Von Ancenis nach Angers

Nach dem Frühsport für Rücken und Schulter begann der Tag heute mit einem sehr guten Frühstück in angenehmer Umgebung im sonst geschlossenen Restaurant. Das wird mangels Personal nur noch für Hochzeiten genutzt. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, müssen wir unsere Räder aus der nahegelegenen Garage holen. Kaum biegen wir auf die Straße ein, beginnt es zu tröpfeln. Ich ziehe meine Regenjacke an, aber nach wenigen Minuten ist es trocken und wird schnell zu warm. Diese Übung haben wir heute noch 2-3 Mal wiederholt. Aber bis auf kurze Sprühschauer hat das Wetter trotz dicker Wolkendecke ganz gut gehalten.

Auf der Mischung aus Radwegen mit feinem Kies, manchmal ein paar Steinen, zwischendrin kurze heftige Kopfsteinpflasterpassagen, aber insgesamt sehr guten und sehr gut ausgezeichneten Wegen, kommen wir nach Le Fresne sur Loire mit einem kleinen Schloss. An der Brücke machen wir auf einen Milchkaffee Pause in einem kleinen Cafe mit guter Jazzmusik. Wir wechseln die Loire-Seite und kommen durch Montjean-sur-Loire. Da gibt es einen Campingplatz und es ist eine ganze Menge los. Interessant sind verschiedene Statuen, die aus massivem gebogenem Metall hergestellt sind, was aber erst von relativ nah erkannt werden kann. Über die Île de Chalonnes fahren wir weiter, bis wir wieder auf die linke Seite rüber kommen.

In Savennières machen wir noch einmal in einem kleinen Bistro mit großem Garten Pause, bekommen leckeres Rillettes-Poisson und wieder ganz gute Musik, diesmal aus der Box, die der Wirt, der den Garten alleine bewirtschaftet, ausgelegt hat. Bei Bouchemaine verlassen wir, ohne es zu bemerken, die Loire und folgen der Maine. Vorher kommen wir noch an einer Landmarke, dem „La Pierre Bécherelle“ vorbei. Er wurde wohl etwas abgebaut, da man Material für die Eisenbahn gebraucht hat, aber ist immer noch beeindruckend hoch.

Der Radweg an der Maine ist eingefasst in eine dichte Baumallee und dazwischen ist dann immerhin noch Platz für einen ordentlichen gepflasterten Streifen. Irgendwann kommt auch links Wasser, alles voller Schwäne. An einer Aussichtsterasse öffnet sich der Blick zum „Lac de Maine“, auch hier alles voller Schwäne und auf dem See Surfer und Segelboote. Das letzte Stück fahren wir durch den „Parc de Balzac“, wo sich dann ein sensationeller Blick auf das Schloss von Angers öffnet.

Nachdem wir uns in unserem Gästehaus „Les Chambres de Mathilde“ eingerichtet haben, brechen wir zum Spaziergang in die Stadt auf. Das erste Ziel ist die Kathedrale, die wir durch eine ganz angenehme Fußgängerzone erreichen. Leider wird ziemlich viel restauriert. Das Portal ist nicht zu sehen und das Rosettenglasfenster aus dem 13. Jahrhundert auch nicht.

Das was zu sehen ist, ist allerdings hinreichend imposant und lässt sich auch wesentlich länger besichtigen. Wir gehen kurz die Treppe zur Loire runter und suchen dann das Schloss.

Dort angekommen stellen wir fest, dass es nur noch eine Stunde auf hat und trotzdem noch 9,50€ pro Person kostet. Machen wir halt und es lohnt sich. Es gibt schon einiges zu sehen.

Einerseits der Blick auf die und von der Stadtmauer und darüberhinaus ist natürlich die besondere Attraktion der „Apokalypse Wandteppich“, das längste je gewebte Stück Stoff, welches die Visionen der Apokalypse des Johannes in gewebten Bildern abbildet.

Später schlendern wir durch die Fußgängerzone vorbei an vielen belebten Bars. Diesmal wird es wieder ein italienisches Restaurant in der Innenstadt.

Mittlerweile ist es richtig warm geworden. Der Himmel ist blau. Heute sind wir 63 km bei flachen 175 Höhenmetern geradelt und froh, dass es nur ein ganz klein bisschen geregnet hat.

Von Nantes nach Ancenis

In unserem kleinen Appartement „L‘Atelier Graslin“ frühstücken wir zunächst. Das Appartement im Erdgeschoss wurde auf ziemlich phantasievolle Weise renoviert, was zwar funktional und von der Einrichtung super passt, auch für unsere Räder gab es eine Ecke, aber die Waschbecken, Dusche und Toilette waren winzig.

Als erstes besuchen wir einen Radladen mit lauter edlen Rädern und einer Bar, bei dem wir gestern ein paar Schutzbleche entdeckt hatten, die vielleicht bei mir passen würden. Das Fahren bei Regen im Matsch ist ohne Schutzbleche doch eine ziemliche Sauerei. Er hat zwar welche, aber die passen nur für noch schmalere Räder bis 28mm Breite und ich fahre ja aktuell 32mm. Der freundliche Mann im Radladen hat mir noch ganz viel erklärt, aber leider habe ich nur wenig verstanden. Also geht es dann doch ohne weiter auf den relativ kurzen Weg nach Ancenis. Aus Nantes führen uns richtig große und gut asphaltierte, toll in den Verkehrsfluss integrierte Radwege aus der Stadt hinaus.

Ein letzter Blick auf die letzte Brücke von Nantes mit Radweg. Die tollen Radwege gehen noch lange so weiter. Irgendwann habe ich gerätselt, warum der Tourenvorschlag von Google so unterschiedlich gegenüber dem von Komoot war und vermute, dass die „Single-Trails“ vor Oudon durch die uns Komoot auf der linken Loire Seite (aus der Perspektive unserer Fahrtrichtung) führt, nicht bei Google-Maps im Plan sind. In Oudon machen wir eine kurze Pause und schauen uns das Schloss von außen an.

Eigentlich wäre die Strecke völlig flach, aber wir bauen ein paar Schwierigkeiten ein. Vom Komoot-Weg abweichend wechseln wir die Loire Seite und steuern den Panoramapunkt in Orée d’Anjou an und müssen ca. 50 Meter aufwärts klettern. Schon auf der Brücke bietet sich ein super Blick auf den Fluss. Oben angekommen werden wir mit diesem großartigen Panorama belohnt.

Wir bleiben auf der andern Loire Seite und fahren für die letzten 10 km auf kleinen Sträßchen, obwohl uns mein Mobiltelefon, diesmal von Google-Maps kommandiert, immer wieder auf grobe Schotterpisten führen will. Dabei sind die Straßen kaum befahren.

Trotzdem wir uns viel Zeit gelassen haben, sind wir bereits um 15h am Hotel und können auch gleich vorzeitig unser Zimmer beziehen. Diesmal ein schönes modernes Doppelzimmer mit einer eingebauten Küchenzeile. Unsere Räder finden in einem abgeschlossenen Käfig in der Tiefgarage Platz. Die ganze Fahrt über konnten unsere Regenklamotten in den Packtaschen bleiben. Kurz nachdem wir nun zu einem ersten Rundgang starten, beginnt es leicht zu tröpfeln. Nachdem wir ein paar Sachen geholt haben und wieder im Zimmer sind, regnet es richtig. Das Schloss passieren wir durch den Schlossgarten, es ist jetzt nicht gerade eine Wucht, eher runter gekommen, soll aber schöne Ausstellungen beherbergen.

Später kehren wir beim „La Table du Pêcheur“ ein und bekommen hervorragende Muscheln und Fisch. Danach ist die Sonne wieder da und wir können noch einmal die überschaubaren Sehenswürdigkeiten abgehen. Insbesondere der Dolmen aus der Jungsteinzeit am Ortsrand zur Hälfte im Teich versunken und die Brücke, über die wir gekommen sind, präsentieren sich im Abendlicht. Das Verteidigungssystem des Schlosses mit zwei massiven Türmen, die tief in den Grund eingemauert sind, gibt dem Schloss noch einmal eine interessante Note.

Ancenis ist sicher keine große Attraktion, aber gerade deshalb auch wieder ein sympathisch unaufgeregtes kleines Städtchen mit guter Infrastruktur und eine gute Zwischenstation.

42 km sind es geworden, die 179 Höhenmetern war nur am Anstieg zum Panoramaaussichtspunkt spürbar. Das Wetter war ideal. Leichte Bewölkung, 22 Grad und ein leichter Wind, der uns wieder meistens freundlich gesonnen war.