Von Wismar nach Rostock

In Wismar haben wir, wie bereits erwähnt, ein sehr schönes Hotelzimmer. Die notwendige Bettschwere ist eigentlich gegeben, aber der Regen klopft nachts ziemlich hörbar auf die Fensterbretter. Auch das Frühstück im Hotel ist sehr gut. Interessant sind die kulturellen Nuancen im Verhalten der Leute. Maske ist hier im Nordosten völlig out. wer eine trägt kassiert genervte Blicke. Der Himmel ist grau, es ist kühl und besorgt schauen wir in alle Richtungen ob es nicht gleich wieder mit dem Regen los geht.

Der Ostseeradweg ist leicht zu finden und gut ausgeschildert und diesmal wirklich ziemlich gut ausgebaut. Während gestern kleine Wälder (mit wenig Sicht) dominieren, sehen wir heute eigentlich ständig das Meer neben riesigen Weizen- oder Zuckerrübenfeldern. Die Kultur der Bauern im Süden, wie in Baden-Württemberg, ein grünes Kreuz als Protest gegen landwirtschaftsfeindliche Politik aufzustellen, fehlt hier völlig. Große Flächen scheinen damit offensichtlich weniger Probleme hervor zurufen.

Unser erstes Ziel ist Rerik, hier ist die Seebrücke gesperrt aber am Hafen gibt es verschiedene Restaurants wo wir einen Kaffee und Pizzabrot bekommen.

Kühlungsborn präsentiert sich als extrem lebhafter Ferienort mit sehr großzügiger Promenade und mondänen Gebäuden. Der Ort zieht sich über einige Kilometer entlang der Küste. Nach kurzem Aufenthalt beim Riesenrad fahren wir weiter nach Heiligendamm.

Leider sind die Radwege nun wieder nicht mehr so gut. Split oder Waldboden durch die Küstenwälder. Sowohl in Kühlungsborn als auch in Heiligendamm steht zwischen den mondänen Hotelburgen oder Ferienwohnungsarealen auch wieder die ein oder andere Ruine. In Heiligendamm sehe ich dann auch keine Politprominenz sondern muss im Hinterrad den Schlauch tauschen. Ein kleiner Kiesel hat sich durch den neuen Schwalbe Pro One durchgearbeitet. Wollen wir mal hoffen, dass das hält, denn die Wege sind teilweise leider oft weiterhin auf diesem Niveau.

Schließlich erreichen wir Warnemünde, ich habe aber ein Appartement in Rostock reserviert. Das sind noch 20 Kilometer und es ist schon spät. Für die Fährfahrt bei Priwall haben wir das 9 Euro Ticket gekauft und das gilt nun auch für die S-Bahn, die uns von Warnemünde nach Rostock bringt und von dort suchen wir dann das Appartement in der faulen Straße in Hafennähe.

Das Wetter hat sich während des ganzen Tages verbessert und wir haben das Gefühl am Ende eher ein bisschen zu viel Sonne erwischt zu haben. In der Altstadt von Rostock gibt es wieder einige der typischen Speicherarchitekturgebäude aber das Erscheinungsbild des Ortes ist weit weniger homogen als das von Wismar. In der Kogge in Hafennähe gibt es sehr leckere Fischgerichte und wir sind im oberen Stock am kleinen Dreiertisch über der Theke ganz alleine.

71 km mit 320 Höhenmetern waren es bis Warnemünde von wo wir dann in die S-Bahn gestiegen sind. Insbesondere rund um den Hafen hat Warnemünde einen sehr lebhaften interessanten Eindruck vermittelt, während die größeren Städte – Lübeck, Wismar, Rostock – weniger lebhaft wirken.

Von Lübeck nach Wismar

Gestern sind wir mit den Rädern nach Lübeck angereist. Ein paar Etappen auf dem Ostseeradweg sind geplant. Wir starten mit einem Spaziergang durch die Altstadt von Lübeck, die ziemlich ausgestorben wirkt. Die gigantischen Bauten Dom, Rathaus aber auch die anderen Kirchen können somit weitgehend ohne weitere Besucher betrachtet werden. Ein paar Jugendliche machen im Kreuzgang der Marienkirche Party. Das Essen im afghanischen Restaurant ist eine echte Empfehlung.

Es gibt dann auch noch das Willi Brandt und das Günther Grass Haus. Die Hinterhöfe bilden in Lübeck eine eigene interessante Wohnwelt auch wenn einzelne Bewohner vielleicht manchmal ein bisschen zurückhaltend sind.

Das kleine Baltic Hotel am Bahnhof ist wirklich gut organisiert. Unsere Räder stehen sicher in der Garage und das Frühstück ist sehr in Ordnung. Der Weg aus Lübeck heraus gestaltet sich erfreulicher Weise wenig kompliziert nur auf dem Radweg nach Travemünde landen wir zunächst auf einer holprigen Schotterstrecke um dann auf Nebenstraßen (asphaltiert) Travemünde zu erreichen. Die Promenade von Travemünde, die vorderste Reihe (Vorderreihe) bestand ursprünglich aus vornehmen Ferienhäusern und ist jetzt halt eine typische Promenade.

Nach Priwall setzen wir mit der Fähre über (mit 9 Euro Ticket). Von Priwall geht es weiter über schottrige Radwege. Der Anteil an Schotterwegen ist ziemlich hoch und damit nur bedingt für Rennradreifen geeignet.

Wer denkt, dass an der Ostsee alles flach ist, der hat sich getäuscht. Es ist ziemlich wellig mit ganz kurzen steilen Anstiegen. Man sammelt ein paar Höhenmeter. Steil und schottrig, das kostet Zeit, so sind wir eher mit gemütlichem Schnitt unterwegs. Bis zum Ostseebad Boltenhagen und auch danach ist das alles ok, wenngleich in den Orten ziemliche Aggressionen bei Autofahrern zu spüren sind. Im Kreisel schneidet mich eine VW Bus Fahrerin ziemlich übel und irgendeiner überholt völlig sinnlos in den Gegenverkehr, weil ein paar E-Biker offensichtlich zu langsam für ihn sind.

Nach Boltenhagen zieht es zu und obwohl wir Gas geben holt uns ca. 10 Kilometer vor Wismar der Regen ein. Am Anfang ein paar Tropfen, dann ziehen wir die Regenjacken an und dann strömt es doch richtig. In Wismar klart es wieder auf, blauer Himmel, aber wir sind nass.

Im Hotel am alten Hafen, können wir erstmal die Räder wieder in einer Garage sicher unterstellen, die Zimmer sind super und wir machen einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Wismar ist ja Kulturerbe und es sind viele ursprüngliche und schöne Hanse-Architektur-Häuser zu sehen. Die Geschäfte sind allerdings schon meist zu und einige Restaurants schließen teilweise um 19h. Der Italiener, bei dem wir ob guter Bewertung landen, offeriert dann auch nur noch Pizza.

80 km sind wir gefahren und haben 450 Höhenmeter überwunden.