Von Vannes nach Saint-Nazaire

Die Ausbeute an schönen Bildern ist nicht üppig heute. Um 8h wache ich auf und schau aus dem Fenster, Regen und Sturm. Mit dem anderen Fahrrad (mit Schutzblechen) hole ich uns etwas aus der Boulangerie. Die Bäckerei ist einen Kilometer entfernt und der Weg gibt mir Gelegenheit, schon mal zu prüfen, wie sich Rücken- und Gegenwind anfühlen. Erst um 11:20 verlassen wir das Appartement, weil die Wetter-App prognostiziert hatte, dass dann der Regen aufhört. Da müssen wir allerdings noch gut 30 Kilometer warten.

So wie letzten Sonntag ist heute das Wetter wieder äußerst miserabel. Diesmal müssen wir allerdings die ersten 30 Kilometer in starkem Dauerregen fahren. Erst nach 30 km, in Muzillac, machen wir eine Pause. Erfreulicherweise finden wir gleich eine moderne Boulangerie / Patisserie mit Sandwich-Angebot, richtigen Tischen und Strom. Hier halten wir uns eine ganze Zeit lang auf. Die Räder und unsere Ausrüstung (vor allem meine) ist furchtbar dreckig. Wir können uns trotz grenzwertiger Erscheinung bei Kaffee und Sandwich aufwärmen. Während wir da drin sitzen, geht es draußen noch einmal richtig los, aber nach einer Dreiviertelstunde ist dann erstmal Schluss mit Regen. Unsere Regenklamotten lassen wir die ganze Zeit an. Es kommen immer wieder ein paar Schauer und mit den Klamotten bleiben wir einigermaßen warm, obwohl es beim Dauerregen dann doch irgendwann durchkommt.

Erst bei der Brücke nach Arzal bietet sich Gelegenheit, mal zwei Fotos von den Booten im Schlick zu machen. Das Mobiltelefon liegt in der neuen Ortlieb Lenkertasche, die eine oben bedienbare Klarsichtfolie hat und durch die kleinen Schlitze nach unten mit dem Tascheninhalt verbunden ist. Darüber lässt sich auch eine Powerbank anschließen und damit lässt sich einigermaßen navigieren. Die Wege sind diesmal fast immer gut. Durch das Naturschutzgebiet geht es über Holzstege und matschige Wege, auf denen mein Reifen an seine Grenzen kommt. Später landen wir für ca. 5 km auf einer stärker befahrenen gelben Straße.

Ohne weitere Pause kurbeln wir die weiteren 52 km ab und kommen richtig schnell voran, denn der stürmische Wind kommt fast immer von schräg hinten. Manchmal merken wir ihn von der Seite und erst auf den letzten 10 km vor Saint Nazaire mit ganz tollen Radwegen quälen wir uns gegen ihn von vorne kommend. So absolvieren wir die letzten Kilometer mit einigem Kraftaufwand. Unser Gastgeber wartet schon auf uns, ich hatte etwas zu optimistisch gemeldet, dass wir in 20 Minuten da seien.

Unser Appartement ist groß genug und im Erdgeschoss, so können die Räder in der Küche parken. Das Stadtzentrum ist völlig ausgestorben und seelenlos. Da wünschen wir uns in die lebhafte Bar-Szene von Lorient zurück. Besonders sind hier die absurd riesigen U-Boot Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Die Betonmengen stehen seither wohl weitgehend unverändert.

Nach längerer Suche nach einem halbwegs akzeptablen Restaurant landen wir bei Don Papa in unmittelbarer Nähe unserer Wohnung. Es gibt Pizza und Foccacia, nachdem das häufigste Gericht „il n‘y a plus“ war.

Wir waren 82 km unterwegs, es waren 470 Höhenmeter und über das Wetter ist alles gesagt.

Von Quiberon nach Vannes

Exakt um 10h haben wir heute wieder unser Hotel “Le Bretagne” verlassen. Nachdem die Gitarrenband gestern noch ein paar Zugaben offerierte, wurde es spät. Es gab ein richtig umfassendes Frühstück. Das haben wir ausführlich genossen. Heute wartete mit 48 km eher eine überschaubare Etappe ohne nennenswerte Steigungen auf uns. Zunächst ist der Weg sehr in Ordnung, bis zu den Bunkern ist es der gleiche Weg wie gestern unter blauem Himmel mit ein bisschen Rückenwind.

Ab da und bis Auray wird es übel. Entlang der viel befahrenen D768 gibt es einen als Radweg ausgezeichneten schmalen Streifen (kleiner ein Meter), auf dem wir uns nun über 10 km die Straße mit den Autos teilen müssen. Irgendwann beginnt ein Stau, der sich bis Auray kaum auflöst. Wir überholen immer die gleichen Autos auf dem Weg. Allerdings ist das auch kein Vergnügen, da sie beim Stehen oft nach rechts fahren und damit den Streifen gefährlich reduzieren. Andererseits ist es flach, wir haben Rückenwind und kommen so doch sehr schnell voran. Im Gewimmel der Kreisverkehre beim Abzweig auf die Nationalstraße sind wir dann tatsächlich gleichzeitig mit den Autos da, die uns anfangs überholt haben. In Auray selbst gibt es auch nur schmale Streifen am Rand und viel Stau und viele aggressive Fahrer. Ein Autobeifahrer will, aufgrund meiner (zugegeben) wenig galanten Geste, als Reaktion auf die Huperei seiner Fahrerin, vor lauter Wut am liebsten schreiend aus dem Autofenster rausklettern.

Nach Auray wird es besser, richtige Radwege, wieder kleine Straßen. Bei Bono gibt es mit der alten Brücke, dem malerischen Hafen und einem kleinen Markt erste Highlights. Blicke auf den Golf von Morbihan, nach dem dieses Departement (56) benannt ist, haben wir in Le Moustoir.

Dort schieben wir dann auch noch ein kleines Päuschen ein, bis wir die letzten 10 km zu unserem Appartement in Vannes angehen, das wir um 14h beziehen. Es liegt gut einen Kilometer vom historischen Zentrum entfernt. Der Weg nach Vannes-Zentrum führt am Hafen vorbei, dort gibt es Flohmarkt mit vielen alten Büchern und Comics. Interessant zum stöbern.

Im Zentrum gibt es mal wieder eine gotische Kathedrale, die allerdings erst im 15 Jahrhundert begonnen wurde, um erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt zu werden. Außerdem sind in Vannes unzählige interessante und krumme Fachwerkhäuser, eine Stadtmauer, ein paar Tore und Türme und den Hafen mit vielen großen Segelbooten. Unser mit 4,6 bewertetes Restaurant Le Chatelet erfüllt diesen Anspruch nicht so ganz.

Die Stadt ist sehr voll und touristisch, was sich auch im Angebot der Art der Läden reflektiert. Aber kaufen wollen wir ohnehin nichts.

Heute waren wir 50 km mit dem Rad unterwegs mit 370 Höhenmetern. Meistens ein bisschen Rückenwind und leicht bewölkt bei 24 Grad. Der Zickzack-Kurs durch Vannes hat immerhin noch einmal 10 km Fußweg beigetragen.