche nach Campground aufzugeben und suche über Booking.com und habe auch schon bald ein brauchbares Zimmer für 60$ gefunden, wenige 100 Meter entfernt.

Am Strand treffen sich einige Trucks um dort abends ihr Picnic zu machen. Angeblich sind die Häuser in der ersten Reihe von wandernden Dünen betroffen, so dass über Markierungsstangen die Orientierung aufrechterhalten wird.

Gegenüber vom Hotel gibt es ein mexikanisches Restaurant und das ist gut und gut besucht. Morgen dürfte die Etappe etwas länger werden und es sind auch nochmal zwei 1000 Fuß Berge zu überwinden.

Von San Miguel nach Morro Bay

Nachdem ich gestern noch kurz den Saloon besucht habe und mich über den Gartenschmuck für Haloween gewundert habe, bin ich dann kurz nach 5h wach geworden, denn rund um mich rum mussten die ganzen Arbeiter, die in diesem Motel wohnen und sich ein Zimmer zu viert teilen, los entweder in die Wälder oder auf die Felder. Gegenüber war ein mexikanisches Restaurant, wo es einen Frühstücks Burrito gab.

Mein erstes Ziel war das ca. 10 Meilen entfernte El Paso de Robles wo ich einen Bikeshop ausgemacht hatte. Ich zögerte dort ein bisschen (da sie nicht den Continental Four Seasons da hatten) habe mich aber dann doch für einen neuen Reifen entschieden, den ich als Ersatz mitnehmen wollte und einen neuen Schlauch gekauft. Obwohl der direkte Weg nach Morro Bay über die 41 geht, haben die Kollegen im Bikeshop mir empfohlen auf jeden Fall die 46 zu nehmen, da die viel besser ausgebaut sei und einen großen Randstreifen hat.

So bin ich also dieser Empfehlung gefolgt, obwohl es der längere Weg war. Dadurch sind es wieder 91 km und über 800 Höhenmeter geworden. Auf der 46 geht es dann entlang verschiedener Weingüter und die ganze Gegend sieht dadurch viel kultivierter aus. Es gibt überall Möglichkeiten zur Weinverkostung. Ein paar hundert Meter vor der letzten Weinverkostung, wie sich später herausstellen sollte, ist es dann wieder soweit: der Hinterreifen hält die Luft nicht mehr. Diesmal mache ich tabula rasa, der alte Mantel kommt weg, der neu gekaufte kommt drauf, dann noch der neue Schlauch rein und hoffentlich funktioniert es jetzt wieder. Auf den Schock gehe ich nach der Reparatur erstmal in die Weinverkostung und lasse mir da ein Glas zum Probieren geben.

Ab da geht es dann nur noch Hügel hoch und runter und neben den seltenen Weitblicken über die Hügellandschaft sind das Interessanteste dann schon die Straßenschilder. Bei den Prozentangaben für Steigungen ist es mir ein Rätsel, wie Amerikaner überhaupt einschätzen können wie viel das ist. Wenn auf der einen Seite in Fuß (Höhe) und auf der anderen Seite in Meilen gerechnet wird. So sind beispielsweise 1000 Fuß 0,18 939 Meilen. Wie komme ich da auf Prozent? Da hat das metrische System schon ein paar Vorteile.

Endlich erreiche ich die CA 1 und komme ohne weitere Vorkommnisse bis nach Morro Bay und kann dort bevor es dunkel wird noch mein Zelt aufschlagen.

Von Kirk Creek Campground nach San Miguel

Die Nacimiento-Fergusson Road beginnt abgehend von der CA 1 am Südende der Kirk Creek Brücke, also praktisch genau nach dem Kirk Creek Campground. Ich habe nun soviel abschreckende Geschichten über diese Straße gehört, dass ich tatsächlich in meinem leider doch etwas abschüssig aufgebauten Zelt nicht optimal geschlafen habe und von Militär und Übungen und komischen Sachen geträumt habe. Noch bevor die Sonne richtig aufgeht wache ich auf und betrachte mir das Schauspiel, wie die Wolken angeleuchtet werden. Es war wieder ca. 10 Grad im Zelt aber die Luft ist vollkommen trocken und das Zelt auch. Um kurz vor 8 Uhr habe ich alles gepackt und schenke den Kaliforniern mein überflüssiges Wasser. Am Abend war noch ein Radler gekommen, der nicht über die Nacimiento Straße wollte sondern es durch Trials und direkt durch den Wald versuchen wollte. Ich hatte davon auch gelesen, Vorteil – man kommt in einem Tag durch (wenn), Nachteil – man klettert mit seinem Rad durch Wanderwege. Er hatte Angst vor dem vielen Verkehr, den er erwartete und den Kaliforniern war es zu steil.

Dann bin ich also los (über insgesamt 101 km mit 1153 Höhenmeter) und steil lässt sich bestätigen, es ist streckenweise zwischen 12% und 15% steil. D.h. ich musste mein Reserveritzel bemühen und bis ca. 1500 Fuß war es richtig steil, ab dann wurde es angenehmer, zwischen 5% und 7% und nur manchmal kam ein giftiger Anstieg. Nach 7,5 Meilen habe ich die 2700 Fuß also ca. 850 Meter erreicht. In der Zwischenzeit hatten mich 6 Autos und ein Motorrad überholt und 10 Autos und ein Radler sind mir entgegen gekommen. Der Verkehr war also um die Zeit noch moderat. Auto Nummer 5 wollte einfach nicht vorbei fahren und fuhr dann irgendwann neben mir her und der Fahrer reichte mir eine eisgekühlte Gatorade Flasche aus dem Fenster. Kann man schlecht ablehnen. Er meinte oben auf dem Hügel wäre er auf der Fire Station, da könnte ich auch mein Wasser auffüllen. Wäre also nicht notwendig gewesen neben den 1,5 Liter Wasser nochmal 2,5 in den Packtaschen mitzuschleppen. Schon bald wird es beim Aufstieg so heiß, dass ich nur noch mit Unterhemd und gelber Weste fahre.

Die Straße war also steil und mit den Taschen wirklich eine schwere Aufgabe aber sie war immer so breit, dass bequem zwei Autos aneinander vorbei passen und es gab auch keine schwindelerregenden Abgründe oder Felswände. Kurzum, da habe ich schon schlimmere Straßen erlebt. Aber der Mythos scheint immerhin für wenig Verkehr zu sorgen. Alle, die mir entgegen kamen, haben mit freundlichem Grüßen, Winken und Nicken ihrer Anerkennung Ausdruck verliehen.
An die Spinne, die handtellergroß über die Straße krabbelte, habe ich mich nicht näher ran getraut – um beweisen zu können – dass sie tatsächlich handtellergroß ist. Der Blick von ca. 1000 Fuß zeigt die Straße und den Kirk Creek Campground.
Auf jeden Fall war es ein gutes Gefühl oben anzukommen ohne Hilfsmittel in Anspruch nehmen zu müssen.

Oben war ich kurz versucht es doch über die Forststraßen auszuprobieren und entscheide mich dann den geteerten Straßen zu folgen. Es geht natürlich erst mal wieder runter entlang eines schönen Baches und durch kleine Eichenhaine. Dann wird die Landschaft immer eintöniger wird und verwandelt sich in eine hügelige Steppe mit braunem Gras und ab und zu Eichen. Irgendwann ist es dann nur noch braun und man passiert das Armeegelände Fort Hunter Liggett, welches völlig brach liegt, da es nur Militärzwecken dient. Dann kommt Farmland und dann tatsächlich auch ein bisschen Weinanbau. Die Orte sind fast nicht zu erkennen. Bei Jolon sehe ich kein Haus und bei Lockwood, gibt es, neben ein paar Farmen, dann wirklich einen winzigen Grocery Laden. Immerhin kann man sich nach 34 Meilen halbwegs versorgen. So geht es weiter bis zur 101. Alternativ hätte es die Möglichkeit gegeben auch zu den Seen Lake San Antonio oder Lake Nacimiento zu fahren und da in einem Ressort Unterkunft zu suchen. Aber nach Internet Recherche, Algen im See, Restaurant geschlossen, etc. war ich dann nicht mehr so begeistert und habe mich für den langweiligen Weg über den Freeway entschieden und ein Motel in San Miguel gebucht. In der Hochebene steigt die Temperatur auf fast 35 Grad und erfreulicherweise ziehen Wolken auf und so kühlt es auf 30 Grad ab.

Die Strecke ist mir schon sehr lang geworden, da es einfach stundenlang nur durch braunes Gras ging. Die Autos waren alle sehr rücksichtsvoll und haben einen weiten Bogen gemacht, denn es gab kaum Randstreifen aber dennoch fühlte ich mich dabei nicht sonderlich wohl. Zumal an der Straße nicht nur lebendige Eichhörnchen, Hirschkühe, die einfach nicht weg wollen oder eine handtellergroße Spinne zu sehen waren sondern auch Rehe, Schweine, Wildschweine, Vögel, die in unterschiedlichem Verwesungszustand am Straßenrand liegen.

Gerade in der Ausfahrt von San Miguel fühlt sich mein Hinterrad seltsam an und siehe da, der Reifen hatte kaum noch Luft. Ich versuchte nochmal aufzupumpen aber hoffnungslos. Somit musste ich den Schlauch wechseln. Im Mantel habe ich einen winzigen Dorn entdeckt, der sich durch gebohrt hat und den habe ich versucht beidseitig mit Pinzette (aus dem Waschbeutel) zu entfernen. Hoffentlich ist das gelungen.

San Miguel ist ein spanisch/mexikanisch geprägtes Städtchen mit Saloon, Tacos und Burritos und mein Motel, in dem ich mich ob meiner wenig sauberen Erscheinung nicht schämen muss, hat immerhin WiFi und eine ordentliche Dusche, liegt aber wieder direkt an der 101.

Als ich dann aus dem Hotel zum Restaurant gehe und im Saloon noch ein Bier trinke, kann ich erstmalig abends im kurzen Hemd laufen. Entweder ist das das Inland oder ich komme dann doch langsam Richtung Süden.

Von Big Sur nach Kirk Creek Campground

Heute begann die ganze Truppe um ca. 7:30 geschäftig ihr Frühstück vorzubereiten und ich packte meine Sachen und bin schließlich um 9h losgekommen. Insgesamt waren in Big Sur noch drei Kalifornier, Brandon, Joe und Vince, die mit Alltagsfahrrädern fahren und in einem schweren Kinderanhänger ihre Zelte transportierten. An Gianna und Kevin hat sich eine Weitere angeschlossen. Ich habe nach der Pfeifferbrücke dann erst einmal eine Frühstückspause eingelegt. Die nächste und einzige Möglichkeit auf der Strecke sonst noch was zu bekommen besteht in Lucia. Bis dahin gibt es 22 weitere Meilen nur Panoramen und Küste. Ab und zu sehe ich Delphine und einmal gelingt es mir auch zwei Wale vor die Kamera zu bekommen. Die drei Kalifornier habe ich schnell eingeholt und Gianna und Kevin und die Dritte treffe ich gerade noch in Lucia, wo sie sich langsam auf den Weg machen wollen. Mittlerweile sind wohl alle von der Idee abgekommen über die Erdrutsche klettern zu wollen. Alle, die man hier fragt, raten dringend davon ab. Zum einen sei kaum ein Durchkommen und zum anderen würde die Polizei patrouillieren und saftige Strafen verhängen. Es sieht also doch danach aus, dass wir über die Nacimiento-Fergusson Road müssen. Gianna, Kevin wollen es per Anhalter versuchen und da ich sie bislang nicht wiedergesehen habe, scheint es wohl geklappt zu haben. Die Kalifornier wollen das auch, aber erst am nächsten Tag.

Nach zwar nur 47 km und 770 Höhenmetern für die ich inklusive zwei langer Pausen und vieler Fotostopps 5 ½ Stunden gebraucht habe, lasse ich es langsam angehen. Wenn es dann über das Gebirge gehen muss, dann ist da morgen auch noch für Zeit. Zunächst gönne ich mir in dem winzigen Lucia noch ein zwar teures aber gutes Sandwich, bei traumhafter Aussicht und fülle dann meine Wasservorräte auf bzw. kaufe eine Flasche extra, denn bis zur 101 gibt es angeblich keine Versorgungsmöglichkeiten mehr und auf dem Campground soll es kein Wasser geben.

Ich bin nun an einem der schönsten Campgrounds bisher angekommen. Direkt über der Küste, zwischen Büschen und Hecken und auch im großzügigen Hiker & Biker Bereich ist angenehmer Rasenuntergrund, viel Platz und ganz viel Aussicht auf das Meer und die Küste. Einen Hike & Biker Platz gibt es wie auch in Big Sur für 5$.

Der Camp Host, eine junge Frau, ist sehr nett, kann ein bisschen deutsch, da sie die letzten Jahre am Starnberger See in einem Hotel gearbeitet hat. Ihr deutsch, sagt sie, versteht man leider in Berlin gar nicht, da sie es in Bayern gelernt hat und dann käme noch amerikanische Betonung dazu. Sie zeigt mir einen kleinen Weg, der entlang eines Baches zu einer Bucht mit malerischen Felsen führt und entlang des Bachs und unten an der Küste, gibt es kleine Wasserfälle mit Becken, die sich hervorragend zum waschen und duschen eignen, denn der Campground ist leider ohne Wasser und ohne Elektrizität.

In der kleinen Bucht und an den Wasserfallbecken ist es sehr entspannend. Erst kommt eine deutsche Familie, dann ein deutsches Pärchen und oben auf dem Platz sind dann auch noch einige. Die Frau an der Registrierung freut sich auch über soviel deutsches Publikum.

Nun ist kurz vor 18 Uhr, ich nutze die Zeit mit aufgeladenem Laptop ein paar Zeilen zu schreiben und dann gibt es wohl bald einen Sonnenuntergang, der natürlich fantastisch ist. Kaum ist die Sonne weg wird es auch schon so kalt, so dass man bald zwei Jacken braucht.

Ich lese noch ein bisschen und nehme das überzählige Bier, welches ich in den Packtaschen von Big Sur dabei hatte, in Angriff. Der Sternenhimmel ist so unglaublich klar, da es hier entlang der Küste einfach kein Licht gibt. Autos fahren auch nicht mehr, da ja die Straße kurz danach endet. Auch die anderen sitzen alle nur da und betrachten die Sterne.

Morgen wird dann ein Tag mit ziemlich großer sportlicher Herausforderung oder es nimmt mich auch jemand mit nach oben bis zum Highway 101.

Von Monterey nach Big Sur

Auf der Terrasse eines italienischen Restaurants auf der Fisherman’s Warft hatte ich mich mit einer Suppe begnügt. Die Terrasse sei einer der Spielplätze der US Mini Serie Big Little Lies gewesen. Nach Kaffee und einem Stück Kuchen bin ich dann in die Nachtszene von Monterey eingestiegen. Zunächst in einer Bar mit Eintritt und Sicherheitskontrolle, das heißt mein Rucksack mit allem elektronischen Kram wurde ganz genau unter die Lupe genommen.

Als erstes hab ich Tommy mit Frau kennengelernt. Er pendelt zwischen Honolulu und Monterey und machte aus seiner Leidenschaft für BMW keinerlei Hehl, denn er trug eine Jacke mit entsprechendem Logo. Er hat mir erzählt, wie er sein neues BMW Cabrio 328i in München in Empfang genommen hat um dann damit nach Bremerhaven zu fahren. Ich habe ihm erzählt, dass ich auch schon mehrere BMW hatte und wie und wo man in Deutschland schnell fahren kann und da war er ganz aus dem Häuschen. Er wollte mich einladen und ich sollte auch gleich zum Frühstück mit Champagner kommen aber das habe ich dann doch erstmal ausgeschlagen, da ich mich nun entschieden hatte weiter zu fahren. Später habe ich dann noch Vivian und Jay am Feuer bei Live-Musik kennengelernt, die beide amerikanische Geschichte als Lehrerinnen unterrichten. Um die beiden zu beeindrucken erzählte ich ihnen natürlich gleich, dass ich gerade die Tagebücher der Expedition von Lewis & Clark von Missouri zum Pazifik lese. Im Jahr 2004 wurde der 200. Jahrestag dieser Expedition gefeiert. In Oregon sind mit die beiden Protagonisten ständig begegnet, als Trail oder als Denkmal und ich habe mir dann auf dem Kindle die spannende deutsche Übersetzung der Tagebücher runtergeladen.

Nach einigen Bier, die ich auf diese Weise probieren musste, ging es dann wieder den steilen Weg zum Campground hoch und da saß noch einer am Tisch und hat Reden gehalten. Ich bin dann aber recht bald ins Bett und habe gut geschlafen, wenngleich im Zelt neben mir ein sehr lauter Schnarcher war, so das ich meine Ohrstöpsel wieder zum Einsatz gebracht habe.

Morgens, als ich aus dem Zelt gekrochen kam, begrüßt mich einer mit “Hallo Werner” und ich blicke erst noch gar nicht durch. Als ich dann aus dem Bad zurückkomme erkenne ich, dass Gianna und Kevin auch auf diesem Campground gelandet sind. Sie fahren los, ich etwas später, treffe sie dann auf der Strecke und wir kommen bis Big Sur, einem kleinen Ort, etwas ab von der Küste. Es ist tagsüber heiß geworden und auch die Nacht war lau. Bis auf kleine Restaurants, Grocery Shops ist hier nicht viel und WiFi kostet 6$ für zwei Stunden.

Die Küste ist eine phantastische Panoramastraße mit Buchten, Kliffs, Felsen und historischen Brücken aus den dreissiger Jahren, also aus der Zeit, als sie den Highway 1 zwischen Ozean und hohen Bergen gebaut haben. Am Sonntag finden das natürlich auch viele Touristen mit ihren Autos gut, insbesondere weil am Freitag die Pfeifferbrücke nach einem halben Jahr wieder aufgemacht hat. Über 53 km waren 700 Höhenmeter zu bewältigen. Unser Campground liegt im Pfeiffer Big Sur State Park direkt am Fluss.

Über die neue, gerade wieder fertiggestellte, Pfeifferbrücke müssen wir morgen und dann geht es wieder in einer relativ kurzen Etappe zum nächsten Ziel vor den Erdrutschen. Über die Brücke bin ich jetzt aber auch schon mal gefahren. Auf die 6$ WiFi hatte ich keine Lust auch weil der Service diesmal überhaupt nicht amerikanisch war. Immer wenn ich den Kochkünsten nicht so traue nehme ich Fish und Chips (hier in der Karte übrigens unter Salate). So bin ich über die Brücke den steilen Weg hoch zum nächsten Örtchen geradelt um in einem netten kleinen Restaurant, dem Big Sur Taphouse, mit bescheidenem aber kostenlosem WiFi in sehr viel angenehmer Atmosphäre zu sitzen und das hier aufzuschreiben. Nachher darf ich runterrollen und morgen geht es wieder hoch.

Von Castroville nach Monterey

Heute war die Strecke kurz. 30km ohne nennenswerte Höhenmeter. Nur zum Campground im Veterans Memorial Park auf dem höchsten Hügel ging es steil nach oben. Somit konnte ich um halb zwölf bereits das Zelt aufbauen, duschen und dann mit dem Rad zur Besichtigung von Monterey starten. Die pittoreske Küste ist malerisch und die Touristen in der Cannery Road, in der John Steinbeck allgegenwärtig ist, sind zahlreich. Es gibt Pelikane, Seeotter, Robben, Seelöwen zu sehen und heute am Samstag bei wunderschönem Wetter auch viele Brautpaare, die sich vor der faszinierenden Naturkulisse und in den grün angelegten Parks fotografieren lassen. Erste Eindrücke habe ich hier zusammengestellt. Sind aber noch einige Bilder mehr geworden.

Bin am überlegen ob ich noch einen Tag dran hänge, vielleicht mit Hotel. Allerdings habe ich das Gefühl, die wichtigsten Sachen gesehen zu haben. Es gibt noch ein großes Aquarium vor dem heute eine lange Schlange wartete. Die Hauptsensationen sind schon die Aussichten an der Küste und die Cannery Row.

Alle naselang wird auf die gleichnamige Novelle von John Steinbeck hingewiesen. Es gibt viele historische Hinweise zur Sardinenenfischerei und deren Konservierung und Verpackung.

Durch geschickte Weiterentwicklung und Vermarktung mit Hilfe der Romanvorlage hat es Monterey geschafft ein für viele attraktives Touristenviertel zu entwickeln. Damit wurde nach dem Untergang der Sardinenfischerei eine neue wirtschaftliche Grundlage geschaffen,

Von Santa Cruz nach Castroville

Wie schon zuletzt berichtet konnte ich mir heute im WiFi meiner Gastgeber lesend und schreibend die Zeit vertreiben.

Die ganzen Kunstwerke im Garten schaue ich mir auch noch einmal an und entdecke dabei auch verschiedene Bienenvölker die Richard dort hält.

Gegen 14 Uhr wollte mich Tanja zum Bikeshop fahren, nachdem wir ausführlich Abschied genommen haben. Und tatsächlich mein Fahrrad hat ein neues Vorderrad.

An visuellen Höhepunkten auf der Strecke (42 km, 295 Höhenmeter) gab es nichts. Zunächst bin ich diesmal verbotenerweise auf den Freeway 1 gefahren und habe erst mal Gas gegeben um dem unglaublichen Verkehr zu entkommen. Erst nach ca. 6 Meilen bin ich dann raus und der offiziellen Strecke entsprechend der Wegweiser gefolgt. Ab da ging es eigentlich nur durch ausgedehntes Farmland welches in erster Linie von mexikanisch aussehenden Arbeitern bearbeitet wurde.

Da ich erst kurz vor 3 Uhr los gekommen bin war mein Ziel ein KOA Campground in ca. 25 Meilen Entfernung, den ich auch pünktlich erreicht habe. Allerdings musste ich mir erläutern lassen, dass dies ausschließlich ein RV Campground sei, d.h. es werden keine Zelte aufgenommen. Das hatte ich nicht ausreichend recherchiert. Im fünf Meilen entfernten Castroville fahre ich ab und lass mich im Motel breit schlagen das überteuerte Zimmer zu nehmen. Aber es ist dann schon fast 6h und nochmal 8 – 10 Meilen bei zunehmender Dämmerung zu suchen ist mir zu unsicher. Castroville ist das Weltzentrum für Artischocken (steht überall).

In der lokalen Birreria ist es dann gar nicht so leicht sich in englisch verständlich zu machen. Um mich herum wird spanisch gesprochen. Ich bekomme dennoch ein gutes Essen und ein Bier.

Von Costanoa Campground nach Santa Cruz

Der Morgen beginnt vielversprechend. Endlich einmal nicht so eisig. Zweistellige Temperaturen auf der weitläufigen Zeltwiese, der Wind ist weg und der Himmel ist blau. In das gute aber teure Restaurant möchte ich mich zum Frühstück nicht setzen, packe also zusammen und komme relativ früh los. Das Gelände ist relativ flach und nach nur wenigen Stopps um ein paar Bilder zu schießen erreiche ich das 12 Meilen südlich liegende Davenport in nur einer Stunde. Steilere Kliffs wechseln sich großen Stränden ab und sieht immer wieder Surfer in Neopren Anzügen im Wasser dümpeln um eine Welle zu erwischen.

Dort gibt es direkt an der Straße ein gut besuchtes Café und auf der Sonnenterrasse mit Blick auf das Rad genieße ich ein Fürhstücksburrito mit Kaffee. Vieles mutet hier schon ziemlich mexikanisch an, die Gärtner und Hilfskräfte im Campground, viele Bedienungen in den Restaurants sprechen spanisch oder sind unverkennbar spanisch / mexikanischer Herkunft.

Als nächstes erreiche ich Santa Cruz und bereits vor der Stadt wird man gut über Radwege, direkt an die Küste der Stadt geführt. Der Radweg schlängelt sich über 10 Meilen am Meer entlang ist praktisch und es reiht sich ein Aussichtspunkt an den nächsten. Eine Küste mit tollen Buchten und vorgelagerten Inselchen mit Vögeln, Pelikanen, Seelöwen, dann irgendwann ein großer Park mit Fahrgeschäften und Achterbahnen direkt am Ufer und dann wieder Surfer in größerer Anzahl, die ich eine Zeit lang beobachte.
So komme ich nur langsam voran und denke, dass es doch schade ist, dass man sich nicht in allen Orten ein bisschen aufhalten kann.

Leider wurde dieser Wunsch dann auch kurz darauf auf unliebsame Weise erfüllt, als ich in einer, der Radroute folgend, sehr verkehrsreichen Straße die Radspur herunter rolle, passiert es. Ich stoße mit einem Auto zusammen, welches in die Lücke, die der stockende Verkehr lässt, ins Einkaufscenter einbiegen will und ich komme auf der Radspur angerollt, sehe ihn zu spät und er mich ebenfalls. Es scheint ich habe Glück im Unglück: mir ist bis auf wenige Prellungen nichts passiert und beim Rad scheint nur das Vorderrad ein Totalausfall zu sein.

Der Mann – Richard ist sehr aufgeregt, ob es mir gut geht und ich frage ob er mir helfen kann einen geeigneten Radladen zu finden. So werden alle Taschen und das Rad in seinen geschätzt 20 Jahre alten Kombi geladen und er bringt mich zu seiner Frau, die auch Radlerin ist und sich mit Bike Shops auskennt und zudem als Physiotherapeutin meine Prellungen begutachtet und Eis zur Verfügung stellt.

So geht es weiter zur Bike Station von Joanne, die übrigens flüssig deutsch spricht. Die Begutachtung des Rades kommt zum Ergebnis, dass es tatsächlich nur das Vorderrad ist. Da mein Rad allerdings ziemlich spezielle Teile hat, wird von einer Woche geredet, bis sie es heil machen können. Nun sieht es danach aus, dass sie mit einer anderen 32 speichigen Felge reparieren können. Dazu kommt heute einer, der das Vorderrad dann wieder vollständig aufbaut. Das dürfte dann zwar ästhetisch das Gesamtbild etwas stören, lässt mich aber heute Nachmittag wieder weiter ziehen.

Richard und seine Frau Tanja bieten mir in ihrem kleinen Haus Asyl an. Sie haben in einem kleinen Anbau ein Zimmerchen, in dem ich meine Matte ausrolle und mit Schlafsack gut übernachten kann. Richard ist Künstler, er macht in erster Linie Körperskulpturen aus Keramik (mit einer pit fire genannten Technik) in verschiedenen Farben und der ganze Garten, in dem sie eigene Hühner halten, ist dann auch ein Gesamtkunstwerk.

Die Hütte in der sie wohnen ist ein altes Rangerhaus, aus der Zeit, als das rund herum alles noch Wald war und besteht eigentlich nur aus einem Zimmer mit Feuerstelle, einem Eingang mit der Küche und dem Bad. Die beiden schlafen nebenan in einem Wohnwagen. Tanja macht zu Abend eine Hühnersuppe mit von Freunden gebrachten, selbst angebauten Gemüsen und Kräutern. Richard dankt dafür, dass mir nichts Schlimmes passiert ist und ich bin zugegebener Maßen auch recht glücklich darüber.

Die Strandpromenade von Rio del Mar ist nur 10 Minuten zu Fuß entfernt und da beide früh zu Bett gehen, mache ich einen Spaziergang, lande im Café Rio und darf einer alten Dame (die in Kopenhagen aufgewachsen ist und Heidelberg natürlich kennt) und dem Barmann bei zwei Pale Ale meine Geschichte erzählen.

Heute früh haben Richard und Tanja beide Termine. Ich habe mir zwei Eier mit Toast und Kaffee zubereitet und darf mit WiFi das angewärmte Wohnzimmer benutzen. Im Anbau waren es nur 5 Grad in der Nacht und ich musste die Jacke anziehen. Die Zeit bis Nachmittag, zu der hoffentlich mein Rad wieder einsatzbereit ist, kann ich jetzt hier verbringen umgeben von Büchern und Kunstwerken.

Von San Francisco nach Costanoa Campground

Das Wetter entspricht heute leider nicht der Prognose. Es fühlt sich kühl an, die Sonne ist nur milchig hinter einer dünnen Schicht zu erkennen, die wohl wieder irgend aus Rauch zusammen gesetzt ist und der Wind ist erheblich und an der Küste nimmt er zu. Obwohl es eigentlich nicht so kalt ist, zwischen 15 und 19 Grad, kann ich nur mit Jacke fahren, da sonst der Wind zu eisig ist. Irgendwie schein ich auch trotz oder wegen Pause ein bisschen angeschlagen zu sein. Die ersten 12 Meilen schleppen sich, dann kommt langsam ein Rhythmus.

Viel spektakuläres ist auf der Strecke (76km, 800 Höhenmeter) nicht zu sehen. Die Prairieküste, wie ich sie zuletzt vor San Francisco bzw. vor Bodega Bay erlebt habe verwandelt sich in eine Sanddünenküste, die aber trotzdem einige steile Buchten zu bieten hat, die steilen Cliffs sind aber diesmal wohl weitgehend aus Sand, weswegen viele Warnschilder vor instabilen Kanten warnen und Wandern und Klettern untersagt ist. Es gibt durch die steilen Cliffs einige interessante Aussichten. Rund um Half Moon Bay ist es sehr flach (mal endlich ein paar Meilen mit Geschwindigkeit und Rückenwind), dann wird’s wieder hügelig. Zwischendrin dümpeln ein paar Surfer in relativ flachen Wellen. Die Buchten, mit ausgedehnten Stränden werden häufiger.

Entlang der Strecke machen die lokalen Farmer viel Werbung für ihre lokalen Produkte und gerade die Kürbisse mit riesigen Angeboten fallen besonders áuf.

Die Strecke ist meistens gut mit breitem Randstreifen, allerdings gibt es eine kurvige Passage vollkommen ohne Randstreifen, die ziemlich stressig ist und dann in einem langen Tunnel mündet, angeblich 1000 Fuß aber ich hätte 1000 Meter geschätzt. Der ist aber gut zu befahren, erstens ist der Randstreifen praktisch eine eigene Spur, zweitens ist taghell beleuchtet und drittens geht es bergab.

Interessanterweise ist der Campground und auch das sehr gute Restaurant gut besucht, da die Leute vor dem Rauch flüchten und San Francisco ausgebucht sei, deswegen verschlägt es die Leute hierher. Meine geschäftstüchtige Vermieterin in Daly City hat ihr drittklassiges Appartement (bzw. den einen Raum) auch gleich auf 130$ hoch gesetzt.

Das hat die Frau neben mir an der Bar erzählt, die auch an ihrem Laptop arbeitet und Klassenarbeiten korrigiert. Sie ist Lehrerin für Geologie an der Waldorfschule in San Jose.

Ein paar Tage in San Francisco

San Francisco hat so viele Facetten, dass es natürlich unmöglich ist, diese in nur wenigen Tagen alle zu entdecken. Die Entscheidung, einen Marco Polo Reiseführer über Kindle zu bestellen, erweist sich als unnötig, denn erstens ist der nicht besonders gut und übersichtlich gemacht und zweitens bekommt man im Visitor Center bei der Powell Station so viel Informationsmaterial, dass man sich eigentlich die Reiseführer alle sparen kann.

Zunächst, wie schon zuvor erwähnt, musste ich feststellen, dass das alles ziemlich groß und hügelig ist. Bis zu meiner Unterkunft in Daly City waren es von der Golden Gate Bridge 10 Meilen und das hat nochmal eine Stunde gekostet. Bei Recherche der Transportmöglichkeiten am nächsten Tag habe ich dann festgestellt, dass ich ca. 15 Minuten Fußweg von der Colmo BART Station wohne und die fährt in 20 Minuten im 20 Minutentakt nach Downtown.

Am ersten Tag (7.10.2017) bin ich dann durch den Financial District, durch Chinatown, durch das italienische Viertel über die St. Pauls Church über Lombard Street und Russian Hill zur Fishermen Warft bis Pier 39 gelaufen. In den steilen Straßen rund um die Lombard Street dürfen die Autos nur quer zur Straße parken. Das Bild mit den parkenden Autos ist übrigens nicht schief, denn ich habe die Kamera peinlich genau gerade gehalten. Die Serpentinen, die sie in die Lombard Street eingebaut haben scheint ein Riesenvergnügen für alle zu sein. Es gibt oben einen großen Stau, da man nur runter fahren darf.

Da war ich laut Schrittzähler 16 km unterwegs und nur für die letzten Kilometer habe ich dann einen Bus genommen um in Embarcadero über die BART Linie wieder nach Colmo zu kommen. Allein diese Vielfältigkeit und das pulsierende Leben zu beobachten, zugegeben es war Wochenende mit Fleetweek mit Blue Angels Show, macht schon Spaß. Es ist soviel Lebensfreude zu spüren, tanzen auf offener Straße und einfach Vergnügen an den Sehenswürdigkeiten.

Die ersten zwei Abende esse ich im Val‘s, unweit von meiner Unterkunft, entlang der School Street in Daly City, die die Werner Av. kreuzt. Die Wege sind alle schlecht ausgeleuchtet und es kommt einem immer mal wieder jemand entgegen, von dem man nicht weiß ab er ebenfalls gut gelaunt ist. Da gibt es guten Fisch und gutes Fleisch und Freitags und Samstags Karaoke von ziemlich guter Qualität. Da treten dann tatsächlich auch nur Leute auf, die das ziemlich gut beherrschen.

Am zweiten Tag (8.10.2017), habe ich es ruhig angehen lassen. Von Powell Station zu Civic Center mit den größeren offiziellen Gebäuden suche ich erst einmal in einem ursprünglichen einfachen asiatischen Café, was ich denn Abends gerne machen würde. Es stellt sich raus, dass Christan McBride am Abend in der SFJAZZ Konzerthalle spielt und online gibt es, obwohl nur „almost sold out“, keine Karten mehr. Beim weiter Schlendern in Richtung Alamo Square und Painted Sisters komme ich auf einmal an einem Biergarten vorbei, in dem es Halbliter und Maßkrüge, Pretzel und Obatzter gibt. Obwohl ich kurz zuvor einen Kaffee mit Kuchen hatte, kann ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wenig später passiere ich die „Suppenküche“ irgendwie scheint dieses Viertel deutschaffin zu sein. Vom Alamo Square bietet sich in beginnender Abenddämmerung ein schönes Bild über die Stadt und die Painted Sisters, eine Gruppe von pittoresken, viktorianischen und damit fotogenen Häusern. Auch hier sprüht der gesamt Park von Leben mit teilweise skurrilen Geschäftsideen wie einer im Yoga – Sitz mit einem Schild „Do you need Advice“.

Nachdem ich schon zuvor versucht hatte bei SFJAZZ nachzufragen geh ich da nun wieder hin und rede mit einem jungen Mann an der Kasse, der meint es wäre tatsächlich nichts mehr zu haben und er empfiehlt, dass ich doch gegen 6:30 nochmal kommen soll. Manche geben ihre Karten zurück und dann kann man da eintreten. Die Zeit verbringe ich mit falsch geliefertem Essen, statt Salat mal wieder ein Burger im angegliederten Bistro und unterhalte mich mit einer älteren Dame, die mich für einen Lehrer hält, da sie selber Lehrerin ist. Sie nimmt Französischkurse dieses Jahr, aber nächstes Jahr möchte sie dann auf Deutsch umsteigen. Ich biete ihr großzügig von meinen Kartoffeln an, die ich, wegen Falschlieferung, extra zu den Pommes bekommen habe und sie nimmt dankbar an; die Falafelbällchen sahen auch sehr trocken aus. Um 6:30 bin ich dann wieder bei dem jungen Mann und er drückt mir verschwörerisch eine Karte in die Hand. Die wäre zurück gekommen und ich könne sie haben. Es wäre nichts zu bezahlen. So komme ich kostenlos in den Genuss, eines 65$ Konzertes. Der Sauvignon Blanc im Plastikbecher kostet allerdings stolze 14$ (+ Tip). Das Konzert mit Christian McBride aufgeteilt in zwei Teile mit zwei Trios, jeweils mit Piano und Gitarre erweist sich als eines der Besten, die ich jemals gehört habe. Unglaublich, wie gut manche Leute Musik machen können. Die Perfektion und Leichtigkeit, die Fähigkeit andern den Raum zu lassen und dennoch durch leichte Untermalung, den richtigen Sound, gemischt mit etwas Humor, zu schaffen ist herausragend. Das ist eine Professionalität und Harmonie im weiteren und besten Sinne, die schön wäre in andere Bereiche übertragen zu können. Das erste Trio „Tip City“ mit Christian McBride bass, Rodney Jones guitar, Emmet Cohen piano war schon genial und das Zweite „Remembering Ray Brown“ mit Christian McBride bass, Russell Malone guitar und Benny Green piano wurde noch besser.

Am dritten Tag (9.10.2017) bin ich dann in erster Linie im Financial District rum gewandert und dann ins SFMOMA das „San Francisco Museum Of Modern Arts“ gegangen, was auch wieder ein Superlativ unter den bislang von mir besuchten Museen darstellt. Das rote Bild ist übrigens kein Kunstwerk sondern die Herrentoilette. Da es überall WiFi gibt, nutze ich die Gelegenheit um länger mit Tochter(2) zu telefonieren. Abends im IMAX habe ich mich für die Kingsmen 2 entschieden, die man sich getrost sparen kann. Das Kino mit breiten verstellbaren Sesseln bis in Liegeposition ist genial. Der Schwarze neben mir (sicher einen Meter breit ohne zu stören) ist allerdings nur aufgewacht, wenn ihn seine Freundin gestupst hat oder es wenigstens auf 90 DB hoch ging.

Am heutigen letzten Tag (10.10.2017) nehme ich dann am späten Vormittag mein Fahrrad und suche einen Bike Shop. Trotz zuvor betrachteter Route fahre ich 5km Umweg. Der Laden wird von zwei Schwarzen mit Rastalocken betrieben und im ersten Moment fühle ich mich noch nicht so wohl. Der Angestellte meint ich bräuchte eine neue Kette (obwohl die ja gerade ca. 1000 Meilen alt ist). Eigentlich ging es mir um den Sand um das professionell zu reinigen. Der knurrige Chef und Mechaniker beschließt dann auch mein Rad vorzuziehen und im benachbarten Super Cafe, in dem ich Frühstück und Mittagessen mit Nachtisch nachholen kann (Salat mit Feta und Lemon Cake), vertreibe ich mir die Zeit um Optionen zu finden, wie die Sperrungen auf dem Highway 1 bewältigt werden können. Als ich dann wieder komme hat er nach Reinigung tatsächlich noch ein Problem gefunden, die Gabel wackelt, was ich noch nicht bemerkt hatte und nachdem ich ihn gebeten hatte es zu richten, braucht er tatsächlich auch eine ganze Zeit um zu finden, dass die Spacer Abstände nicht korrekt waren. Nun gut, auch wenn das diesmal 85$ gekostet hat (ohne neue Kette) fühlt sich das ganze wieder sicherer an und nachdem ich den gut sortierten Laden mit den schönen Rädern gelobt hatte, war er dann auch nicht mehr so knurrig und hat sich mit mir über Touren unterhalten.

In ca. 45 Min. geht es zur Golden Gate Bridge. Es hat zugezogen und den Weg auf die andere Seite spare ich mir und nehme den Weg möglichst nah am Wasser um schließlich nach kurzen Stopps und noch einem Versuch die Seelöwen bei Pier 39 mit fast dem gleichen Gegenlicht wieder bildlich einzufangen bis zum Ferry Building zu kommen.

Dort fällt mir ein, dass ich noch gar keinen Turntable der Cablecars beobachten konnte und beim ersten, der keiner ist, denn da geht es nur rein und einfach wieder raus, helfen mir zwei Damen von den Zeugen Jehovas weiter, die ich auch sehr lobe, da sie mich auf Grund meiner Aussprache direkt als Deutschen identifiziert haben. Die Aufnahme des angebotenen Lesematerials kann ich vermeiden, indem ich ihnen die Geschichte von meiner Fahrradtour erzähle und weiteres (nicht überflüssiges Gewicht) zu vermeiden wäre. 1 Meile weiter, wieder direkt an der Powell Station, ist dann der nächste Turntable und da kommen die historischen Cable Cars im 2 Minuten Takt um als Foto- und Filmmotiv zu dienen und für 7$ (one way) die in langer Linie wartenden Fahrwilligen aufzunehmen.

Um Abend zu essen gehe ich dann in das schon am Vorabend besuchte Restaurant / Bar des Pickwill Hotel. Da ich das Rad nicht einfach auf der Straße anketten möchte, denn es wimmelt von Obdachlosen und weiteren zwielichtigen Gestalten, die versuchen alles mitzunehmen, was einfach zu bekommen ist, übernimmt der Mann an der Rezeption das Rad in den Gepäckaufbewahrungsraum des Hotels, was mich das Abendessen (und die zwei IPA) wesentlich entspannter genießen lässt. Zurück geht es dann über die BART Bahn von Powell Station bis Colmo und siehe da, zwei fragenden Amerikanern kann ich schon den Weg erklären. Das Rad in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen, scheint durchweg kein Problem zu sein. In der BART gibt es ausgewiesene Bereiche, die Busse haben vorne extra Fahrradständer nur die Metro habe ich nicht probiert.

Somit ist heute mein letzter geplanter Tag in San Francisco und nachdem ich mir noch den wenig amüsanten Tatort von Sonntag über Internet angeschaut habe, schreibe ich dann noch diesen Bericht.

Bleibt nachzutragen, dass ich ca. 35 km mit dem Fahrrad (ohne Packtaschen und Ausrüstung) und ohne sehr viele Höhenmeter (ca. 300) unterwegs war. Das Radfahren in San Francisco geht eigentlich ziemlich gut. Entweder gibt es ausgezeichnete Routen durch Nebenstraßen oder es ist so voll, dass die Radfahrer das Geschehen bestimmen. Bspw. die Market Street hoch bin ich in einem Pulk gefahren, da waren nicht die Autos das Problem, denn die waren alle hinten sondern die andern Radler, die alle zügig überholen wollten obwohl sich an der nächsten Ampel alles wieder einträchtig versammelt hat. Allerdings geht es hier auch ständig einen Hügel hoch (teilweise steil) und den nächsten wieder runter.