Von Lorient nach Quiberon

Nachdem wir in unserem Rex Hotel auch noch ein vorzügliches Frühstück genießen konnten, sind wir wieder um 10h losgekommen. Der Hotelier war sehr freundlich und meinte, als ich das schöne große Zimmer gelobt habe, dass dies sein bestes Zimmer sei, also ein Upgrade. Komoot meinte uns über eine ganze Reihe von kleinen Fährpassagen führen zu dürfen und durch weitere Wege fernab vom Verkehr, was mich angesichts der gestrigen Erfahrungen nicht so richtig begeistert hat. Ich habe Komoot dann dadurch überlistet, dass ich statt „Fahrrad“ als Sportgerät „Rennrad“ angegeben habe.

Nun müssen wir statt über Fähren über einige (drei) Brücken fahren, die auch alle einen schönen kleinen Radweg haben, aber die Straßen dahin und davon weg sind dann eben alternativlos und auf den Teilstücken in der Mitte ist dann statt Radweg die Straße gemeinsam mit recht vielen Autos zu nutzen.

Bis Erdeven geht das so und es geht eigentlich ganz gut. Wir kommen mit Rekordgeschwindigkeit voran. In Plouhinec wird die Kirche angestrahlt und rundherum gibt es auf einmal alles, von Boulangeries über Épiceries bis hin zu Cafés ist alles da. Aber wir sind gerade mal eine Stunde unterwegs.

In Erdeven machen wir dann aber doch eine Pause, obwohl es noch nicht einmal 12h ist. Das Café mit Laden und Bäckerei und die Tische davor sehen einfach zu einladend aus. Wir folgen ab hier nun doch dem angezeigten Raweg nach Quiberon und kommen über die üblichen glatten Kieswegchen gut voran, unter anderem an einem Hinkelstein (Menhir) mitten im Wald vorbei und machen dann noch einen Abstecher vor zum Strand über die riesige Düne.

Hier ist nun wirklich weißer Strand, blauer Himmel, allerdings mit einem kühlen Wind. Etwa 23 Grad ist es.

Weiter auf dem Radweg kommen wir an „Freilichtmuseen“ vorbei. Das sind die deutschen Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg, die hier besichtigt werden können. In der Düne steht weithin sichtbar ein riesiger Turm.

In Saint-Pierre-Quiberon kommen wir dann schon um 14h an. Freundlicherweise dürfen wir unser Hotelzimmer, diesmal ein ziemlich kleines, gleich beziehen. Damit rüsten wir unser Gepäck um und fahren mit leichten Sachen weiter die Halbinsel bis Quiberon runter und laufen ein Stück des Rundwegs rund um die Spitze. In Quiberon selbst gibt es natürlich auch einen Riesentrubel.

Nahe bei unserem Hotel in Saint-Pierre ist ein Menhir-Feld und ein Strand, in 150 Meter Entfernung. So kommen wir nach dem Rundweg zur Halbinselspitze erstmalig zum Baden im Atlantik und schaffen es tatsächlich in das Wasser hinein. Der sanft abfallende Strand macht es einem dabei leicht, da man einfach zügig hinein laufen kann.

In der auf Google mit 4.9 bewerteten Canaille gibt es spezielle Kompositionen, nicht billig aber sehr gut und im Pub Kraken Livemusik im Country Rock Stil (und Bier).

Bis Saint-Pierre-Quiberon waren es 45 km und dann noch einmal 17 km mit leichtem Gepäck, die Höhenmeter summierten sich auf kaum spürbare 300 Meter insgesamt. Der Wind blies selten, nur an der Spitze der Halbinsel war er stärker zu spüren und die Temperaturen schwankten im Bereich von 22-25 Grad.

Von Quimper nach Lorient

Da wir in Quimper im Selbstversorgerappartement sind, hatten wir gestern schon etwas Käse geholt und ich laufe zur Boulangerie. Nach dem Frühstück und nachdem wir das Airbnb Appartement in ordentlichem Zustand hinterlassen haben und ich mein Rad aus dem zweiten Stock wieder runter getragen habe, sind wir um 10h los.

Zunächst die üblichen Irrungen und Wirrungen bis wir endlich den Weg aus der Stadt gefunden haben. Komoot findet eigentlich im Großen und Ganzen ganz gute Strecken, aber manchmal würde ich demjenigen, der die Algorithmen verantwortet, gerne an die Gurgel gehen. Man fährt auf einer gelben Straße mit Radspur, dann will er auf einmal rechts über einen hohen Berg, um ein paar hundert Meter weiter wieder auf der gleichen Straße raus zu kommen. Diese erste Finte konnte ich abwehren, indem ich einfach geblieben bin.

Bis es wieder ans Meer geht, sind die Wege wellig, aber nicht zu steil. Das erste Foto mach ich bei Forêt-Fouesnant über die grüne Bucht bei Ebbe. Nach Concarneau müssen wir nochmal über einen steilen Bergrücken rüber und lassen uns dann entlang der Uferstrasse viel Zeit.

Im Café de L’Atlantic mit Blick auf Hafen und Befestigungsanlage auf der Insel in der Bucht machen wir unsere erste Pause und tanken alles wieder auf.

Komoot meldet, dass wir nun über die Brücke auf die „La Ville Close“ sollen, der Weg außen rum um den Hafen ist zwar nicht weit, aber warum nicht, könnte ja ganz interessant sein. Radfahren in der Sommerzeit ist nicht erlaubt und wir schieben und es ist tatsächlich nochmal einiges an Geschäften und Gastronomie geboten, geht halt langsam voran. Auf der andern Seite geht es wieder raus, da gibt es aber keine Brücke, sondern nur eine kleine Fähre. Immer nur zwei Räder dürfen mitgenommen werden, wir sind die ersten also das klappt. Das kostet zwar nur einen Euro pro Person, zieht sich aber eine ganze Zeit.

Nach ein paar Bildern von Fort und Hafen geht es dann über kleine Straßen weiter, dann über die bekannten „voies vertes“, aber irgendwann landen wir auf völlig wildem Schotter, dann mitten durch den Wald, dann verpassen wir einen Abzweig über irgendeinen Acker und landen mitten im grünen Wald. Nachdem wir das anvisierte weiße Sträßchen erreicht haben, kontrollieren wir unsere Reifen auf Dornen. Eigentlich wäre die gleiche Stelle auch über eine gelbe Straße erreichbar gewesen. Das hat so weder signifikant Strecke abgekürzt, noch Geschwindigkeit gebracht. Eher Kraft gekostet und Material belastet (wie sich später rausstellt). Beim nächsten Schotterweg weigere ich mich, da es eine kleine weiße Straße gibt, die fast an die gleiche Stelle führt.

Während wir da gemütlich runterrollen, macht mich ein Vogelgeräusch nervös, was immer schneller wird, je schneller sich meine Räder drehen. Unten auf der gelben D-Straße schau ich erstmal, ob es vielleicht doch kein Vogel ist. Siehe da: eine Speiche ist gebrochen. Die Folge von Schotterstrecken mit schweren Radtaschen. Google weiß Hilfe. In wenigen Kilometern gibt es einen Radhändler, der auch repariert. Wir erreichen ihn wenige Minuten später, Tür geschlossen, mit Handschrift steht auf dem Schild an der Tür: „jeudi et dimanche l‘apres-midi fermé“. Also fahren wir weiter vorsichtig und nur noch auf Straßen ohne Schotter nach Lorient. Das ist immerhin noch 20 km und eine gute Stunde gewesen, bis wir über gelbe (ziemlich befahrene) und weiße Straßen in Lorient ankommen. In der Haupteingangsstraße gibt es einen großen Radladen. Der repariert auch, aber leider nur auf Termin. Vielleicht ist in den nächsten Tagen was frei. Ein paar hundert Meter später kommt Decathlon und ich erinnere mich, dass die auch einen Service haben und siehe da: ein freundlicher junger Mann schaut sich das Rad an und stellt fest, dass eigentlich nur der Speichenkopf gebrochen ist, Speiche intakt und damit nur der Kopf getauscht werden muss. In zwanzig Minuten ist das Rad wieder ganz, aufgepumpt und die Kette geschmiert.

Wenige Kilometer später erreichen wir dann auch unser Hotel, der Wirt ist sehr nett, obwohl er keine Zeit hat und sich gerade irgendwo um seine Kinder kümmern muss. Unsere Räder kommen in den Hof und er erklärt uns, dass es seit dem zweiten Weltkrieg keine Altstadt mehr gibt. Das war ein wichtiger Hafen für deutsche U-Boote mit riesigen Bunkeranlagen und die Briten haben dann alles platt gemacht.

Im Spaziergang durchs Stadtzentrum sehen wir dann auch eine moderne Betonkirche, Fußgängerzone, einen Hafen mit vielen Seglern und kommen schließlich am Ziel an, dem „La Club Bulot“. Da gibt es Meeresfrüchte und auch ohne Reservierung bekommen wir freundlicherweise noch zwei Plätze.

So ist es ein langer Tag geworden mit 77 km und 750 Höhenmetern bei bewölktem Himmel mit Temperaturen um die 25 Grad. Gerade als wir das Hotel zur Erkundung von Lorient verlassen wollten, begann es zu regnen, so dass wir noch schnell die Regenjacken holen konnten. In einer sehr belebten Bargegend lassen wir den Tag mit Cidre und IPA ausklingen und hoffen auf besseres Wetter.