Von Brest zum Cap-Sizun

Die Etappe heute war ziemlich lang angelegt. Als erstes sind wir von unserem ganz hervorragenden Appartement im Zentrum kurz vor 9h aufgebrochen, um rechtzeitig zum Beladen unserer Brestoa Überfahrt nach La Fret am Hafen zu sein. Den Platz und den Weg hatten wir uns gestern schon angeschaut und so ging das alles glatt. Es wollten einige Fahrräder übersetzen und der Platz für Räder war eng, für Passagiere war noch massenweise Platz. Ich hatte das schon vor Wochen online gebucht. Die Überfahrt geht pünktlich um 9:30 los und dauert genau eine halbe Stunde. In La Fret warten schon einige mehr und viele Fahrräder, um nach Brest rüber zu kommen.

Um 10h sind wir also auf der Halbinsel Crozon, die wir nun in Richtung Osten entlang fahren. Gleich zu Anfang sind einige Steigungen zu überwinden, um in der Mitte der Halbinsel eine Zeit lang die Höhe halten zu können. Zunächst gibt es wieder einen schönen Radweg, der nur manchmal Schotter und manchmal ganz neu geteert ist. Idyllisch weiden wieder weiße Rinder, diesen hier hat man die Hörner gelassen. Nun werden die Panoramen über spektakulärer und die Strecke wird immer wieder welliger. Es sind immer nur sehr wenige Höhenmeter zu bewältigen, aber ständig geht es steil runter und dann kurz danach wieder ebenso steil hoch. Hier mal eins der Warnschilder über 10%, später gab es auch mal eins über 20%

Am Strand von Pentrez, am östlichsten Punkt der Tour, machen wir unser erstes Päuschen, in Douarnenez nochmal eins. Den Ort sieht man schon malerisch von der anderen Seite der Bucht, aber bis wir dann drin sind und über die Brücke sind noch einige Steigungen zu erklimmen.

Ab da wird es wieder einsam und wir freuen uns in Beuzec-Cap-Sizun eine geöffnete Épicerie zu finden, in der wir dann noch einmal pausieren. Außerdem gibt es ein besonderes Kirchenensemble, was ich dann doch wieder fotografiert habe, denn die vielen Kirchen auf dem Weg sehen zwar alle interessant, aber doch sehr ähnlich aus.

Nach 76 km, auf denen zahlreiche schöne Strände und Ausblicke lagen, erreichen wir unser Ziel, ein „Chambre d‘hote – La Maison blanche“ in Cléden-Cap-Sizun. Wir beziehen unser geräumiges Zimmer, in dem es aber an Ablage- und Sitzgelegenheiten fehlt. Diesmal verzichten wir auf die Dusche und machen uns mit leichtem Gepäck noch einmal mit den Rädern auf, um noch weitere knapp 8 bkm bis zum Pointe-du-Raz zu fahren und dort die zerklüfteten Küstenlinien zu sehen. Obwohl es schon bald 19h ist, sind noch einige Leute unterwegs, die in den groß angelegten Parkplätzen 8€ Parkgebühren bezahlen und dann noch ca. 2 Kilometer vor laufen müssen. Wir können mit den Rädern bis fast an die Spitze fahren.

Danach fahren wir direkt in den Radklamotten zur von unserem Gastgeber empfohlenen Créperie du Cap in Plogoff, in der wir reichlich leckere Galette zu essen und Cidre zu trinken bekommen. Allerdings müssen wir draußen auf der Terrasse Platz nehmen, da drinnen wieder alles reserviert ist. Gut, dass wir die Jacken mitgenommen haben. Über eine letzte steile Abfahrt und die anschließende Steigung erreichen wir unser Domizil nach insgesamt weiteren 16 km. Jetzt die Dusche und danach ein Gläschen Rotwein.

Damit waren wir heute insgesamt 104 km unterwegs, 12 km davon auf dem Schiff, 76 km mit Gepäck und 16 km mit leichtem Gepäck. Insgesamt sind wir dabei 1182 Höhenmeter geklettert.

Von Saint-Pol-de-Léon nach Brest

Der Tag beginnt mit einem formidablen Frühstück. Es ist für französische Verhältnisse äußerst opulent. Käse, Schinken, Ei, Müsli, Kuchen, Nutella alles dabei nicht nur Butter und Marmelade, außerdem verschiedene Säfte und Obst. Aus dem Fenster sehen wir blauen Himmel und nur ein sanftes Lüftchen bewegt die Palme vor unserem Fenster. Auch wenn unser Zimmer recht klein war, so ist das Hotel de France auf jeden Fall eine Empfehlung.

Wir verlassen Saint-Pol-de-Léon und werden wieder über kleine Straßen geleitet, kommen an Stränden und Kirchen vorbei. Die Wege sind häufig wirklich super, wenn es über kleine weiße Nebenstraßen mit der französischen Kategorie C geht. Manchmal sind auch die gelben D Straßen sehr angenehm. Die orangenen sollte man meiden. Problematisch an der Wegführung der offiziellen Radwege sind die vielen Kies- oder Schotterwege, die nur sehr langsam befahrbar sind und mit meinen 32er Grand Prix 4 seasons Continental Reifen geht das gerade, aber breiter wäre besser.

Diesmal kommen wir durch ein paar Orte, wo auch ein bisschen was los ist. In Plouescat gibt es mal wieder eine Kirche mit dem typischen durchbrochenen Turm, außerdem ein als touristische Besonderheit gekennzeichnetes Dach. Bald danach werfen wir einen letzten Blick auf den Ärmelkanal.

In Lesneven machen wir eine Pause. Es ist Markt und der ist seitens der Besucher fest in deutscher Hand. Nach einem Rundgang landen wir wieder in dem Café, in das wir zu Anfang wollten, holen uns Schokoladencroissant in der Bäckerei nebenan und können mein Telefon aufladen, was nach den ersten 35 km bei 25% Akkukapazität angekommen ist.

In Gouesnou gibt es noch einmal eine besondere Kirche zu betrachten. Unerfreuerlicher Weise wurde sie im zweiten Weltkrieg militärisch als Beobachtungsposten genutzt und es waren verschiedene Gedenksteine und Tafeln von Opfern zu sehen, die hier umgekommen sind. Auch Saint-Pol-del-Léon war Schauplatz eines schrecklichen Massakers an der Zivilbevölkerung. Auf den Wegen sieht man immer wieder Gedenkmonumente für US Streitkräfte oder Gräber von Commonwealth Opfern.

Brest erreichen wir nachmittags, ohne dass es auch nur einmal geregnet hätte. Wir beziehen ein tolles Appartement direkt in der Innenstadt. Sauber, geräumig, alles da, Räder sind im Hinterhof verwahrt. Auf unserem Spaziergang durch die Innenstadt, Fußgängerzone, Brücken und Fort schauen wir auch beim Hafen vorbei, wo wir morgen übersetzen müssen. Die Mauer des Chateau sind riesig und der Hafen von oben stellt sich wie ein riesiges Wimmelbild dar.

Das Einzugsgebiet beginnt bereits 10 km vorher, aber der Weg ins Zentrum führt über gut geführte Radwege. Alle Sehenswürdigkeiten können wir in der kurzen Zeit nicht würdigen, schon gar keine der verschiedenen Museen. Die Sonne hat auch abends noch ordentlich Kraft, als wir auf der Terrasse der gemütlichen Bar „La Gueulle du Bois“ sitzen und wieder preiswert einen Teller Wurst/Käse mit Baguette bekommen.

Insgesamt waren es 70 km mit immerhin 650 Höhenmetern, kein Regen, ein paar Wolken und nur selten und moderater Gegenwind. Auch die Temperaturen sind mit um die 20 Grad moderat.