Von Chemnitz nach Hof

Nach langen 111 Kilometern und zermürbenden 1660 Höhenmetern habe ich Sachsen heute hinter mir gelassen und bin in Hof in Bayern/Franken angekommen.

Diesmal habe ich mir mit Komoot eine Tour erstellt und an den Garmin übertragen. Das hat relativ gut funktioniert aber der Anteil auf der nervigen B173 war zu viel. Kurz vor Zwickau geht es auf kleinere Straßen, da wird es zu einer richtigen Radtour, aber ca. 8 km vor Plauen ist dann schon wieder Schluß damit. Ab und zu ist mal ein Radweg eingerichtet aber meist klebt man am Rand und die anderen müssen überholen.

Eindrücke von der Strecke

In Plauen sind es schon fast 80 km, da mach ich Pause und ein paar Fotos. Alles ziemlich leergefegt, Cafés und Konditoreien sind zu, kein Kuchen, kein Kaffee. So serviert mir ein sehr netter Sachse in der Irish Pub Corner mitten auf dem Platz ein alkoholfreies Bier und eine Bratwurst mit extra Portion Senf.

Plauen

Die Erkenntnis der Vortage, überall Ruinen, bestätigt sich auch auf dieser Fahrt. Damit könnte man ein dickes Fotobuch füllen, würde man jedes verlassene Objekt knipsen. Manche Häuser sind sogar direkt in Plauen nahe am Zentrum.

Verlassene Objekte

Das Vogtland ist auf jeden Fall wellig. Kaum ein Anstieg über 150 Höhenmeter aber es geht andauernd auf und ab und teilweise ziemlich steil.

Die letzten Meter nach Hof hinein geht es wieder über verwunschene kleine Wege. In Hof ist das Hotel Central gebucht und auf dem Spaziergang durch die Stadt finde ich das Restaurant Karoline, ein echter Geheimtipp. Schon lange nicht mehr so gut im Restaurant gegessen.

Hof

Natürlich gibt es Schönes zu fotografieren aber die Fußgängerzone macht einen äußerst durchwachsenen Eindruck. Ein paar gute Geschäfte sind dabei aber extrem viel steht frei. Viele Billigläden ergänzen Döners und Spielhallen. Drastische Muster von Stilbruch finden sich an einigen Häusern. Das sieht nicht nach einer guten Entwicklung aus. Es ist aber alles sehr entspannt und es gibt erfreulicher Weise wieder Biergärten, so dass ich in einem davon diesen Bericht verfassen kann.

Von Dresden nach Chemnitz

Heute bin ich die Rückreise per Fahrrad angetreten. Das Ziel ist es in fünf Tagen von Dresden nach Heidelberg zu kommen und dabei interessante Orte zu passieren. Mein erstes Etappenziel ist Chemnitz (von 1953 bis 1990 Karl Marx Stadt).

Bis Freital hat die per Garmin gewählte Route sehr schön geklappt. Durchweg über Radwege führte der Weg über Dresdner Neustadt Bahnhof bis nach Freital. Dort bin ich leider ein falsches Tal hoch gefahren und habe es erst nach ca. 3 Kilometern gemerkt, also wieder zurück. Bis Tharandt (Burgruine) war der Weg auch in Ordnung aber ab da wurde es ziemlich anstrengend. Meist zweispurig mit ziemlich starkem Verkehr hat keinen Spaß gemacht. Man kommt zwar an interessanten oder idyllischen Örtchen vorbei aber ein LKW oder PKW nach dem anderen, die hinter einem verlangsamen um dann überholen zu können ist nervenaufreibend.

In Grillenburg gab es ein schönes Schlösschen mit See, wo irgendein August sich auf Kosten seiner Untertanen die Grillen (Sorgen) vertrieben hat und mehrfach reklamieren Ortschaften, daß man jetzt in der Mitte von Sachsen wäre.

Nach Freiberg

In Freiberg habe ich nur kurz gerastet. Macht auf den ersten Blick einen beschaulichen Eindruck mit schöner Altstadt. Ab da wird die Strecke angenehmer. Es geht über hügeliges Land, viele Felder und kleine Straßen. Es ist immer noch eine ganze Menge Verkehr. In einem kleinen Laden in Frankenstein gibt es Streuselkuchen und Kaffee. Von der vorbereiteten Garmin Route weiche ich relativ häufig zu Gunsten der Komoot Route ab. In Summe ist es kräfteraubend, sehr viel steiles hoch und runter.

Was mir auf verschiedenen Touren ja schon aufgefallen war, der optische Eindruck des Verfalls, verfestigt sich weiter. Manche Anwesen sind in einem tollen Zustand, manche sind im klassisch grauen Putz und sehr viele Häuser oder auch Industrieanlagen sind vollständig aufgegeben und verfallen vollständig. Blühende Landschaften sehen anders aus. Aber dafür wird überall irgendwas neues gebaut.

Verfall und Neuaufbau

Nach Chemnitz hin wird es immer dunkler aber es hält erfreulicher Weise. Ich buche ein Hotel in der Innenstadt und kaum bin ich im Zimmer kommen die Regenschauer.

Chemnitz

In Chemnitz gibt es in der Innenstadt ein paar schöne Bilder und natürlich das monumentale Karl Marx Denkmal, ein riesiger Kopf. An seinem Fuß und im Park sind einige Flüchtlinge und freuen sich wenn sie mit aufs Bild kommen. Im Restaurant Tillmanns gibt’s Marxstädter Bier und 5€ Rabattgutschein vom Hotel und einen Begrüßungssekt obendrein.

Nachtrag: die Tour war übrigens 85 Kilometer lang und hatte gute 1000 Höhenmeter. Abends gab’s noch ein Event im Park vor meinem bunt beleuchteten Hotel. Comedians hatten kurze Auftritte, teilweise ziemlich witzig. Im mäßig besuchten Park saßen die Zuschauer in abgezirkelten Kreidekreisen.

Der Park vorm Hotel

Das Frühstück im Hotel Biendo war vorbildlich, das Zimmer groß und sauber und der Himmel ist blau. Deshalb nochmal die gleichen Bilder mit blauem Himmel und einer grünen Chemnitz.