Zurück nach Heidelberg

Die letzten 32 km mit 350 Höhenmetern waren nicht geplant. Trotz der nicht besonders schönen Lage können wir im B&B Hotel ganz gut ausschlafen und bekommen ein dem Hotelstandard angemessenes Frühstück. Es begann zu regnen und die Tropfen auf dem Fensterbrett waren tatsächlich die größte Geräuschquelle. Kein Problem wir müssen ja nur noch 10 Minuten zum Bahnhof und dann geht es im Zug bis Heidelberg.

Zunächst schauen wir uns den Rhein an, die echte Loreley und die Radfahrer, die mit Packtaschen und gegen Regen gerüstet auf dem Rhein-Radweg unterwegs sind. Die Strecken waren alle etwas seltsam und gegen die Intuition. Entweder bis nach Kaiserslautern und dann in 4 Minuten von Gleis 1 auf Gleis 10 oder nach Frankfurt und dann eine gute halbe Stunde warten. Alle zwei Stunden geht auch Mainz, umsteigen nach Mannheim und dann umsteigen nach Heidelberg. Da die vier Minuten umsteigen in Kaiserslautern unrealistisch sind, liebäugeln wir in der RE17 nach Kaiserslautern bei Bingen damit, nach Mainz umzusteigen, um dort auf den Anschluss nach Mannheim zu warten. Das wäre etwas schneller als in Kaiserslautern mit der nächsten S-Bahn zu fahren. Wir entscheiden uns dann aber doch für die bequemere Variante mit nur einmal umsteigen.

Das war leider eine nicht vorhersehbare Fehlentscheidung. Wenige Minuten später die Durchsage: „in Rockenhausen endet der Zug, ein Baum liegt auf der Strecke. Wir wissen noch nicht wie es weitergeht.“ Nachdem wir mit den Rädern raus sind (einmal durch die Unterführung) die Durchsage: „der Betrieb nach Kaiserslautern geht weiter“. Wieder durch die Unterführung wie auch der gesamte restliche Zug. Für uns heißt das Aufzug runter und Aufzug wieder hoch. Im Zug kommt uns dann der Lokführer entgegen, was wir hier wollen, der Zug würde nicht fahren. Wir dagegen: „die Durchsage hätte gesagt es geht weiter“, er: „ich bin der Lokführer, ein Baum liegt auf der Strecke, der Zug fährt nicht“ … „die Durchsagen würden von der Deutschen Bahn kommen, da hätte er nichts mit zu tun“. Also zum dritten Mal durch die Unterführung, das hat nicht zur Verbesserung unserer Laune beigetragen.

Super Sushi gestern abend und verdreckte Räder heute

Wir ziehen uns um und setzen uns auf das Rad und steuern den Bahnhof Winnweiler an. Wenn der Baum dazwischen liegt, dann geht es von dort vielleicht weiter. Über Komoot und Radwegausschilderung finden wir den Weg, der sich in Kürze zu einem matschigen Schotter-Sand-Waldweg entwickelt. Gleichzeitig ist er mit heftigen Steigungen gespickt. In Winnweiler kommen wir völlig verdreckt an. Auf den beiden Bahnsteigen herrscht Chaos. Ein Zug steht einsam und wartet. Auf dem anderen Gleis steht eine riesige Traube von Menschen, die verschiedene Theorien austauschen, wo der Baum liegt, ob er schon weg ist und wann es weitergeht. Ich schimpfe ein bisschen auf die Unfähigkeit der deutschen Bahn und vor allem das völlige Chaos in deren Kommunikation. Ein Herr, der unweit von uns steht und stoisch sein Handy beobachtet, erbarmt sich und erklärt uns einen Weg über Landstraßen mit Radwegen in Richtung Kaiserslautern. Ein kleines DB-Logo an seiner Jacke outet ihn als Mitarbeiter, vielleicht war er auch ein Fan. Aber die Aussage, dass das hier noch ewig dauert, mit den Rädern seien wir schneller, spricht für die Eingangshypothese.

Der Weg entlang Landstraßen mit Radwegen daneben erweist sich als gut fahrbar. Der Regen hat aufgehört, nur noch Spritzwasser, aber das ist nun egal. Statt kurz vor 12h erreichen wir den Hauptbahnhof in Kaiserslautern um kurz vor 14h. Um ca. 14:17 komme die RE17 aus Koblenz an und siehe da eine ältere Dame, die mit uns im Zug war, steigt aus. Mit der S1 sind es nun noch knapp 1,5 Stunden nach Heidelberg.

Von Cochem nach Koblenz

Im Fata Morgana, eine wiederum von Niederländern betriebene Pension, mussten wir gestern exakt angeben, was wir zum Frühstück essen möchten und haben das dann auch exakt so bekommen. Das war alles einwandfrei. Für Niederländer scheint Cochem ohnehin ein sehr begehrtes Ziel zu sein. Rund um uns herum in den Lokalen und sind einige Texte und Beschilderungen neben deutsch auch niederländisch.

Der Himmel war bedeckt mit sonnigen Lichtblicken und es sollte den ganzen Tag trocken bleiben. Der Wind war teilweise erheblich, aber er kam meistens von hinten. Als wir aufgrund eines kleinen Navigationsfehlers wieder 100 Meter zurück mussten, haben wir den Wind sehr heftig von vorne gespürt.

Der Radweg ist gesäumt mit einigen Burgen und bei der letzten Schleuse vor Koblenz gibt es einen Aussichtspunkt mit nicht sehr beeindruckenden Aussichten, aber interessanten Hintergründen zu und Funktionsweise der Schleuse.

Leider verläuft der linksseitige Radweg lange entlang der Bundesstraße. Einwandfreier Belag und wir fahren um die 25 km/h. Mit nur wenigen Fotopausen erreichen wir schon nach etwa zwei Stunden und 40 km den Ort Winningen. Dazwischen gibt es noch eine riesige Autobahnbrücke, abenteuerlich terrassierte Weinberge und ein „von der Leyen“ Schlösschen über der Bundesstraße.

In Winningen war bis gestern Weinfest. Die meisten der vielen Kneipen müssen sich erholen und haben zu. Wir steuern wieder eine Vollkornbäckerei an und bekommen einen kleinen Snack mit Kaffee. Leider gibt es trotz Sitzgelegenheiten keine Toilette. Von hier sind es nur noch gute 15 km bis zum deutschen Eck.

Die Mosel mündet in den Rhein. Auf der anderen Seite des Rheins ist die Befestigungsanlage Ehrenbreitstein zu sehen, wo man für aktuell 14,90€ hin und zurück mit einer Seilbahn übersetzen kann. Die Sonne kämpft mit düsteren Wolken und dementsprechend ist das ohnehin düstere Kaiser Denkmal auch eher ein düsteres Motiv.

In letzter Minute haben wir das B&B Hotel gebucht. Die meisten inserierten Hotels sind schlecht bewertet oder überteuert. Unser Hotel liegt im Dreieck von Gleisanlagen und vierspurigen Straßen, aber die Fenster sind gut isoliert. Zu Fuß steuern wir wieder die Fußgängerzone an. Es gibt das ein oder andere interessante zu sehen, einige Erker vor alten Fassaden unten allerdings die Fritten-Kette. Es gibt durchaus einige interessante Geschäfte, aber auch sehr viel Leerstand.

Das sehenswerte Wahrzeichen der Stadt ist die mit zwei Zwiebeltürmen renovierte Liebfrauen-Kirche, deren Ursprünge auch auf die Römerzeit zurück geht. Daneben finden wir neben der Jesuitenkirche (die heute evangelisch ist) ein Glockenspiel, welches uns zu Ehren direkt mit dem Spiel beginnt. Auf dem nächsten Platz ist eine interessante Säule installiert, in der über die verschiedenen Etagen die Geschichte der Stadt von den Römern bis heute dargestellt wird.

Nach verschiedenen, eher seelenlosen großen Plätzen finden wir ein Kino und da wollen wir rein. Deshalb müssen wir schnell etwas zu essen finden. Das gelingt in dem großen asiatischen Restaurant Papa Umi, wo schnell mit hervorragendem Service tolles asiatisches Essen serviert wird. Nun beginnt es doch wieder leicht zu regnen.

Die Distanz von 58 km mit 201 Höhenmetern war auch ziemlich schnell absolviert. Der Radweg war zwar wunderbar asphaltiert, aber direkt neben der Straße nicht angenehm zu fahren. Kurz vor Winningen sind wir auf die Strecke hinter der Bahnlinie in die Weinberge gewechselt, wo wenige Höhenmeter mehr zusammen gekommen sind.

Von Traben-Trarbach nach Cochem

Nachdem wir gestern noch bei angenehmen Temperaturen mit Blick auf den tiefsten Punkt der Mosel beim Litziger Lay (alles österreichisch) gesessen haben, begann es nachts zu regnen. Heute war es sehr wolkig, es tröpfelte immer wieder und die Temperaturen lagen zwischen 13 und 18 Grad.

Die Ausblicke auf die Dörfer oder die Staustufen sind dennoch schön. Bei Bullay kreuzen wir die doppelstöckige Brücke (oben Bahn unten der Rest) und verpassen leider den Fotomoment für den Zug, der gerade drüber fährt.

Ein Stück weiter entdecken wir auf der gegenüberliegenden Seite die Klosterruine Stuben und versuchen die supersteilen Weinberge mit dazwischen liegenden Felsarealen ins Bild zu bringen. Aber es bleibt dann doch ziemlich grau.

In Ediger-Eller beschließen wir eine kleine Pause einzulegen, aber der Ort ist noch in Erstarrung aufgrund des gestern beendeten Weinfestes. Wir landen bei Brot & Brood, einer von einem Niederländer betriebenen Bäckerei, in der das Meiste ausverkauft ist. Während wir da sitzen, regnet es auf einmal ziemlich stark und nachdem wir nach dem zweiten bescheidenen Milchkaffee wieder aufgebrochen sind, holen wir bald den Regen ein und kleiden uns in volle Regenmontur.

Nach 15 Minuten ist schon wieder alles vorbei, an der Fähre nach Beilstein kommt das Regenzeug wieder runter und mit Blick auf Beilstein und die Burg Metternich beobachten wir die kleine Fähre bei ihrer Überfahrt, aber bleiben auf der linken Moselseite, bis nach wenigen Kilometern auch schon Cochem, mit Blick auf die Reichsburg, erreicht ist.

In unserer Pension Fata Morgana, die auch wieder von Niederländern betrieben wird, sind leider die Handtücher nicht trocken geworden, was uns wiederum das Trocknen nach der Dusche erschwert. Diesmal nehmen wir die Regenjacken mit und das war gut so, denn wir kommen immer wieder in ordentlichen Niederschlag. Wir gehen über den Marktplatz mit Brunnen, Fachwerkhäusern, Rathaus hoch zur Burg. Da beginnt es recht heftig zu regnen und wir nutzen die Zeit, um im Burgrestaurant ein Bier zu trinken. Nach einer guten halben Stunde wird es heller und wir wagen den Abstieg.

Eine Besonderheit von Cochem besteht darin, dass ich noch nie so eine Dichte von miserabel bewerteten Restaurants gesehen habe. Egal wo wir stehen bleiben, Bewertungen bei Google von unter oder gerade eben über zwei sind die Regel. Letztlich landen wir bei einem ordentlichen Italiener (La Baia direkt an der Brücke) mit knapp über vier und das war auch ok so – nur ein bisschen teuer. Der Himmel klart auf und auf der Brücke gibt es dann auch noch einmal einen abendlichen Blick auf Mosel, Schiffe und Reichsburg.

Die 57 km mit 192 Höhenmetern sind uns nicht schwer gefallen, wenngleich auf den letzten 10 km ein deutlich spürbarer Gegenwind das Tempo gedrosselt hat.

Von Piesport  nach Traben-Trarbach

Heute müssen wir in der Ferienwohnung selbst unser Frühstück organisieren. Damit fällt es etwas spärlicher aus und wir sind bereits um 10h auf dem Rad. Heute ist es nur eine ziemlich kurze Etappe und auf knapp der Hälfte liegt mit Bernkastel-Kues das erste touristische Highlight mit pittoresker Altstadt, riesigem Parplatz und Anleger für viele Flußkreuzfahrtschiffe.

An dem Kiosk mit Strohballen, in den vermeintlich ein armer Radler hinein geraten ist, nehmen wir noch nichts zu uns zu. Die Simultankirche oder Gemeinschaftskirche in Brauneberg, 1/3 abgeteilt für die Evangelischen und 2/3 für die Katholischen (aufgeteilt nach finanziellem Anteil für den Umbau), schauen wir uns kurz an. Es ist heute Tag des offenen Denkmals. Es gibt schon Kuchenverkauf, aber es ist noch zu früh für uns. Die weitere Besonderheit dieser Kirche ist der sehr schiefe Zwiebelkirchturm.

Auf dem Weg nach Traben-Trarbach gibt es dann etliche Dörfer und Einkehrmöglichkeiten. Wir suchen uns ausgerechnet einen Kiosk aus, bei dem es heute nur Obstkuchen gibt, so dass ich mich mit Kaffee zufrieden gebe. Der schöne Ort Kröv, der leider aufgrund des eingestürzten Hotels in die Schlagzeilen geraten ist, liegt auf der andern Moselseite und grüßt nur mit seiner Weinlage. Die riesige Hochmoselbrücke dominiert einige Zeit das Landschaftsbild.

Auf der Trarbacher Seite erreichen wir unser heutiges Ziel. Enten und Nilgänse halten einträchtig Wache, wobei die Nilgänse eindeutig auf der Stecke dominieren. Es ist Flohmarkt unter der Brücke. Unser Hotel ist ca. 1km flussabwärts gelegen. Knapp eine Stunde zu früh können wir bald auf das Zimmer und machen uns dann zu einem Spaziergang auf. Nach ein paar hundert Meter kommen wir an der Stelle vorbei, an der die Mosel mit 16,64 Meter am tiefsten ist. Hier fließt das Wasser grünlich gefärbt. Zunächst führt der Weg an der Mosel zurück wieder über die Brücke nach Trarbach, vorbei am Brückentor, wo wir den Weg hoch zur Burgruine suchen. Der Weg steigt sehr steil durch teilweise noch viel steilere Weinlagen bis zum Kriegerdenkmal, auf dem gestorbene Soldaten aus dem Krieg 1871 geehrt werden sollen.

Auf steilen Treppen geht es hoch bis zur Ruine Grevenburg, die wiederum von Franzosen zur sicheren Festung ausgebaut wurde. Hier oben haben wir nun endlich einen Blick auf die gesamte Moselschleife, die ich allerdings nur mit dem Panoramamodus als Ganzes erfassen kann. Auf der anderen Seite schlängelt sich der Weg dann wieder in vielen Serpentinen durch den Wald zurück zur Brücke.

Über die Brücke zurück nach Traben kommen wir dann am Lorettahaus vorbei, was nach einer Gräfin aus dem 14. Jahrhundert benannt. Sie wurde dafür bekannt, dass sie den sie bedrohenden Kurfürst Balduin an der tiefsten Stelle der Mosel einfangen und entführen ließ. Nach mehreren Monaten lenkte er mit Lösegeld und Zugeständnissen in einem „Sühnevertrag“ ein. So wird das Stadtbild mit diesem und einigen anderen Häusern im Jugendstil oder klassizistischen Stil geprägt, dass sich die Stadt auch „Hauptstadt des Jugendstils“ benennt.

Die überschaubare Distanz 43 km mit 161 Höhenmetern, die sich über einige sehr kurze und steile Zwischenanstiege summieren, ergänzen wir mit weiteren 6 km zu Fuß und 150 Höhenmetern, die diesmal recht schweißtreibend zur Ruine hoch geführt haben.

Abendessen gab es im sehr empfehlenswerten Anker direkt an der Mosel. Interessanter Weise war zwar verkaufsoffener Sonntag, aber ein Großteil der Gaststätten hatte Ruhetag.

Von Trier nach Piesport

Nach einem guten Frühstück packen wir noch bei grauem Himmel unsere Sachen ein. Der Fahrstuhl führt in die Tiefgarage, wo unsere Räder auf einem Doppelparker aneinander geschlossen sind. Direkt neben der Ausfahrt ist tatsächlich ein Märklin-Shop mit einer wunderschön gestalteten Eisenbahnlandschaft, die an gute alte Zeiten erinnert. Wir müssen einfach nur eine Straße Richtung Mosel runter rollen und überqueren diese bei viel Autoverkehr, aber mit tollem Blick auf die wartenden Schiffe und dem roten Sandstein. Der Radweg ist weitgehend perfekt ausgebaut, allerdings gibt es doch einige unerfreuliche Umleitungen, die dann eher irritierend beschildert sind.

Im Gegensatz zu Frankreich ist hier nun die Gastronomiedichte ziemlich hoch. Man könnte eigentlich so ziemlich alle 10 Minuten einkehren. Das machen wir auch zweimal. Ein kleiner Weinausschank ist direkt neben dem römischen Frauenkopf, der bei einem Grab des 3 Jahrhunderts gefunden wurde. Gesellige Radfahrerrunden lassen sich da viel Zeit und wer aus Versehen einen Flammkuchen bestellt, muss ohnehin viel Zeit mitbringen. Das bleibt uns erspart und nach einer kleinen Schorle sind wir schon wieder weg.

Ein paar Kilometer später wird mit eigenem Kuchen, Zwiebelkuchen und Federweißer geworben und als wir das direkt am Radweg gelegene Café erreichen, lassen wir uns auch davon überzeugen. Ab dann geht es einfach zügig entlang des Radwegs, der immer gut von der Straße getrennt ist, auch wenn er ab und zu mal direkt daneben läuft. Heute ist der Himmel endlich mal wieder blau und es bleibt trocken, aber gegen Mittag wird es dann wieder heiß, was ein bisschen an unseren Kräften zehrt.

So erreichen wir Piesport und suchen unser Appartement mitten im Ort. Es ist groß genug für eine ganze Familie, aber der ganze Ort ist voll von Angeboten, die über Booking alle nicht zu finden waren. Zu Fuß laufen wir unten am Fluss entlang, decken uns im Edeka für Frühstück und den Abend ein und suchen dann ein Restaurant. Das erweist sich als gar nicht so einfach, da sie am Telefon dann mit eher bescheidenen mentaler Kraft auf die Herausforderung reagieren können, das ggf. ein Tisch frei werden könnte und der dann für den nächsten Gast zu reservieren wäre. Der spontane direkte Besuch führt dann aber zum Erfolg und so bekamen wir in der Moselloreley gegenüber des gleichnamigen imposanten Felsens einen Tisch und was zu essen und zu trinken. Zuvor sind wir schon den Radweg bis zurück zur Brücke gelaufen. Das Panorama auf die Felsen, die Weinberge, die bis in die letzte Ecke hinein bewirtschaftet werden und die Kirche auf der anderen Seite ist toll.

Wir sind heute 53 km gefahren und haben 223 Höhenmeter erklommen. Ein paar Brücken und ein paar kleine Zwischenanstiege in die Weinberge. Dennoch war die Belastung heute auf Grund der Wärme etwas deutlicher spürbar.

Von Perl nach Trier

Gestern Abend haben wir im nahe gelegenen gut bewerteten Hotel noch gut gegessen und als wie dann im trockenen Zimmer sitzen, beginnt es draußen ziemlich heftig zu regnen. In der Gegend gibt es starke Gewitter. Heute früh ist der Himmel wieder grau und es nieselt. Nachdem wir uns mit Frühstück und Zusammenpacken Zeit lassen, trocknet es langsam ab. Mit knapp 20 Grad ist es deutlich kühler geworden, aber trotz bedecktem Himmel bleibt es den restlichen Tag trocken.

Unser erstes Ziel ist das römische Mosaik in Nennig, für das wir einen kleinen Umweg oder Abstecher in Kauf nehmen. Im 19. Jahrhundert wurde es von einem Bauern entdeckt, recht bald mit einer Schutzhütte umgeben, dann vollständig ausgegraben und mittlerweile mehrfach renoviert. Um die 3 Millionen Steine sind kunstvoll und eindrucksvoll verlegt.

Eine große niederländische Reisegruppe kommt kurz nach uns und wir bekommen deshalb noch einen interessant aufbereiteten Film zur Geschichte und zu den riesigen Ausmaßen der ursprünglichen Römervilla und der Bedeutungen des Mosaiks zu sehen. Letztlich sind es blutrünstige Geschichten rund um Gladiatorenkämpfe mit und ohne Tiere.

Der Radweg führt aus unserer Sicht (flussabwärts) auf der rechten Seite der Mosel entlang. Auf der gegenüberliegenden Seite schauen wir auf Dörfer und Weinberge in Luxemburg. Invasive Gänse-Arten haben mittlerweile auch schon einen großen Teil des Ökosystems in Besitz genommen und lungern entlang oder auf dem Radweg.

Keltische Symbole und eine kleine Bergbaubahn gibt es bei Wellen zu sehen. Kurz danach überqueren wir kurz die Mosel, um in Luxemburg in der kleinen Stadt Grevenmacher am Brunnen unter zylindrisch geschnittenen Bäumen eine kleine Zwischenmahlzeit zu uns zu nehmen.

Bei Konz erreichen wir nach einer weiteren halben Stunde die Saarmündung. Der Radweg führt dann über die Saarbrücke und nach einer weiteren halben Stunde haben wir Trier erreicht. Dank des Ministeriums für Verkehr und Digitales wird der Radweg ausgebaut, sollte bis Ende Juli gesperrt sein und obwohl auf dem Weg nichts zu sehen ist, ist er immer noch gesperrt. So navigieren wir uns über wenig schön geführte Wege bis zu unserem Hotel am Rand der Innenstadt.

Die Räder finden in der Tiefgarage Platz und wohl auf Grund meines irritierten Blicks erlassen sie uns die eigentlich fälligen 3 Euro Parkgebühr pro Rad. Die Innenstadt von Trier ist einerseits voll mit den üblichen Geschäften, aber auch voller reich verzierter Stadthäuser, von denen man hier bestenfalls eine kleine Auswahl zeigen kann.

Das erste ganz große Highlight ist die Porta Nigra, die ich vom extra eingerichteten Fotopunkt tatsächlich am besten ins Bild bekomme. Im Haus gegenüber wird ein Kind auf der Fassade getragen.

Unser nächstes Ziel ist der Dom, der mit der angeschlossenen Liebfrauenkirche einen riesigen Bereich abdeckt. Der Innenraum ist von einer Vielzahl von verschiedenen Stilarten und Gebäudebestandteilen geprägt, die teilweise bis auf die Konstantinische Zeit zurück reichen. Die Granitsäulen wurden aus dem Odenwald bezogen (einen der Steinbrüche hatten wir kürzlich dort besucht).

Der Garten und der Kreuzgang, die erfreulicherweise ebenso gratis betreten werden können wie die Kirche selbst, sind dann noch viel schöner.

Ein paar Schritte weiter, beim Kaufhaus Marx, erreichen wir dann die Konstantin Basilika, die nun wieder in karger Ausstattung als evangelische Kirche fungiert. Die apokalyptischen Reiter in moderner Form, große farbprächtige Ölgemälde, werden aktuell ausgestellt. Davor war es dem kurfürstlichen Schloss angegliedert, das sich auch prächtig und mit prächtigem Park auf der Rückseite der Basilika präsentiert.

Nachdem wir im französischen Restaurant Krämerei Trier eine gute Galette zu uns nehmen, schlendern wir noch einmal durch die Innenstadt und auch mit teurer Beleuchtung ist die Porta Nigra ein toller Anblick.

Insgesamt betrug die gefahrene Distanz heute 60 km mit 222 Höhenmetern. Dazu kommen noch ein paar Kilometer, die wir zu Fuß durch Trier gelaufen sind. Nach nur kurzem Aufenthalt im Saarland sind wir heute schon in Rheinland-Pfalz angekommen.

Von Metz nach Perl

Nachdem wir gestern noch einige Motive und ein paar lokale Biere gefunden hatten, war die Nacht nicht ganz optimal, da die gegenüberliegende Wohnung im Hof einen starken Generator zur Klimatisierung verwendet. Da musste ich meine Ohrstöpsel zum Einsatz bringen. In der Nacht regnet es und morgens ist der Himmel grau. Das Frühstück ist nicht ganz so exquisit wie gestern in Nancy, aber insgesamt sehr in Ordnung.

Eine der Sehenswürdigkeiten, an denen wir gestern nicht vorbei gekommen sind, ist das „deutsche Tor“. Einmal durch die Altstadt entlang der „Rue allemande“ erreicht man es in wenigen Minuten und es hat heute ausnahmsweise wegen einer Veranstaltung geschlossen. Ein paar Fotos von außen müssen genügen.

Nachdem wir den Moselradweg wieder erreicht haben, gibt es noch einen letzten Blick auf die Kathedrale in milchig grauem Himmel. Wir fahren durch einige industrielle Ansiedlungen, unter anderem ein riesiges Kohle- und Holzlager. Die Wege sind perfekt ausgebaut und asphaltiert und die Wegweiser sind genauso eindeutig und einfach zu finden.

In etwa zwei Stunden haben wir die nächste größere Stadt Thionville oder auf deutsch von Google als Diedenhofen benannt. Wir rollen durch die Innenstadt und lassen uns dann für eine Crêpe / Galette mit einer Karaffe Cidre in einem Hinterhof nieder. Das war gut und entspannend. Der Ausflug hat uns eine Stunde gekostet. Wir machen uns dann wieder auf den Weg. Weiterhin perfekter Ausbau des Weges entlang des Ufers mit viel Buschwerk und wenig Siedlungen, aber im Gegensatz zu gestern doch die ein oder andere Möglichkeit zur Einkehr, die wir ungenutzt lassen.

In Sierck-les-Bains gibt es eine eindrucksvolle Festungsanlage mit Blick auf die Mosel. Diese lassen wir links liegen und dann sind wir schon im Grenzort von Frankreich: Apach mit riesigen Gleisanlagen und marodem Bahnhof, dafür aber einem kleinen Eiffelturm. Grundsätzlich werden die Häuser Richtung Grenze immer grauer und weniger attraktiv. Weder die Bewohner von Apach werden von der Apache Software Foundation wissen, noch die Bewohner von Perl von der gleichnamigen Programmiersprache.

Nachdem wir am Ortsende von Apach nach Deutschland und damit Perl einreisen, biegen wir direkt auf der Brücke nach Schengen in Luxemburg ab. Im auch eher grauen Design des Schlosses von Schengen genießen wir einen Milchkaffee mit stilvoll goldenen Löffeln und schauen uns dann noch die Eigenwerbung zur Reisefreiheit in der EU an.

Interessant ist der „Schlossständer“, den sie hier aufgestellt haben, um das Bedürfnis, sein eigenes markiertes Schloss irgendwo aufzuhängen, zu befriedigen.

Dann geht es auf einem steilen Anstieg durch eine Baustelle zum sehr sympathischen Hotel Perler Hof. Es gibt noch einen schönen Barockgarten und der Saar-Hunsrück-Wanderweg startet genau dort. Sonst ist der Ort überschaubar. Wir haben allerdings 4 Versicherungsvertreter gezählt und einige Luxemburger scheinen die günstigeren Wohnverhältnisse zu nutzen.

Dem letzten Anstieg verdanken wir dann doch noch ein paar ernsthafte Höhenmeter, der Rest der 378 Höhenmeter sind kleine Brücken oder Messfehler. Insgesamt waren wir 73 km unterwegs.

Von Nancy nach Metz

Wie befürchtet ist der Himmel heute ziemlich bedeckt und auch der Fußboden im Innenhof verheißt nichts Gutes. Die Hitzewelle ist zu Ende oder pausiert. Das Frühstück im Hotel ist fantastisch und wir lassen uns Zeit, da die Wetter App Besserung verspricht.

Um 10h sitzen wir auf dem Rad und folgen dem Komoot Moselradweg aus der Stadt hinaus. Es tröpfelt nur ganz leicht und wir durchqueren auf gut asphaltierten Radwegen einige Industrieareale.

Alles läuft gut, bis wir in Custines ohne Böses zu ahnen vertrauensvoll dem Komoot Weg folgen. Es geht steil den Berg hinauf und kaum ist die Kuppe erreicht, endet der Asphalt. Es beginnt ein Schotterweg, der für Mountainbike ok aber für alles andere inakzeptabel ist. Leider kehren wir hier nicht um sondern folgen dem angezeigten Weg weiter und landen in Schotter, Sand und Morast bis wir wieder auf der Straße bzw. dann auch bald auf dem richtigen fein asphaltierten Radweg landen. Das Vertrauen zum Komoot Weg ist erschüttert und wir folgen fortan den offiziellen grünen Schildern auch wenn Komoot mal links oder rechts abbiegen will und der Garmin uns zwischenzeitlich den Weg nach Koblenz auf direktem Weg über Land navigieren möchte. Guter Rat: folgt der offiziellen Ausschilderung, die ist völlig ausreichend.

Der Weg führt nun durch ein unübersichtliches Gewässersystem über Dämme, kleine Brücken entlang verschiedener Kanäle und Schleusen. Immer wieder kommen ein paar Tropfen aber die große Regenmontur kann in den Taschen bleiben. Leider sind die Räder und Taschen aufgrund des Abstechers ziemlich verdreckt. Der Mosel-Radweg ist von Seitenarmen, kleinen Seen, Kanälen umgeben, oft geht es auf schmalen Dämmen durch die verschiedenen Gewässer. Kleine Anglerhütten oder Feriendomizile säumen oft den Weg. Ein paar Kilometer vor Metz bietet sich dann plötzlich der Ausblick auf eine abgebrochene Brücke. Diese erweist sich als Rest eines römischen Viadukts. Über 22 km teilweise unterirdisch, teilweise über etliche Kilometer über die Mosel hinweg, diente dieses beeindruckende Bauwerk der Wasserversorgung.

Gegen 15h erreichen wir Metz und das Hotel de la Cathedrale gegenüber der gelben Kathedrale ist schnell gefunden. Nachdem ich ja dieses Jahr schon einige großartige Kirchen gesehen habe, ist diese Kathedrale wieder ein besonderer Höhepunkt. Ganz besonders sind hier die unzähligen Fenster, 6500 qm Fensterfläche sind es. Laterne Gottes wird die Kirche deshalb genannt. Seltsame Legenden gibt es auch hier. Ein böser, greulicher Drache „Grauli“ trieb im 3. Jahrhundert sein Unwesen, bis ihn der heilige Clemens (auch hier wieder erste Bischof der Stadt) durch seine Stola besiegte und an die Kette legen konnte. So zu sehen in einer der unzähligen fantastischen Steinfiguren in den Eingangsportalen.

Die Altstadt ist letztlich eine riesige Fußgängerzone mit internationalen Ketten und auch originellen Geschäften oder Gebäuden wie beispielsweise der blaue Salon du Thé am sehr belebten Platz Saint Jacques. Auch die monumentale protestantische Kirche auf der Moselinsel direkt neben dem großen Oper- und Theater Areal macht sich gut hinter Brücken, Blumen und Bäumen.

Zum Abendessen bescheiden wir uns heute mit Pizza. Die nächtliche Beleuchtung der Kirchen ist äußerst eindrucksvoll, insbesondere die Spiegelung im Fluss. Das Wetter scheint zu halten. Kein Regen mehr in Metz.

Mit einer Distanz von 67 km und 391 Höhenmetern war das alles bei durchwachsenem Wetter mit ein bisschen Nieselregen gut zu bewältigen. Lediglich der Abstecher durch Schotter und Matsch war unnötig.

Nach Nancy

Nach einer extensiven Hitzeperiode mit ganz wenig Regen soll es jetzt ein bisschen kühler werden und wir hoffen, dass wir in der länger geplanten kleinen Mosel-Radtour nicht die länger ersehnte Feuchtigkeit erleben müssen. Mit dem Regionalzug von Heidelberg nach Karlsruhe, von dort im nächsten Regionalzug bis Appenweiher dort im Bahnhof mit null Infrastruktur ein Aufenthalt von 50 Minuten. Gut, dass wir die Räder haben und 5 Minuten in den Ortskern radeln können, um dort einen Milchkaffee zu trinken. Im völlig überfüllten Zug sind es dann noch 20 Minuten bis Straßburg.

Bis Kehl gilt das Baden-Württemberg Ticket. Von Kehl bis Straßburg sind dann noch 9,40 für zwei fällig um zu vermeiden, dass man die gesamte Strecke zum weit teueren regulären Preis fahren muss. Auch in Straßburg haben wir wieder genügend Aufenthalt um durch enge Sträßchen zum Münster zu radeln und und in einer kleinen Bäckerei eine elsässische Bretzel zu genießen. Im Bahnhof kann man Musik machen und die alten Gemäuer sind mit einer riesigen Glasfront umgeben.

Für den TER Zug, der in knapp 1,5 Stunden nach Nancy fährt sind dann noch einmal 34€ pro Person fällig und unser Rad wird nach französischer Manier mit dem Vorderrrad an einem Haken aufgehängt. Unser Hotel de Guise im Zentrum ist schnell gefunden und bezogen. Die Räder haben im Innenhof einen trockenen sicheren Platz.

Das Zimmer ist groß und behindertengerecht im Erdgeschoss und die Entfernung zur ersten Attraktion einer zum Museum umgestalteten Kirche (Église de Cordeliers) ist kaum 100 Meter entfernt und enthält eine riesige Auswahl von Skulpturen und Reliefen.

Am Museum vorbei erreichen wir durch die mit Bars und Restaurants belebten Gassen den Platz Stanislaw mit vergoldeten Toren und sensationellen Brunnen. Unzählige Restaurants und Bars haben ausreichend Gäste, dass sich der Betrieb zu lohnen scheint. Damit ist die Stadt nicht nur mit Sehenswürdigkeiten gespickt sondern auch voller Leben und Aktivität. In einer Bar, die eher von Jugendlichen frequentiert ist, gibt es es gutes lokales Bier und wir suchen ein gut bewertetes Restaurant, die Brasserie Saint-Georges.

Wir freuen uns, dass unsere Erwartungen bestätigt werden. ein ganz ausgezeichnetes Faux Filet mit Gemüse ist auf einem Niveau, wo sich im Heidelberger Umfeld nur wenig adäquates findet. Die Aufmerksamkeit der Restaurant-Mitarbeiter und ihre Freundlichkeit ist auch weit über Durchschnitt. Abgerundet wird das Erlebnis durch eine kleine exklusive Ausstellung von Portrait Gemälden.

Die 1,5 km vom Bahnhof zum Hotel, die kleinen Ausflüge in Appenweiher und Straßburg mit den Rädern zählen nicht wirklich und so gibt es heute auf der Karte nur ca. 4,5 km, die wir Nancy zu Fuß durchschlendert haben.