Von Tréguier nach Saint-Pol-de-Léon

Ganz Europa stöhnt unter der Hitze; nein, nicht ganz Europa, es gibt ein Gebiet unbeugsamer Gallier, wo es weiterhin kühl ist und beharrlich regnet. Wir sind allerdings darüber auch nicht so richtig glücklich.

Nachdem es nachts so richtig stark geregnet hat, haben wir beschlossen, früh los zu gehen, denn laut Prognose ist es vormittags in Ordnung, dann wird es schlimmer und nachmittags wieder besser. Außerdem habe ich zwei Reservierungen für Fahrräder im Zug auf der Strecke Lannion – Morlaix gebucht. Die Schechtwetterzeit hoffe ich somit im Zug überbrücken zu können.

Das Hotel Rest à Flot ist eine ziemliche Bruchbude mit schlechten Zimmern und Sonntag zu, also kein Frühstück. Oben am Marktplatz gibt es Boulangerie und Cafés.

Bis nach Lannion sind es 22 km und der Himmel sieht bedrohlich aus. Es kommen immer wieder ein paar Tropfen, so dass wir die Regenjacken anziehen. Auf der Strecke ist eine kleine Kapelle, vor der sich ein Radfahrer ausruht. Zwischendrin sind ein paar Radwegpassagen eher für Mountainbike geeignet. Am Ortseingang stellen wir uns kurz unter einen Baum und richtig los geht es aber in dem Moment, in dem wir unsere Räder abschließen, um in einer Bar / Brasserie Schutz zu suchen. Kurz vor 10:45 ist es nach 21,7 km. Während wir uns bei Milchkaffee und Cola aufwärmen, ist draußen Regensturm.

Um 12h hat sich die Lage beruhigt und wir spazieren durch die Altstadt mit Flohmarkt und Fachwerkhäusern. Riesige Plastikfolien werden gerade wieder bei den Ständen abgedeckt. Unser Zug steht schon im Sackbahnhof am Gleis und wir können einsteigen und unsere Räder an den Haken hängen.

40 Minuten später steigen wir in Morlaix wieder aus und machen uns auf die zweite Etappe, wieder mit 22 km. Wir kommen an dem Gebiet der Penze vorbei. Das sieht wie eine Kraterlandschaft aus, wenn das Wasser bei Ebbe fehlt. Unterwegs begegnet uns eine große Gruppe älterer Radler, alle ohne elektrische Unterstützung. In Deutschland ein seltenes Bild.

Eine Zeit lang fahren wir dann auf einer wenig frequentierten gelben D Straße, die wir dann aber dem offiziellen Radweg folgend leider verlassen und bei immer wieder aufkommenden Regenschauern durch ziemlichen Matsch müssen. Darunter leidet unser Erscheinungsbild ein bisschen, bis wir im diesmal sehr schönen „Hotel de France“ ankommen.

Saint-Pol-de-Léon ist die Hauptstadt der Artischocken und heute ist Artischockenfest mit Umzügen und Prozessionen und vielen Heiligenbannern in den verschiedenen Kirchen. Wie in allen bisherigen Orten gibt es natürlich auch hier wieder eine imposante Kathedrale.

Das Meer ist etwa 1,5 km entfernt und wir laufen runter und wieder zurück. Unten ist nicht viel los, ein großer Standplatz für Wohnmobile und maritimes Restaurant, dafür ist es aber noch zu früh.

Danach spazieren wir noch einmal durch die schöne Altstadt und reservieren in einem etwas nobleren Restaurant „Dans la Grand Rue“ einen Tisch für zwei. Das haben wir nun gelernt, dass das in den Orten mit geringerem „gute Restaurants“ / Touristen – Verhältnis, schlau ist. Es hat sich gelohnt und anschließend gibt es noch bretonisches Bier in der Bar Café Central und wir können sehr müde ins Bett fallen.

Nachdem wir uns mit der Bahn gut 40 km erspart haben, waren wir 44 km mit dem Rad unterwegs und haben 500 Höhenmeter überwunden.

Von Saint Brieuc nach Tréguier

Unser kurzfristig gebuchtes kleines Appartement erweist sich als sehr gemütlich und wir schlafen sehr gut. Mit den paar Sachen vom Carrefour und der Bosch Kaffeemaschine bereiten wir ein kleines Frühstück. Mein Rad und die Taschen müssen wieder vom vierten Stock ins Erdgeschoss und dann brechen wir auch schon kurz nach 10h auf. Es rollt gut einen ersten kleinen Hang hinunter, um dann gleich wieder steil hoch zu müssen. Dann will Komoot auch noch abbiegen und da kapituliere ich und schiebe. Mehr als 15% müssen in der Frühe nicht sein. Oben angekommen geht es über das übliche Gewirr aus Nebenstraßen und Radwegen langsam aus der Stadt hinaus.

Die Wolken haben wir immer im Blick, bis irgendwann wieder dicke Tropfen uns davon überzeugen, wenigstens die Regenjacken anzuziehen. Es ist relativ schnell wieder vorbei und nachdem die Jacken trocken sind, konnten wir wieder tauschen. Einmal gab es einen richtig schlimmen Regenschauer, wir konnten unter ein paar Bäumen trockenen Unterschlupf finden und nach wenigen Minuten war es wieder vorbei. Der Regen war heute also nicht die große Herausforderung, denn das war neben den vielen kleinen Steigungen der Wind oder besser Sturm. Auf ebener Strecke schneller als 15 km/h voran zu kommen, war ziemlich aussichtslos. So ging es nur sehr langsam voran.

Die Strecke selbst führt ab und zu an das Wasser des Ärmelkanals herunter, aber oft über schöne Wege und schönes Hinterland ohne besondere Ausblicke. Dazu müssen wir dann ab und zu den Schildern zu einem besonderen Aussichtspunkt folgen, die dann auch immer spektakulär sind, aber entsprechend zusätzliche Stecke von uns abfordern.

So kommen wir an verschiedenen schönen Stränden vorbei. Der Strand Bonaparte mit dem Hinkelstein, der aber von US Air Force Mitarbeitern gesetzt wurde, ist besonders eindrucksvoll. Wir pausieren bei einer kleinen Kapelle in einem urigen kleinen Café (La Roulotte Fish and Chips) mit Épicerie, direkt gegenüber der sehr eindrucksvollen Église Saint Loup. Dort halten wir uns eine Zeit lang auf, um uns, das Telefon und die Powerbank wieder mit Energie zu versorgen.

Auch wenn wir nicht direkten Meeresblick haben ist das alles landschaftlich sehr schön, insbesondere die vielen riesigen Hortensien machen das Straßenbild sehr bunt.

Irgendwann wird die Streckenführung äußerst abenteuerlich, Single-Trails für das normale Fahrrad na ja ok, aber dann kamen auch noch ein paar Treppen mit Tragepassage. Aber unten angekommen, wussten wir warum. Der Ausblick auf die Abtei Beauport war schon was sehr besonderes. Wir teilen uns den „Radweg“ mit einigen Fußgängern.

Es war dann aber größtenteils recht mühsam, die Windböen am schönen und belebten Hafen von Paimpol waren ziemlich extrem und dann geht es eben mit einem Durchschnitt von etwa 12 km/h bis zum Ziel.

Nach fast sieben Stunden erreichen wir Tréguier. Unser Hotel liegt unten am Ufer des Fjords, des oder der Jaudy und auf dem Weg nach oben zur Kathedrale, die auch wieder für ein doch relativ kleines Städtchen ziemlich großartig ist, sind einige der typischen Fachwerkhäuser zu sehen. Manche in hervorragendem Zustand, andere eher desolat. So war das auch schon Saint Brieuc.

Es ist Samstag Abend und die gut bewerteten Restaurants sind leider ausgebucht. Im sehr gut bewerteten „La Table du Marché“ bietet uns die Dame an, gleich zu essen (um 19h), dann haben wir den Tisch bis 20:30. Das klappt und hat sich gelohnt.

Lediglich 72 km sind wir heute geradelt, aber die vielen kleinen und steilen Anstiege haben uns 900 Höhenmeter abverlangt.