Von Mont-Saint-Michel nach Dinan

In unserem „Privatzimmer“ bei einer älteren Dame in ihrem Privathaus haben wir ein gutes Frühstück bekommen und weil wir uns gestern in der Epicerie noch mit Baguette, Käse, Salami versorgt hatten, können wir mit diesem Vorrat die übliche Marmelade und Butter ergänzen. Das Haus liegt in Roz-sur-Couesnon, 14 km vom Le-Mont-Saint-Michel entfernt.

Das Wetter sieht ein bisschen wechselhaft aus. Auf den bekannten Radwegen durch schöne Baumalleen kommen wir bald ans Ufer, was wir allerdings wieder verlassen müssen, da wir die Halbinsel von Cancale nicht umrunden wollen. Das dauert zu lange und so kommen wir auf direktem Wege nach Saint Malo.

Der Wind bläst uns ganz ordentlich entgegen und angesichts den Überbleibseln einer stattlichen Allee alter Windmühlen ist davon auszugehen, dass das hier oft so ist. Auch die Strandsegler kommen gut voran, aber uns ist eher nicht danach, das auszuprobieren.

St. Malo erreichen wir dann gemeinsam mit einer Regenwolke, aus der erste Tropfen sprühen, während wir am Strand in Richtung Zentrum rollen. Wir ziehen die Jacken an. Das Zentrum ist sehr voll. Etwas abseits finden wir eine Crêperie und können uns mit Galette stärken. Die Stadtmauer lässt sich teilweise auch mit dem Fahrrad erklimmen und wir schauen uns die riesigen Mauern und das außen liegende Fort von oben an. Nachdem wir durch die volle Fußgängerzone rollen und mal wieder einen Harry Potter Laden entdecken, finden wir den Verkaufsschalter für Fährtickets nach Dinard. Nachdem wir gut 15 Minuten gewartet haben, kommen wir bei sehr bewegter See auf die andere Seite.

Während wir übersetzen, beginnt es zu regnen und die anderen Passagiere kommen hinten in unseren Unterstand. Auf der andern Seite hilft uns das Fährpersonal, die Fahrräder wieder an Land zu heben und es regnet. Wir entscheiden uns dafür, die komplette Regenmontur anzulegen und es lohnt sich. Der Regen ist zwar nicht so schlimm, aber Komoot führt uns wieder über schöne Sand/Kies Radwege, die trocken ganz toll zu fahren sind, aber wenn es nass ist, dann ist das eine riesige Sauerei.

Nach weiteren gut 20 km kommen wir dann endlich in Dinan an und es geht recht stramm den Berg hoch. Nachdem uns Google Maps völlig idiotisch über die stark frequentierte Fußgängerzone leitet, werden wir extrem freundlich von unserem Gastgeber im Hotel Duchesse Anne empfangen. Die Räder dürfen im Büro übernachten. Das Zimmer ist sehr einfach, aber es gibt zwei Steckdosen und leider lässt sich mein Garmin Edge 830 gar nicht mehr über eines unser Ladegeräte aufladen. Das ist ein herber Verlust, denn bislang verlassen wir uns auf diesen Navigator sehr.

Die Altstadt, das historische Zentrum ist spektakulär. Es ist keltisches Harfenwochenende. Somit findet sich an jeder Ecke eine Darbietung mit einer oder mehrerer Harfen. Nach unserem ersten Stadtrundgang und meinem vergeblichen Versuch, mich im 3 Km entfernten Decathlon wieder mit Garmin einzudecken, gibt es im Hotel auch ein sehr gutes Abendessen.

Danach ziehen wir wieder los und auf einer Straße geht es runter und immer weiter runter. Wir kommen am Hafen von Dinan am Ufer der Rance an, theoretisch kann man da auch wieder bis ans Meer kommen. Wir wundern uns über die vielen Leute und recherchieren, dass heute Feuerwerk ist, um den Nationalfeiertag zu begrüßen. Es gibt eine Bar mit Bierverkauf außen und wir machen es uns neben der Brücke gemütlich. Das ganze Areal füllt sich bis es bei Dunkelheit gege 23:15 dann mit der Knallerei losgeht. Schlossbeleuchtung in Heidelberg ist auf jeden Fall auch nicht schlechter, aber das Ambiente ist toll.

Danach müssen wir in einer großen Prozession wieder den langen und steilen Weg nach oben steigen und sind dann erst nach Mitternacht wieder im Hotel.

Wir waren 69,5 km unterwegs und haben 490 Höhenmeter bewältigt und gegen ein bisschen Wind und ein bisschen Regen gekämpft.

Von Fougères zum Le Mont-Saint-Michel

In unserem „Chambre d‘hôte“ gab es heute zunächst ein familiäres Frühstück gemeinsam mit anderen Gästen am großen Esstisch in der Küche. Von allem gab es reichlich. Zwei Franzosen waren unterwegs auf einer Wanderung zum Mont-Saint-Michel, haben dafür aber fünf Tage eingeplant. Unsere Wirtin zitiert ausführlich Victor Hugo, der sich wohl auf einer Reise über den schönen Ort ausgelassen hat. Da muss ich aber trotz fleißiger Französisch-Übungen passen, verstehe leider nichts.

Die Straßen sind vom nächtlichen Regen noch teilweise nass und angesichts kühler 17 Grad entscheiden wir uns heute erstmals dafür, die langärmligen Jacken anzuziehen. Als erstes gibt es noch einmal eine schöne Aussicht auf das Schloss und leider hat Komoot einen Weg gefunden, bei dem wir gleich zu Anfang steil nach oben müssen, aber wir kommen so auf ganz verkehrsarmen Straßen aus der Stadt hinaus, bis wir auf dem Radweg „Voie verte / Grüne Route“ kommen. Der führt uns später trotz lautem Protest vom Garmin auf feinem Kies an allen gelben und orangenen Straßen vorbei, die Komoot eigentlich eingeplant hatte. Weiter geht es auf winzigen „weißen“ Wegen durch einsame Landschaften. Wir kommen nur durch wenige Ortschaften, ab und zu sieht man mal einen steinernen Kirchturm in der Ferne oder kommt an einem „Hinkelstein“ vorbei.

Das ändert sich je näher wir unserem Ziel kommen. Bereits in Pontorson ist einiges los und der Radweg wird immer belebter. Der Mont-Saint-Michel ist von weitem sichtbar und je näher er rückt, umso mehr pilgern die Wege entlang. Viele werden mit Bussen gebracht, die Autos müssen weit entfernt stehen bleiben. Stattdessen gibt es große Shuttle-Busse, die alle 3-4 Minuten völlig überfüllt die letzten 3 Kilometer überwinden. Diejenigen, die nicht auf die überfüllten Busse warten wollen, bevölkern die Wege, auch die Radwege und so müssen wir irgendwann auf die Straße ausweichen.

Mit dem Fahrrad dürfen wir auch über die Brücke bis hin zur Außenmauer. Ab da ist allerdings Schluss mit dem Rad. Hinter den Mauern auf den Treppen, in den unzähligen Souvernier-Shops, den verschiedenen Essensangeboten, sind so unfassbar viele Menschen unterwegs, dass man fast überhaupt nicht voran kommt.

Nachdem ich mir das Treiben kurz angeschaut habe, bis zum Friedhof mit einer malerischen Möwe auf einem Grabmal habe ich es ganz gut geschafft. Auf dem Rückweg bin ich leider falsch in den ultimativen Stau abgebogen.

Die großen Seemöwen haben ihre Scheu vor Menschen völlig verloren und so gibt es immer wieder abenteuerliche Szenen, wenn einer der Vögel ein Stück Brot erbeutet und von allen anderen gejagt wird.

Auf dem Rückweg gönnen wir uns noch in einem der riesigen Läden einen Milchkaffee aus dem Pappbecher und suchen unser Zimmer in einem Privathaus Mammoucafecoulette nahe des Dörfchens Roz-sur-Couesnon.

Aus dem Fenster unseres kleinen Appartements gibt es einen schönen Blick auf die Ebene und den Mont-Saint-Michel, der musste zuvor durch einige steile Höhenmeter erkauft werden. Das Dörfchen ist ziemlich abgelegen und wir fahren mit den Rädern knapp zwei Kilometer zur „Épicerie“, bekommen dort ein Bier zu trinken und ein Baguette (das letzte) mit Käse und Wurst, denn auf Restaurant müssen wir heute verzichten. Zu oder zu weit weg.

Wir waren heute 64 km mit 395 Höhenmetern unterwegs. Die Höhenmeter haben sich auf Anfang und Ende konzentriert, da dann aber recht heftig.