Von Angers nach Saumur

Im Chambres Mathilde war Frühstück inklusive und entsprechend des Stils seines Hauses gibt es das auf edlem Porzellan und mit Silberbesteck inklusive silberner Messerbänkchen. Mit Marmelade und gesalzener Butter muss man zufrieden sein, aber wir haben noch ein paar Käsereste dabei.

Während wir uns fertig machen, verheißt der Himmel nichts Gutes. Und schon bald regnet es. Ich ziehe meine Regenjacke an, aber als wir aus dem Haus kommen, ist wieder Schluß. So bleibt es dann auch. Einmal kamen noch ein paar Tropfen und oft war die Straße nass.

Die ersten 20 km sind wir weit von der Loire entfernt und fahren in fantasievollem Zick Zack raus aus der Stadt und als erstes durch ein zum Erholungsgebiet umgewidmetes Schieferabbaugebiet des berühmten Schiefers von Angers.

Der Radweg führt über ein Kanalsystem, welches über eine kleine Selbstbedienungsfähre überquert werden soll. Das geht leider schief. Trotz äußerster Anstrengung lässt sich die Fähre nicht an unser Ufer ziehen. Auf dem letzten Meter blockiert was und auf der Gegenseite ist erkennbar, dass sich die Kette verhakt hat. Das erfordert ein paar Kilometer Umweg.

In Saint-Mathurin erreichen wir wieder die Loire und machen eine Pause mit Blick auf die Brücke. Auf der andern Seite in Saint-Rémy ist dann eine alte besichtigbare Kirche mit Priorei. Der Weg führt teilweise recht weit weg vom Fluss, was zur Folge hat, dass es hügelig wird, mit Auswirkungen auf die Höhenmeterstatistik. Sonst ist da wieder einsame Landwirtschaft. Die Sonnenblumen, die noch vor drei Wochen erwartungsvoll in die Sonne blickten, lassen reif die Köpfe hängen und warten auf die Ernte.

In Saumur angekommen, müssen wir uns ein bisschen mit dem Rad die Zeit vertreiben. Die Rezeption im “Rive Gauche” ist leider erst ab 16h besetzt. Die Zeit verbringen wir mit Croque Monsieur, in der uns lieb gewonnenen Fast Food Boulangerie “La Mie Caline” und ein bisschen rumrollen durch die Altstadt.

Im Hotel können wir unsere Räder im geschlossenen Restaurant parken. Wir steuern zielstrebig das Schloss an, um da mit 2×8,50€ die Zeit nutzen zu können. Es gibt eine Tolkien Ausstellung (50. Todesjahr), viel Porzellan und ein Pferdemuseum. Steigbügel, Trensen, Zaumzeug, Sättel, … alles ganz interessant, aber eben doch nicht so interessant, dass man sich jedes Detail anschauen möchte.

Auf dem Weg durchqueren wir die Altstadt mit vielen Plätzen und Bars. Das beste am 50 Meter höher liegenden Schloss sind die Panoramen auf den Fluss. Flussaufwärts ist Sonne und abwärts drängen schon wieder Wolken nach.

Nachdem wir zuletzt noch die Brücke überqueren, ergeben sich dann allerdings die besten Bilder auf Schloss, Fluss, Brücken.

Heute sind wir mit Umweg dann 56 km unterwegs gewesen, mit immerhin 280 Höhenmetern. Der Wind war heute deutlich stärker und glücklicherweise meistens wieder von hinten.

Von Ancenis nach Angers

Nach dem Frühsport für Rücken und Schulter begann der Tag heute mit einem sehr guten Frühstück in angenehmer Umgebung im sonst geschlossenen Restaurant. Das wird mangels Personal nur noch für Hochzeiten genutzt. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, müssen wir unsere Räder aus der nahegelegenen Garage holen. Kaum biegen wir auf die Straße ein, beginnt es zu tröpfeln. Ich ziehe meine Regenjacke an, aber nach wenigen Minuten ist es trocken und wird schnell zu warm. Diese Übung haben wir heute noch 2-3 Mal wiederholt. Aber bis auf kurze Sprühschauer hat das Wetter trotz dicker Wolkendecke ganz gut gehalten.

Auf der Mischung aus Radwegen mit feinem Kies, manchmal ein paar Steinen, zwischendrin kurze heftige Kopfsteinpflasterpassagen, aber insgesamt sehr guten und sehr gut ausgezeichneten Wegen, kommen wir nach Le Fresne sur Loire mit einem kleinen Schloss. An der Brücke machen wir auf einen Milchkaffee Pause in einem kleinen Cafe mit guter Jazzmusik. Wir wechseln die Loire-Seite und kommen durch Montjean-sur-Loire. Da gibt es einen Campingplatz und es ist eine ganze Menge los. Interessant sind verschiedene Statuen, die aus massivem gebogenem Metall hergestellt sind, was aber erst von relativ nah erkannt werden kann. Über die Île de Chalonnes fahren wir weiter, bis wir wieder auf die linke Seite rüber kommen.

In Savennières machen wir noch einmal in einem kleinen Bistro mit großem Garten Pause, bekommen leckeres Rillettes-Poisson und wieder ganz gute Musik, diesmal aus der Box, die der Wirt, der den Garten alleine bewirtschaftet, ausgelegt hat. Bei Bouchemaine verlassen wir, ohne es zu bemerken, die Loire und folgen der Maine. Vorher kommen wir noch an einer Landmarke, dem „La Pierre Bécherelle“ vorbei. Er wurde wohl etwas abgebaut, da man Material für die Eisenbahn gebraucht hat, aber ist immer noch beeindruckend hoch.

Der Radweg an der Maine ist eingefasst in eine dichte Baumallee und dazwischen ist dann immerhin noch Platz für einen ordentlichen gepflasterten Streifen. Irgendwann kommt auch links Wasser, alles voller Schwäne. An einer Aussichtsterasse öffnet sich der Blick zum „Lac de Maine“, auch hier alles voller Schwäne und auf dem See Surfer und Segelboote. Das letzte Stück fahren wir durch den „Parc de Balzac“, wo sich dann ein sensationeller Blick auf das Schloss von Angers öffnet.

Nachdem wir uns in unserem Gästehaus „Les Chambres de Mathilde“ eingerichtet haben, brechen wir zum Spaziergang in die Stadt auf. Das erste Ziel ist die Kathedrale, die wir durch eine ganz angenehme Fußgängerzone erreichen. Leider wird ziemlich viel restauriert. Das Portal ist nicht zu sehen und das Rosettenglasfenster aus dem 13. Jahrhundert auch nicht.

Das was zu sehen ist, ist allerdings hinreichend imposant und lässt sich auch wesentlich länger besichtigen. Wir gehen kurz die Treppe zur Loire runter und suchen dann das Schloss.

Dort angekommen stellen wir fest, dass es nur noch eine Stunde auf hat und trotzdem noch 9,50€ pro Person kostet. Machen wir halt und es lohnt sich. Es gibt schon einiges zu sehen.

Einerseits der Blick auf die und von der Stadtmauer und darüberhinaus ist natürlich die besondere Attraktion der „Apokalypse Wandteppich“, das längste je gewebte Stück Stoff, welches die Visionen der Apokalypse des Johannes in gewebten Bildern abbildet.

Später schlendern wir durch die Fußgängerzone vorbei an vielen belebten Bars. Diesmal wird es wieder ein italienisches Restaurant in der Innenstadt.

Mittlerweile ist es richtig warm geworden. Der Himmel ist blau. Heute sind wir 63 km bei flachen 175 Höhenmetern geradelt und froh, dass es nur ein ganz klein bisschen geregnet hat.